S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.11.2019 um 10.30 UTC

Vorübergehend kühl und im Bergland winterlich. Ab Dienstag kommender Woche von
Norden her wahrscheinlich wieder Milderung, ab Wochenmitte an der Küste und im
Bergland dann zeitweise stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 03.12.2019

Am Freitag gelangt Deutschland auf die Rückseite eines sich von Skandinavien
über Polen hinweg nach Südosteuropa ausweitenden breiten Troges. Das
korrespondierende Bodentief verlagert sich von Südschweden zu den Baltischen
Staaten. Dessen Kaltfront dringt mit Niederschlägen, die in Lagen oberhalb 600 m
in Schnee übergehen, bis zu den Alpen vor. An der Südflanke des Bodentiefs
bleibt vorerst ein kräftiger Gradient bestehen, wodurch an der See sowie in
höheren Berglagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Sturmböen auftreten
können; exponiert sind schwere Sturmböen nicht ganz auszuschließen. In der Nacht
zum Samstag dauern staubedingt die Niederschläge (oberhalb von 400 m in den
östlichen Mittelgebirgen, oberhalb 600 bis 800 m an den Alpen als Schnee) noch
an, wobei an den Alpen durchaus um 20 cm Schnee fallen können. Ansonsten sorgt
ein schwaches Zwischenhoch (das sich auch am Samstag noch hält) für eine
Wetterberuhigung. Auch der Wind dürfte ausgangs der Nacht nicht mehr
warnrelevant sein.
In der Nacht zum Sonntag greift auf die Biskaya ein Trog über. Zwischen diesem
Trog und dem zum Schwarzmeerraum schwenkenden Haupttrog gelangt Deutschland
unter einen Rücken, wobei Warmluftadvektion bis an dessen Ostflanke übergreift.
Folglich zieht im Westen und Südwesten mehrschichtige Bewölkung auf, die
ausgangs der Nacht Niederschläge bringt. Diese fallen durchweg als Regen und
allenfalls in den westlichen Mittelgebirgen oberhalb von etwa 600 m als Schnee.

Im Laufe des Sonntags tropft der Trog zur Iberischen Halbinsel ab, so dass über
dem Vorhersagegebiet eine südwestliche Strömung bestehen bleibt. Das mit dem
ostwärts schwenkenden Resttrog korrespondierende flache Bodentief erfasst
allenfalls den Süden Deutschlands, wobei Niederschläge auf Teile der Mitte
übergreifen. Diese fallen in den zentralen Mittelgebirgen oberhalb von etwa 600
m als Schnee und sonst meist als Regen. In der Nacht zum Montag greift von
Westen her ein Bodenkeil auf Deutschland über, der durch Kaltluftadvektion
gestützt wird. Die Niederschläge dürften dann den gesamten östlichen
Mittelgebirgsraum und den Alpenrand erfassen, wobei die Schneefallgrenze bis in
tiefere Lagen und an den Alpen auf 600 bis 900 m absinkt. In Staulagen sind um
10 cm Schnee möglich. Von Nordwesten her setzen sich, bedingt durch Absinken,
vermehrt Auflockerungen durch.
Am Montag schwenkt der o.g. Resttrog nach Polen. Zwischen diesem Resttrog und
einem sich bis nach Grönland aufwölbenden Rücken bleibt eine steile
nordwestliche Strömung bestehen, wodurch die Niederschläge an den Alpen (die bis
in die Täler als Schnee fallen) andauern. In Staulagen dürften noch einmal um 10
cm Schnee hinzukommen.
Am Dienstag hält sich im Süden und zumeist auch über der Mitte der Einfluss
einer Hochbrücke, die sich, ausgehend von einem Bodenhoch bei Irland über
Süddeutschland hinweg bis nach Südosteuropa erstreckt. Auf den Norden greift
dagegen das Frontensystem eines zum Finnischen Meerbusen ziehenden Tiefs über,
was dort einen Luftmassenwechsel bewirkt. An der Küste können dann auch wieder
stürmische Böen auftreten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zieht sich das vor Irland
liegende Hoch noch etwas nach Westen zurück, so dass der Weg frei wird für milde
Atlantikluft, die dann mit einer nordwestlichen und nach wie vor antizyklonal
geprägten Strömung wieder nach Mitteleuropa vorstößt. Wahrscheinlich erfolgt im
Südwesten und im Süden vorerst noch kein Luftmassenwechsel. An der Küste sowie
in den Hochlagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge können Sturmböen
auftreten, exponiert sind schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Eine
ausgewachsene Sturmlage zeichnet sich jedoch nicht ab.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Montag ergeben sich keine signifikanten Unterschiede zu den
beiden Modellläufen des gestrigen Tages. Allerdings greifen die Niederschläge am
Sonntag nicht mehr so weit nach Norden aus wie dies noch beim gestrigen 00
UTC-Lauf gezeigt wurde. Auch vollzieht sich das Übergreifen der Niederschläge
etwas langsamer.
Am Dienstag schwenkt der Resttrog rascher nach Osten, als am Vortag noch
angenommen wurde. Demzufolge erstreckt sich die Achse der Hochbrücke nicht mehr
über Norddeutschland, sondern über den Süden Deutschlands hinweg ostwärts. Als
Folge zeichnet sich bereits am Dienstag ganz im Norden ein Luftmassenwechsel ab.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum vollzieht sich nunmehr rascher
als noch am Vortag anzunehmen war der Übergang zu einer leicht antizyklonalen
Nordwestlage und somit zu einer erneuten Milderung.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Montag sind die Unterschiede zwischen den verfügbaren
Modellen hinsichtlich der synoptischen Basisfelder nur gering. Während EZMW und
GFS wie auch das Modell des kanadischen Wetterdienstes am Montag den o.g.
Resttrog relativ rasch ostwärts schwenken lassen, hängt nach ICON dieser Trog
zurück, wodurch die Niederschläge vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum noch
längere Zeit andauern dürften. Selbst am Dienstag erfolgt nach ICON noch keine
Trogpassage. Im Bodendruckfeld bleibt dabei eine nördliche bis nordöstliche,
aber relativ kräftige Strömung bestehen. Nach den anderen Modellen (nach EZMW
und nach dem kanadischen Modell rascher als nach GFS, gestern warŽs umgekehrt)
setzt sich im Norden mit einer auf West drehenden Strömung bereits wieder
mildere Luft durch.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich nach allen Modellen
wieder mildere Luft durch. Nach den beiden amerikanischen Modellen wäre demnach
auch im Süden ein baldiger Luftmassenwechsel zu erwarten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS folgt im Wesentlichen dem hauseigenen deterministischen Modell,
zögert aber das Schwenken des Keils nach Süden und das Durchgreifen der
Milderung ein wenig hinaus. Gegenüber dem Vortag setzt sich aber wie beim EZMW
etwas rascher die mildere Luft durch. Insgesamt ergibt sich beim EPS des GFS
jedoch nur ein geringer Spread.
Das EPS des EZMW stützt mehrheitlich die Version des deterministischen Laufes.
Allerdings ist die ICON-Variante (mit dem nur sehr zögernd ostwärts schwenkenden
Resttrog) gar nicht so unwahrscheinlich und wird immerhin von 16 Einzellösungen
gestützt. Der Trend zu einer West- oder Nordwestlage im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist jedoch eindeutig. Hier bringen nur 4
Member eine erneute Troglage ins Spiel. Wie beim EPS des GFS ist auch beim EPS
des EZMW der Spread relativ gering und steigt erst im erweiterten
Mittelfristzeitraum signifikant an. Dabei gibt es durchaus Einzellösungen (im
Süden mehr, im Norden weniger), die ein erneutes Durchsetzen der milderen Luft
nicht zeigen. Immerhin zeichnet sich für den Süden Deutschlands an 5 Tagen (von
Sonntag bis Donnerstag kommender Woche) eine östliche bodennahe Windkomponente
ab, so dass dort die Milderung erst danach einsetzt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag sind an der Küste sowie in den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen
und östlichen Mittelgebirge stürmische Böen oder Sturmböen Bft 8 bis 9 aus West
bis Nordwest zu erwarten. Auf exponierten Berggipfeln und an der Ostseeküste
sind auch schwere Sturmböen Bft 10 nicht auszuschließen. Außerdem gibt es mit
geringer Wahrscheinlichkeit im Norden und Osten auch kurze Gewitter mit Graupel
und stürmischen Böen.
In der Nacht zum Samstag muss vor allem noch an der Ostseeküste und auf höheren
Berggipfeln der östlichen Mittelgebirge mit stürmische Böen Bft 8, aber mit
abnehmender Tendenz, gerechnet werden. An den Alpen oberhalb 600 bis 800 m setzt
Schneefall ein, in Staulagen sind 10 bis 20 cm Schnee innerhalb von 12 Stunden
möglich.
Am Samstag kommen in den Staulagen der Alpen um 10 cm Neuschnee innerhalb von 12
Stunden hinzu. Sonst sind wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden
Wettergefahren zu erwarten.
Am Sonntag kommt in den westlichen Mittelgebirgen oberhalb etwa 600 m Schneefall
auf, um 10 cm nasser Neuschnee sind innerhalb von 12 Stunden möglich. In der
Nacht zum Montag greift dieser auch auf die zentralen und östlichen
Mittelgebirge über, ebenfalls mit Neuschneemengen um 10 cm, wobei die
Schneefallgrenze auf 400 m und im östlichen Bergland bis in tiefere Lagen
absinkt.
Am Montag fällt am Alpenrand Schnee, in Staulagen können auch mehr als 10 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden hinzukommen. An der Küste frischt der West-
bis Nordwestwind böig auf, mit geringer Wahrscheinlichkeit sind bereits wieder
stürmische Böen bis Bft 8 möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann