SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 130800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.02.2020 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Anfangs weitgehend SWa (Südwest antizyklonal), ab Sonntag Übergang zu Wz
(West zyklonal)
Heute Niederschlag und gebietsweise windig, vor allem in höheren Lagen
stürmisch. Ab Freitag Zwischenhocheinfluss.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag… befindet sich Deutschland unterhalb der Frontalzone, die sich vom
mittleren Nordatlantik bis weit nach Südosteuropa und noch darüber hinaus
erstreckt. Während die Frontalzone am vergangenen SABINE-Wochenende
hyperbaroklin und glatt konturiert war, hat sich inzwischen eine wellige
Struktur gebildet, bei der abwechselnd Trog-Keil-Muster von West nach Ost
laufen. So ist aktuell gerade ein flacher Rücken dabei, den Vorhersageraum zu
verlassen und der weit verbreitete Druckfall zeigt an, dass es nun in Richtung
zyklonal geht. Konkret ist hier von einem KW-Trog die Rede, der den heutigen
Vormittag über UK/Irland verbringt, um danach unter leichter Intensivierung die
Nordsee respektive das westliche Mitteleuropa anzusteuern. Korrespondieren tut
der Trog mit dem Bodentief TOMRIS, das nahezu achsensenkrecht darunter liegt,
seinen Höhepunkt folglich schon erreicht bzw. überschritten hat und bis heute
Abend zu den Westfriesischen Inseln zieht. Liegt der Kerndruck heute früh noch
bei knapp unter 985 hPa, sind es am Abend bereits um 995 hPa, also etwa 10 hPa
mehr – so viel kann man sich in kurzer Zeit anfressen.
Zum Wetter, das sich unter der Ägide von TOMRIS recht facettenreich gestaltet.
Weit nach Osten vorauseilende WLA lässt bei uns mehrschichtige Bewölkung
reinziehen und gegen Mittag erreicht dann das okkludierende Frontensystem die
westlichen Landesteile. Dabei wird der anfangs noch auf den Südwesten
übergreifende Warmsektor immer weiter geschlossen. Noch im Laufe der
Morgenstunden setzen im Westen frontale Niederschläge ein, die sich ostwärts
ausbreiten und bis zum Abend weite Teile Deutschland erfassen. Lediglich im
Richtung Oder und Neiße sowie zwischen Werdenfelser und Berchtesgadener Land
dürfte nur wenig bis gar nichts ankommen. Die Schneefallgrenze liegt anfangs
etwa bei 300 bis 400 m, kurzzeitig kann es auch mal weiter runter schneien oder
zumindest die Mischform auftreten. Im weiteren Verlauf des Tages steigt die
Schneefallgrenze u.a. wegen der besseren Durchmischung (aber natürlich auch
durch den Tagesgang und den Luftmassenwechsel) auf etwa 500-800 m, im Süden auf
über 1000 m an. Darüber fallen bis zum Abend 1 bis 7, in den höchsten Lagen
stellenweise um 10 cm Neuschnee.
Darüber hinaus frischt der anfangs aus Süd bis Südost wehende, später mehr auf
Südwest drehende Wind erst im Westen und Südwesten, dann auch im zentralen
Mittelgebirgsraum (Höhen- und Leelagen) auf. Dabei muss mit steifen Böen 7 Bft,
exponiert (z.B. Aachener Raum) auch stürmischen Böen 8 Bft gerechnet werden. Im
höheren Bergland stehen je nach Exposition Sturm- oder Orkanböen auf der Karte
(9 bis 12 Bft), wobei dem Süden ein nieder- bzw. mitteltroposphärischer Jet
„zugutekommt“ (W850 bis 50 Kt, W700 bis 75 Kt). Im Norden gibt sich der Wind
insgesamt geschmeidiger, vor allem im Nordosten ist er kein Thema (nur anfangs
noch zwischen Darß und Rügen). Auf der Nordsee reicht es für 7er-Böen, während
der unmittelbare Küstenstreifen wegen der ablandigen Komponente (Südost) meist
etwas darunterliegt.
Wer es eher mit der Sonne als mit dicken Wolken und Niederschlag hält, sollte
entweder den äußersten Osten zwischen Oberlausitz und Vorpommern oder den
Südosten Bayerns ansteuern, wo es noch längere Zeit aufgelockert bleibt.
Temperaturmäßig läuft es heute auf Maxima zwischen 3 und 8°C, im Süden und
Südwesten stellenweise rund 10°C hinaus.
In der Nacht zum Freitag überquert uns der Höhentrog ostwärts, während Tief
TOMRIS Inselhopping von Borkum bis Sabine-gebeutelten Wangerooge betreibt, um
dann via Elbmündung MV und schlussendlich das benachbarte Polen anzusteuern.
Dabei füllt es sich weiter auf rund 1005 hPa auf. Trotzdem ist TOMRIS noch
potent genug, über Süddeutschland einen beachtlichen Gradienten zu entfachen. In
Verbindung mit der Frontpassage wird ein sehr flotter, auf Südwest bis West
drehender Wind angetrieben, der zudem noch durch eine Prise Labilität (=>
konvektive Komponente) aufgehübscht wird. Folgerichtig kommt es verbreitet zu
Böen 7-8 Bft, ganz im Süden bis 9 Bft, auf den Bergen bis 12 Bft, Tendenz im
Laufe der zweiten Nachthälfte von Westen her nachlassend.
Apropos Labilität und konvektive Komponente, diese werden freilich durch den
Höhentrog und der damit einfließenden Höhenkaltluft (T500 um -30°C) gespeist,
was unter dem Strich vielleicht sogar für einzelne kurze Gewitter mit Sturmböen
8-9 Bft reicht. Ansonsten zieht ein Teil des Niederschlags über den Osten und
Nordosten ab, wobei es aufgrund der windschwachen Bedingungen im Kernbereich des
Tiefs der Regen durchaus mal mit Schnee vermischt sein kann oder sogar
kurzzeitig in nassen Schnee übergehen kann (allerdings ohne Glätte). Der zweite,
frontale Teil des Niederschlags zieht nach Südosten in Richtung Alpen ab, wo es
am Alpenrand vorübergehend zu einem Weststau kommt. Die Schneefallgrenze sinkt
auf unter 1000 m, oberhalb etwa 700 bis 1000 m kann man sich an den Alpen auf 5
bis 10 cm, in höheren Lagen der Allgäuer Alpen sogar auf 10 bis 20 cm, lokal um
25 cm Neuschnee freuen. Es taucht dann auch noch ein dritter Niederschlagsteil
auf, der dem Trog geschuldet ist, schauerartig ausfällt und insbesondere die
Mitte und den Süden beehrt. Oberhalb 600 bis 800 m fällt etwas Schnee (teils
Glätte-, teils kleine Schneefallwarnung), im Bayerischen Wald sogar 5 bis 10 cm.
Für Frost sollte es im Tiefland kaum, im Bergland sehr wohl reichen, so dass
dort auch noch das Thema „gefrierende Nässe“ zu beachten ist.
Freitag… steigt der Luftdruck deutlich an. Der Trog verzieht sich ins östliche
Mitteleuropa bzw. zum Balkan, das Bodentief favorisiert eher Belarus, wobei es
aber mehr und mehr an Kontur verliert. Uns kann das egal sein, setzt sich hier
doch Zwischenhocheinfluss durch, der durch einen von Westen heranrückenden
Rücken gestützt wird. Wer nun allerdings meint, dass damit Wolkenauflösung oder
gar Affenhochglanz verbunden ist, muss an dieser Stelle enttäuscht werden. Zwar
setzt tatsächlich Absinken ein und es bildet sich auch eine Inversion (um 12 UTC
im Westen bei 900 hPa, im Südosten bei 700 hPa), allerdings bleibt die
darunterliegende Grundschicht sehr feucht. Entsprechend bleibt es nicht nur
überwiegend stark bewölkt bis bedeckt, es fallen sogar noch Niederschläge, wenn
auch mit abnehmender Tendenz. Besonders im Süden und Osten sowie in Teilen der
Mitte – forciert durch die Orografie – fällt noch etwas Regen/Nieselregen, in
höheren Lagen Schnee, wobei am Alpenrand durchaus noch mal ein paar Zentimeter
zusammenkommen können.
Der westliche Wind flackert am Vormittag im Süden noch mal etwas auf mit
einzelnen Böen 7 Bft, auf den Bergen 8 bis 10 Bft, Tendenz am Nachmittag
nachlassend. In den übrigen Landesteilen spielt der Wind zumindest tagsüber
keine große Rolle. Die Temperatur erreicht in der eingeflossen erwärmten
Meereskaltluft 5 bis 11°C, am Oberrhein lokal vielleicht 12°C.
In der Nacht zum Samstag wandert der Höhenrücken weiter nach Osten, wodurch wir
zunehmend unter eine glatte bis leicht antizyklonal konturierte südwestliche
Höhenströmung gelangen. Am Boden zieht sich das Hoch geringfügig nach Südosten
zurück, gibt dabei aber weiterhin den Ton im größten Teil des Landes an. Unter
der Absinkinversion bleibt es häufig stark bewölkt, nur gebietsweise reißt die
Wolkendecke im Süden und Osten mal auf. Wenn, dann geht die Temperatur bis in
Gefrierpunktnähe, teils auch in den Minusbereich zurück, mögliche Glätte
(gefrierende Nässe) inclusive.
Nicht unterschlagen werden soll an dieser Stelle das rege Treiben über dem
mittleren Nordatlantik, wo sich gleich zwei ganz fette Exemplare der Marke
„Orkantief“ um die Vorherrschaft kloppen. Das eine (UTA), das den Kampf
wahrscheinlich verlieren wird, liegt mit etwas unter 940 hPa über der westlichen
Irminger See, das andere (VICTORIA) mit etwas unter 950 hPa beides um 00 UTC)
knapp 1000 km südöstlich davon – eine vergleichsweise kurze Entfernung für zwei
solche Wuchtbrummen. Wie auch immer, die schleifende Kaltfront des ersten Tiefs
verbringt die Nacht über der Deutschen Bucht, was für den äußersten Norden und
Nordwesten Regen bedeutet. Der Wind hält sich dabei wahrscheinlich noch in
Grenzen.
Samstag… steuert Orkantief VICTORIA das Seegebiet südlich Islands an, wobei es
sich möglicherweise auf rund 930 hPa vertieft. Derweil beginnt die mittlerweile
westlich davon positionierte UTA sich aufzufüllen, um am Ende des Tages
wahrscheinlich nur noch als Randtrog von VICTORIA zu agieren. Solle sie mal
machen auf dem Atlantik, bei uns sind die Auswirkungen zunächst noch ziemlich
handzahm (Nordwesten) bzw. gar nicht spürbar. Insbesondere im Süden steht trotz
(oder gerade wegen) leichten Druckfalls (=> leichter Wind) sogar ein sonniger
oder zumindest heiterer Samstag an. Aber auch im Osten und in der Mitte lässt
sich die Sonne ab und an blicken. Je weiter es allerdings gen Norden und
Nordwesten geht, desto geschlossener die Wolkendecke und desto höher die
Regenwahrscheinlichkeit. Immerhin kommt besagte Kaltfront (noch) nicht
nennenswert landeinwärts voran, so dass sich der Regen auf einen vom Emsland bis
nach Vorpommern reichenden Korridor beschränkt.
Der südliche Wind legt im Norden und Westen sukzessive zu, die ersten Böen 7 Bft
im Flachland dürften aber erst gegen Abend auftreten, vornehmlich im
Nordseeumfeld. Auf der Nordsee selbst sind dann die ersten Sturmböen 8-9 Bft am
Start. Dass exponierte Berglagen auf die Gradientverschärfung reagieren, bedarf
eigentlich keiner besonderen Erwähnung. Was dagegen sehr wohl erwähnt werden
muss, sind die Temperaturen, die auf 7 bis 14°C, im Oberrheingraben punktuell
vielleicht auf 15°C steigen.
In der Nacht zum Sonntag kommt der Regen südostwärts voran und auch der
Süd-Südwestwind legt weiter zu, insbesondere im Norden und Westen. Während es im
Südosten örtlich leichten Frost gibt, liegen die Frühtemperaturen im Nordwesten
im zweistelligen Bereich bei knapp über 10°C. Zum Teil wird es dort im Laufe der
Nacht sogar milder.
Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Samstag simulieren die Modelle sehr ähnlich. Richtig interessant wird es
ohnehin erst wieder am Sonntag, aber wollen wir mal dem Mittelfristkollegen
nicht die Arbeit abnehmen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann