S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.11.2019 um 10.30 UTC

Unbeständige Westlage und langsame Abkühlung.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 01.12.2019

Am Mittwoch greift von Westen her ein breiter Trog auf Mitteleuropa über, wobei
an seiner Vorderseite ein kurzwelliger Randtrog gekoppelt mit einem kleinen
Bodentief nach Nordosten abläuft. Das Bodentief soll nach aktueller Lesart vom
Ärmelkanal in die deutsche Bucht ziehen. Vor allem im Westen und Nordwesten
sowie natürlich im Bergland wäre damit ein auffrischen des Windes verbunden.
Eine „echte“ Sturmlage wird das aber eher nicht.
Die vor allem in der Höhe sehr milde Luftmasse wird von erwärmter Meeresluft
verdrängt, in der es gebietsweise zu zweistelligen Höchstwerten reicht. Bis in
Gipfellagen regnet es zeitweise, ohne sonderlich große Intensitäten.
Am Donnerstag liegen wir auf der kalten Seite der Frontalzone, die über
Südwesteuropa ins Mittelmeer verläuft. Der Trog zieht dabei mit seiner Achse
über Mitteleuropa langsam nach Osten, während sich das Bodentief über Dänemark
Richtung Südschweden, aber nur sehr langsam, entfernt. Die aus Westen
einströmende Meeresluft ist instabil geschichtet, aber alles andere als kalt.
Bei 850 hPa Werten über 0 Grad fallen die schauerartigen Niederschläge bis in
Gipfellagen der Mittelgebirge als Regen. Vor allem im Bergland bleibt es windig,
während ganz im Norden der Gradient nahe dem Tief stark aufgefächert ist.
Am Freitag gelangt mit auf nordwestliche Richtungen drehender Strömung, auf der
Trog- bzw. Tiefrückseite frischere Meereskaltluft nach Deutschland. In 850 hPa
gehen die Temperaturen bis nahe -5 Grad zurück, so dass zunächst im Bergland die
schauerartigen Niederschläge bis in mittlere Lagen in Schnee übergehen können.
Der Wind frischt zeitweise stark bist stürmisch auf und auch die Temperaturen in
2m Höhe gehen langsam zurück.
Am Samstag sieht es nach einer kurzen Wetterberuhigung aus. Ein flacher Rücken
stützt eine Bodenhoch, welches über uns recht flott nach Osten marschiert.
Während der Südwesten mild bleibt mit Maxima nahe 10 Grad, fließt in den
Nordosten kältere Luft von Südskandinavien her ein, in der in 850 hPa nur
Temperaturen um -7 Grad erwartet werden, Maxima am Boden dort eher um 5 Grad.
Am Sonntag greift der nächste Trog von Westen her über. Das entsprechende
Bodentief soll über Deutschland nach Osten ziehen. Über dem Süden und der Mitte
könnte dann wieder mildere Luft eindringen, im Norden soll die kalte Luft nicht
mehr verdrängt werden, so dass dort bis in tiefe Lagen zumindest teilweise
Schnee fallen kann, ansonsten fällt meist Regen. Im Bergland und an den Küsten
wäre dann sicher auch der Wind ein Thema, in welchem Maße ist noch sehr
fraglich. Auch insgesamt wird die Entwicklung ab Freitag unsicher.
In der erweiterten Mittelfrist soll dann rückseitig des Tiefs ein Trog über
Mitteleuropa nach Süden vorstoßen. Schauer oder schauerartige Niederschläge
wären die Folge, im Tiefland bei nasskaltem Wetter, im Bergland würde es sogar
für winterliche Verhältnisse reichen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist aktuell recht gut. Der Übergang zur zyklonalen
Westlage wurde auch in den Vorläufen gezeigt. Obwohl man bei der südlichen
Frontalzone schon fast von einer südliche Westlage sprechen kann. Das Verhalten
der kurzen Wellen ist natürlich noch unsicher. Die kalte Luft kommt am Freitag
im letzten Lauf etwas schneller, als gestern simuliert. Der Zwischenhocheinfluss
am Samstag, sowie Entwicklung danach stehen noch auf sehr wackligen Beinen, da
die Vorläufe etwas andere Versionen auf Lager hatten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die großräumigen Strukturen sehen im ICON und GFS ganz ähnlich aus, so dass
diese Modelle keine echten Alternativen in der Entwicklung liefern können. In
Fragen des Timings und Entwicklung der kurzen Wellen sind aber deutliche
Abweichungen vorhanden. IFS ist insgesamt schneller, als die anderen Modelle.
Die Kaltluft kommt nach GFS und ICON zum WE nicht soweit nach Süden voran und
auch die kurze Wetterberuhigung steht in den Sternen.

Im GFs zieht am Freitag übrigens ein Tief entlang den deutschen Küsten nach
Osten mit schönem Starkwindfeld an seiner Südflanke, das wohl vor allem dem
Süden und der Mitte einen windigen Tag bescheren könnte. Diese Lösung entspricht
in etwa der gestrigen IFS Lösung von 12z, wobei hier das Tief sogar über
Norddeutschland nach Osten zog. Die Entwicklung einer „kleinen“ Sturmlage ist
also mittelfristig nicht ausgeschlossen, auch wenn die südlich verlaufende
Frontalzone als Trigger fehlt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen lassen sich bis Freitag kaum Abweichungen zwischen
operationellem Lauf und den Ensembles erkennen. Es gibt immer wieder
Niederschlagssignale und die Temperaturen 850 hPa gehen bis zum Ende der
Mittelfrist kontinuierlich zurück. Ab Samstag wird der Spread zunächst im
Temperaturverlauf deutlich größer, ab Sonntag fächert dann auch die 500 hPa
Kurvenschar stark auf. Dies stützt die Aussage, dass ab diesen Zeitpunkten die
Unsicherheiten deutlich zunehmen. Allerdings folgt auch dann noch ein Großteil
der Ensembles dem operationellen Lauf, so dass trotz der Unwägbarkeiten die
Lösung des Hauptlaufs sicher nicht die unwahrscheinlichste ist.
Die Clusterung liefert im ersten Zeitschritt einen Cluster, im nächsten (bis
+168h) 2. Dabei liegt der Hauptlauf im etwas größeren Cluster 2. In beiden
entwickelt sich ein starker Atlantikrücken. Der Trog über dem Kontinent ist in
Cluster 1 stärker und reicht weiter nach Süden als in Cluster 2.
In der erweiterten Mittelfrist werden 3 Cluster gebildet. Die beiden größeren
Cluster (Hauptlauf in Cluster 2, 18 Member und kaum kleiner als Cluster 1, 19
Member) haben eine nordwestliche Strömung zwischen dem atlantischen Rücken und
einem umfangreichen Trog über Nord- und Osteuropa im Programm, die mal mehr mal
weniger zyklonal aufgestellt ist.
Cluster 3 zeigt einen Trog über Mitteleuropa, hierein gehörte nach Ansicht des
Verfassers eigentlich auch der Hauptlauf.
Demnach geht das wechselhafte Wetter in der gesamten Mittelfrist weiter, das
Temperaturniveau sinkt, obwohl die avisierten Nordwestlagen zum Ende natürlich
auch nicht wirklich übermäßig kalt sind.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI zeigt keine nennenswerten Ausschläge. Anfangs sind überdurchschnittliche
Temperaturen im Süden und der Mitte zu erkennen, dann folgen für den Donnerstag
im äußersten Westen und Südwesten leichte Hinweise auf etwas
überdurchschnittliche Windgeschwindigkeiten und Niederschläge.
Von den probabilistischen Verfahren zeigt nur Cosmo Leps (50%) von Mittwoch bis
Freitag Signale für markant warnwürdige Regenmengen im Schwarzwald, akkumuliert
über 48h. ICON EPS und ECM EPS haben diese nicht im Programm. Für den Wind gibt
es nur schwache Hinweise (ECM EPS) auf Bft 8 bis 9 im Westen und Südwesten und
dort am ehesten im Bergland, vor allem für den Mittwoch und Donnerstag.
Ab Sonntag tauchen dann vermehrt Hinweise auf Niederschläge in fester Form auf,
auch in der Probabilistik.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, ECM EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner