SXEU31 DWAV 310800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.12.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wa

Anfangs in der Mitte örtlich gefrierender Regen, im Nordosten abflauender Wind.
Dann wieder Hochdruckeinfluss mit Nachtfrost sowie stellenweisem Nebel und
Glättegefahr.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC

Am heutigen Silvestertag… wölbt sich von einem Höhenhoch südwestlich Portugals
ausgehend ein breiter Rücken auf, der zwei Achsen besitzt: Eine ist nach Osten
in Richtung südöstliches Europa gerichtet, eine weitere nach Norden in den
Bereich der Britischen Inseln und weiter bis Island. In diesen Rücken hat sich
ein Höhentief eingeschlichen, das heute Vormittag südwestlich von Irland zu
finden ist. Vom nördlichen Europa ausgehend findet derzeit ein kräftiger
Trogvorstoß südostwärts Richtung Osteuropa statt. Die Achse dieses Trogs
schwenkt derzeit über den Nordosten Deutschlands hinweg, wobei unser Land
insgesamt unter hohem Geopotential verbleibt. Das Bodendruckfeld ist von einem
umfangreichen Hochdruckgebiet mit mehreren Druckmaxima über der gesamten
Südwesthälfte und dem Süden Europas geprägt. Demgegenüber steht ein Tief über
der Barentssee. Das hat über dem gesamten Nordosten Europas einen mäßigen
Gradienten zur Folge, mit dem auf breiter Bahn polare Meeresluft nach Osteuropa
fließt und die Basis für den Trogvorstoß bildet. Deutschland ist davon in
zweierlei Form betroffen: Zum einen schwenkt die Kaltfront des Tiefs derzeit von
Norden nach Deutschland herein, ist aber im Westteil stark unter Absinken
geraten und hat dort deutliche Auflösungstendenzen. Sie vermag auch etwas
Niederschlag zu generieren, der bei 850-hPa-Temperaturen um 0 Grad (selbst
hinter der Front geht’s nur auf -2 Grad zurück, und das auch nur im Nordosten)
als Regen fällt. Da im gesamten Mittelgebirgsraum und südlich davon die Nacht
noch frostig war, kann es dort zu Glatteisbildung kommen. Allerdings fallen kaum
mehr als 0,2 mm pro Stunde und es ist nicht mit einer Verstärkung der
Niederschläge zu rechnen, so dass keine Unwetterwarnungen nötig werden. Die
gefährdeten Regionen erstrecken sich vom Weserbergland südostwärts bis zum
Fichtelgebirge und zum Erzgebirge, wobei vor allem in den nördlichen Gebieten
schon recht milde Luft eingeflossen ist, die sich aber möglichweise noch nicht
in allen Tälern durchsetzen konnte. Bis zum Abend schwenkt die Front im ihrem
Ostteil bis nach Süddeutschland durch, im Westen hängt sie zurück und löst sich
auf. Rückseitig fließt etwas feuchtere Luft vor allem in die Nordosthälfte des
Landes, trotzdem sollten dort die Wolken im Tagesverlauf wieder auflockern. Je
weiter man nach Südwesten kommt, desto ungestörter bleibt die dort liegende
hausgemachte bodennahe Kaltluft, oberhalb der eine sehr milde Luftmasse (bis +7
Grad in 850 hPa) liegt. Zwar wird auch dort die Inversion etwas angehoben, es
ziehen mittelhohe Wolkenfelder auf und auch bodennah mag etwas feuchtere Luft
einzusickern. Insgesamt bleibt es aber im äußersten Süden und im Südwesten bei
dem sonnigen Wetter, abgesehen von zähem Nebel, der die Niederungen des Rheins
und seiner Nebentäler teils ausfüllt. Dort bleibt es heute dann auch bei dem
gewohnten Temperaturniveau mit nur wenig über 0 Grad in den Niederungen
(Dauerfrost bei Dauernebel) und bis zu 10 Grad in Höhenlagen. Dagegen wird es in
der besser durchmischten Luftmasse im Norden und Nordosten generell 6 bis 9 Grad
mild. Noch ein Wort zum Wind: Während die gesamte Südwesthälfte unter schwachem
Hochdruckeinfluss nur sehr geringe Windstärken aufweist, liegt der Nordosten im
Bereich des oben erwähnten Gradienten, so dass dort der West- bis Nordwestwind
mäßig weht. An der Ostsee werden steife, exponiert auch stürmische Böen
erwartet, auch im Binnenland kann es steife Böen geben. Im höheren östlichen
Bergland ist es ebenso stürmisch. Im Tagesverlauf setzt sich aber auch nach
Nordosten hin schon wieder das Hoch durch, so dass sich der Wind deutlich
abschwächt.

In der Nacht zu Neujahr verabschiedet sich der durschwenkende Trog rasch nach
Osteuropa und Deutschlang gelangt gänzlich in den Einflussbereich des Rückens,
der dann die ganze Südwesthälfte Europas sowie die Mitte bis nach Skandinavien
überspannt. Weiterhin ist ein diesen Rücken das Höhenei eingelagert, das
Richtung Westfrankreich zieht. Auf uns hat dieses aber keinen Einfluss. Das
Bodenhoch dominiert quasi ganz Südeuropa und wölbt sich über der Mitte weit nach
Norden auf. Sein Schwerpunkt verlagert sich über die Mitte Deutschlands hinweg
sehr langsam ostwärts. Damit sind schwache und umlaufende Winde zu erwarten,
lediglich ganz im Norden weht der Wind noch mäßig um West. Unter Absinken sind
in der Nacht Grenzschichtprozesse dominant. Teils liegt noch Bewölkung über
Deutschland, die die Kaltfront hinterlassen hat, vor allem rund um den Rhein
gibt es weiter Hochnebelfelder. Abgesehen davon sollte die Nacht aber teils klar
beginnen. Während im Nordosten unter der entstehenden Absinkinversion noch eine
einige hundert Meter hochreichende durchmischte Luftmasse herrscht, liegt die
Inversionsuntergrenze im Südwesten sehr tief. Deswegen dürfte es vor allem dort

  • durch die Zunahme nebelbegünstigender Aerosole verstärkt – zur Bildung von
    Nebel und Hochnebel kommen, Richtung Nordosten sollte das etwas weniger der Fall
    sein. Die Temperatur geht vom Süden bis in den Mittelgebirgsraum in der kaum
    gestörten bodennahen Kaltluft wieder teils sogar in den mäßigen Frostbereich
    zurück, nach Norden hin ist es teils leichter Frost. Frostfrei bleibt es nur
    ganz im Norden und Nordosten, wo der Wind noch etwas stärker weht. Aufgrund der
    im Vergleich zum Vortag etwas erhöhten Feuchte besteht auch eine stärkere
    Neigung zur Bildung von Reifglätte.

An Neujahr… weitet sich der Höhenrücken noch etwas nach Osten aus, das ihm
innewohnende Höhentief eiert über Zentralfrankreich herum. Das Bodenhoch
verlagert sich weiter Richtung südöstliches Mitteleuropa, womit über Deutschland
schwache östliche und südliche Winde vorherrschen. Über dem Norden gibt es
weiterhin schwachen bis mäßigen Südwestwind. Dort können auch einige
Wolkenfelder hereinziehen. Ansonsten halten sich in einigen Niederungen wieder
die Hochnebelfelder, vor allem die Regionen rund um den Oberrhein könnten wieder
davon betroffen sein. Meistens dürfte es wieder viel Sonne geben. Das
Temperaturniveau schwankt zwischen leichtem Dauerfrost bei Nebel und 10 Grad in
mittleren Höhenlagen des Südens.

In der Nacht zum Donnerstag ändert sich die Großwetterlagen weiterhin nicht. Der
Hochdruckschwerpunkt verlagert sich noch etwas nach Süden, so dass der Wind
allgemein auf südwestliche Richtungen dreht, aber über dem Süden weiterhin sehr
schwach ist. Dort können sich dann nach oft klarem Beginn wieder die Nebel- und
Hochnebelfelder ausbreiten. Die Temperatur geht meist auf -3 bis -7 Grad zurück,
im südlichen Bergland kann es auch kälter werden. Die Gefahr von Reifglätte
dürfte sich im Vergleich zum Vortag kaum ändern. Etwas wolkiger und vor allem
milder wird es bei mäßigem Westwind küstennah. Unmittelbar an den Küsten und in
Schleswig-Holstein kann es frostfrei bleiben.

Am Donnerstag… kommt langsam wieder Bewegung ins Wetter: Ein kräftiges Tief
zieht über das nördliche Nordmeer hinweg und leitet einen Trogvorstoß ein.
Sinkendes Geopotential über Nordwesteuropa lässt den Rücken ins östliche
Mitteleuropa weiterschwenken. Auch das Bodenhoch zieht sich langsam weiter nach
Süden zurück, was auch dazu führt, dass das nordwestlichste Deutschland in den
Bereich eines etwas stärkeren Gradienten gelangt. Damit frischt der Südwestwind
über der Nordsee auf, so dass es an den Küsten, vor allem in Nordfriesland,
zunehmend steife Böen geben kann. Mit dem Wind gelangen auch immer mehr Wolken
in den Nordwesten Deutschlands, es sollte aber trocken bleiben. Auch im
äußersten Westen können zunehmend Wolken aufziehen. Im übrigen Land weht der
meist südwestliche Wind weiterhin schwach. Dort bekommt man von der anstehenden
Wetterumstellung noch nichts mit. Auch das Höhenei, das die Westalpen erreicht,
sollte sich nicht bemerkbar machen, allenfalls mit einigen wenigen mittelhohen
oder hohen Wolkenfeldern. Somit bleibt es bei dem bereits bekannten meist recht
sonnigen Wetter, allerdings immer mit der Einschränkung durch zähe Nebel- und
Hochnebelfelder, die sich teils halten können. Auch das Temperaturniveau ändert
sich nur wenig.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der mit reichlich Höhenkaltluft angefüllt Trog
Richtung Skandinavien. Die weit vorlaufende Kaltfront des Sturmtiefs, das weiter
über dem nördlichen Nordmeer liegt, erreicht in den Frühstunden den Nordwesten
Deutschlands mit leichten Regenfällen. Dort frischt auch der Wind weiter auf,
warnwürdige Böen gibt es aber weiterhin nur an den Küsten. Vor allem an der
Nordsee muss dann auch mit stürmischen Böen gerechnet werden. Da sich das Hoch
in allen Niveaus weiter zurückzieht, nimmt auch auf den höheren Bergen der Wind
wieder spürbar zu, was auf den exponierten Bergen der Nordhälfte zunehmend in
Sturmböen resultiert. Weiter ruhig bleibt es im Süden. Die Wolken breiten sich
im Nachtverlauf über der gesamten Nordwesthälfte aus, so dass dort wieder recht
große Gebiete frostfrei bleiben (was natürlich auch mit etwas zunehmendem Wind
zu tun hat). Verbreitet Frost gibt es dagegen im gesamten Süden, Osten und in
der Mitte. Allerdings deutet sich auch dort eine leichte Frostabschwächung an.
Die Gefahr von örtlicher Reifglätte sollte sich in diesen Regionen nicht
wesentlich ändern.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis morgen sehen die vorliegenden Modelle eine sehr ähnliche Entwicklung. Etwas
unterschiedlich wird Zugbahn des französischen Eis berechnet, was ab Donnerstag
interessant wird, weil es nach IFS dann schon in den Westen ziehen soll. Zudem
soll es sich nachfolgend auch mit dem hereinschwenkenden Trog verbinden und mit
ihm zusammen für das Ende der Hochdrucklage sorgen. Wie und wann das genau
vonstattengeht, ist folglich noch etwas unsicher. Nach externen Modellen könnte
es durchaus schon früher regnen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann