S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.12.2019 um 10.30 UTC

Nordwestlage. Im Norden und Osten meist wechselhaft, zeitweise windig mit
einzelnen Sturmböen an der See sowie im höheren Bergland. Nach Südwesten hin
eher ruhige Hochdruckrandlage. Kein Wintereinbruch in Sicht.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 07.01.2020

Am Freitag liegt Deutschland an der Südflanke eines breiten Troges über
Skandinavien und somit zunächst unter einer westlichen Strömung. In diese ist
eine Kaltfront eingelagert, die schleifend auf den Nordwesten und Norden
Deutschlands mit Niederschlägen übergreift. Mit der Ausweitung dieses Troges in
Richtung Ostpolen am Samstag wird die Kaltfront rascher nach Süden gedrückt. In
den Kammlagen der östlichen Mittelgebirge und an den Alpen oberhalb 1000 bis
1200 m fällt etwas Schnee. Im Norden und Nordosten erfolgt eine Gradientzunahme,
so dass bis ins nordöstliche Binnenland hinein stürmische Böen und an der See
sowie im Bergland Sturmböen zu erwarten sind; exponiert sind schwere Sturmböen
nicht auszuschließen. In der Nacht zum Sonntag weitet sich von Frankreich her
ein Hochkeil nach Deutschland aus. Dieser wird durch einen Höhenrücken, der bis
ins Nordmeer reicht, gestützt. Folglich wird der Gradient aufgeweicht und der
Wind flaut ab.
Am Sonntag stellt sich mit dem Ausgreifen des Hochs bis zu den Beskiden in der
Mitte und im Süden Deutschlands eine schwachgradientige Lage ein, wodurch die
Nebelneigung zunimmt. Dabei dürfte sich eine Inversionslage herausbilden. Die
ohnehin geringen Niederschläge im östlichen Bergland und an den Alpen lassen
nach. In der Nacht zum Montag schwenkt der Rücken unter Abflachung über
Deutschland hinweg südostwärts, was eine Abschwächung der über dem Süden
Deutschlands liegenden Hochbrücke mit sich bringt. Eine Gradientzunahme macht
sich jedoch nur im Norden Deutschlands bemerkbar.
Am Montag hält sich noch antizyklonaler Einfluss, in der Nacht zum Dienstag
läuft in der west- nordwestlichen Strömung ein Kurzwellentrog nach Südosten ab
und streift dabei den Norden Deutschlands, was dort Niederschlag aufkommen
lässt. Dabei legt der Gradient erneut zu, so dass an der Nordsee und auf höheren
Berggipfeln Sturmböen auftreten können. Am Dienstag setzt sich mit einem rasch
nachfolgenden, breiten Trog die Frontalzone wieder etwas mehr nach Süden durch,
so dass die Niederschläge, die durchweg als Regen fallen, auch den
Mittelgebirgsraum erfassen. An der Küste und im höheren Bergland muss nach wie
vor mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden. Weiter nach Süden hin bleibt der
Wettercharakter noch antizyklonal geprägt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum weitet sich erneut ein Trog
über Osteuropa hinweg südwärts aus, was über Mitteleuropa eine
nord-nordwestliche Strömung ergeben dürfte. An den Alpen und in den Staulagen
der östlichen Mittelgebirge sind bei leicht zurückgehenden Temperaturen
kräftigere Schneefälle mit deutlich mehr als 10 cm Schnee innerhalb von 12
Stunden sowie der Gefahr von Verwehungen möglich. Niederschläge greifen dann
wahrscheinlich auch auf die anderen Landesteile über. Der Gradient verschärft
sich, am Mittwoch sind in freien Lagen stürmische Böen, an der See und im
Bergland Sturmböen und exponiert schwere Sturmböen zu erwarten. Am Donnerstag
setzt sich im Südwesten, danach im gesamten Süden und in der Mitte wieder
antizyklonaler Einfluss durch. Von Nordwesten her kommt aufgrund der Nähe zur
Frontalzone bereits w9ieder eine Milderung zustande.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Für Sonntag hatten die beiden
gestrigen Modellrechnungen eine eher nördliche Strömung gezeigt, wonach die
Kaltluft (vor allem beim 12 UTC-Lauf) weiter im Westen liegt als nach den beiden
00 UTC-Läufen.
Ab Montag lassen sich hinsichtlich der kurzwelligen, nach Südosten schwenkenden
Tröge keine Aussagen mehr treffen, wodurch hinsichtlich Frontpassagen keine
zeitliche Detaillierung mehr möglich ist. Übereinstimmend setzt sich jedoch die
Frontalzone wieder über Mitteleuropa hinweg nach Osten durch, gefolgt von einer
Ausweitung des Troges über Osteuropa nach Süden. Hier rechnet im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum der aktuellste Lauf das steilste Szenario,
was die Kaltluft am raschesten und auch am weitesten nach Süden vorstoßen lässt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Samstag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
externen Modellen gestützt. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht ableiten.
Ab Sonntag nehmen die Modellunterschiede zu. GFS und auch das Modell des
kanadischen Wetterdienstes positionieren das Bodenhoch weiter westlich, wonach
(mehr nach GFS als nach dem kanadischen Modell) sich die Kaltluft über
Mitteleuropa durchsetzt, nach GFS verbreitet mit 850-er Temperaturen unter -10
Grad. Auch am Montag und Dienstag hält sich nach den beiden amerikanischen
Modellen noch die Kaltluft, wogegen sich nach ICON und EZMW im Norden und in
Teilen der Mitte bereits wieder eine Milderung durchsetzt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt nach GFS eine
Hochdruckrandlage (zu dem dann nach Osteuropa abziehenden Bodenhoch) bestehen.
Demnach stellt sich eine Blockierungslage mit einem Omega-Hoch über
Südskandinavien ein. EZMW zeigt vorübergehend eine steile Nordwestlage, wogegen
nach dem kanadischen Modell Mitteleuropa unter der leicht mäandrierenden
Frontalzone verbleibt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS zeigt nach Passage des Troges am Wochenende eher eine
Brückenlage. Eine Blockierung, wie sie der deterministische Lauf in der zweiten
Wochenhälfte zeigt, wird vom EPS nicht gestützt. Vielmehr setzt das EPS wie auch
das kanadische Modell auf eine leicht mäandrierende Frontalzone. Demnach setzt
sich im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum unbeständige Witterung
mit milder Luft wieder überall durch.
Das EPS des EZMW stützt nur mit einem reichlichen Drittel der Einzellösungen (18
Member) die Version des hauseigenen deterministischen Modells. Genauso viele
Lösungen setzen auf die Version des kanadischen Modells. Die restlichen 15
Einzelläufe bringen eine antizyklonale Westlage ins Spiel. Dies dürfte das
wahrscheinlichste Szenario sein, wobei in diese Richtung auch das
deterministische Modell am Ende des Vorhersagezeitraumes tendiert. Für den
Norden und Teile der Mitte bedeutet dies eine Fortsetzung der milden Witterung,
wogegen in den anderen Gebieten eine ruhige Hochdruckrandlage das
wahrscheinlichere Szenario sein dürfte. Ein Wintereinbruch zeichnet sich somit
bis weit in die erste Neujahrsdekade hinein nicht ab.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag können an der Nordsee sowie auf exponierten Berggipfeln mit geringer
Wahrscheinlichkeit einzelne stürmische Böen auftreten. Sonst sind keine
markanten Wettergefahren in Sicht.
Am Samstag sind, bedingt durch den zunehmenden Gradienten, an der Küste und in
höheren Berglagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Sturmböen
wahrscheinlicher als am Freitag. Nach Süden und Südosten hin ist vor allem
Samstagfrüh örtlich gefrierender Regen nicht ganz auszuschließen.
Am Sonntag fällt in den Staulagen des Erzgebirges und der Alpen zeitweise
Schnee, markant zu bewarnende Neuschneemengen sind eher unwahrscheinlich. Am
Montag muss an der Nordseeküste und auf exponierten Gipfeln der nördlichen
Mittelgebirge mit einzelnen stürmische Böen gerechnet werden. Sonst bestehen
wahrscheinlich keine markanten Wettergefahren.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), Mix aus 1. und 3. Cluster

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann