SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.11.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W
In den Alpen Föhnsturm, ab Freitag von Westen nachlassend. An den Küsten
vorübergehend stürmische Böen, exponiert Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
Donnerstag… ist die großräumige Strömung über Europa stark meridional geprägt.
Vom Nordmeer über Westeuropa erstreckt sich ein Langwellentrog bis zur
Iberischen Halbinsel, der sich mehr nach Süden und Südosten, ins westliche
Mittelmeer, ausweitet, als dass er nach Osten vorankommt. Das damit
korrespondierende Tiefdruckgebiet über Südwesteuropa sorgt vor allem in den
Westalpen für heftige Niederschläge, die mit einer nach Norden hin nur schwachen
Okklusion in stark abgeschwächter Form von Frankreich und Benelux her den
äußersten Westen Deutschlands erreichen. Die damit verbundene mehrschichtige
Bewölkung, die im Wesentlichen aus Warmluftadvektion resultiert, breitet sich im
Tagesverlauf langsam über den Westen aus.
Ansonsten lichten sich die Nebel- und Hochnebelfelder aus den Morgenstunden und
gebietsweise scheint die Sonne bei Aufheiterungen, für die die Nordseiten der
Mittelgebirge, der Nordosten sowie der Alpenrand prädestiniert scheinen.
Teilweise hält sich der Hochnebel aber auch zäh längere Zeit. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 9, im höheren Bergland nur Werte wenig
über 0 Grad.
Mit der trogvorderseitig auch bei uns zunehmenden südlichen Strömung ist an den
Alpen Föhn in Gang gekommen. In anfälligen Gipfellagen kommen Sturmböen bis Bft
9 auf, exponiert sind schwere Sturmböen bis Bft 10 nicht auszuschließen. In
föhnanfälligen Tälern sind Wind- und einzelne stürmische Böen bis Bft 8 möglich.
Auch in einigen Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge kann es für
Böen bis Sturmstärke reichen.
In der Nacht zum Freitag schwenkt an der Vorderseite des Troges ein
Kurzwellentrog nach Norden und überquert die Westalpen. Die südliche Strömung
legt hierdurch weiter zu, was zu einer Verschärfung des Föhns an den Alpen
führt. In exponierten Kamm- und Gipfellagen sind dann schwere Sturm- und
Orkanböen möglich; in Föhntälern kann der Föhn mit stürmischen Böen oder
Sturmböen durchbrechen.
Auch auf Berggipfeln der östlichen Mittelgebirge treten dann Böen bis
Sturmstärke auf. Zudem wird über Süddeutschland eine Leezyklogenese ausgelöst,
an dessen Nordflanke sich der Gradient verschärft. An der gesamten Küste kommen
somit stürmische Böen auf; an der mecklenburgischen und holsteinischen
Ostseeküste sowie über der offenen Nordsee sind Sturmböen nicht ausgeschlossen.
Viel „Wetter“ ist an dem Tief nicht dran. Über dem Norden bildet sich teils
dichte, aber im Wesentlichen tiefe, hochnebelartige Bewölkung, sonst halten sich
wegen der weiter vorhandenen Warmluftadvektion hohe und mittelhohe Wolken, die
aber nicht so kompakt sind, so dass im Süden und Westen gebietsweise auch
Auflockerungen zu finden sind. Dort kann leichter Frost auftreten. Nebel und
warnrelevante Glätte sind eher unwahrscheinlich. Ansonsten und abseits der
Mittelgebirge sollte es weitgehend frostfrei bleiben.
Freitag… schwenkt der „nächtliche“ Kurzwellentrog in die Nordsee und
„überläuft“ das flache, über Deutschland
liegende Tief. Es verschiebt sich etwas nach Norden und füllt sich leicht auf,
ist aber nach wie vor als Rinne erkennbar. Der nächste Kurzwellentrog erreicht
die Westalpen und Norditalien und löst südlich des Alpenhauptkammes weitere
intensive Niederschläge aus. Diese greifen in abgeschwächter Form, aber leicht
gestützt durch schwachen Gegenstrom, in einem Streifen vom Hochrhein,
Bodenseegebiet und vom Allgäu bis nach Unterfranken bzw. Südhessen aus.
Im Allgäu und in den Bayerischen Alpen sinkt die Schneefallgrenze auf 1200 bis
1000 m. Der Schwerpunkt des Föhns (mit teils schweren Sturmböen, anfangs mit
orkanartigen Böen) verlagert sich zusehends in Richtung Ostalpen. Von Westen her
bricht mit den einsetzenden Niederschlägen der Föhn zusammen.
An der Küste bleibt der kräftige Gradient an der Nordflanke der flachen Rinne
erhalten, so dass sich an der Windsituation ganz im Norden gegenüber der Nacht
vorerst nicht allzu viel ändert. Eher können Windböen tagsüber etwas ins
nördliche Binnenland ausgreifen. Erst zum Abend hin dürfte mit weiterer
Verlagerung des Tiefs nach Norden und weiterer Auffüllung der Gradient
aufweichen; wobei nach wie vor in einigen Küstenlagen vereinzelt stürmische Böen
möglich sind.
Wolkenlücken sind am ehesten im Südosten, in Leelagen vorstellbar, sowie im
Westen. Ansonsten hält sich teils hochnebelartige, teils mehrschichtige
Bewölkung, aus der auch im Norden geringer Regen oder Nieselregen fallen kann.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 9, in der Lausitz und im östlichen
Bayern Werte um 10, örtlich vielleicht auch 13 Grad, da dort von Polen und
Tschechien her mildere Luft einfließt.
Im Tagesverlauf setzt dabei an den Alpen die nächste Leetiefbildung ein, wobei
dieses Tief abends über Oberösterreich und dem Südosten Bayerns erwartet wird.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der „neue“ Kurzwellentrog über die Alpen
nordwärts bis in die Mitte Deutschlands. Da Kaltluftadvektion auf dessen
Vorderseite übergreift, weist das Bodentief, das sich von Oberösterreich nach
Mecklenburg-Vorpommern verlagert, zunächst kaum Entwicklungspotential auf.
Dennoch können durch Hebungsprozesse, die an der Südwestflanke dieses Tiefs aus
der Gegenläufigkeit der Strömung zwischen mittlerer Troposphäre und bodennahen
Schichten resultieren, von Südwesten her auf den Westen und Teile der Mitte
Niederschläge übergreifen, die in 12 Stunden teilweise 5 bis 10 mm bringen
können. Bei 850 hPa Temperaturen etwas unter 0 Grad kann es in den westlichen
Mittelgebirgen bis auf 600 bis 800 m hinab einige Zentimeter Schnee geben.
Mit der Verlagerung des Tiefs nach Norden weicht der Gradient an der Küste
weiter auf und die resultierenden Böen sind im Verlauf der Nacht auch an der
Ostseeküste nicht mehr warnrelevant. Leichter Frost sollte auf die Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge sowie auf das alpennahe Vorland beschränkt
bleiben.
Samstag… schwenkt der Kurzwellentrog nach Nordwesten ab, das entsprechende
Bodentief, in Form einer SW-NE orientierten Rinne, verlagert sich in die Nordsee
und nach Dänemark. Warmluftadvektion, durch „herumgeholte“
Warmluft, bewirkt eine leichte Intensivierung dieses Tiefs, wodurch der Wind,
nunmehr an der SE Flanke des Tiefs, an den Küsten wieder auffrischt, so dass
Windböen, exponiert stürmische Böen aus Süd bis Südwest auftreten.
Mit diesem Tief verlagern sich die Niederschläge nordwärts, wobei vor allem im
Nordwesten Norden weitere 5 bis 10 mm innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen
können.
Relativ weit südlich, d.h. zwischen Tunesien und Sardinien, setzt erneut ein
Kurzwellentrog an. Dieser induziert über dem Tyrrhenischen Meer eine
Zyklogenese. Zwischen diesem Tief und dem Tief über der Nordsee entwickelt sich
eine schwache Hochdruckbrücke, die durch Kaltluftadvektion gestützt wird. In
ihrem Bereich, d.h. im Süden und in den mittleren Teilen Deutschlands, bleibt es
meist niederschlagsfrei. Gebietsweise lockern die Wolken auf, häufig bleibt es
aber neblig-trüb oder hochnebelartig bewölkt.
Die Temperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen kaum.
In den Alpen treten, da sich an der Konstellation mit dem Haupttrog über
Westeuropa nichts ändert und die südliche Anströmung der Alpen anhält, weiter
Föhnböen auf, auf einigen Gipfeln sind Sturmböen und exponiert schwere Sturmböen
zu erwarten.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich die schwache Brücke in den Norden
Deutschlands, wodurch der Wind auch an den Küsten nachts unter die Warnschwellen
abnimmt. Die Strömung dreht nachfolgend bodennah auf östliche, in der Höhe auf
südöstliche Richtungen, da das steuernde Tief ins westliche Mittelmeer zieht und
das Bodentief ins Ligurische Meer. In den Südalpen werden wieder heftige
Niederschläge ausgelöst, die stark abgeschwächt und gestützt durch
Warmluftadvektion auf den Südosten übergreifen können.
Aufgrund der aufziehenden Bewölkung besteht Frostgefahr vor allem nach Westen
hin, Bodenfrost etwas häufiger und mit Annäherung des Tiefs kann der Wind auf
Alpengipfeln in Böen weiter Sturmstärke erreichen. Bei längeren Auflockerungen
sind auch Nebelfelder möglich.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren mit den beginnenden Leetiefentwicklungen am Freitag
zunehmend unsicher, vor allem was die Wetter- und Niederschlagsverteilung im
Detail angeht, da Zugbahnen und Entwicklung der Tiefs in den Modelllösungen
divergieren. Die großräumige Entwicklung sollte dagegen einigermaßen passen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner