S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.11.2019 um 10.30 UTC

TRW Unbeständig herbstlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 11.11.2019

Am Donnerstag zu Beginn des Mittelfristzeitraumes befindet sich Deutschland
zwischen einem nach Osten abgezogenen Langwellentrog und einem neuen
Atlantischen Trog der in der Nacht zu Donnerstag bereits auf Westeuropa
übergegriffen hat. Zwischen den Trögen hat sich eine südwestliche Strömung
etabliert, bei der eine leicht antizyklonale Krümmung zu erkennen ist. An den
Alpen setzt leichter Südföhn ein. Der Norden von Deutschland bleibt zunächst
aber noch im Einflussbereich einer unter auffüllen begriffene Tiefdruckrinne mit
eingelagerten Okklusion. Auf der Vorderseite des atlantischen Langwellentroges
kommt es zu Hebung, so das im Laufe des Tages von Westen her Regen aufzieht.
Über den Britischen Inseln bildet sich ein Höhentief mit korrespondierendem
Bodentief, welches Donnerstag 12 UTC einen Kerndruck von 990 hPa hat. Um das
Höhentief bzw. Bodentief fließen kühle Luftmassen polarem Ursprungs über
Frankreich nach Deutschland. In 850 hPa liegen die Temperaturen im Westen um 0
Grad, in 500 hPa auch um -30 Grad.
In der Nacht zu Freitag amplifiziert sich der Trog in Richtung westliches
Mittelmeer. Und löst über dem Golf von Genua Zyklogenese aus. Auch das Bodentief
(Britische Inseln) verlagert seinen Schwerpunkt unter auffüllen etwas nach
Süden.

Am Freitag intensiviert sich das Genuatief weiter und verlagert sich auf der
Vorderseite des Troges langsam nach Nordosten. Dabei werden zunehmend bei einer
südöstlichen Anströmung milde und feuchte Luftmassen in den Süden Deutschlands
advehiert. Durch begleitende Aufgleitprozesse setzen im Süden des Landes in der
Nacht zu Samstag anhaltender Regenfälle, im höheren Bergland auch kräftige
Schneefälle ein.

Am Samstag stößt der Langwellentrog weiter nach Süden (Tunesien) vor und
verlagert sich gleichzeitig etwas nach Osten. Deutschland, was bis dato noch auf
der Vorderseite des Troges lag, gelangt allmählich auf dessen Rückseite. Dies
hat zur Folge, dass recht kühle Luftmassen in 850 hPa um -2 Grad auf ganz
Deutschland übergreifen. Mit der Verlagerung des Tiefs nach Nordosten setzt sich
über Deutschland auch wieder eine südwestliche Anströmung durch. Die
Niederschläge im Süden lassen nach.

Währenddessen hat sich über dem Atlantik bereits ein neuer Trog gebildet, der an
der Nordflanke eines veritablen und hochreichenden Hochs nach Westeuropa
verlagert. Korrespondierend zu dessen Höhentief über Irland ist auch ein
Bodentief Sonntag 00UTC 985 hPa zu finden. Über Deutschland setzt sich quasi
wieder eine ähnliche Situation ein, wie zu Beginn der Mittelfrist. Deutschland
befindet sich zwischen zwei Langwellentrögen, wobei über Deutschland eine
leichte antizyklonale Krümmung in den Potenzialfeldern zu erkennen ist.

Im Laufe des Sonntags tropft der Trog Richtung Mittelmeer ab und setzt in der
Nacht zu Montag erneut Zyklogenese über dem westlichen Mittelmeer ein.

Am Boden ist Montag 00UTC ein sehr großer Tiefdruckkomplex erkennbar mit einer
sich ausbildenden dipolartigen Struktur. Sie erstreckt sich von Südengland bis
zum Golf von Genua. Bei der ordentlichen Südströmung könnte die Föhnsituation an
den Alpen deutlich zunehmen. Auch in 850 hPa wird es wieder milder mit
Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad. Deutschland bleibt am Montag auf der
Vorderseite des Troges, diesen Amplitude greift sogar auf Nordafrika über.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt der hochreichende Tiefdruckkomplex über
Westeuropa bestehen. Dessen Achse neigt sich fast zonal von der Biskaya bis zu
den Alpen. Deutschland gerät dabei in eine südöstliche bis östliche Anströmung
die erneut für milde Temperaturen und nasses Wetter sorgen könnte.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Generell ist die Konsistenz des IFS Laufs recht gut. Es gibt zwar ab Freitag/
Donnerstag Unterschiede in der genauen Trogkonfiguration, jedoch der Grundtenor
TRW bzw. TM bleibt auch im aktuellen IFS Lauf bestehen.
Unterschiede in der Prognose gibt es vor allem in der Windentwicklung. Für eine
Sturmlage gibt nach wie vor keine Hinweise.
Die Niederschlagsprognose ist unsicher, da kleine Änderungen in der
Trogkonfiguration schon zu deutlichen Abweichungen in der Niederschlagsprognose
und Phase zur Folge haben können. Am Wochenende gibt es weiterhin schwache
Signale für eine Dauerregen- bzw. auch für eine erste winterliche
Schneefalllage. Die Unsicherheiten dafür sind aber enorm.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Freitag unterscheiden sich die betrachteten Modelle kaum voneinander.
Nachfolgend wird die Entwicklung des Langwellentroges teils deutlich verschieden
simuliert. In der erweiterten Mittelfrist nähern sich die Lösungen von IFS und
GFS aber wieder an.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Der Spread in den Rauchfahnen ist bis Samstag recht eng, nachfolgend geht er
jedoch recht weit auseinander.

In der Clusteranalyse des ECMWFs für den Zeitbereich 120 bis 168 h gibt es 4
verschiedene Cluster. Der Haupt- und der Kontrolllauf ist in Cluster 3 mit
insgesamt 12 Membern zu finden. Cluster 1 besitzt 16 Member und Cluster 2 bzw. 4
besitzen 12 & 10 Member.

Bis Samstag unterscheiden sich die Cluster kaum über Deutschland. Jedoch gibt es
ab Sonntag größere Unterschiede in der Trogkonfiguration. Cluster 1 und 2 lassen
den Trog abtropfen und ihn über Südwesteuropa verweilen, während Cluster 3 und 4
den Langwellentrog über West bzw. Mitteleuropa „liegen“ lassen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Böen
Es gibt immer mal wieder Hinweise bzw. erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Sturmböen auf den höheren Lagen der Mittelgebirge. Ab Donnerstag/Freitag steigt
die Wahrscheinlichkeit für Föhn an den Alpen. Eine stärkere Föhnentwicklung ist
aber erst am Wochenende gering wahrscheinlich.

Niederschlag
Je nachdem welche Trogkonfiguration sich durchsetzen kann, ist ab der Nacht zu
Samstag in der Südhälfte Dauerregen (12-24h) nicht gänzlich ausgeschlossen
werden.

Schnee
In den höheren Lagen der Alpen ist auch kräftiger Schneefall in der Nacht zu
Samstag nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher