SXEU31 DWAV 070800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.10.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang zu Wz
Heute Zwischenhocheinfluss. Ab Dienstag Übergang in lebhafte Westwetterlage. Im
Bergland (schwere) Sturmböen. Im süddeutschen Bergland und an den Alpen
Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC

Montag… lassen sich in der Höhenkarte zwei umfangreiche Höhentröge erkennen.
Zum einen liegt seit gestern nahezu ortsfest ein stark amplifizierter Höhentrog
über Osteuropa, dessen Einflussradius bis in den östlichen Mittelmeerraum
reicht. An seiner Südostflanke wandert ein markantes Höhentief von Ostfrankreich
kommend in den zentralen Mittelmeerraum und anschließend weiter nach Nordafrika.
Dieses Höhentief war gestern mitverantwortlich für den Dauerregentag in der
Südwesthälfte von Deutschland. Mit dem Abziehen des Höhentiefs, schwächt sich
auch das noch über Belgien befindliche Bodentief ab und wird nachfolgend auf der
Vorderseite eines kräftigen Sturmtiefs knapp südlich von Island integriert, das
zur Mittagszeit einen Kerndruck von etwa 960 hPa haben soll.

Dieses Sturmtief ist an den zweiten kräftigen Höhentrog gekoppelt, dessen
Zentrum in etwa an der gleichen Stelle wie das Bodentief zu finden ist, sodass
sein Verstärkungsprozess entsprechend abgeschlossen ist. Dieser breite Höhentrog
bringt sich in Position, um im weiteren Wochenverlauf eine deutliche
Zonalisierung der Großwetterlage (Übergang zu Wz) einzuleiten.

Bevor es aber soweit ist, nimmt zum heutigen Wochenstart ein Höhenrücken
zunehmend Einfluss auf Deutschland. Dieser Höhenrücken wird zwischen den beiden
Schwergewichten gerade zu zerdrückt. So schnürt sich der Nordteil in Form eines
eigenständigen Höhenhochs über dem Nordmeer ab. Zurück bleibt ein Rücken, auf
dessen Vorderseite Deutschland liegt und der in weiterer Folge immer mehr
abflacht.

Mit dem Höhenrücken hat sich Druckanstieg über Deutschland eingestellt, der sich
gut in den aktuellen Drucktendenzen widerspiegelt. Das resultierende Bodenhoch
liegt mit Zentrum über der Osthälfte von Deutschland.

Im Südosten befinden sich aktuell noch die Überbleibsel der Entwicklung vom
Vortag in Form von länger anhaltendem Regen, dessen Intensität sich aber durch
die oben beschriebene Entwicklung der Großwetterlage im Tagesverlauf immer mehr
abschwächt, sodass es am Nachmittag schon vielfach trocken ist. Die Feuchtereste
bleiben aber und werden aufgrund der vorübergehend nur gradientschwachen Lage
auch nicht aus der Grenzschicht gemischt. Entsprechend wird es heute einen
Streifen ausgehend vom Berchtesgadener Land bis nach Rheinland-Pfalz und teils
auch ins Saarland geben, wo es überwiegend stark bewölkt bis bedeckt ist. Weiter
in Richtung Schwarzwald, Bodensee und Allgäu kann sich hingegen im Tagesverlauf
auch häufiger mal die Sonne zeigen und nur höhere Berglagen stecken noch in
Wolken.

Nordöstlich an die Feuchtreste anschließend zeigt sich ein breiter Streifen, wo
es nach einer vielfach frostigen Nacht freundlich ist und die Sonne längere Zeit
scheinen kann. Einzig im äußersten Nordosten ist es zum Teil stärker bewölkt,
was an der Nähe zum Höhentrog über Osteuropa liegt. Für Schauer dürfte es aber
wohl nicht mehr reichen.

Bei den Höchstwerten sitzen die „Verlierer“ in Vorpommern bei gerade einmal um
10 Grad, während in NRW leicht föhngestützt bis 16 Grad und am Oberrhein sogar
bis 18 Grad zu erwarten sind.

In der Nacht auf Dienstag greift dann der sich weiter abflachende Höhenrücken
mit seiner Achse auf Deutschland über und wird dabei von kräftiger
Warmluftadvektion überlaufen. Dementsprechend breitet sich im Laufe der Nacht
mehrschichtige Bewölkung ostwärts aus und etwa ab Mitternacht beginnt es in den
westlichsten Landesteilen sowie in Richtung Emsland zu regnen. Die Niederschläge
weiten sich bis zum Morgen in die zentralen Landesteile aus.

Am längsten aufgelockert, anfangs auch noch teils klar, bleibt es im Osten. Dort
muss auch nochmals mit leichtem Frost, in Richtung Lausitz und Zittauer Gebirge
bis -3 Grad gerechnet werden. Am Boden zeigt das EZ MOS Werte bis -6 Grad. Sonst
wird es nicht ganz so kalt und in NRW kann man von Föhneffekten durch den
Südwind profitieren, sodass dort die tiefsten Werte deutlich über 10 Grad liegen
sollen.

Auch Nebel spielt wieder eine Rolle, dies vor allem in den feuchten Gebieten in
Südbayern, wo es tagsüber noch am längsten geregnet hat.

Zu guter Letzt bleibt noch der Wind, der im Laufe der Nacht zunächst im
Nordseeumfeld mit Windböen, exponiert später auch stürmischen Böen zulegt. Auch
auf den Bergen sind dann stürmische Böen und auf einzelnen Bergkuppen auch
Sturmböen (Brocken Bft 10) zu erwarten.

Dienstag… beginnt die Höhenströmung zu zonalisieren. Deutschland liegt dabei
auf der diffluenten Trogvorderseite. Die Haupttrogachse befindet sich von den
Britischen Inseln bis zur Biskaya. Allerdings gibt es eingelagert mehrere
kurzwellige Anteile. Einer davon wandert in der zweiten Tageshälfte von
Frankreich kommend in Richtung Deutschland.

Am Boden befindet sich Nordeuropa unter Tiefdruckeinfluss. Das steuernde Tief
sitzt dabei mit Zentrum zwischen Island und Schottland. Auf seiner Vorderseite
zieht ein Randtief vom Skagerrak nach Südschweden. Dieses Randtief ist
wesentlich für den Wetterablauf am Mittwoch in Deutschland. Sein stark
okkludiertes Frontensystem zieht mit seinem Nordteil rasch über die Nordhälfte
des Landes hinweg, während sein Südteil sich zunehmend zonal ausrichtet und
damit ins Schleifen gerät.

Die Ursache für das Schleifen und die nachfolgende Ausbildung eines Wellentiefs
(Abend bis N8 auf Mittwoch), ist der angesprochene kurzwellige Anteil auf der
Vorderseite des Haupttroges.

Als Konsequenz für den Wetterablauf bedeutet dies, dass der Tag zunächst
verbreitet grau und regnerisch startet. Über der Nordhälfte ziehen die
Niederschläge bis zum Mittag ostwärts ab. Vor allem in Richtung Emsland, an den
Küsten und in Schleswig kommt dann immer mal wieder die Sonne zum Vorschein.
Gleichzeitig sorgt zunehmende Labilisierung durch nachfolgende Höhenkaltluft für
Schauer und vor allem in Richtung Nordsee auch einzelne Gewitter. Die Höhenwinde
(925 hPa: bis 35 kn) geben durchaus Potential für einzelne stürmische Böen.

Vor allem über der südlichen Mitte regnet es länger anhaltend, wobei sich mit
der Wellenbildung die Niederschläge in der zweiten Tageshälfte nochmal
intensivieren. Damit sind vielfach 5 bis 20 l/qm bis zum Abend zu erwarten
(abhängig ob Lee oder Luv). Zudem gibt es Andeutungen, dass in Richtung Spessart
die Mengen in 12 h bis an die Warnschwellen heranreichen.

Im Süden ist es tagsüber zunächst noch aufgelockert und zeitweise sonnig, ehe in
der zweiten Tageshälfte auch dort die Niederschläge übergreifen. Mit der
südlichen Windkomponente kann sich vorübergehend Föhn einstellen, sodass die
Höchstwerte im Voralpenraum bei bis zu 19 Grad liegen.

In der Nacht auf Mittwoch soll sich die schleifende Front nach der deutschen
Modellkette schließlich über den Süden legen. Allerdings gibt es diesbezüglich
noch größere Modellunterschiede. So hält das ECWMF Modell (12z Lauf) die
Kaltfront deutlich zurück und belässt die Niederschläge nördlich der Donau.

Folgt man der deutschen Modelllösung, so könnten Dauerregenschwellen im
Südschwarzwald oder am Alpenrand erreicht werden. Dies ist aber noch mit
größerer Vorsicht zu genießen.

Bleibt noch der Wind, der an der See in Böen stark, exponiert auch stürmisch
weht. Auch im Bergland sind starke bis stürmische, in exponierten Lagen
(schwere) Sturmböen, auf dem Brocken vorübergehend auch einmal orkanartige Böen
zu erwarten.
Bevor in der zweiten Tageshälfte die Wellenbildung den Gradienten etwas
auseinanderzieht, gibt es von den verschiedenen Modellensembles Hinweise, dass
über den zentralen Landesteilen auch in tiefen Lagen vorübergehend Windböen
auftreten.

Mittwoch… zieht der kurwellige Anteil über Deutschland ostwärts ab.
Gleichzeitig kann sich der Haupttrog etwas amplifizieren und verlagert sich nach
Zentralfrankreich und bis zum späten Abend weiter nach Deutschland. Diese
Entwicklung in der Höhe sorgt dafür, dass sich das Wellentief nochmal verstärkt.
Die Folge sind anhaltende Niederschläge entlang und südlich der Donau. Dabei
gibt es weiterhin Modellunsicherheiten. Während ICON den Schwerpunkt direkt an
den Alpen sieht, zeigt das europäische Modell diesen etwa entlang der Donau.

Addiert man alles zusammen, so gibt es doch recht klare Hinweise, dass im Süden
in einem 24 bis 36 stündigem Zeitraum markante Niederschlagswarnschwellen
erreicht und überschritten werden. Selbst die Unwetterwarnschwelle wäre nach
ICON im Bereich des Möglichen. Die Frage bleibt halt nur, welche Regionen sind
betroffen. Noch gibt es aber etwa 24h Vorlauf, sodass die Modellwelt noch Zeit
hat sich auf eine gemeinsame Lösung zu einigen.

Nördlich an das Dauerregengebiet anschließend gibt es unter zunehmendem
Trogeinfluss vielfach stärkere Bewölkung, zeit- und gebietsweise aber auch
sonnige Abschnitte. Dazu muss immer wieder mit Schauern und vor allem am
Nachmittag auch einzelnen Gewittern gerechnet werden. Die Höhenwinde liegen in
der Spitze in 925 hPa weiterhin bei 35 kn, sodass auch einzelne stürmische Böen
nicht ausgeschlossen werden können.

Je nachdem welche Modellversion sich am Ende durchsetzt, kann es am östlichen
Alpenrand durchaus nochmal Föhn geben, mit Höchstwerten nahe 20 Grad, sonst
werden aber auch milde 14 bis 18 Grad erwartet.

Der Wind spielt weiterhin eine Rolle. Vor allem mit Schauern weht er stark böig
auch in tiefen Lagen. Im Bergland gibt es stürmische Böen und Sturmböen, auf
einzelnen Bergkuppen sind schwere Sturmböen, auf dem Feldberg/Schwarzwald und
den Alpen gipfeln auch orkanartige Böen zu erwarten. Auch an den Küsten gibt es
Windböen, an der Nordsee stürmische Böen. Im Osten und Nordosten ist der Wind
allgemein etwas schwächer.
In der Nacht auf Donnerstag bleibt der Wind vor allem in der Mitte und im Süden,
sowie im Küstenumfeld lebhaft mit Windböen, auf den Bergen Sturmböen, auf dem
Feldberg und Alpengipfeln vereinzelt orkanartigen Böen.

Ansonsten zieht der Dauerregen im Verlauf der Nacht ostwärts ab, es gibt aber
unter Trogeinfluss weitere Schauer und auch kurze Gewitter.

Modellvergleich und -einschätzung

Prinzipiell wird die kurzfristige Entwicklung recht einheitlich prognostiziert.
Wie im Haupttext angesprochen zeigen sich aber noch Unsicherheiten bezüglich der
potentiellen Dauerregenlage beginnend ab Dienstagnachmittag/abend.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer