SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.11.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TB, Übergang zu TM
Unbeständig mit häufigen, aber voraussichtlich nicht warnrelevanten
Niederschlägen, bevorzugt im Westen/Südwesten vereinzelt Gewitter, sehr mild,
später „nur noch“ mild. Auf den Bergen zeitweise Böen Bft 8 bis 10.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… ergibt sich beim Blick auf die Potenzialverteilung in 500 hPa vor
allem über Westeuropa sowie dem nahen Ost- bzw. Nordostatlantik ein etwas
diffiziles Bild in Form zweier Dipol-Höhentröge: Einerseits über Westeuropa mit
Drehzentren vor der schottischen Nordseeküste bzw. über der Bretagne,
andererseits westsüdwestlich von Island. Letzterer Höhentrog-Dipol verlagert
sich bis zum Abend rasch ins Seegebiet westlich von Irland, wobei er seine
Dipol-Struktur verliert.
Der Höhentrogkomplex über Westeuropa bleibt dagegen im Großen und Ganzen
quasistationär. Das südliche Drehzentrum verlagert sich allerdings unter
deutlichem Konturverlust von der Bretagne bis zum Abend nach Westdeutschland, wo
es „nur noch“ als Randtrog aufläuft. Entwicklungstechnisch günstig auf dessen
Vorderseite gelegen (markante Hebung aufgrund kräftiger PVA, unterstützt durch
WLA) hat sich im Bodenfeld knapp südwestlich der Bretagne ein kleinräumiges
Sturmtief (samt Böen Bft 10 bis 12 an der französischen Biskayaküste)
entwickelt, das sich im Tagesverlauf mit dem sich deutlich abschwächenden Trog
allerdings ebenfalls auffüllt und sich abends mit seinem Drehzentrum (dann aber
eher nur noch als Bodentrog auszumachen) in etwa im Dreiländereck
Deutschland/Belgien/Niederlande befindet.
Somit befindet sich der Vorhersagebereich heute unterhalb einer südwestlichen
Höhenströmung im Zustrom milder Meeresluftmassen. Diese steilt sich mit
Annäherung des oben erwähnten Höhentiefdipols allerdings vorübergehend auf, so
dass sich an den Alpen eine Föhnlage einstellt. Dort ist auf den Gipfeln
entsprechend mit Böen Bft 8 bis 10 aus südlichen Richtungen zu rechnen
(Zugspitze vielleicht auch mal kurzzeitig eine Bft 11), in föhnprädestinierten
Tälern kann es steife bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) geben. Auch sonst reicht
es auf einigen Mittelgebirgsgipfeln (vor allem im Schwarzwald, aber auch auf dem
Brocken) für einzelne stürmische Böen oder Sturmböen aus Süd bis Südost, zumal
sich mit Annäherung des Troges der Gradient auch in 700 bzw. 850 hPa noch etwas
verschärft.
Über dem Osten und Südostend es Landes befindet sich aktuell noch die leicht
verwellende Kaltfront eines kleinräumigen Randtiefs über der westlichen Ostsee.
Diese löst sich aber innerhalb der föhnigen südsüdwestlichen Höhenströmung mehr
und mehr auf, so dass die schauerartigen (nicht warnrelevanten) Regenfälle im
Vormittagsverlauf weiter nachlassen. Ansonsten greifen mit Annäherung des
Bretagne-Tiefs bereits aktuell schauerartige Regenfälle auf den Westen und
Südwesten über. Dabei kann es im Zustrom zunehmend potenziell instabiler
Luftmassen dort am Nachmittag und Abend auch vereinzelt kurze Gewitter geben
(einige Konvektion erlaubende Modelle haben diese auf der Agenda), zumindest
wird gebietsweise etwas Cape simuliert. Als warnrelevante Begleiterscheinung
kämen dann Böen Bft 7 bis 8 in Frage. Die simulierten Regemengen im
Westen/Südwesten (meist unter 5 mm, lediglich im Südwesten 5 bis 10 mm, im
Schwarzwald mehr) sind nicht warnrelevant.
Während sich an den Alpen bzw. im südlichen Vorland vorübergehend mal die Sonne
durchsetzen kann, bleibt es sonst überwiegend bewölkt. Mild wird es wieder
überall: Die Höchstwerte dürften sich zwischen 11 und 15 Grad bewegen, im
südlichen Oberrheingraben vielleicht knapp darüber, in einzelnen Föhntälern an
den Alpen können durchaus auch bis zu 18 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Montag überquert der Randtrog den Großteil des Landes
nordostwärts. Dahinter stellt sich vorderseitig eines nun nur noch mit einem
Drehzentrum ausgestatteten Höhenstroges über den Britischen Inseln eine nur noch
leicht mäandrierende südwestliche Höhenströmung ein.
Das mit dem Randtrog korrespondierende ehemalige Bodentief verlagert sich als
Bodentrog bis Montagfrüh zur Deutschen Bucht, das sich vom österreichischem
Alpenvorland lösende Lee-Tief erreicht morgens den Westen Polens. Damit bricht
abends bzw. im Laufe der ersten Nachthälfte auch der Föhn am Bayerischen
Alpenrand zusammen und der Wind dreht mit Durchzug einer Druckwelle auf Südwest
bis West, wobei es vor allem im südlichen Alpenvorland auch warnrelevante Böen
(Bft 7, exponiert 8) geben kann.
Mit dem von West nach Ost durchschwenkenden Bodentrog geht (mit etwas Abstand
zur ersten Druckwelle) vor allem in der Südhälfte Deutschlands von Westen her
ebenfalls eine Windzunahme einher. Somit lebt der Wind am späteren Abend
zunächst im Südwesten, im weiteren Verlauf der Nacht auch südlich der Donau mit
Böen Bft 7, exponiert Bft 8 aus West bis Südwest auf. In den Hochlagen des
Schwarzwaldes kann es dann exponiert auch schwere Sturmböen (Bft 10) geben und
in den Kamm- bzw. Gipfellagen der zentralen, ostbayerischen und östlichen
Mittelgebirge gibt es häufig Sturmböen. Nach Abzug der Druckwelle nimmt der Wind
aber vor allem in den Niederungen ausgangs der Nacht wieder ab.
Mit Passage der Druckwelle geht auch eine Frontpassage einher, wobei es recht
verbreitet schauerartige Niederschläge gibt, kurze Gewitter anfangs vor allem im
Westen und Süden nicht komplett ausgeschlossen, aber wohl eher unwahrscheinlich.
Auf der diffluenten Vorderseite des Randtroges kann im Laufe der zweiten
Nachthälfte vor allem über dem äußersten Norden/Nordosten des Landes aufgrund
sich vorübergehend verstärkender PVA wieder etwas markantere Hebung generiert
werden, so dass sich die Regenfälle dort ein wenig intensivieren, aber (mit bis
an die 10 mm in 12 Stunden) keine Warnrelevanz erreichen.
Der Druckwelle folgt ein flacher Bodenkeil, so dass die Regenfälle von Südwesten
her im Laufe der zweiten Nachthälfte wieder abklingen. Dabei gelangt nicht mehr
ganz so milde Meeresluft ins Vorhersagegebiet, unter den dichten Wolken sinken
die Temperaturen allerdings nicht unter 10 bis 5 Grad.

Montag… verlagert sich das Drehzentrum des Höhentroges über den Britischen
Inseln von der Irischen See allmählich nach England. Der Randtrog über dem
Nordosten Deutschlands zieht allmählich nordwärts und verliert weiter an Kontur,
übrig bleibt allerdings eine über Norddeutschland hinweg bis nach Polen
reichende Potenzialrinne. An deren Südflanke stellt sich über Süddeutschland
eine mäßig ausgeprägte, allerdings diffluent konturierte südwestliche
Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld verliert der Trog über der Deutschen Bucht mit Annäherung des mit
dem Höhentrog korrespondierenden Bodentiefs über Südengland mehr und mehr an
Kontur, während das Tief über Polen zur südlichen Ostsee zieht. Dazwischen
erstreckt sich über Norddeutschland hinweg eine Tiefdruckrinne, wobei vor allem
an deren Nordflanke mit Hebungsunterstützung aufgrund einer Art Gegenstromlage
(Süd in der Höhe, Ost bis Nordost am Boden) in einem recht schmalen Streifen
auch länger anhaltende Niederschläge geben kann. Wo genau dieser Streifen liegt,
ist noch unklar, GFS simuliert ihn etwas weiter südlich als ICON-EU, nach deren
Lesart die höchsten Mengen nördlich des Vorhersagegebietes simuliert werden. Im
Zeitraum Montag, 06 bis Dienstag, 06 UTC simuliert GFS dagegen vor allem entlang
der Ostseeküste gebietsweise mehr als 30 mm in 24 Stunden, also Mengen mit
Warnrelevanz. ICON-EU hat dagegen kaum 10 mm auf der Karte.
In die Südhälfte und auch in die Mitte des Landes werden im Tagesverlauf
zunehmend instabile Luftmassen advehiert, die Temperatur in 500 hPa sinkt auf
etwa -22 bis -24 Grad, in 850 hPa bewegt sie sich um 3 Grad. Dabei steigen die
Lapse Rates 2 bis 4 km weiter an und vor allem im Südwesten haben die
konvektiven Modelle zum Nachmittag bzw. Abend hin auch etwas Cape mit im
Programm. Von Südwesten her greift am Nachmittag eine Okklusion auf die
Südhälfte über, begleitet von schauerartigen Regenfällen, dabei kann ein kurzes
Gewitter zum Abend hin ganz im Westen/Südwesten nicht ausgeschlossen werden. Die
Regenmengen sind aber nicht weiter warnrelevant.
Der Wind weht vor allem im Süden und in der Mitte weiterhin recht lebhaft aus
Südwest, in den Kamm- und Gipfellagen der Alpen und einiger Mittelgebirge kann
es stürmische Böen oder Sturmböen geben. Innerhalb der Schauer (und eventuell
auch kurzen Gewitter) sind in den Niederungen ebenfalls steife, ganz vereinzelt
auch stürmische Böen – letztere hauptsächlich an Gewitter gebunden – nicht
ausgeschlossen.
An den Temperaturen ändert sich gegenüber dem Vortag nur wenig. Vor allem im Lee
der größeren Gebirgsketten (in erster Linie Alpen und Erzgebirge) kann sich auch
mal die Sonne durchsetzen, dort wird es mit örtlich über 15 Grad auch am
mildesten, während es im Norden bedeckt bleibt und auch sonst die Sonne eher rar
macht.

In der Nacht zum Dienstag nähert sich der Höhentrog als Ganzes allmählich mehr
und mehr Mitteleuropa an. Dabei nimmt er bis Dienstagfrüh wieder Dipolkontur an
mit Drehzentren über dem Ärmelkanal und der südöstlichen Ostsee. An der
Südflanke dieser Potenzialrinne zieht ein kurzwelliger Randtrog über
Süddeutschland und die östliche Mitte hinweg nordostwärts. Mit dessen Passage
kann es im Süden und in der Mitte weitere Schauer geben, kurze Gewitter nicht
ausgeschlossen. Auf den Bergen gibt es weiterhin stürmische Böen (Bft 8), auf
exponierten Gipfeln auch Sturmböen (Bft 9) aus Südwest, in den Niederungen
spielt der Wind höchstens in kräftigeren Schauern warntechnisch kurzzeitig eine
Rolle.
Vorderseitig des Randtroges kommt es südlich der Alpen zu einer Zyklogenese, das
entsprechende flache Bodentief befindet sich morgens in etwa über der Po-Ebene.
An dessen Nordflanke setzen über dem Alpenraum auch länger anhaltende
Niederschläge ein, die auf den Südosten Bayerns übergreifen, aber mit kaum mehr
als 10 mm in 12 Stunden (am Alpenrand) nicht warnrelevant sind.
Auch in Norddeutschland regnet es im Bereich der quasistationären Tiefdruckrinne
zeit- und gebietsweise auch mal länger anhaltend.
Unter den dichten Wolken bleibt die Nacht erneut mild und frostfrei.

Dienstag… zieht der östliche Dipol des Höhentroges zur mittleren Ostsee,
während der westliche an Kontur verliert und nach Frankreich zieht. Übrig bleibt
ein von der Ostsee über das Vorhersagegebiet hinweg südwestwärts bis nach
Südfrankreich reichender, allerdings recht flacher Höhentrog.
Im Bodenfeld verlagert sich das Tief über dem Ärmelkanal allmählich nach
Nordwestfrankreich und füllt sich zögernd auf. Das Tief über der südöstlichen
Ostsee kommt Richtung Baltikum voran. Zwischen beiden Systemen stellt sich über
dem Vorhersagegebiet eine gradientschwache Lage ein, so dass der Wind im
Tagesverlauf auch in den Gipfellagen der Mittelgebirge bzw. der Alpen wohl nicht
mehr warnrelevant sein dürfte. Die Achse der Tiefdruckrinne verlagert sich über
Norddeutschland weiterhin nur geringfügig südwärts. Die Hebungsprozesse im
Rinnenbereich klingen etwas ab, so dass es über Norddeutschland zwar weiterhin
regnet, allerdings auch zwölfstündig kaum mehr als 5 mm zusammenkommen sollten.
Lediglich GFS simuliert nochmals gebietsweise mehr als 10 mm, insbesondere an
den Küsten.
Vor allem im Bereich der Trogachse ist die Luftmasse labil geschichtet mit -26
bis -28 Grad in 500 hPa und knapp über 0 Grad in 850 hPa. Vor allem im Südwesten
und Westen reicht das für Schauer und eventuell auch mal ein kurzes Gewitter.
Richtung Alpen fällt an der Nordflanke des quasistationären Tiefs über
Oberitalien weiterhin zeitweise (nicht warnrelevanter) Regen, allerdings sinkt
die Schneefallgrenze mit Einsickern der etwas kühleren Meeresluft bis zum Abend
auf gebietsweise unter 1500 m.
Mit Höchstwerten zwischen 7 Grad an den Alpen bzw. bei Dauerregen in
Norddeutschland und 13 Grad mit etwas Sonne am Oberrhein wird es nicht mehr ganz
so mild wie an den Vortagen.

In der Nacht zum Mittwoch nimmt die Trogachse über dem Vorhersagebiet eine
zunehmend meridionale Ausrichtung an und verliert an Kontur. Das Bodentief über
Nordwestfrankreich füllt sich gänzlich auf, während das Tief über der mittleren
Ostsee zögernd Richtung Baltikum zieht und kaum an Intensität einbüßt. Die
Tiefdruckrinne über Norddeutschland kommt zunächst weiterhin kaum, später
allmählich nach Süden voran, in deren Bereich treten weiterhin Regenfälle meist
nur leichter Intensität auf. Nach wie vor simuliert GFS (jetzt allerdings auch
das IFS) etwas höhere Mengen als ICON-EU. Im Bereich der Höhenkaltluft über dem
Südwesten des Landes gibt es weiterhin einzelne Schauer (kurze Gewitter nicht
komplett ausgeschlossen), an den Alpen kann es anfangs noch regnen, wobei die
Schneefallgrenze knapp unterhalb von 1500 m liegt.
Ansonsten verläuft die Nacht warntechnisch ruhig und unter den dichten Wolken
bleibt es in weiten Teilen des Landes frostfrei. Die Ausnahme bildet vielleicht
Schleswig-Holstein, wo nördlich der Rinne die Wolken stärker auflockern und im
Zustrom skandinavischer Kaltluft die Temperaturen dann in den Frostbereich
sinken können. Gebietsweise kann sich dort auch Nebel bilden.

Modellvergleich und -einschätzung

Die großräumige Entwicklung wird von allen Modellen ähnlich simuliert. Die
Unterschiede bzgl. der Regenmengen in Norddeutschland wurden im Text
angesprochen und sollten im Auge behalten werden, zumal nach GFS die Mengen
gebietsweise warnrelevant sein könnten. Auch IFS hat höhere Mengen als ICON-EU
auf der Agenda, allerdings bewegen sich diese noch unterhalb der Warnschwellen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff