SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.12.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
H M
An den Alpen bis in den Donnerstag hinein teils kräftige Schneefälle. Heute in
höheren Berglagen Süddeutschlands sowie auf exponierten Gipfeln im
Mittelgebirgsraum Sturmböen Bft 8/9, Alpengipfel Bft 10. Am Donnerstag keine
markanten Wettergefahren.
In der Nacht zum Freitag im südwestdeutschen Bergland erneut auflebender Wind
mit Sturmböen in höheren Berglagen. Am Freitag auf exponierten Alpengipfeln
einzelne Sturmböen, sonst keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch… liegt Deutschland zwischen einem auf die Britischen Inseln
übergreifenden Keil und einem Langwellentrog, der von Skandinavien bis in die
Ägäis reicht. In der steilen nordwestlichen Strömung läuft ein Kurzwellentrog
nach Südosten ab. Dieser sorgt für eine rege Schauertätigkeit. In der Mitte und
im Südosten Deutschlands ist die Labilität am höchsten, dort sind auch kurze
Gewitter nicht auszuschließen. Bei einem Oberwind, der im 850 hPa-Niveau 50 kt
erreicht, sind in Verbindung mit Gewittern Böen bis Sturmstärke (Bft 9) möglich.
Zudem frischt mit Passage dieses Troges, der sich auch im Bodendruckfeld
abzeichnet, der Wind auf. In Süddeutschland sind in freien Lagen Windböen, im
Bergland stürmische Böen und auf exponierten Berggipfeln der südwestdeutschen
Mittelgebirge und der Alpen teils schwere Sturmböen bis Bft 10 zu erwarten.
Ansonsten sind Böen bis Sturmstärke auf die höchsten Mittelgebirgsgipfel
beschränkt. Zum Abend hin sollte der Wind generell abflauen.
Die steile nordwestliche Strömung lässt die Schneefälle an den Alpen andauern.
Der meiste Schnee fällt im Oberallgäu und in den Berchtesgadener Alpen, so dass
dort markante Warnungen aktiv sind. In den Mittelgebirgen ist die feste Phase
auf die Kamm- und Gipfellagen beschränkt, so dass dort nur mit Glättewarnungen
oder Schneefallwarnungen der untersten Stufe zu operieren ist. Auflockerungen
sind am ehesten ganz im Nordwesten vorstellbar, auch südlich der westlichen
Mittelgebirge kann es ein paar Wolkenlücken geben. Ansonsten hält sich meist
mehrschichtige Bewölkung. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 10 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag rückt der Keil in die Nordsee vor, gefolgt von einem
Kurzwellentrog, der sich den Britischen Inseln nähert. Das mit dem Keil
korrespondierende Bodenhoch verlagert sich nach Süddeutschland und beschert uns
eine schwachgradientige Lage. Ab Mitternacht dürfte daher der Wind nicht mehr
warnrelevant sein. Auch die Schneefälle an den Alpen sollten allmählich
nachlassen. Vor allem im Westen und Südwesten klart es verbreitet auf, wodurch
sich alsbald dichter Nebel bildet.
Donnerstag… greift der Keil unter Abflachung und Verkürzung der Wellenlänge
auf Deutschland über. Der nachfolgende Trog, der vor allem in höheren
Troposphärenschichten ausgeprägt ist, folgt rasch und erreicht bis zum Abend den
äußersten Westen Deutschlands. Durch den rasch übergreifenden Trog kommt das
Absinken im Bereich des Keils nicht so recht zur Geltung. Zwar hält sich noch
Hochdruckeinfluss (wobei sich der Schwerpunkt des Bodenhochs zu den Ostalpen
verlagert), aber Warmluftadvektion bringt einen Aufzug von mittelhoher und hoher
Bewölkung mit sich, so dass sich Nebel und Hochnebel damit schwertun, zu
verschwinden. Auflockerungen sind daher am ehesten im Lee der Mittelgebirge, an
den Alpen und im Küstenbereich vorstellbar. In diesen Gebieten steigt die
Temperatur auf 5 bis 8 Grad, wogegen in den Gebieten mit zähem Nebel oder
Hochnebel nur 1 bis 5 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Freitag erreicht der neue Trog das Vorhersagegebiet. Kräftige
vorderseitige Hebung lässt im Südwesten, Westen und an den Alpen erneut
Niederschläge aufkommen, wobei die feste Phase allenfalls in den Kamm- und
Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge zu erwarten ist und selbst an den Alpen
die Schneefallgrenze auf 1000 bis 1200 m steigt. Zudem frischt im
südwestdeutschen Bergland der Wind auf und erreicht dort in höheren Berglagen in
Böen Sturmstärke. Ansonsten hält sich Hochdruckeinfluss, wobei sich im Norden
und Osten ein sich über Skandinavien kräftigendes Bodenhoch zusehends bemerkbar
macht. In diesen Gebieten kann es verbreitet aufklaren, nachfolgend bildet sich
rasch teils dichter Nebel.
Freitag… wird der Trog über den Westen Deutschlands und nachfolgend über die
Westalpen hinweg südwärts gesteuert. Somit flaut der Wind rasch ab und ist
alsbald selbst im Bergland nicht mehr warnrelevant. Das korrespondierende
Bodentief überquert unter rascher Auffüllung den Westen und Südwesten
Deutschlands. Nachfolgend stellt sich, ausgehend von einem kräftigen Bodenhoch
über Skandinavien, das bis zu den Pyrenäen reicht, alsbald wieder
Hochdruckeinfluss ein. Das Bodenhoch wird durch einen bis ins Nordmeer
reichenden Keil gestützt. Die an dessen Ostflanke auf Nord drehende Strömung
bringt an den Alpen erneut eine Staulage zustande. Die Schneefallgrenze liegt
bei 1000 bis 1200 m, oberhalb davon sind 10 bis (im Oberallgäu über 20) cm
Schnee zu erwarten. Auflockerungen sind am ehesten im Nordwesten und im Norden
Deutschlands vorstellbar. Ansonsten hält sich meist mehrschichtige und
geschlossene Bewölkung. Gegenüber Donnerstag ändern sich die Temperaturen nur
unwesentlich.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der Keil nach Skandinavien. Weit nach Norden
ausgreifende Warmluftadvektion sorgt über dem Nordmeer und über Lappland für
Geopotentialgewinn. Das wetterbestimmende Bodenhoch verlagert sich mit seinem
Schwerpunkt nach Deutschland, weist aber noch einen kräftigen, zum Weißen Meer
gerichteten Keil auf. Mit der Verlagerung des Hochs nach Süden sollten die
Schneefälle an den Alpen alsbald nachlassen. Im Bereich des Hochs klart es
verbreitet auf, wodurch nahezu flächendeckend Frost (im östlichen Bergland bis
in den mäßigen Bereich hinein) zu erwarten ist. Gebietsweise kann sich erneut
teils dichter Nebel bilden. In Nebelgebieten besteht dabei Glättegefahr.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Hinsichtlich der zu erwartenden Niederschläge ergeben sich am Freitag
unterschiedliche Ergebnisse. Während ICON in den südwestdeutschen Mittelgebirgen
länger andauernde Niederschläge zeigt und in den Staulagen des Schwarzwaldes und
des Allgäus markant zu bewarnende Niederschlagssummen für möglich hält, sind die
anderen Modelle hierin zurückhaltender. Diese Unterschiede resultieren aus
Unsicherheiten, die in Bezug auf ein flaches Bodentief bestehen, das den Westen
Deutschlands streift und die Westalpen überquert. Nach GFS folgt dieses Tief
erst mit einer ca. 12-std. Verzögerung, EURO4 lässt dieses Tief weiter im Westen
nach Süden ziehen, nach EZNMW und auch nach LFPW ist dieses Tief kaum vorhanden.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann