S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.01.2020 um 10.30 UTC

Anfangs ruhiges Hochdruckwetter, am Samstag wechselhafter, danach erneute
Wetterstabilisierung.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.01.2020

Am Mittwoch liegt Deutschland unter einer Geopotentialbrücke in 500 hPa, die
sich in einem weiten Bogen vom Nordatlantik über die Britischen Inseln und den
Südwesten Deutschlands hinweg ins zentrale Mittelmeer erstreckt. Sie ändert am
Tage und auch in der Nacht zum Donnerstag ihre Lage kaum. Unterhalb der
Geopotentialbrücke ist im Bodendruckfeld eine Hochdruckbrücke auszumachen, die
mit ersterer räumlich weitestgehend deckungsgleich ist. Entsprechend gestaltet
sich das Wetter in Deutschland ruhig und an den Küsten zeigt sich gebietsweise,
im Süden sogar verbreitet die Sonne. Allenfalls eine u.a. im Thetafeld
auszumachende schwache Störung, die im Tagesverlauf im insgesamt
gradientschwachen Umfeld von der nördlichen Mittelgebirgsschwelle nach Süden bis
etwa zum Main geführt wird, sorgt dafür, dass die Hochnebeldecke in diesen
Gebieten moderat gehoben wird, wobei aber allenfalls im Westen lokal schwache
Niederschläge fallen. Diese treten bei 850er Temperaturen von 1 bis 5 Grad
durchweg in der flüssigen Phase auf. Im Osten liegen die 850er Temperaturen zwar
unter null, dort bleibt es aber praktisch trocken.

Am Donnerstag wird die Geopotentialbrücke über den Britischen Inseln etwas
abgebaut, dazu verlagert sie sich allmählich nach Nordosten, sodass ihre Achse
im Tagesverlauf und in der Nacht zum Freitag vom Südwesten Deutschlands in den
Nordosten wandert. Eine durchgreifende Wetteränderung ist damit allerdings nicht
verbunden, es bleibt trocken und allenfalls an der Ostseeküste kann der Wind
etwas auffrischen. Mit der Verlagerung der hoch reichenden Hochdruckzone steigen
von Südwesten her die 850er Temperaturen an, sie liegen ausgangs der Nacht meist
zwischen 4 und 8 Grad.

Am Freitag sinkt über England und Irland das Geopotential weiter, so dass von
der Geopotentialbrücke als Residuum ein Höhenrücken bleibt, dessen Achse am
Morgen noch etwa an der Oder-Neiße-Linie liegt, die sich aber rasch ostwärts
verlagert und bis zum Samstagmorgen Rumänien und die Ukraine erreicht. Im Zuge
dieser Prozesse nimmt ein zuvor abgeschlossenes Höhentief vor der
portugiesischen Küste Verbindung mit einer Zone tiefen Geopotentials über dem
Nordmeer auf. Somit bildet sich ein Langwellentrog, der zwar sehr großräumig
angelegt ist (Ausdehnung Nordmeer – Marokko und Ostatlantik – Mitteleuropa),
innerhalb dessen sich aber keine markanten Geopotentialgegensätze zeigen. Im
Bodendruckfeld wird der Schwerpunkt des Hochs nach Südosten abgedrängt,
insbesondere über Westeuropa sinkt der druck großflächig, und zusammen mit der
Trogentwicklung zeigen sich vermehrt Hebungsprozesse. Diese sorgen von Westen
her für eine Zunahme der Bewölkung, allerdings bleibt es dort wie auch in den
übrigen Gebieten bis zum Abend trocken, erst in der Nacht zum Samstag greifen
schwache Regenfälle auf den Westen über. Dabei sinken die Temperaturen über
Deutschland sowohl mittel- als auch niedertroposphärisch, im 500-hPa-Niveau von
etwa -21 auf -26 Grad, im 850er-Niveau von etwa 5 Grad auf Werte um 1 Grad.

Am Samstag liegt Deutschland im Einflussbereich des Langwellentroges, der
Deutschland in südöstlicher Richtung überquert. Am Sonntag greift dann von
Nordwesten ein neuer Rücken auf Mitteleuropa über, der für steigenden Luftdruck
und eine erneute Stabilisierung sorgt. Dabei zeigt sich im Bodendruckfeld in
diesem Zeitraum ein Süd-Nord-Gefälle des Drucks, der daraus resultierende
Südwestliche Wind kann mitunter böig auffrischen. Während der Süden weitgehend
trocken bleibt, fällt im Norden zeit- und gebietsweise etwas Regen. Dabei liegen
die 850er Temperaturen im Süden um 1, im Norden um -1 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist soll es mit hohem Luftdruck weitergehen, erst in
der Nacht zum Mittwoch lässt der EZWM-Hauptlauf von Nordwesten ein neues
Frontensystem auf Deutschland übergreifen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Samstag ist die Übereinstimmung des aktuellen Laufs mit
seinen Vorläufen gut, und auch danach weisen diesen bei einer zu erwartenden
moderaten Zunahme der Streuung eine zufriedenstellende Übereinstimmung auf.

Im Einzelnen bedeutet dies, dass der aktuelle Lauf und seine Vorläufe die
Geopotentialbrücke und die korrespondierende Hochdruckzone am Mittwoch und
Donnerstag sehr ähnlich im Programm haben (bezüglich der Geopotentialstrukturen
zeigt sich sogar ein fast identisches Bild). Ebenso zeigt sich unisono am
Freitag der Geopotentialabbau über England/Irland mit der Verbindung des
abgeschlossenen Höhentiefs vor Portugal mit niedrigem Geopotential über dem
Nordatlantik, wenngleich diese Abläufe in ihrer Geschwindigkeit von Lauf zu Lauf
etwas langsamer simuliert werden. Letztendlich bieten aber alle Läufe als
Ergebnis einen großräumigen Langwellentrog an, der am Samstag Deutschland von
Nordwest nach Südost überquert und durch den auch der Rücken über Osteuropa
abgedrängt wird.

Beim Hochdruckeinfluss zum Beginn der kommenden Woche zeigt sich der aktuelle
Lauf etwas optimistischer als die Vorläufe. Die am Dienstag bzw. in der Nacht
zum Mittwoch von Nordwesten übergreifende Kaltfront haben dann aber wieder alle
Modellläufe im Programm, wobei hier erneut ein – wenn auch für die lange
Vorhersagezeit sehr moderates – zeitliches Zurückhängen des aktuellen Laufs
gegenüber den Vorläufen erkennbar ist.

Insgesamt ist die Modellkonsistenz gut bis sehr gut.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit anderen globalen Modellen zeigt ebenfalls nur eine geringe
Streuung der Modelllösungen. Die Geopotential- und Hochdruckbrücke bis
einschließlich Donnerstag zeigt nicht nur EZMW, sondern auch z.B. ICON, GFS oder
UKMO. Gleiches gilt für die Auflösung dieser Lage durch Ausbildung eines
größeren Langwellentroges über Westeuropa am Freitag, wobei sich Unterschiede im
Detail zeigen, wie beispielsweise das abgeschlossenen Höhentief, welches EZMW
und UKMO im Programm haben, ICON oder GFS aber nicht.

Am Samstag lassen EZMW, ICON und GFS den Trog auf Deutschland übergreifen,
während der Trag bei UKMO etwas zurückhängt. Zu diesem Zeitpunkt zeigen sich
auch erste deutlichere Modellunterschiede im Druckfeld über dem
Nordwestatlantik, wo ICON einen kräftigen Bodentrog westlich von Irland
errechnet, während z.B. GFS oder EZMW dort einen flachen Rücken sehen. Für
Deutschland sind diese Unterschiede allerdings nicht relevant, zumal dieser Trog
im Weiteren deutlich abgebaut wird und ICON wieder auf die Linie von EZMW und
GFS einschwenkt.

Auf dieser gemeinsamen Linie wird am Sonntag von den genannten Modellen ein
Höhenrücken angeboten, der von Westen auf Deutschland übergreift. Nach ICON soll
an dessen Vorderseite zwar ein Kurzwellentrog ablaufen so dass die
Geopotentialmuster kleinräumig sogar gegenläufige Strukturen zeigen, an der
großräumigen Ähnlichkeit ändert dies aber nichts.

Deutlicher werden die internationalen Unterschiede dann ab dem Beginn der
kommenden Woche, wenn sich auf dem Atlantik die Tröge und Rücken der verschieden
Modelle teils Auge in Auge gegenüberstehen.

Insgesamt muss aber bis zum Sonntag von einer guten Übereinstimmung gesprochen
werden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

**Die Rauchfahnen der EZMW-Ensembles zeigen von Mittwoch bis Sonntag eine
konstante Streuung der Temperatur im 850-hPa-Niveau von etwa 5 Grad. Dabei
liegen sowohl der Haupt- als auch der Kontrolllauf recht exakt in der Mitte der
Verteilung, der höchste Temperaturwert soll dabei in der Nacht zum Donnerstag
erreicht werden. Ab Sonntag nimmt die Streuung deutlich zu, am Dienstag beträgt
die Spanne zwischen der höchsten und der niedrigsten 850-hPa-Temperatur schon
etwa 15 Grad (-7 bis +8 Grad).

Die GFS-Ensembles stützen in zentralen Punkten die EZMW-Ensembles. Dies gilt
insbesondere für die anfangs nur geringe, ab Sonntag bzw. Montag dann jedoch
deutlich zunehmende Streuung, aber z.B. auch für das Temperaturmaximum in der
Nacht von Mittwoch auf Donnerstag.

Im Zeitfenster +72 bis +96 Stunden gibt es nur ein Cluster, das eine
Blockierungslage anzeigt.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden werden 4 Cluster angeboten. Der mit 8
Membern kleinste wechselt von der Blockierungslage in die Wetterkategorie
Positive NAO, die drei größeren Cluster weisen durchweg ein Positive-NAO-Muster
auf. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 1. Schon die einheitliche
Einschätzung der Wetterkategorie deutet auf ein ähnliches Lösungsmuster hin, was
sich beim Blick auf die repräsentativen Geopotentialfelder bestätigt. Alle
Cluster lassen über Westeuropa einen Langwellentrog entstehen, der den Rücken
über dem östlichen Mitteleuropa (Rest der Geopotentialbrücke) nach Osten
abdrängt. Etwas deutlichere Unterschiede zeigen sich in den Bodendruckfeldern,
bei denen die Cluster 1 und 2 am Samstag z.B. kräftige Tiefs südlich von
Grönland anbieten, die die Cluster 3 und 4 nur in deutlich abgeschwächter Form
zeigen.

Im weiteren Verlauf (+192 bis +240 Stunden) sind wieder nur 2 Cluster am Start,
die über den gesamten Zeitraum eine positive NAO andeuten. Dabei lässt der mit
34 Membern größere über Mitteleuropa eindeutig den Tiefdruckeinfluss überwiegen,
während der mit 17 Membern kleinere, in dem allerdings sowohl der Haupt- als
auch der Kontrolllauf liegen, bei uns eher auf Hochdruckeinfluss setzt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI zeigt keine Hinweise auf signifikante Wettererscheinungen.

COSMO-LEPS zeigt ebenfalls keine Hinweise auf signifikante Wetterereignisse.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas