S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.02.2020 um 10.30 UTC

Wechselhaft, windig und für die Jahreszeit zu mild. Im Norden und in der Mitte
bis in tiefe Lagen zeitweise Gefahr von Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 23.02.2020

Während des gesamten Vorhersagezeitraumes bliebt eine zunächst mehr und später
weniger mäandrierende westliche bis leicht nordwestliche Strömung bestehen.
Diese sorgt für wechselhaftes und für die Jahreszeit zu mildes Wetter.
Am Mittwoch überquert ein Trog Mitteleuropa. Dieser kann im Norden und in Teilen
der Mitte zu kurzen Gewittern führen. Mit der im Trogbereich und rückseitig
einfließenden kühleren Luft sinkt die Schneefallgrenze auf etwa 600 m, im
östlichen Mittelgebirgsraum vorübergehend auf etwa 400 m. Allerdings sind nur
wenige (in Staulagen vielleicht um 10) cm Schnee zu erwarten.
Diesem Trog folgt am Donnerstag ein Keil, der im Süden für schwachen
Zwischenhocheinfluss sorgt. Mit der auf Südwest drehenden Strömung setzt sich
rasch wieder mildere Luft durch. Bereits in der Nacht zum Donnerstag greift ein
weiterer Trog auf Deutschland über, wodurch erneut bis in Lagen um 600 m die
Niederschläge als Schnee fallen. Auch mit diesem Trog sind selbst im Bergland
nur geringe Schneemengen zu erwarten, die wahrscheinlich keine markanten
Warnungen erforderlich werden lassen. Nach einem flachen Keil, der am Freitag
über Deutschland hinweg ostwärts schwenkt, stellt sich eine relativ glatte
Zonalströmung ein, wobei Deutschland unter die Frontalzone gelangt. Dies bringt
im Norden und in der Mitte Deutschlands eine markante Gradientzunahme mit sich.
In diesen Gebieten besteht am Samstag bis in tiefe Lagen die Gefahr von
Sturmböen. An der See muss zumindest mit schweren Sturmböen, auf höheren
Berggipfeln mit Böen bis Orkanstärke gerechnet werden.
Am Sonntag wird eine in dieser Strömung eingelagerte Welle über die Nordsee
hinweg ostwärts gesteuert. Deren Zugbahn ist noch unsicher; auch lässt sich noch
nicht abschätzen, ob sich diese Welle zu einem Sturmtief entwickelt. Zumindest
zeichnet sich auch für den Süden Deutschlands eine Windverstärkung bis hin zu
Sturmböen in tieferen Lagen ab.
Tendenziell fallen die meisten Niederschläge im Norden und in der Mitte, wogegen
sich im Lee der Mittelgebirge und im Süden Auflockerungen wahrscheinlicher sind.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum besteht weiterhin die Gefahr
einer Sturmlage. Möglicherweise wird eine weitere Welle auf ähnlicher Zugbahn
ostwärts gesteuert, die sich zu einem Sturmtief entwickeln kann. Ein weiteres
Tief mit einer etwas weiter südlich verlaufenden Zugrichtung folgt diesem am
Dienstag. Danach dürfte sich die Situation etwas entspannen. Im Norden und die
Mitte erfolgt ab Dienstag ein leichter Temperaturrückgang.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten. Ab Sonntag ergeben sich Unterschiede hinsichtlich
einer Welle, die bei den beiden Modellrechnungen des Vortages noch nicht zu
finden war. Diese Welle sorgt auch am Sonntag für einen Einschub milder Luft.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist eine heftige Zyklogenese
auch bei den beiden gestrigen Vorhersagen zu finden, wobei dann die Unterschiede
bzgl. Der Lage des sich entwickelnden Tiefs durchaus bei ca. 1000 km liegen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Freitag ergeben sich nur geringe Unterschiede zwischen den verfügbaren
Modellen. Allenfalls ICON lässt den Keil ein wenig rascher über Deutschland
hinweg ostwärts schwenken. Auch ist am Freitag der Zwischenhochkeil über dem
Süden Deutschlands bei ICON weniger ausgeprägt als bei den anderen Modellen.
Die Welle, die am Sonntag den Norden und Nordosten Deutschlands überqueren soll,
wird nach GFS an der Südspitze Norwegens vorbei ostwärts verlagert. ICON und
auch das Modell des kanadischen Wetterdienstes haben diese Welle nicht im
Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stützt das kanadische Modell
das oben beschriebene Szenario, wonach eine Sturmlage zumindest für den Norden
und die Mitte Deutschlands nicht auszuschließen ist. GFS hingegen entwickelt ein
Zentraltief über der Norwegischen See.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

GFS stützt weitgehend die Version des hauseigenen deterministischen Modells und
betont ab dem Wochenende im Süden Deutschlands den antizyklonalen Einfluss
stärker. Allerdings gibt es (im Vergleich zu weiter zurückliegenden
Modellrechnungen) eine zunehmende Anzahl von Membern, die am Wochenende, im
Nordosten auch noch zu Wochenbeginn, zumindest im Norden eine Sturmlage für
wahrscheinlich halten und vor allem an der Küste entsprechende Signale für Böen
bis in den orkanartigen Bereich hinein zeigen.
Das EPS des EZMW stützt die erneut sich abzeichnende Zonalisierung. Dabei
besteht von Samstag bis einschließlich Dienstag die Gefahr einer Sturmlage, was
von mehreren EPS-Membern jeweils gestützt wird. Wann sich der Höhepunkt dieser
Entwicklung ergibt, lässt sich noch nicht abschätzen. Hierzu sind die Signale
der verschiedenen Produkte noch nicht eindeutig genug. So lässt sich bislang
herausarbeiten, dass am Samstag in Verbindung mit einem breiten Warmsektor im
Norden und in der Mitte Deutschlands bis in tiefe Lagen Sturmböen auftreten
können, abseits der Küste und abgesehen von Berggipfeln orkanartige Böen jedoch
nur wenig wahrscheinlich sind. Von Sonntag bis Dienstag besteht die Gefahr einer
rapiden Zyklogenese, wobei einzelne EPS-Member bis in tiefe Lagen Böen bis
Orkanstärke für möglich halten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Als einziges Wetterelement, das markante (und höhere) Warnungen erfordert, kommt
der Wind in Frage. So können am Mittwoch in Verbindung mit der Passate des o.g.
Troges in Verbindung mit kräftigeren Schauern oder kurzen Gewittern relativ
großflächig stürmische Böen, an der Küste und im Bergland Böen bis Sturmstärke
und exponiert schwere Sturmböen auftreten.
Am Donnerstag sind Böen bis Sturmstärke sehr wahrscheinlich auf höhere
Berggipfeln der nördlichen und westlichen Mittelgebirge sowie auf die
Nordfriesische Küste beschränkt. In der Nacht zum Freitag sind dann auch in den
Hochlagen der anderen Mittelgebirge Sturmböen möglich.
Am Freitag besteht an der gesamten Küste und in den Kamm- und Gipfellagen die
Gefahr von Sturmböen. Auf exponierten Berggipfeln können schwere Sturmböen nicht
ausgeschlossen werden.
Am Samstag zeichnet sich eine relativ großflächige Sturmlage ab, wonach im
Norden und in der Mitte Deutschlands bis in tiefe Lagen Sturmböen auftreten
können. Im Bergland und an der Küste sind dann schwere Sturmböen, exponiert
orkanartige Böen wahrscheinlich. Nach Süden hin sind Sturmböen auf höhere
Berglagen beschränkt.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann