SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 200800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.10.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Sz
Im Westen Dauerregen, vereinzelt Gewitter. An den Alpen Föhn. Zu Beginn der
kommenden Woche unter zunehmendem Hochdruckeinfluss Wetterberuhigung.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
Sonntag… zeigt der allseits bekannte Langwellentrog westlich und nördlich von
uns Abtropftendenzen in Richtung Iberische Halbinsel. Während sich das Wetter
zunächst also noch in „Täglich grüßt das Murmeltier“-Manier wechselhaft mit
zeitweiligen Regenfällen gestaltet, wird durch den Abtropfprozess und einer
kompensierenden Aufwölbung eines Rückens weiter östlich davon ein
Großwetterlagenwechsel von Sz zu SWa herbeigeführt, von dem auch Deutschland
„profitieren“ sollte.
Zunächst aber resultiert aus der aktuellen Konstellation am heutigen Sonntag mit
dem LWT eine südwestliche Strömung, die von der Iberischen Halbinsel über
Deutschland und Polen bis nach Russland reicht und die über Frankreich bereits
leicht antizyklonal konturiert ist. In der südwestlichen Strömung eingebettet
ist die Frontalzone. Im Langwellentrog ist über der Nordsee ein Drehzentrum
auszumachen, dass dort das Tief THILO stützt. Allerdings verrät die
achsensenkrechte Exposition, dass dieses Bodentief kaum noch Entwicklungschancen
hat. Indes hat durch den Abtropfprozess über Südfrankreich und Nordspanien eine
Zyklogenese eingesetzt, die heute früh mit einem neuen Bodentief namens URBAN
mit einem Kerndruck nahe 1000 hPa quittiert wurde. Dieses Tief zieht im
Tagesverlauf vom Süden Frankreichs in die Mitte des Landes unserer Nachbarn.
Beide Tiefdruckgebieten sind mit einem Frontensystem verbunden, das in
Südwest-Nordost-Erstreckung quer über Deutschland liegt und schauerartige
Regenfälle bringt. Im Tagesverlauf wird die Frontalzone bzw. das Frontensystem
durch den von Frankreich hereinziehenden antizyklonalen Anteil etwas
aufgesteilt, wobei das Frontsystem marginal nach Nordwesten gedrückt wird. Trotz
der antizyklonalen Konfiguration in der Höhe wird Hebung generiert, die zum
einen aus PVA auf der Vorderseite des Abtropfprozesses im Südteil des LWT rührt,
zum anderen aber auch durch WLA unterstützt wird. Frontogenetisch lässt sich
also eine Verstärkung feststellen, sodass im Westen und Nordwesten länger
andauernde Regenfälle zu erwarten sind. Im Westen geben die Ensembles mehr oder
weniger deutliche Hinweise für warnwürdigen Dauerregen mit Mengen von mehr als
30 mm in 24 Stunden, weshalb eine entsprechende Warnung vom Saarland bis zur
Eifel ausgegeben wurde. ICON-EU EPS hat im Vergleich zu gestern sogar noch
einmal aufgesattelt und zeigt Hinweise für unwetterartige Regenmengen, steht mit
dieser Lösung aber alleine da. Eventuell kommt auch noch eine Erweiterung der
Warnung für das Bergische Land infrage, wurden mit den neusten Modellläufen die
Regenmengen dort ein wenig heraufgesetzt. Zudem stellt sich noch die Frage, ob
die Hebung für Gewitter ausreicht? Die Konvektionsparameter sprechen eher
dagegen, da im Niederschlagsgebiet nur niedrige Lapse Rates (unter -0,5 K/100 m)
vorhanden sind und die zur Verfügung stehende Energie gering ist (MU CAPE 100
bis 200 J/kg). Dennoch könnte insbesondere am Südrand des Niederschlagsgebietes
im Grenzbereich zu etwas besseren konvektiven Bedingungen mal ein Blitz oder
Donner dabei sein.
Darüber hinaus bewirkt die Südwestströmung in den Alpen Föhn. Auch wenn der Wind
bisher unter den Erwartungen blieb, sind bei einer Druckdifferenz von zeitweise
bis zu 8 hPa zwischen Innsbruck und Bozen immer noch einzelne orkanartige Böen
um 115 km/h (Bft 11) in exponierten Lagen, ansonsten auf den Gipfeln schwere
Sturmböen um 100 km/h (Bft 10) zu erwarten. In anfälligen Föhntälern können
Sturmböen zwischen 65 und 80 km/h (Bft 8 bis 9) auftreten, im angrenzenden
Vorland vereinzelt starke Böen bis 60 km/h (Bft 7).
Ansonsten gibt der Gradient anders als am gestrigen Samstag in den Höhenlagen
kaum noch warnwürdige Böen her.
Bleibt abschließend noch zu erwähnen, dass außerhalb der Regengebiete zeitweise
die Sonne scheint. Am häufigsten ist sie ganz im Osten und im Südosten zu sehen.
Die Höchsttemperaturen liegen im Nordwesten unter den Regenwolken nur bei 13 bis
17 Grad, während es sonst 17 bis 23 Grad warm wird. Föhnunterstützt wird im
Alpenvorland erneut ein Sommertag mit Temperaturen über 25 Grad in Angriff
genommen.
In der Nacht zum Montag macht der Abtropfprozess weiter Fortschritte, das
resultierende Cut-Off-Tief verliert jedoch noch nicht vollständig die Verbindung
zum Trogresiduum über Skandinavien. Am Boden füllt sich Tief THILO über der
Nordsee auf, da es durch das abziehende Trogresiduum keine dynamische
Unterstützung mehr aus der Höhe erfährt. Tief URBAN hingegen wird mit einem um
den Cut-Off herumlaufenden und zum Ärmelkanal ziehenden schwachen Randtrog nach
Nordfrankreich bzw. Belgien geführt. Das nun in Okklusion befindliche
Frontensystem des Tiefs bleibt damit über Deutschlands erhalten, wobei die
Warmfront/Okklusion ein wenig nach Norden weiterzieht, während von Westen und
Südwesten die Kaltfront nachrückt. Weitere Regenfälle im Norden und neue
Niederschläge im Westen bzw. Südwesten sind die Folge. Allerdings nehmen auch
die dynamischen Impulse bzw. die Hebung ab, weil erstens die WLA nach Norden
herauszieht und zweitens die Kaltfront von KLA überlaufen wird. Die
resultierenden Niederschläge mit Mengen zwischen 3 und 15 mm in der Fläche
erweisen sich als nicht mehr warnwürdig. Im Norden werden in einem Bereich von
Bremen über Hamburg bis nach Lübeck von der deutschen Modellkette bis zu 20 mm
in 12 Stunden angeboten, was nach derzeitigen Erkenntnissen aber ebenfalls keine
Warnung notwendig macht.
Der Föhn an den Alpen hält noch an, zeigt bei abnehmender Druckdifferenz von nur
noch 6 hPa jedoch bereits leichte Schwächeerscheinungen.
Nach Osten und Südosten zu gibt es zeitweise Auflockerungen und gebietsweise
wieder Nebel mit Sichtweiten von zum Teil unter 150 m.
Die Temperaturen sinken unter den meist vielen Wolken nur auf 13 bis 7 Grad.
Montag… Am Montag wird der Cut-Off-Prozess vollzogen. Der neue Cut-Off
positioniert sich dann über der Iberischen Halbinsel. Der schwache Randtrog über
dem Ärmelkanal zieht zur Nordsee weiter und ist abends nur noch als kleines
Höhentief zu erkennen. Allerdings sorgt es für ein Vorankommen des Tiefs URBAN
in die Ostsee, sodass die Okklusion bzw. die Warmfront nach Norden herausziehen
und die Kaltfront sich in die Mitte Deutschlands verlagert. Im Norden gibt es
daher Regenfälle (3 bis 10 mm, in Nordfriesland örtlich auch mehr). Entlang der
Kaltfront werden im Nordteil nur schwache Niederschläge (1 bis 3 mm, KLA)
gerechnet, im Süden aber etwas stärkere Signale ausgegeben. Dort kommt noch
einmal schwache Hebung auf, die aus der diffluenten Vorderseite des Cut-Offs
hauptsächlich aus PVA induziert wird. Regenmengen zwischen 3 und 8 mm, örtlich
auch um 10 mm sind die Folge. Elektrische Aktivität bleibt den Modellen zufolge
aus, zumal die Ingredienzien alles andere als gut sind (keine Energie, keine
Labilität).
Zwischen den Regengebieten scheint zuweilen die Sonne, vorhandene Restfeuchte
lässt aber keinen allzu großen Spielraum für längere heitere Abschnitte.
Der Föhn an den Alpen bricht spätestens am Abend ein, ansonsten spielt der Wind
bei einer nur noch flachen Druckverteilung keine Rolle mehr.
Die Temperaturen steigen auf 11 bis 19 Grad, im Osten und Südosten vor der
Kaltfront auf 17 bis 23 Grad. Im Berchtesgadener Land kann föhnbedingt noch
einmal ein Sommertag mit Höchsttemperaturen knapp über 25 Grad vorkommen.
In der Nacht zum Dienstag wölbt sich vom zentralen Mittelmeer ausgehend ein
Rücken über Deutschland auf, sodass der Druck steigt. Über der Mitte
Deutschlands bildet sich dann eine neue Hochzelle, die das Absinken verstärkt.
Die noch über der Mitte Deutschlands liegende Kaltfront wird dadurch
frontolytisch und die Niederschläge von den Modellen mehr und mehr
zurückgerechnet. Allerdings sorgt die noch vorhandene Restfeuchte für viele
Wolken und gebietsweise Nebel. Ein paar mehr Auflockerungen sind nach Norden hin
zu verzeichnen, wo die Luftmasse schon abtrocknet. Die Tiefsttemperaturen liegen
zwischen 11 und 6 Grad.
Dienstag… wölbt sich der Rücken weiter auf, sodass das neue Hoch weiter
gestärkt wird und Niederschläge fast nicht mehr zu verzeichnen sind. Am ehesten
könnte im Norden – die Betonung liegt auf könnte – ein aus dem Nordteil des
Cut-Offs über der Iberischen Halbinsel herauslaufender und zur Nordsee ziehender
Troganteil ein paar Tropfen bringen. Zumeist verläuft der Tag jedoch trocken mit
zeitweiligem Sonnenschein bei Höchsttemperaturen von 13 Grad in der Eifel bis 20
Grad im Südostbayern.
In der Nacht zum Mittwoch dominiert das neue Hoch und die Auflockerungen nehmen
zu. Allerdings werden durch die immer noch vorhandene Restfeuchte des ehemaligen
Frontenzugs bei deutlicher absinkender Temperatur als in den Vornächten vermehrt
Nebelfelder ausgelöst. Etwas ausgenommen davon scheint nur das Ostseeumfeld zu
sein. Die Temperatur sinkt auf 10 Grad an der See, sonst auf 9 bis 4 Grad.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die anstehende Wetterlage ähnlich. Kleinere Unterschiede
vor allem bei den Niederschlägen wurden im obigen Teil angesprochen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler