SXEU31 DWAV 180800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.10.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z

Heute vor allem im Norden und der Mitte Durchzug einer Gewitterlinie mit
Sturmböen. Schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen. In den Alpen am Wochenende
aufkommender Südföhn. Mit einer schleifenden Front im Südwesten und Westen von
Sonntag zum Montag Dauerregen gering wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… befindet sich ein umfangreicher Langwellentrog über Westeuropa mit
Drehzentrum über Irland. Von der zugehörigen Bodenzyklone geht eine wellende
Front aus, die diagonal von Südwest nach Nordost über Deutschland verläuft.
Sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite gelangt mit südwestlicher
Strömung sehr milde Meeresluft nach Deutschland. Ein Umstand der zusammen mit
dem prä- und postfrontal einheitlich aus Süd bis Südwest wehenden Winden die
Lage der Front etwas in den spekulativen Bereich verschiebt.
Etwas weiter abseits der Frontalzone im Südosten Bayerns ist die Luft auch
trockener, teils etwas föhnig abgetrocknet, mit einstelligen Taupunkten.
Ansonsten handelt es sich bei der herangeführten Luftmasse um eine sehr feuchte
mit PPW Werten bis nahe 30 mm.
Aus dem Haupttrog hat sich unterdessen ein kurzwelliger Anteil gelöst, der im
Tagesverlauf vor allem die Mitte und den Norden mit markanter Hebung durch
kräftige positive Vorticityadvektion überquert. Die Scherung nimmt deutlich zu
(LLS um 15 m/s, DLS bis 40 m/s) es baut sich etwas Cape auf, so dass uns
beginnend am späten Vormittag von Westen her zum Teil linienhaft organisierte
Schauer und Gewitter überqueren. Bei Oberwinden von bis 45 kt (EURO4 bis 50 kt)
in 850 hPa sind in den Gewitterlinien Sturmböen bis Bft 9 zu erwarten und
vielleicht eine Schwere Sturmböe Bft 10 nicht völlig ausgeschlossen. Starkregen
sollte nicht das große Thema werden, da die Zellen rasch unterwegs sind. Hagel
ist sich auch nicht gänzlich ausgeschlossen. Der Tiefausläufer wird über dem
Norden nach Osten abgedrängt, schleift aber weiter über dem Süden oder der
Mitte.
Da sich das Tief, insgesamt füllt es sich zwar auf, dennoch über die Nordsee
nach Osten ausweitet, nimmt der Gradient bei uns etwas zu. Entsprechend frischt
der Wind auf und im Westen/Nordwesten sowie über der Mitte kommt es auch abseits
etwaiger Konvektion zu starken bis exponiert und an der Nordsee zu stürmischen
Böen. Im Bergland sind Sturmböen möglich und der Brocken ist vielleicht auch mal
mit einer orkanartigen Böe dabei.
Der Süden und Südosten liegt etwas abseits des aktiven Geschehens; hier kommt es
eher zu einzelnen Schauern und Gewittern, die Windentwicklung ist dabei
schwächer und vom Südosten Bayerns (leicht föhnig) bis zur Lausitz scheint
häufiger die Sonne und es bleibt weitgehend trocken bei Temperaturen um 20 Grad.
Die Temperaturen liegen aber auch sonst, trotz fehlender Einstrahlung bei
respektablen 15 bis 20 Grad.

In der Nacht zu Samstag lockert es postfrontal im Nordwesten auf. Über der
Nordsee kommt es aufgrund des noch warmen Wassers und bei Temperaturen um -24
Grad in 500 hPa zu weiteren Schauern und kurzen Gewittern. Im Südwesten beginnt
es mit Annäherung der nächsten Welle über Frankreich im Verlauf der Nacht wieder
zu regnen. Ansonsten stellt sich vorübergehend leicht antizyklonaler Einfluss
ein und die Wolken lockern auf und der Wind lässt nach.
Nur an der Nordsee könnte es noch zu einzelnen Windböen (um 55 km/h) aus
Süd-Südwest kommen.
Der Trog nimmt unterdessen mehr eine Südwest-Nordost Exposition ein und weitet
sich vor dem europäischen Festland nach Süden aus. In Hochlagen der Alpen kommen
dabei erste Sturmböen auf.

Samstag… zieht das Bodentief in die westliche Nordsee und füllt sich weiter
auf, es liegt nahezu senkrecht unter dem Drehzentrum des Höhentiefs. Der
Kerndruck liegt abends nur noch wenig unter 1000 hPa.
Der dazugehörige Höhentrog amplifiziert sich weiter und schwenkt zur Iberischen
Halbinsel, so dass die Höhenströmung weiter nach Südwest bis Süd dreht und
zunimmt.
In den Alpen kommt dabei Südföhn auf mit teilweise schweren Sturmböen auf
einigen Gipfeln. Der speist sich aber auch
aus dem zunehmenden Druckgradienten zwischen Süd- und Nordalpen. So steigt die
Druckdifferenz zwischen Bozen und Innsbruck auf rund 8 hPa, was reichen könnte,
den Föhn bis ins südliche Alpenvorland übergreifen zu lassen.

Der Regen an der Welle greift vom Südwesten unter leichten
Abschwächungstendenzen nach Nordosten aus und zieht in der Nacht zu Sonntag
nordwärts ab. Dahinter kommt es noch zu einzelnen Schauern, bevor der Regen
Richtung Schwarzwald am Abend wieder stärker wird, so er denn wirklich aufhört,
was nicht mal sicher ist.
Im Westen und Nordwesten nimmt die Regenwahrscheinlichkeit im Tagesverlauf
ebenfalls zu, was einem weiteren nordostwärts schwenkenden KW-Trog nebst
korrespondierendem Bodentrog geschuldet ist.
Windmäßig sind neben dem Föhn noch die Hochlagen der Mittelgebirge von
Interesse, wo der Süd-Südwestwind in Böen Sturmstärke erreichen kann.
Temperaturmäßig stehen weiterhin 14 bis 19°C auf der Karte, in Südostbayern
sogar 20°C oder 1-2 Grad mehr, bei länger andauerndem Regen im Mittelgebirgsraum
etwas weniger.
In der Nacht zu Sonntag zieht die Welle nach Nordosten ab, während über
Frankreich sich ein Tief formiert, dessen Warmfront nach Deutschland ausgreift.
Über den Westen und Südwesten breitet sich auf dessen Vorderseite wieder Regen
aus, ansonsten lockern die Wolken vorübergehend auf und es bildet sich örtlich
Nebel.
An der Nordsee und im höheren Bergland kommt es noch zu Windböen, auf
exponierten Gipfeln sind stürmische Böen möglich und in den Alpen dauert die
Föhnlage an. Auf exponierten Gipfeln sich auch Orkanböen nicht ausgeschlossen.

Sonntag… tropft der Langwellentrog zur Iberischen Halbinsel und Biskaya ab,
was auch zur Bildung des Bodentiefs über Südwesteuropa führte. Bei uns ist eine
südsüdwestliche, antizyklonale Höhenströmung die Folge, bei geringen
Druckgegensätzen im Bodenniveau. Der Resttrog im Norden schwenkt Richtung
Skandinavien und nimmt das Tief am Boden mit, was sich aber weiter auffüllt.
Die Anströmung von Süden her dürfte zu einer weiteren Verstärkung des Föhns
führen und einen Schwall sehr milder
Luftmassen mit T850 hPa um 15 Grad in den Süden und Südosten des Landes lenken.
Dort werden für Oktober doch sehr milde Tagesmaxima zwischen 18 und 22 Grad
erwartet, in einigen Föhntälern sind auch Werte nahe 25 Grad nicht
ausgeschlossen.

In der Mitte und im Norden, wo die Frontalzone für starke Bewölkung und
teilweise länger anhaltende Regenfälle sorgt, bleibt es mit Werten zwischen 14
und 18 Grad etwas kühler. Der Streifen mit dem meisten Regen erstreckt sich
wahrscheinlich vom Südwesten (RLP, Saarland) bis nach Mecklenburg-Vorpommern.
Gerade im Südwesten/Westen (Saarland bis Eifel) sind dabei in 24 Stunden von der
Nacht zum Sonntag bis in die Nacht zum Montag auch warnwürdige Mengen von 30 bis
40 mm in 24 Stunden nicht ausgeschlossen. Die Wahrscheinlichkeiten seitens der
Probabilistik halten sich aber in Grenzen. Darüber hinaus haben GFS und IFS den
Niederschlagsstreifen in ihren letzten Läufen ein Stück nach Nordwesten
verschoben. Neben den grenzwertigen Mengen verbleiben also auch
Modellunsicherheiten.
In der Nacht zum Montag schwenkt ein Rücken über uns nach Nordosten, was die
Bodenfrontalzone noch weiter in den Norden befördert. Dort also Regen, sonst
teilweise Auflockerungen und stellenweise Nebel. Die Föhnlage in den Alpen hält
wahrscheinlich weiter an.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die grundsätzliche Entwicklung ähnlich. Unsicherheiten
verbeiben bei den Gewittern, obwohl sich der „Rahmen“ recht gut abstecken lässt.
Der Dauerregen am Sonntag/Montag ist unsicher, da die Lage der schleifenden
Front inkonsistent simuliert wird.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner