SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.09.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Heute am Montag zunächst Wind- bzw. Sturmlage, von Westen her aber rasche
Beruhigung. Am Dienstag im Norden Dauerregen gering wahrscheinlich, sonst teils
linienhaft Gewitter mit Starkregen und Sturmböen. Am Mittwoch an den Alpen
Dauerregen wahrscheinlich.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag… liegen wir in einer westlichen Strömung, wobei am Rand eines
Langwellentroges über Skandinavien ein kleines, aber kräftiges Tief (mit Zügen
einer Shapiro Keyser Zyklone) von der westliche Ostsee rasch zum Baltikum
abzieht. Es verstärkt sich aktuell noch leicht, was u.a. an der Lage vor einem
kurzwelligen Randtrog liegen dürfte. Letztlich kommt aber der Umstand zum
Tragen, dass sich das Tief zügig entfernt, so dass sich rückseitig mit
Annäherung eines flachen Höhenrückens Zwischenhocheinfluss durchsetzt. Womit
sich das Wetter rasch wieder beruhigt und Auflockerungen bei geringer
Schauerneigung die Oberhand gewinnen.
Bevor es soweit ist, weitet sich der stärkste Gradient auf der Rückseite des
Tiefs – an einem markanten Bodentrog gekoppelt und gestützt durch einen Low
Level Jet (60 kt in ca. 900 hPa) – von der Nordsee und der Mitte Deutschlands
weiter in den Nordosten aus. Dabei können dort Böen der Stärke 8 bis 9,
vereinzelt Bft 10 auftreten. Bei schauerartigen Einlagerungen in den dort
fallenden Regen sind auch Bft 11 nicht ausgeschlossen, aber wohl
unwahrscheinlich.
Der schauerartige Regen im Norden, gestützt vor allem durch kräftige PVA zieht
in den Mittagsstunden über die Oder nach Osten ab. In der feuchten Luftmasse,
bei teils kräftiger Hebung sind teils hohe Stundensummen zu verzeichnen, die
zwar nicht in kurzer Zeit, aber mehrstündig zunächst für Starkregen gut sein
können.
Im Tagesverlauf greift, wie oben beschrieben von Westen her die Beruhigung.
Aktuell ist sie schon im Südwesten spürbar, dorthin weitet sich schon der
Hochkeil aus, und im Laufe des Nachmittags und Abendsfasst sie auch im Nordosten
Fuß. So fächert der Gradient allmählich auf, sodass der Sturm von Westen her
nachlässt.
Der Norden und Nordosten bleibt jedoch zunächst noch unter Trogeinfluss, mit
einzelnen Schauern und vielleicht in Nordseenähe und über dem Wasser (Diabasie)
auch vereinzelten Gewittern.
Im Laufe des Abends setzt im Südwesten vor dem nächsten Tief schon wieder WLA
mit entsprechender Aufzugbewölkung ein.
In der Nacht zum Dienstag koppelt ein vom Atlantik kommendes Cut-Off-Tief an den
skandinavischen Trog. Das zugehörige Bodentief weitet sich in einer
Tiefdruckrinne von GB nach Norddeutschland aus. Dort wird durch die Kopplung an
den Langwellentrog Frontogenese ausgelöst, wodurch sich eine im Temperaturfeld
markante Front bildet, die über den Norden Deutschlands verläuft. Dabei setzen
im Norden von Westen her durch kräftige Warmluftadvektion teils ergiebige
Regenfälle ein, die 6-stündig 10 bis 15 mm Regen bringen können. Dazu frischt
der Wind an der Südflanke wieder auf mit ersten stürmischen Böen im Bergland,
exponiert teils schwere Sturmböen.
Dienstag… über Mitteleuropa ergibt sich an der Südflanke der Tiefdruckrinne
eine kräftige westliche Strömung, in der eine subtropische Meeresluftmasse
herangeführt wird (850-hPa-Temperatur ~ 10 °C). Nur ganz im Norden Deutschlands
dringt an der Nordflanke der Rinne eine kalte Luftmasse von Skandinavien her
ein.
Ansonsten verläuft in tieferen und mittleren Schichten der Jet nun über
Deutschland. Bei dem stärker werdenden Gradienten an der Südflanke des Tiefs
nimmt der Wind in 850 hPa auf 40 bis 50 kt zu.
Trotz zunächst relativ stabiler Schichtung sollte dies in der Mitte für einzelne
stürmische Böen bis in tiefe Lagen reichen. Im Tagesverlauf erfolgt im
Warmsektor des Tiefs eine leichte Labilisierung der Schichtung, da es von der
Höhe her etwas stärker abkühlt, als dass in Bodennähe ebenfalls von Westen her
der Fall ist.
So kann sich wahrscheinlich genug CAPE für einzelne Gewitter aufbauen, die sich
- bedingt durch die hohe Scherung – in Linien organisieren können. Dabei besteht
die Gefahr von lokal schweren Sturmböen, aber auch von vereinzeltem Starkregen.
Die eigentliche Frontalzone befindet sich aber weiter nördlich über dem Norden
Deutschlands. Dort hat der Regen bereits am Morgen den Nordosten erreicht und
zieht erst im späteren Tagesverlauf zur Ostsee und nach Polen ab. An der
Südflanke des Regens können durch Warmlufteinschub einzelne Gewitter mit
Starkregen eingelagert sein. In 12 Stunden liefern die Modelle
Niederschlagsmengen (im skaligen Bereich) meist unter den Warnschwellen, sie
liegen meist bei 10 bis 20 mm. Nur im Nordwesten hat ICON in 18 Stunden 30 bis
40 mm auf der Karte, steht damit aber alleine da. Die Wahrscheinlichkeiten für
ein Überschreiten von Warnschwellen ist meist nur gering, lediglich Cosmo Leps
hat im Nordwesten etwas mehr auf der Karte (24-stündig).
In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der über Skandinavien liegende Trog
südwärts aus, wodurch eine südwestliche, aber stark zyklonale Strömung mit einem
Trog über Mitteleuropa bestehen bleibt. Hierdurch rückt die Kaltfront schleifend
bis in den südlichen Mittelgebirgsraum vor, wobei mit Frontpassage vor allem im
Bergland Wind- und exponiert stürmische Böen auftreten können. Postfrontal dreht
die bodennahe Strömung auf Nord bis Nordwest, was auch an der Nordsee wieder
Wind- und an der Nordfriesischen Küste stürmische Böen aufkommen lässt.
Ansonsten sollte der Wind nicht mehr warnrelevant sein, da der Gradient von
Westen her deutlich auffächert.
Da die Kaltfront zusehends von Kaltluftadvektion überlaufen wird, lässt auch die
Wetterwirksamkeit der Front nach, so dass eventuell entsprechende Warnungen, so
sie denn überhaupt nötig werden, nicht mehr zu verlängern sind.
Mittwoch… befindet sich Mitteleuropa unter dem Einflussbereich des Troges, der
sich zum Langwellentrog entwickelt hat. Die Kaltfront zieht bis zum Abend mit
stratiformen später auch teils konvektiv durchsetzen Regen bis in den Süden
Deutschlands. Im Tagesverlauf sind bei leicht instabiler Schichtung ganz im
Süden auch einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen, allerdings reicht die
Instabilität nur bis ca. 550 hPa; etwas unter -10 Grad.
An den Alpen stellt sich eine Staulage ein, wobei voraussichtlich regional
Schwellen für markanten Dauerregen gerissen werden könnten.
Rückseitig fließt mit einer nordwestlichen Strömung maritime Polarluft ein,
sodass die 850-hPa-Temperatur unter 0°C sinkt. In dieser Polarluftmasse setzt
Absinken ein, das für Wolkenauflockerungen sorgt. Nur der Norden wird von der
Höhenkaltluft des sich nun nicht mehr verstärkenden Troges erfasst. Forciert
durch einen kurzwelligen Troganteil werden Schauer ausgelöst, die sich bis an
den Nordrand der Mittelgebirge ausbreiten können. Einzelne Gewitter sind am
ehesten über der Nordsee möglich.
Der Wind spielt nicht die große Rolle. Im südlichen und zentralen Bergland sind
einzelne steife bis stürmische Böen zu erwarten. Im Nordwesten steife Böen, an
der Nordsee vereinzelt Sturmböen, allesamt aus Nordwest.
In der Nacht zum Donnerstag dauert der Zustrom maritimer Polarluft mit T850 von
0 bis 2°C weiter an. Die Achse des Haupttroges schwenkt nach Osten durch, auf
der Rückseite folgen aber weitere kurze Wellen, die noch für etwas Hebung gut
sind, so dass die Schauerneigung auch landeinwärts nicht ganz zum Erliegen
kommt. Der Gradient fächert unterdessen weiter auf, so dass höchsten an der See
und im höheren Bergland steife Böen auf dem Programm stehen. Die Niederschläge
am Alpenrand klingen langsam ab, wobei oberhalb von 1500m etwas Schnee fallen
kann.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren im Großen und Ganzen eine ähnliche Entwicklung.
Unterschiede beschränken sich auf Details und sind vorab kaum zu klären. Der
mögliche Dauerregen im Norden steht auf tönernen Füßen, sehr wahrscheinlich ist
er nicht, zumindest auf größeren Flächen. Eher sind morgen die schon im Text
beschriebenen Starkregenereignisse möglich.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner