SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.01.2020 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
W a

In der Nacht zum Montag im Erzgebirge, in der Nacht zum Dienstag im westlichen
Bergland örtlich gefrierender Regen oder Nieselregen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… hat eine Kaltfront die Nordosthälfte Deutschlands überquert, gefolgt
von einem Schwall maritimer Polarluft, in der die Temperaturen in 850 hPa auf -7
Grad im Nordosten und -2 Grad im Südwesten zurückgegangen sind. Die Kaltfront
geht über Deutschland in die Warmfront eines Nordmeertiefs über und sorgt in
einem breiten Streifen vom Alpenrand bis in den Nordwesten für kompakte
Bewölkung und leichte Niederschläge, die in den Alpen teilweise bis in die Täler
in fester Phase fallen. Da sich von Westen ein Höhenrücken langsam in den
Nordwesten des Landes vorarbeitet, löst sich die Front über Deutschland auf.
Übrig bleibt im Norden die Warmfront, die am Nordrand des zonalen Bodenhochs mit
mehr als 1035 hPa über Süddeutschland wieder nach Osten Richtung Polen geführt
wird.
Der Höhenrücken wird dynamisch durch kräftige WLA gestützt, die diesen
mitteltroposphärisch umläuft und somit auch weite Teile des Vorhersagegebietes
erfasst und die Warmfront hebungstechnisch etwas stützt, so dass im Norden im
Tagesverlauf gebietsweise wieder leichte Regen/Sprühregenfälle zu erwarten sind.

Die Niederschläge zuvor, über dem Westen und Süden erreichen keine nennenswerten
Intensitäten mehr und hören dann auch weitgehend auf. Im Alpenstau sind bis in
die Mittagsstunden noch wenige cm Neuschnee drin.
Im Nordosten ist es zunächst in der kalten Luft aufgelockert oder gering
bewölkt, dorthin breitet sich die starke Bewölkung wieder aus, gefolgt von den
leichten Niederschlägen.

Der Wind frischt im Warmsektor vor allem im Norden wieder etwas auf, an den
Küsten – am ehesten an der Nordsee – reicht es abends exponiert für steife Böen
(Bft 7) aus Südwest, auf dem Brocken für stürmische Böen. Ansonsten spielt der
Wind warntechnisch keine Rolle mehr.

Die Sonne zeigt sich am ehesten gebietsweise im Osten sowie im Südwesten. Die
Warmluftadvektion macht sich vor allem mitteltroposphärisch bemerkbar, in 850
hPa kommen die Temperaturen nicht über -5 bis 0 Grad hinaus, entsprechend werden
Höchstwerte zwischen 2 Grad im östlichen bzw. ostbayerischen Bergland und 8 Grad
im Westen erreicht.

In der Nacht zum Montag regeneriert sich der Keil durch eine Austrogung westlich
Irlands und einem damit verbunden Warmluftvorstoß zur Norwegischen See über
Westeuropa und weitet sich mit seiner Achse etwas nach Norden aus. Er kommt aber
auch nach Osten voran und drängt die Warmfront nach Osten ab.
Die Warmluftadvektion lässt aber auch postfrontal nur langsam nach, was über der
Nordhälfte und über der östlichen Mitte starke, tiefe Bewölkung und gebietsweise
geringen Regen und Nieselregen zur Folge hat. Im östlichen Bergland kann auch
geringer Schnee, Schneegriesel oder örtlich gefrierender Nieselregen auftreten.

Die sich verstärkende Absinkinversion, im Norden bei rund 800 hPa, über der
Mitte und Süden 850 bis 900 hPa lässt die Neigung zu Nebel und Hochnebel
steigen. Lediglich in höheren Lagen Süddeutschlands ist es oberhalb der
Inversion klar. Je nachdem, wie schnell sich Nebel bildet, gehen die
Temperaturen zuvor in den leichten Frostbereich zurück, so dass
örtlich Glätte durch Reif oder gefrierende Nässe auftreten kann. In der
Nordhälfte bleibt es unter dichten Wolken eher frostfrei.
Der Wind am Nordrand des Hochs weht spürbar aus Südwest. An den Küsten gibt es
(exponiert) steife, auf dem Brocken stürmische Böen.

Montag… schwenkt vom Nordatlantik ein Trog zu den Britischen Inseln, wodurch
der Höhenrücken nach Osten geschoben wird und mit seiner Achse über Deutschland
landet. Die Bodenhochdruckzone verschiebt ihren Schwerpunkt etwas nach Süden,
sie reicht dann von der Iberischen Halbinsel zum Balkan, bleibt aber für uns
wetterbestimmend.
An der Nordflanke setzt sich die Warmluftadvektion weiter fort und greift nun
auch stärker niedertroposphärisch durch, was sich in einem Anstieg der 850
hPa-Temperaturen bis zum Abend auf -2 Grad im Osten und bis auf +8 Grad im
Westen
bemerkbar macht.
Dadurch verstärkt sich die Inversion weiter. Während sich Nebel und Hochnebel im
(teils) mäßigen Südwestwind an den Nordrändern der Mittelgebirge und in
Küstennähe lichten, bleiben sie vor allem in Flussniederungen in der Mitte und
im Süden hartnäckig. Vor allem in Leelagen und abseits der Nebelfelder im Süden
steht aber auch ein freundlicher Tag an.
Das Temperaturniveau mit 8 Grad bei Sonne und kaum 0 Grad im Dauernebel ändert
sich kaum. Warnwürdige Böen (Bft 7) auf
den Inseln sind kaum der Erwähnung wert. In den Hochlagen der Alpen wird der
frisch gefallene Schnee in sehr trockener, da stark abgesunkener Luft teilweise
wieder wegsublimiert.

In der Nacht zum Dienstag greift von Westen her der Trog über, nach ICON setzt
aber schon über Westdeutschland abtropfen ein, bei anderen Modellen etwas
später. Die zugehörige Okklusion, sowieso schon fast unter dem Trog
positioniert, schwächt sich dabei ab.
Auf den Westen greifen Regenfälle über, die im Mittelgebirgsraum und nach Osten
hin lokal gefrierend sein können, da dort zuvor die Temperatur wieder unter 0
Grad sinken kann. Mit Ausbreitung nach Südosten kann auch Schnee fallen. Hier
kommt viel Konjunktiv ins Spiel, da die Progression der Niederschläge, die
Bewölkungsverhältnisse zuvor etc. noch unsicher sind.

Der Wind lebt vor allem im Westen und in Hochlagen wieder auf, was an der
Nordsee einige 7er Böen nach sich zieht. Auf den Berggipfeln sind steife bis
stürmische Böen zu erwarten.
Ansonsten sind vor allem über dem Süden und Osten, wo sich der Hochdruckeinfluss
am längsten hält, Nebel und Frost möglich; gebietsweise aber auch klarer Himmel.
Im Nordwesten bleibt es dagegen frostfrei.

Dienstag… zieht das kleine Cut-Off-Tief rasch südsüdostwärts über die Alpen
nach Oberitalien, nördlich daran anschließend baut sich über Deutschland,
gestützt durch kräftige WLA wieder ein zonaler Höhenkeil auf.
Vormittags fällt im Südwesten und Süden an der West- und Nordflanke des
Cut-Off-Tiefs noch etwas Regen, ab etwa 400 bis 800 m auch ein wenig Schnee; je
nach Ausweitung der Niederschläge in den Südosten kann es dort am Vormittag auf
kalten Böden stellenweise Glatteis geben. Die Niederschlagsmengen bleiben nach
aktuellem Stand aber sehr überschaubar, meist fallen nur wenige mm. Die
Entwicklung ist, eigentlich schon ab der Nacht, noch unsicher.

Der o.e. Höhenkeil stützt weiterhin die langgestreckte, von der Iberischen
Halbinsel über Süddeutschland hinweg bis
Südosteuropa reichende Hochdruckzone, die sich über Mitteleuropa vorübergehend
nach Norden ausweitet und wieder kräftigt. Mit Annäherung der Warmfront eines
Sturmtiefs bei Island setzt im Westen und Norden Deutschlands ab dem Abend
erneut Warmluftadvektion und damit einhergehend Druckfall ein, verbunden mit
einer Gradientzunahme über der Nordsee und ersten steifen Böen dort aus Südwest.

Auch auf dem Brocken sind im Tagesverlauf wieder stürmische Böen nicht
ausgeschlossen.
Auflockerungen sind zunächst am ehesten im Osten und Nordosten zu erwarten, nach
Abzug des Höhentiefs (und vor Ankunft der WlA) auch wieder im Westen und
Nordwesten.
Die Temperaturen bewegen sich zwischen 1 Grad im ostbayerischen Bergland und
nahe 10 Grad im Nordwesten.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Höhenkeil in die Landesmitte, während
sich nördlich daran anschließend eine kräftige westliche Strömung einstellt. Das
okkludierende Frontensystem greift auf Norddeutschland über mit Regen und
Sturmböen an den Küsten und in Schleswig-Holstein sowie Windböen landeinwärts.
Da der Wind auch über der Mitte auflebt und im Laufe der Nacht nach kurzen
Auflockerungen wieder Wolken aufziehen, nimmt dort die Frostgefahr ab und
beschränkt sich wahrscheinlich im Wesentlichen aufs Bergland. Nur im Süden hält
die zurückweichende Hochdruckzone die Stellung; mit teils geringer Bewölkung,
gebietsweise Nebel und Hochnebel, aber auch leichtem Frost.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle weisen bis Montag keine gravierenden Unterschiede auf. Ab der Nacht
zum Dienstag wird mit dem abtropfenden Trog die Entwicklung unsicherer.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner