SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.01.2020 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: BM
Ruhiges Hochdruckwetter mit den klassischen winterlichen Grenzschichtphänomenen
(Nebel, Frost, Glätte, am Sonntag evtl. Glatteis) im Warnfokus.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… befindet sich Deutschland im Einflussbereich einer Potenzialbrücke,
die einen, vom zentralen Mittelmeerraum nordwärts bis in den östlichen Alpenraum
reichenden Höhenrücken mit einem von den Azoren nordostwärts bis zu den
Britischen Inseln reichenden Höhenkeil verbindet. Flankiert wird die Brücke von
einem umfangreichen hochreichenden Tiefdruckkomplex über Südwesteuropa
(Drehzentren vor der portugiesischen Küste und über der Biskaya) sowie im Norden
von der nur leicht mäandrierenden Frontalzone, die quer über den Nordatlantik
über Skandinavien hinweg bis weit nach Nordosteuropa reicht und dort nach Süden
abknickt. Darin eingebettet, verlagert sich ein flacher, aber breit angelegter
Trog vom Nordmeer nach Skandinavien, wodurch die Frontalzone über Nordeuropa
vorübergehend ein wenig nach Süden gedrückt wird, was auch über dem
Vorhersagegebiet mit einem leichten Geopotenzialverlust einhergeht. Über dem
mittleren Nordatlantik wölbt sich dagegen aufgrund kräftiger WLA vorderseitig
eines auf Island zusteuernden Kurzwellentroges ein flacher Rücken auf.
Im Bodenfeld stützt die Potenzialbrücke eine langgestreckte, von den Azoren über
die Britischen Inseln und Mitteleuropa bis nach Südosteuropa reichende
Hochdruckzone. Diese schwächt sich vor allem über West- und Mitteleuropa mit
Annäherung der Frontalzone allmählich ab und die in etwa über die südliche Mitte
Deutschlands hinweglaufende Divergenzachse wird ein wenig nach Süden gedrückt.
Dadurch kann die Kaltfront eines vom Nordmeer Richtung Nordwestrussland
ziehenden Tiefs, die aktuell die mittlere Nordsee erreicht, etwas nach Süden an
Raum gewinnen, schwächt sich aber ab. Die dichte, teils hochnebelartige
Bewölkung über Norddeutschland kommt somit im Tagesverlauf ein wenig nach Süden
voran und überdeckt am Nachmittag/Abend weite Teile der Norddeutschen Tiefebene
etwa nördlich einer Linie Niederrhein/Westmünsterland – Uckermark. Vor allem an
den Küsten und im direkt angrenzenden Binnenland fällt dabei auch gebietsweise
etwas Regen/Nieselregen und der Südwestwind frischt auf, an exponierten
Küstenabschnitten Ostvorpommerns kann es einzelne steife Böen (Bft 7) geben.
Im großen Rest des Landes dominiert dagegen Hochdruckeinfluss und somit steht
die Grenzschichtmeteorologie im Fokus. Die Inversion schrumpft ein wenig (meist
auf etwa 900 bis 950 hPa), dennoch bleibt es in einigen Regionen ganztägig
neblig trüb. Chancen auf längere sonnige Abschnitte bestehen am ehesten an den
Nordwest- bzw. Nordrändern der Mittelgebirge, im Alpenvorland und natürlich
allgemein in den Höhenlagen (oberhalb von etwa 500 bis 800 m). Oberhalb der
Grenzschicht ist es weiterhin mild bis sehr mild (+2 bis +5 Grad in 850 hPa).
Entsprechend werden die höchsten Werte in den mittleren Höhenlagen
Süddeutschlands sowie im höheren Alpenvorland erwartet (etwa 8 bis 12 Grad).
Auch im äußersten Norden bleibt es bei etwas besserer Durchmischung mit 4 bis 7
Grad recht mild. Sonst liegen die Höchstwerte – je nach Sonne – zwischen 0 und 4
Grad, in Regionen mit beständigem Nebel/Hochnebel kann es auch leichten
Dauerfrost geben und vor allem am Vormittag hier und da noch Glätte/Glatteis
durch gefrierendes Nebenässen.

In der Nacht zum Samstag weitet sich der Höhentiefkomplex über Südwesteuropa ein
wenig nach Norden aus, während sich der flache Rücken über dem mittleren
Nordatlantik zum Nordmeer verlagert. Ausgehend vom breit angelegten Höhenrücken
über dem zentralöstlichen Mittelmeerraum reicht weiterhin ein Höhenkeil bis ins
Vorhersagegebiet, der ins einem Westteil etwas abgebaut wird.
Die korrespondierende Hochdruckbrücke im Bodenfeld schwächt sich ebenfalls ein
wenig ab und mit Annäherung der sich allerdings mehr und mehr in Auflösung
befindlichen Kaltfront verschärft sich der Druckgradient im Nordosten
vorübergehend etwas, so dass die Böen Bft 7 an der vorpommerschen Ostseeküste
eventuell verbreiteter auftreten. Ob das Ganze wirklich von Warnrelevanz ist,
muss abgewartet werden, da sich der Wind ausgangs der Nacht bereits wieder
abschwächt. Ansonsten bleibt der antizyklonale Einfluss aber dominant und es
ändert sich kaum etwas. Das dichte frontale Gewölk im Norden kommt noch etwas
nach Süden voran, vor allem Richtung Küsten fällt auch etwas Regen/Nieselregen.
Je nach Südausweiten der Niederschläge kann im Übergangsbereich zur kälteren
Luft örtliches Glatteis auftreten. Vor allem C-D2 und SuperHD haben kleinräumig
entsprechende Signale auf der Agenda, sogar etwas abgesetzt vom eigentlichen
„Niederschlagsgebiet“ weiter nördlich, was wohl auf ein Anheben der
Hochnebeldecke zurückzuführen ist.
In der Mitte und im Süden hält sich vielerorts Nebel oder Hochnebel, vor allem
in höheren Lagen bleibt es gering bewölkt. Während es dort sowie im Norden
überwiegend frostfrei bleibt, gibt es in der Mitte und im Süden wieder
verbreitet leichten, bei klarem Himmel auch mäßigen, in einigen Alpentälern
eventuell auch strengen Frost. Hier und da tritt Glätte durch gefrierendes
Nebelnässen oder Reif auf.

Samstag… wird der Höhentiefkomplex als Randtrog in die über den Nordatlantik
verlaufende Frontalzone eingebunden und befindet sich abends über dem
Westausgang des Ärmelkanals bzw. der Biskaya. Der nach wie vor durch WLA
vorderseitig eines umfangreichen Langwellentroges westlich von Island gestützte
Höhenrücken über dem Nordmeer bzw. der Norwegischen See kommt nur wenig nach
Osten voran. Der nach Mitteleuropa gerichtete Höhenkeil schwächt sich ab und
zieht sich etwas nach Südosten zurück, so dass sich über dem Westen Deutschlands
eine schwache südwestliche Höhenströmung einstellt. Relevante dynamische
Hebungsprozesse sind aber keine auszumachen.
Auch, wenn sich das Bodenhoch weiterhin geringfügig abschwächt, bleibt es für
das Vorhersagegebiet wetterbestimmend. Somit bleibt die schwachgradientige Lage
vorerst bestehen. Das frontale Gewölk über Norddeutschland zieht sich wieder
etwas nach Norden zurück. Ansonsten ändert sich eggenüber dem Vortag nur wenig.
Nach wie vor sind die Chancen für Sonnenschein an den Nordrändern der
Mittelgebirge sowie allgemein oberhalb von etwa 600 m am größten, bei etwas
auflebenden südlichen Winden vor allem im Westen vielleicht sogar etwas größer
als zuvor. Ansonsten hält sich aber gebietsweise wieder ganztägig Nebel und
Hochnebel. Die Temperaturen in 850 hPa gehen nur geringfügig zurück, somit
ändert sich an den Höchstwerten ebenfalls nur wenig, in den Nebelgebieten
Süddeutschlands kann es leichten Dauerfrost geben.

In der Nacht zum Sonntag greift der Randtrog auf Frankreich über, wobei ein Teil
über dem westlichen Mittelmeer abtropft. Der Höhenrücken bzw. -keil zieht sich
Richtung Polen zurück. Somit kann sich die südwestliche Höhenströmung über dem
Westen und Norden des Landes etwas verstärken. Mit dem Abtropfprozess kann vor
allem über Süd- bzw. Südostdeutschland ein wenig dynamische Hebung generiert
werden, was aber wahrscheinlich nur für ein leichtes Anheben der Hochnebeldecke
reicht, aus der es dann allerdings vermehrt nieseln kann, womit Potenzial für
Glatteis gegeben ist. Ansonsten ändert sich nur wenig. Mit vor allem im Westen
und Norden etwas auflebendem südlichen Wind nimmt dort die Neigung zu
Nebel/Hochnebel vielleicht etwas ab, Richtung Küsten und im Nordosten bleibt es
aber oft bedeckt. Dort ist kaum Frost zu erwarten, vor allem in der Mitte und im
Süden muss aber vielerorts mit leichtem Frost gerechnet werden, wenngleich
vielleicht nicht mehr ganz so verbreitet wie in den Nächten davor.

Sonntag… schwenkt der zunehmend an Kontur verlierende Randtrog von Frankreich
allmählich nach Benelux und Westdeutschland. Auf dessen Vorderseite verlagert
sich ein flacher kurzwelliger Anteil über Süddeutschland hinweg nordostwärts und
kann vor allem im Südosten des Landes auch etwas Hebung generieren.
Voraussichtlich reicht das Ganze weiterhin nur für ein Anheben der
Hochnebeldecke, aus der es etwas nieseln kann. Während die gestrigen Modellläufe
dort noch recht verbreitet, wenngleich auch nur geringe, Niederschläge simuliert
haben, stehen jetzt keine nennenswerten Mengen mehr auf der Agenda. Sollte es
für etwas Regen/Nieselregen reichen, besteht vor allem vormittags eine erhöhte
Glatteisgefahr.
Im Bodenfeld setzt sich der Druckfall von Westen her etwas verstärkt fort, vor
allem im Westen und Nordwesten des Landes verschärft sich dadurch der Gradient
und der Wind frischt aus südlichen Richtungen auf. Für warnrelevante Böen dürfte
es tagsüber aber wohl noch nicht reichen, in den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge gibt es erste steife, auf dem Brocken abends eventuell stürmische
Böen.
Mit dem auflebenden Wind dürften sich Nebel und Hochnebel häufiger auflösen und
zeitweise die Sonne durchkommen, vor allem im Westen und am Nordrand der
Mittelgebirge, während es vor allem im Süden und Südosten oft ganztägig trüb
bleibt. Allerdings werden die Wolken auch außerhalb der Nebelgebiete allgemein
etwas dichter. Mit dem sich nähernden Trog gehen die Temperaturen in 850 hPa ein
wenig zurück (auf 0 bis +3 Grad). Weiter unten ändert sich an den Höchstwerten
dagegen nur wenig. Bei Dauernebel im Südosten werden die 0 Grad kaum erreicht,
sonst liegen sie zwischen 2 und 9 Grad, mit den höchsten Werten im Westen und
Südwesten sowie in mittleren Höhenlagen.

In der Nacht zum Montag schwenkt der nur noch flache Trog über Deutschland
hinweg ostwärts, leitet damit aber eine zyklonale Westlage ein. Dabei kann sich
an der Südostflanke eines umfangreichen Langwellentroges mit Drehzentrum südlich
von Island die Frontalzone allmählich nach Mitteleuropa ausweiten.
Auch im Bodenfeld setzt sich der Druckfall weiter fort, im Nordwesten schneller
als im Südosten, wodurch sich vor allem dort der Gradient verschärft. In den
Gipfellagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge gibt es verbreitet
steife, exponiert auch stürmische Böen, auf dem Brocken später Sturmböen (Bft 9)
aus Süd. Im Nordseeumfeld reicht es, ebenso wie in einigen Leelagen
Westdeutschlands, eventuell für steife Böen.
Eingebettet in die Frontalzone greift die Kaltfront eines umfangreichen
Zentraltiefs bei Island in den Frühstunden auf Kontinentaleuropa über, so dass
es im Laufe der Nacht im Westen zu regnen beginnt. Mit Übergreifen auf den
zentralen und südwestdeutschen Mittelgebirgsraum kann in den Frühstunden dabei
erneut Glatteis nicht ausgeschlossen werden.
Im Osten und Süden bleibt es teils aufgelockert bewölkt, teils neblig trüb und
meist noch trocken. Dort bis in den zentralen Mittelgebirgsraum hinein gibt es
nochmals leichten Frost, sonst bleibt es frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Alle vorliegenden Modelle stützen mehr oder weniger die oben beschriebene
Entwicklung. Prognose- und warnrelevante Unterschiede sind kaum auszumachen.
Die leichten Niederschläge in der Nacht zum und am Sonntag im Südosten wurden
weiter zurückgeschraubt bzw. ganz rausgenommen, so dass die Wahrscheinlichkeit
für eine etwas großräumiger auftretende Glatteislage nur sehr gering ist.
Das Übergreifen der frontalen Niederschläge in der Nacht zum Montag wird vom
ICON-EU und auch vom IFS gegenüber dem GFS, die es auch im Westen bis Montagfrüh
noch weitgehend trocken lassen, etwas progressiver simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff