SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.02.2020 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wz
Andauer der klassischen Westlage: Unbeständig mit zeitweiligen Niederschlägen,
lediglich im höheren Bergland mit Schnee, dabei windig mit Böen Bft 7 bis 8, im
Bergland Bft 8 bis 11. Vor allem heute und am Mittwoch auch kurze Gewitter.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
Dienstag… befindet sich Deutschland an der Südflanke eines umfangreichen und
hochreichenden Tiefdruckkomplexes über Nordeuropa nach wie vor unterhalb einer
recht kräftigen und aktuell kaum mäandrierenden westlichen Höhenströmung. Ein
darin eingebetteter Kurzwellentrog überquert dabei am Vormittag und Mittag den
Norden und die Mitte des Landes rasch ostwärts. Innerhalb der hochreichend labil
geschichteten erwärmten Polarluft (bis -35 Grad in 500 hPa, um -5 Grad in 850
hPa) geht die Trogpassage mit Schauern, vereinzelt auch mit kurzen Gewittern
einher, die sich aktuell über dem östlichen Niedersachsen und Ostwestfalen
befinden und bis zum Mittag bzw. frühen Nachmittag wohl ostwärts abziehen
dürften. Dahinter ist die Höhenströmung zumeist glatt konturiert, dennoch sorgen
sehr flache kurzwellige Anteile von Westen her vor allem in der Mitte und im
Norden immer wieder für geringen Hebungsantrieb innerhalb der sich durch leichte
mitteltroposphärische WLA nur allmählich etwas stabilisierenden Luftmasse, so
dass weiterhin mit dem Durchzug einzelner Schauerstaffeln gerechnet werden muss,
wobei auch einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen werden können, zumal die
diabatische Erwärmung zu dieser Jahreszeit schon ihr Quäntchen beitragen kann.
Nach Südwest- und Süddeutschland schiebt sich dagegen allmählich von Frankreich
her der Keil eines Hochs bei den Azoren und sorgt für Stabilisierung, so dass es
dort kaum mehr für Schauer reichen sollte.
Im Fokus der Warntätigkeit steht aber nach wie vor der Wind. Die Grundströmung
ist weiterhin mit einem veritablen Gradienten ausgestattet, der außer in den
Niederungen Südwestdeutschlands vielerorts auch ohne Konvektion steife, an den
Küsten, im äußersten Norden und Nordosten auch stürmische Böen aus West bis
Südwest zulässt. Mit den Schauern können die in 850 hPa simulierten 40 bis 45 kn
auch mal runtergemischt werden und es gibt häufiger stürmische Böen, vereinzelt
auch Sturmböen. In den Kammlagen der Mittelgebirge und auf den Alpengipfeln muss
häufiger mit Sturmböen, auf exponierten Gipfeln mit einzelnen schweren
Sturmböen, auf dem Brocken mit orkanartigen Böen gerechnet werden. Am späten
Nachmittag und Abend nimmt der Wind mit zunehmender Stabilisierung und einer
eichten Gradientauffächerung von Südwesten her aber allmählich ab.
Als Nebenschauplatz kommen noch leichter Schneefall und Glätte ins Spiel, die
aber innerhalb der gut durchmischten Luftmasse lediglich im höheren Bergland
(etwa ab 600 bis 800 m) warntechnisch eine Rolle spielen. Nennenswerte
Neuschneemengen kommen aber auch dort nicht zusammen. In kräftigeren Schauern
kann es auch kurz mal bis in tiefe Lagen Graupel geben.
Vor allem im Süden, im Alpenvorland sowie im Lee der Mittelgebirge scheint
zeitweise auch die Sonne und mit Höchstwerten zwischen 7 und 12 Grad bleibt es
weiterhin mild.
In der Nacht zum Mittwoch nähert sich von den Britischen Inseln ein markanter
als seine Vorgänger ausgeprägter Kurzwellentrog und erreicht morgens Benelux.
Vorderseitig wölbt sich aufgrund von WLA ein flacher Rücken auf und sorgt in der
ersten Nachthälfte für vorübergehende Stabilisierung, so dass die Schauer
allgemein abklingen. Bereits in der zweiten Nachthälfte greift eine dem Trog
vorlaufende Okklusion mit schauerartigen Regenfällen von Westen her auf das
Vorhersagegebiet über. Dem Trog folgt erneut ein Schwall Höhenkaltluft, so dass
es vor allem ausgangs der Nacht im Nordwesten auch kurze Gewitter geben kann.
Insgesamt fallen die Niederschlagsmengen nicht sonderlich üppig aus (auch in
Staulagen keine 10 mm in 6 Stunden), die Schneefallgrenze sinkt aber mit der
Advektion auch niedertroposphärisch etwas kühlerer Luft (morgens -4 bis -6 Grad
in 850 hPa im Norden und Westen) auf etwa 300 bis 400 m, die
Neuschneeakkumulation hält sich aber auch in den höchsten Lagen der westlichen
bzw. zentralen Mittelgebirgen in Grenzen, mehr als 5 cm kommen da kaum zusammen,
Ausnahmen bilden vielleicht der Hochschwarzwald und auch die Staulagen des
Bergischen Landes bzw. des westlichen Sauerlandes, wo in erster Linie GFS
gebietsweise mehr als 10 mm simuliert, die schneetechnisch im morgendlichen
Berufsverkehr (vor allem auf der A45 zwischen Olpe und Lüdenscheid sowie auf der
A4) Probleme bereiten könnten.
Der Wind dreht vor der Front zurück auf Südwest und schwächt sich allgemein
vorübergehend ab, mit Frontpassage lebt er aber wieder aus West auf, im Westen
kann es dann auch außerhalb der Schauer erneut steife Böen geben. In den Kamm-
und Gipfellagen der zentralen Mittelgebirge muss weiterhin mit stürmischen Böen
und Sturmböen, auf dem Brocken mit schweren Sturmböen gerechnet werden, in den
ostbayerischen Mittelgebirgen und auf den Alpengipfeln spielt der Wind dagegen
warntechnisch vorübergehend keine Rolle.
Im Südosten und äußersten Osten bleibt es die Nacht über noch trocken und vor
allem in Südostbayern teils auch gering bewölkt, so dass es hier auch in
tieferen Lagen gebietsweise leichten Frost gibt.
Mittwoch… überquert der oben erwähnte Kurzwellentrog Deutschland bis zum
späten Nachmittag rasch ostwärts. Die vorlaufende Okklusion passiert die Ost-
und Südhälfte des Vorhersagegebietes bereits bis mittags mit schauerartigen
Regenfällen, oberhalb von etwa 300 m (Erzgebirge) bis 700 m (Alpen) als Schnee.
Dahinter folgen im Trogbereich Schauerstaffeln, innerhalb der erneut
hochreichend labilen Meeresluft (-35 bis -37 Grad in 500 hPa, -6 Grad in 850
hPa) begleitet von kurzen Graupelgewittern. Der Wind frischt auch im Osten und
Süden erneut auf und auch außerhalb der Schauer gibt es recht verbreitet steife
Böen aus West, wobei der Gradient nicht ganz so scharf ausgeprägt ist wie am
Vortag und sich die stürmischen Böen wohl auf das Nordseeumfeld, auf exponierte
Lagen (z.B. höheren Alpenvorland) und auf die Schauer bzw. kurzen Gewitter
beschränken. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen gibt
es erneut Böen Bft 8 bis 9, exponiert Bft 10.
Nach Abzug des Troges setzt von Westen her rasch Stabilisierung ein, verursacht
durch einen markanten Rücken, der sich durch WLA vorderseitig einer beginnenden
Austrogung über dem mittleren Nordatlantik über den Britischen Inseln nordwärts
aufwölbt und bis zum Abend bereits die Nordsee erreicht. Vor allem im Südwesten
und Westen setzt deutlicher Druckanstieg ein, der Keil einer inzwischen von den
Azoren bis ins westliche Mittelmeer reichenden Hochdruckzone schiebt sich nach
Südwestdeutschland. Somit klingen die Schauer bereits am Mittag und Nachmittag
in der Westhälfte wieder ab, bis zum Abend dann auch weiter östlich, lediglich
im äußersten Nordosten und an den Alpen kann es bis in die späteren Abendstunden
noch Niederschläge geben, am Alpenrand fällt dabei bis in höhere Täler etwas
Schnee, in den Staulagen des Oberallgäus sowie im höheren Bayerwald gebietsweise
mehr als 10 cm. Auch der Wind lässt bereits nachmittags von Westen her deutlich
nach.
Vor allem im Westen kann sich dann auch schon wieder länger die Sonne
durchsetzen. Die Temperaturen erreichen wohl nicht ganz die Höchstwerte des
Vortages, dennoch bleibt es mit Höchstwerten zwischen 4 und 9 Grad, am Rhein
gebietsweise um oder knapp über 10 Grad recht mild.
In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Höhenrücken nach Mitteleuropa, wird
aber nach wie vor von kräftiger WLA überlaufen. Somit ist auch diese
Wetterberuhigung nur vorübergehender Natur. Der markante Höhentrog über dem
mittleren Nordatlantik kommt allmählich nach Osten voran, dessen Drehzentrum
befindet sich morgens als hochreichendes Tiefdruckgebiet knapp südlich von
Island. Das zugehörige kräftige Sturmtief im Bodenfeld erreicht dann einen
Kerndruck von nahe 950 hPa. Dessen Warmfront überquert nachts die Nordsee bzw.
den Ärmelkanal und greift morgens auf den Westen und Nordwesten Deutschlands
über. Im Vorfeld setzen Regenfälle meist leichter, vereinzelt mäßiger Intensität
ein, die sich morgens bis in die mittleren Landesteile ausbreiten. Anfangs kann
es dabei bis auf etwa 500 m hinab schneien, die Schneefallgrenze steigt aber
allmählich bis in die Kammlagen. Im Osten und Süden bleibt es noch trocken.
Der Wind dreht wieder zurück auf Süd bis Südwest und nimmt vorübergehend auch in
den Hochlagen ab, ehe er mit Annäherung der Warmfront wieder auffrischt. In den
Gipfellagen der zentralen Mittelgebirge gibt es dann Böen Bft 8 bis 9 (Brocken
eventuell Bft 10), auch im Nordseeumfeld reicht es morgens wohl für steife bis
stürmische Böen. In den Niederungen ist der Wind wohl noch nicht warnrelevant.
Im Südosten bleibt es längere Zeit gering bewölkt, so dass es dort auch in den
Niederungen recht verbreitet leichten Frost und stellenweise auch Glätte durch
Überfrieren gibt.
Donnerstag… gerät die Frontalzone vorübergehend stärker ins Mäandrieren. Der
kräftige Höhentrog über dem nahen Ostatlantik überquert bis zum Abend die
Britischen Inseln, erreicht die Nordsee und weitet sich dabei nach Süden aus,
während sich der vorlaufende Höhenrückenrasch über das Vorhersagegebiet hinweg
ostwärts verlagert und sich weiter aufwölbt.
Das Zentraltief verlagert sich Richtung Nordmeer und beginnt sich aufgrund
achsensenkrechter Position unterhalb des Höhentiefs allmählich aufzufüllen. Die
Warmfront überquert den Norden und die Mitte Deutschlands ostwärts. Die
Kaltfront befindet sich zunächst noch unterhalb des diffluenten Höhenfeldes auf
der Trogvorderseite und kann von PVA-induzierter Hebung profitieren, die
allerdings durch KLA etwas kompensiert wird. Sie bleibt aber gut definiert und
greift abends auf Benelux bzw. die Deutsche Bucht über. Somit befinden sich
weite Teile des Landes innerhalb des Warmsektors, wobei das Druckfeld im Süden
leicht antizyklonal konturiert bleibt, sich der Gradient aber insgesamt weiter
verschärft. Vor allem im Norden und Westen macht sich das trotz recht stabiler
Schichtung in Form einer deutlichen Windzunahme bemerkbar, auch in den
Niederungen dürfte es etwa vom Niederrhein/Westmünsterland über das
Weser-Ems-Gebiet bis nach Schleswig-Holstein am Nachmittag und Abend für
einzelne stürmische Böen aus Südwest reichen, im Nordseeumfeld gibt es mit
Annäherung der Kaltfront Sturmböen. In den Kamm- und Gipfellagen der westlichen
und zentralen Mittelgebirge nimmt der Wind ebenfalls weiter zu und es gibt
häufiger Böen Bft 8 bis 9, exponiert auch Bft 10, auf dem Brocken könnte es zum
Abend hin auch für orkanartige Böen reichen.
Die Niederschlagstätigkeit hält sich in Grenzen, im Warmsektor fällt nur
leichter Regen oder Nieselregen ohne nennenswerte Mengen. In Süddeutschland
bleibt es trocken und vor allem südlich der Donau setzt sich auch längere Zeit
die Sonne durch. Erst gegen Abend kommen im Vorfeld der Kaltfront ganz im
Nordwesten etwas kräftigere schauerartige Regenfälle auf.
Innerhalb des Warmsektors wird milde Altantikluft ins Vorhersagegebiet
advehiert, die Temperatur in 850 hPa steigt auf 0 Grad im Norden und bis +4 Grad
an den Alpen. Das reicht für Höchstwerte zwischen 7 Grad im überwiegend
bedecktem Nordosten und 14 Grad am Oberrhein und eventuell auch im Alpenvorland.
In der Nacht zum Freitag überquert der zunehmend kurzwellige Höhentrog
Deutschland rasch ostwärts, dahinter stellt sich eine erneut glatter konturierte
kräftige westnordwestliche Höhenströmung ein. Das zentralsteuernde Tief über dem
Nordmeer füllt sich weiter auf und kommt kaum mehr nach Osten voran, die
zugehörige Kaltfront ist mit einer kräftigen Schubkomponente ausgestattet und
überquert Deutschland rasch ostsüdostwärts. Vor allem mit Passage der nach wie
vor gut definierten Front verschärft sich der Druckgradient noch einmal und es
gibt – außer im Südwesten und im Süden – verbreitet stürmische Böen, im Westen
und Norden auch Sturmböen aus West bis in tiefe Lagen. In den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen muss dann mit schweren Sturmböen,
exponiert auch mit Orkanböen gerechnet werden. Postfrontal lässt der Wind vor
allem im Westen und Süden aber rasch wieder nach. Im Nordseeumfeld gibt es
dagegen mit Annäherung eines weiteren Bodentroges weiterhin Sturm- und auch
einzelne schwere Sturmböen.
Mit der Frontpassage gehen auch schauerartige Regenfälle einher, wobei die
Schneefallgrenze mit unmittelbar folgender Advektion maritimer Polarluft (bis -6
Grad in 850 hPa) auf etwa 300 bis 600 m (Alpen in den Frühstunden) sinkt. Die
Neuschneemengen bleiben aber auch in den höchsten Lagen mit meist weniger als 5
cm sehr überschaubar.
Mit dem Trog gelangt vor allem der Norden in den Einflussbereich hochreichend
kalter Luftmassen (um -37 Grad in 500 hPa), wobei sich dort auch einzelne
Gewitter entwickeln können, ansonsten lassen die Niederschläge nach Frontpassage
rasch wieder nach.
Frost ist aufgrund der meist dichten Bewölkung bzw. des lebhaften Windes wohl
nur in höheren Lagen zu erwarten, wo auch Glätte durch Schnee bzw. Schneematsch
auftreten kann.
Modellvergleich und -einschätzung
Alle vorliegenden Globalmodelle simulieren im Kurzfristzeitraum eine sehr
ähnliche Wetterentwicklung, prognose- und warnrelevante Unterschiede sind kaum
auszumachen. Kleinere Differenzen gibt es am ehesten bzgl. der
Niederschlagsprognosen in einigen Staulagen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff