SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.11.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang von SEz (Südost zyklonal) zu SWz (Südwest zyklonal).

Heute meist trüb oder bedeckt, morgen auch. Ab Dienstag vor allem in Hochlagen
zunehmender, am Mittwoch in Böen vielfach stürmischer Wind aus südlichen
Richtungen. Mild.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC

Montag… startet Deutschland mit einer ordentlichen Hucke Nebel in die neue
Woche. Damit ist auch schon klar angezeigt, dass die seit Tagen apostrophierte
Umstellung der Wetterlage hin zu W/SWz noch nicht so richtig in Gang gekommen
ist – zumindest bei uns nicht. Ansonsten sind die Bemühungen der Atmosphäre, das
großräumige Strömungsmuster nachhaltig zu verändern, sehr wohl erkennbar. So
wurde der seit Wochen wetterbestimmende LW-Trog über Westeuropa respektive dem
nahen Ostatlantik mittlerweile getilgt, und auch der osteuropäische Rücken hat
schon deutlich an Substanz verloren. Allerdings präsentiert sich das
korrespondierende Blockierungshoch QUINCY über Russland als extrem zähes
Bollwerk, das zwar keine 1055 hPa mehr auf die Waage bringt, mit etwas über 1035
hPa aber immer noch prominent unterwegs ist und zudem auch nur zögerlich den
Rückzug gen Osten antreten will.
Zur aktuellen Lage, die uns heute genau zwischen dem Hoch im Osten und dem
später noch detaillierter zu untersuchenden zyklonalen Geschehen weiter westlich
sieht. Bei geringen Luftdruckgegensätzen ist die Inversion in der gealterten
Luftmasse mediterranem Ursprungs die Absinkinversion inzwischen bis ganz nach
unten gedrückt worden, einzig im nördlichen Drittel liegt sie etwas abgehoben
bei 900 hPa (Basis: gemessene Temps von 00 UTC). Trotz der aufliegenden
Inversion ist die Grundschicht soweit angefeuchtet, dass sich verbreitet teils
dichter Nebel gebildet hat. Im Norden hingegen ist Bodennebel seltener, dafür
Hochnebel häufiger vertreten. Im Laufe des Tages dürfte sich an dieser
Konstellation nicht allzu viel ändern, wenn man mal davon absieht, dass sich die
Sichtweiten tendenziell etwas bessern werden. Die Grundströmung bleibt extrem
schlapp, was den Durchmischungsindex im tiefen Keller hält, und auch sonst wird
wenig getan, das traumhafte Novembergrau in irgendeiner Form aufzulösen. Okay,
der bis dato über Deutschland liegende Höhenrücken wird allmählich nach Osten
abgedrängt. Der nachfolgende KW-Trog, dessen Achse bis Dienstag 00 UTC die
Westgrenze Deutschland erreicht, ist aber nicht gerade ein Herkules seiner
Zunft, meint, die vorderseitigen Hebungsprozesse und somit auch eine potenzielle
Streckung der Grundschicht fallen schwach aus. Immerhin, von Belgien und
Luxemburg her, wo es aktuell vielfach schon offen ist, apert der Hochnebel
weiter bis in Teile NRWs und RPs/Saarlands aus, so dass dort in den westlichen
Regionen gebietsweise die Sonne zum Zuge kommt. Ansonsten muss man dicht an die
Alpen ran, wenn man „Clara“ sehen möchte, aber auch im Hochschwarzwald sowie im
höheren Erzgebirge könnte es mit etwas Sonne klappen.
Blieb an dieser Stelle abschließend nur noch die Erkenntnis, dass es vor allem
in der Westhälfte hier und da etwas nieseln kann aus dem vom Trog leicht
gehobenen Hochnebel. Für „richtigen“ Regen hingegen dürfte es kaum reichen. Zwar
kommt es in der mittleren Troposphäre zu einer kontinuierlichen
Feuchteanreicherung, etwa zwischen 900 und 700 hPa bleibt aber eine trockene
Zwischenschicht erhalten, in der von oben fallender, über die Eisphase
gebildeter Regen weitgehend verdunsten sollte. Temperaturmäßig ist mit Maxima
von 2 bis 8°C weitgehend saisonale Normalität angesagt, an den Alpen, im
äußersten Westen sowie einigen Hochlagen (Sonne + Inversion) wird es mit 10°C
oder etwas darüber sogar ziemlich mild.

In der Nacht zum Dienstag lohnt sich nun endlich mal ein Blick auf das Geschehen
über dem nahen Ostatlantik. Dort formiert sich ein flacher, dafür aber recht
breit konfigurierter Höhentrog mit eingelagertem Drehzentrum. Darüber hinaus
zeichnet sich die Fusion zweier bis dahin getrennter Tiefdruckgebiete an – der
steuernde MARIO west- nordwestlich von Irland fängt den auf seiner Südseite nach
Osten vorstoßenden ehemaligen Tropensturm SEBASTIAN (jetzt offiziell
Ex-SEBASTIAN), der am frühen Morgen die Südwestspitze Irlands erreicht.
Bei uns ist von diesem Zusammenschluss noch nicht allzu viel zu spüren.
Vorderseitig des o.e. KW-Troges wird weiterhin leichte Hebung generiert, die der
zunehmend durchgängig gesättigten oder zumindest fast gesättigten Luftmasse
(außer im Osten und Südosten) nun doch einige Tropfen Regen abringen. Viel wird
es auch in der Nacht nicht sein, so dass der Fokus weiterhin auf dem Parameter
Nebel liegt, der weite Landesteile traktiert mit Sichtweiten teils unter 150 m.
Schwerpunkte sind nach wie vor die Mitte und der Süden, aber auch im nördlichen
Drittel reicht es für einige Nebelfelder. Frost hingegen ist eben so wenig ein
Thema (nur ganz vereinzelt am Alpenrand sowie in der Mitte, wenn es aufgeht) wie
der Wind, auch wenn der aus Südwesten kommend in einigen exponierten Hochlagen
(Black Forest, Blocksberg) allmählich etwas aufbegehrt (Stärke 7 Bft).

Dienstag… schwenkt der KW-Trog ost-nordostwärts über den Vorhersageraum
hinweg. Gleichzeitig vergrößert der Trog über dem nahen Ostatlantik respektive
Westeuropa seine Amplitude, was stromab die Aufwölbung eines Rückens bedingt,
der wiederum auf Deutschland übergreift. Die zum Aufbau des Rückens
erforderliche WLA überläuft diesen, was die Hoffnung auf substanzielles Absinken
sehr sehr niedrig hält. Mit anderen Worten, auch Morgen stehen die Chancen alles
andere als gut, die Sonne zu Gesicht zu bekommen; wenn, dann am ehesten im
äußersten Süden und dort vor allem in der Höhe. Im größten Teil des Landes
bleibt es an diesem 26. November bedeckt oder trüb, auch wenn sich die
horizontalen Sichtweiten im Tagesverlauf bessern (außer in einigen Hochlagen, wo
die Wolken aufliegen). Im Osten fällt vornehmlich am Vormittag gebietsweise
etwas Regen oder Nieselregen (Vorderseite des KW-Troges), und auch in den
übrigen Gebieten kann es hier und da und ab und zu etwas regnen oder nieseln
(WLA + Annäherung eines Frontensystems, das aber mangels ausreichend
Schubkomponente keinen richtigen Zugriff auf unser Land bekommt).
Über Irland müht sich das eine übriggebliebene Tief (wahrscheinlich
Ex-SEBASTIAN), die Windmaschine anzuschmeißen, was angesichts eines mittäglichen
Kerndrucks von etwas unter 975 hPa auch einigermaßen gelingt. Allerdings
zunächst nur in Teilen Westeuropas, wo der südliche Wind gebietsweise stürmisch
auffrischt. Bein uns hingegen herrscht weiterhin weitgehende Flaute, wenn man
mal von einigen Hochlagen absieht. Mehr als Windstärke 7 Bft in Böen dürfte es
aber nur auf Deutschlands Windberg Nummer eins, dem Brocken geben. Trotz der
geringen Windgeschwindigkeiten kommt aber doch etwas Durchmischung zustande, was
an den prognostizierten Höchsttemperaturen ablesbar ist. Trotz Rückgang in 850
hPa (heute Mittag noch 6-10°C, morgen nur noch 2 bis 5°C) peilen die
MOS-Verfahren Maxima von 7 bis 12°C, im südlichen Oberrheingraben sogar bis zu
14°C an, was vielleicht etwas zu optimistisch ist.

In der Nacht zum Mittwoch wandert der Höhenrücken gemächlich, aber gut erkennbar
ost-nordostwärts über den Vorhersageraum hinweg. Ihm folgt ein erster Randtrog,
der sich aus dem breiten „Mutterexemplar“ über Westeuropa löst und gegen Morgen
Nordfrankreich erreicht. Ihm vorgelagert ist die Okklusion des über Irland
verharrenden, sich ganz langsam auffüllenden Ex-SEBASTIAN. Die zugehörigen
Regenfälle erfassen bis zum Frühstück die Gebiete zwischen Ostfriesland und
Schwaben, so zumindest die Lesart von ICON. Externe Modelle hingegen sind
besonders im Südteil des Regengebietes etwas weniger progressiv. Fakt ist, dass
es in der Osthälfte wohl noch weitgehend niederschlagsfrei bleibt und
gebietsweise mit Nebel gerechnet werden muss. Frost tritt weiterhin so gut wie
gar nicht auf, dafür kommt der südliche bis südwestliche Wind in den Hochlagen
allmählich in Fahrt. Auf dem Brocken, im Hochschwarzwald sowie einigen
Alpengipfeln reicht es für Sturmböen 8-9 Bft, in den anderen Hochlagen wird es
wahrscheinlich nur für steife Böen 7 Bft reichen.

Mittwoch… steuert das Tief langsam Südengland an, wo es am Tagesende
schließlich auch ankommt mit einem Kerndruck, der immer noch etwas unter 985 hPa
liegt. Die zugehörige Okklusion schwenkt mit dem Regen über Deutschland hinweg
nach Osten, wobei sich die Regenmengen in Grenzen halten (meist 0,5 bis
vereinzelt 4 mm innert 6 h). Zwar bekommt die Okklusion Unterstützung vom
ebenfalls nordostwärts schwenkenden o.e. Randtrog, allerdings ist diesem (und
seiner Vorderseite) leichte KLA überlagert, was dem Omega-Forcing nicht
besonders zuträglich ist. Nach einer postfrontalen Regenpause kommt es
insbesondere am Nachmittag in den westlichen Landesteilen in der nun etwas
labileren subpolaren Meeresluft (T850 um +2°C, T500 um -24°C) zu schauerartigen
Regenfällen, die in Staulagen lokal vielleicht mal um
5 mm/6 h bringen. Ob es auch für die eine oder andere steife Böe 7 Bft in
Verbindung mit Schauern reicht (925-hPa-Wind bis zu 30 Kt), ist derzeit noch
fraglich.
Unstrittig hingegen ist die Forcierung des Windes in den Hochlagen der
Mittelgebirge sowie der Alpen, wo Kämme, Kuppen und Gipfel Böen 8-9 Bft,
vereinzelt (Brocken, Hochschwarzwald) sogar 10 Bft aufs Tableau bringen. An den
Nordrändern der Mittelgebirge (Leeeffekt) sowie in freien Lagen
Südwestdeutschlands (vor allem Saarland, RP) reicht es für einige 7er-Böen aus
südlichen Richtungen.
In der gut durchmischten subpolaren Meeresluft erreicht die Temperatur
Spitzenwerte zwischen 7 und 13°C, am Oberrhein lokal noch etwas darüber

In der Nacht zum Donnerstag kommt es in der nach wie vor einströmenden erwärmten
Meereskaltluft zu weiteren Schauern, die bis in die Hochlagen der Mittelgebirge
als Regen fallen. In den östlichen Landesteilen bleibt es im Großen und Ganzen
trocken. Apropos Hochlagen, dort bleibt der mehr und mehr auf Südwest drehende
Wind stürmisch unterwegs (8-9, vereinzelt 10 Bft). Wieviel von dem Starkwind
weiter unten ankommt, ist noch nicht ganz klar. Ursache der Unsicherheit sind
die divergierende Positionierung und Intensität des Bodentiefs, die den Modellen
zunehmend Schwierigkeiten bereiten. Zwar lassen alle Modelle das Tief
tendenziell zur Nordsee ziehen, allerdings macht es schon einen Unterschied, ob
es um 06 UTC mit einem Kerndruck von 981 hPa über dem Westteil der Deutschen
Bucht (IFS) oder mit gerade mal 988 hPa über der Doggerbank (ICON).
Aufgrund des Windes und der zahlreich vorhandenen Wolken spielen Nebel und Frost
keine Rolle.

Modellvergleich und -einschätzung

Die grundlegende Entwicklung wird von allen etablierten Modellen ähnlich
simuliert. Anfängliche Unschärfen betreffen zunächst die Grenzschicht, später
das zur Nordsee ziehende Tief und dem davon ausgehenden (Stark)Wind. Beide
Probleme wurden im Text angesprochen, wenn auch nicht vollumfänglich gelöst.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann