S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.02.2020 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft bei einstelligen Höchsttemperaturen. In den Alpen zweitweise
markanter Schneefall. Zum Wochenende Sturm nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 07.03.2020

Der meteorologische Frühling steht mit dem morgigen Sonntag, dem 1. März, ins
Haus. Nach dem im Prinzip ausgefallenen Winter kann man sich nun die Frage
stellen, ob der Winter noch Nachholbedarf hat oder ob ein stabiles Frühlingshoch
die ersten Frühlingsgefühle erwachen lässt. Ein erster Blick in die Mittelfrist
verrät aber schnell, dass weder die einen, noch die anderen in den Genuss ihres
favorisierten Wetters kommen werden. Vielmehr wird eine unausgegorene Mischung
aus Trog-Keil-Mustern unser Wetter bestimmen, womit es wechselhaft bleibt und
die meist einstelligen Höchsttemperaturen nicht für Winter- oder Frühlingswetter
taugen.

Wie auch immer liegt zum Beginn der Mittelfrist am kommenden Dienstag ein
breiter Langwellentrog über dem Nordostatlantik, der seine Fühler durch einen
langgestreckten Randtrog über die Nordsee und das zentrale Mittelmeer bis nach
Tunesien ausstreckt. Auf der Vorderseite dieses stark amplifizierten Randtrogs
ist ein Tiefdrucksystem zu finden, dass mit Kernen über Polen und Italien
ausgestattet ist und den Osten und Südosten Deutschlands mit seinen Ausläufern
touchiert.

Am Mittwoch zeigt sich der Randtrog progressiv, wird aber durch eine weitere von
den Britischen Inseln kommenden Kurzwelle regeneriert. Dadurch nimmt seine
Wellenlänge zu. Im Zuge dessen zieht das Polentief nach Mittelschweden und das
Italientief zum Balkan weiter. Mit einem flachen Rücken über Frankreich kann
sich allerdings auch ein Keil des Azorenhochs in den Süden Deutschlands
schieben.

Auch am Donnerstag wird unseren Randtrog durch eine weitere von Frankreich
hereinlaufende Kurzwelle regeneriert, sodass der süddeutsche Bodenkeil sogar
etwas zurückweichen muss.

Am Freitag spielt das Wetter dann erneut die
„Täglich-grüßt-das-Murmeltier“-Karte aus und schickt zum dritten Mal einen
Randtrog, diesmal von der Nordsee her, zur Regenerierung unseres Troges. Nach
Süden hin fasst jedoch der Azorenhochkeil wieder stärker Fuß. Am
Freitagnachmittag erreichen uns aber auch schon die Ausläufer eines mit dem
neuen Randtrog verbundenen Tiefs mit Schwerpunkt östlich von Island.

Am Samstag zieht unser Randtrog zwar ab und damit auch die Ausläufer des Tiefs,
das östlich von Island ins Nordmeer weiterwandert. Tatsächlich folgt dem
Randtrog sogar ein Rücken, der sich bis nach Südnorwegen aufwölbt. Mit einem
neuen Trog über dem Nordostatlantik, der mit einem neuen Tief südlich von Island
gekoppelt ist, erreichen uns im Tagesverlauf neue Tiefausläufer. Mit der
Warmfront dieses Tiefs wird die zuvor meist recht kühle Meeresluft mit T850 hPa
von 0 bis -6 Grad durch mildere Meeresluft mit T850 hPa von 1 bis 7 Grad
ersetzt.

In der erweiterten Mittelfrist zieht das neue Tief zu den Britischen Inseln
weiter und Deutschland gelangt in den Warmsektor in eine milde südwestliche
Strömung mit T850 hPa von 4 bis 10 Grad. In der Nacht zum Montag überquert uns
dann die Kaltfront, womit die Temperaturen wieder deutlich zurückgehen. Bereits
am Dienstag könnte das nächste Tief mit erneut milderer Luft folgen. Es wäre die
Rückkehr zur altbekannten Westwetterdrift.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Vergleicht man den heutigen 0 UTC-Lauf des EZMW mit dem gestrigen 0 UTC-Lauf, so
lässt sich bis zum Samstag eine ganz ordentliche Kongruenz feststellen. Ab
Sonntag, und damit schon in der erweiterten Mittelfrist, laufen die Lösungen
deutlicher auseinander. So wurde das Tiefgeschehen anders und teils stärker
simuliert, mit der Option für Sturm. Zwar ist der Gradient auch im neuen Lauf
kräftig, aber zahmer als noch im gestrigen 0 UTC-Lauf. Vergleicht man den
heutigen 0 UTC-Lauf dagegen mit dem gestrigen 12 UTC-Lauf, so gibt es bereits ab
Freitag größere Unterschiede. Beim gestrigen 12 UTC-Lauf war am Freitag ein Tief
über Frankreich zu sehen, das abends nach Deutschland zog, um am Samstag in die
Ostsee weiter zu wandern. Dieses Szenario wurde mit dem neuesten Lauf verworfen.
Das am Sonntag nachfolgende Tief wird in unterschiedlicher räumlicher Ausprägung
dann aber wieder von beiden Modellen gebracht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON ist auf Linie des gestrigen 12 UTC-Lauf des EZWM mit dem Tief über
Frankreich am Freitag, das nachfolgend über Deutschland hinwegzieht. GFS folgt
dem gestrigen 12 UTC-Lauf des EZMW ebenfalls, das Tief am Sonntag wird dann aber
kräftiger und schneller berechnet, wobei vor allem am Sonntag insbesondere in
der Nordosthälfte Sturm drohen würde. GEM wiederum ist der Lösung vom heutigen 0
UTC-Lauf vom EZMW ziemlich nahe.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die 500 hPa-Geopot-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles verlaufen für diverse deutsche
Städte bis zum Freitag in einem engen Spread, was der Vorhersage des
Trogeinflusses bis dahin Sicherheit verleiht. Ab Samstag weitet sich der Spread,
vor allem mit der Option für ansteigendes Geopotenzial. Eventuell wölbt sich der
Rücken am Samstag stärker auf und hält dem neuen Trog über dem Nordostatlantik
besser stand. Bei den 850 hPa-Temperatur-Rauchfahnen ist bis Freitag oder
Samstag ein enger Verlauf zu erkennen. Nachfolgend laufen Haupt- und
Kontrolllauf meist aus dem Median heraus an den oberen Rand der Lösungen. Das
Durchsetzen milderer Luft am Wochenende ist ebenso wie das Tiefdruckgeschehen
also keinesfalls sicher.

Die Clusteranalyse liefert für Donnerstag (0 UTC) bis Samstag (0 UTC) 6 Cluster,
wobei die Lösungen zum Teil deutlich differieren. Kernaussage ist, dass alle
noch Trogeinfluss sehen, das Tief über Frankreich am Freitag (ICON-Lösung und 12
UTC-Lauf des gestrigen EZMW-Laufs) sich aber in keinem Cluster wiederfindet.

Zwischen Sonntag (0 UTC) und Dienstag (0 UTC) werden ebenfalls 6 Cluster
analysiert. Dabei unterscheiden sich die Lösungen noch stärker als im Zeitraum
davor. Die Mehrzahl der Lösungen tendiert zu Trog- und Tiefdruckeinfluss, ohne
dass eine größere Sturmlage simuliert wird.

FAZIT: Der Trogeinfluss bei leicht wechselhaftem, jedoch meist nicht windigem
Wetter bis zum Freitag bei überwiegend moderaten einstelligen Höchsttemperaturen
ist recht sicher. Das markante Tief über Frankreich am Freitag ist dagegen eher
unwahrscheinlich. Am Wochenende scheint es auf weiteren Tiefdruckeinfluss
hinauszulaufen, für Details ist es aber noch zu früh. Sturm ist dann nicht
völlig ausgeschlossen, auch wenn die Mehrzahl der Ergebnisse das bisher nicht so
sieht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI weist keine Signale für signifikante Wettererscheinungen auf.

Nach COSMO-LEPS und EZMW-EPS sind an bzw. in den Alpen jedoch zeitweise markante
Schneefälle zu erwarten. Die Neuschneemengen betragen am Dienstag 10 bis 20 cm,
am Mittwoch um 10 cm (nur Allgäu) und am Donnerstag erneut 10 bis 20 cm. Die
Schneefallgrenze schwankt dabei meist um 800 m, nachts liegt sie zum Teil etwas
tiefer.

Der Wind wird bisher an keinem der Tage markant prognostiziert. In der Woche ist
das Potenzial meist nur gering, zum Wochenende hin nimmt die Gefahr allerdings
zu.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIC, EZM, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler