SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.09.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Winkelförmige Westlage, Freitag Übergang zu Wz bzw. SWz
Unbeständig mit häufigen, aber nicht sonderlich ergiebigen Niederschlägen, auf
einigen Berggipfeln Böen Bft 8 bis 9, ansonsten keine markanten
Wettererscheinungen. Mild.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC

Mittwoch… wird Deutschland vom okkludierten Frontensystem des ehemaligen
Tropensturms „HUMBERTO“ überquert. Boden- und Höhentief befinden sich aktuell
über Schottland, verlieren im Tagesverlauf aber mehr und mehr an Kontur. Das
Höhentief wird bis zum Abend Teil eines sich vom Seegebiet südlich Islands
allmählich den Britischen Inseln annähernden langwelligen Höhentroges und
erstreckt sich als Randtrog am Abend mit seiner Achse über die Nordsee und
Nordwestdeutschland hinweg bis in den zentralen bzw. ostbayerischen
Mittelgebirgsraum.
Die Trogachse wird von mehreren kurzwelligen und flachen Troganteilen
überlaufen, die gebietsweise etwas PVA generieren können, und zwar zunächst vor
allem im Bereich der Okklusion, die das Vorhersagegebiet bis zum frühen
Nachmittag nordostwärts überquert hat. Mittags greift dann ein weiterer
kurzwelliger Anteil auf den Westen über und kommt allmählich nordostwärts voran,
auch gut erkennbar an einem IPV-Maximum, vor allem über den mittleren
Landesteilen.
Somit steht ein wechselhafter Tag ins Haus. Die frontalen Regenfälle haben
inzwischen die Elbe erreicht und kommen allmählich nach Nordosten voran, wobei
die Niederschläge mehr und mehr konvektiven Charakter annehmen. Kurze Gewitter
sind dort nicht ausgeschlossen, vor allem ab dem frühen Nachmittag werden
mehrere 100 J/kg ML-Cape simuliert. Allerdings reicht die Labilität nur bis etwa
4 km Höhe, was Gewitter eher unwahrscheinlich erscheinen lässt.
Etwas bessere Umgebungsbedingungen herrschen da schon postfrontal, vor allem in
einem Streifen vom Nordwesten über die mittleren Landesteile bis nach Bayern.
Dort reicht die Labilität bis in etwa 6 km Höhe (T 500 hPa um -19 Grad, T 850
hPa +7 Grad), vereinzelt auch darüber und auch die konvektiven Modelle (SuperHD,
C-D2) haben einzelne (die Betonung liegt auf einzelne) Gewitter auf der Agenda.
Als Begleiterscheinungen kommen in der Regel nur steife Böen (Bft 7) in Frage,
ganz vereinzelt kann in kräftigeren Entwicklungen natürlich auch eine stürmische
Böe (Bft 8) oder bei PPW-Werten um 25 mm auch Starkregen (um 15 mm in kurzer
Zeit) nicht ausgeschlossen werden.
Nach Abzug des Kurzwellentroges setzt vorderseitig eines ebenso flachen und
kurzwelligen sowie rasch ostwärts schwenkenden Höhenrückens nur kurz
Wetterberuhigung ein, denn bereits gegen Abend greift der mit dem Randtrog in
der Höhe korrespondierende Bodentrog auf den Westen des Landes über, ebenfalls
begleitet von schauerartigen Regenfällen, aber nur einer äußerst geringen
Gewitterwahrscheinlichkeit. Insgesamt lässt sich konstatieren, dass es zwar
verbreitet Niederschläge gibt, mengenmäßig bis zum Abend jedoch nur gebietsweise
mehr als 5 mm zusammenkommen.
Mit Annäherung des Randtroges bzw. des Bodentroges verschärft sich der Gradient
noch etwas, für warnrelevante Böen reicht es aber wohl nur auf den Gipfeln des
Schwarzwaldes und auf exponierten Alpengipfeln.
Innerhalb der subpolaren Meeresluft (T 850 hPa zwischen 6 und 8 Grad) werden
verhältnismäßig milde 15 bis 20 Grad erreicht, wobei sich die Sonne insgesamt
eher rar macht.

In der Nacht zum Donnerstag verlagern sich Randtrog nebst Bodentrog aufgrund der
Blockadewirkung eines markanten Höhenrückens über Skandinavien kaum mehr
nordostwärts, verlieren aber mehr und mehr an Kontur und sind morgens nur noch
als flache Potenzial- bzw. Bodenrinne über Norddeutschland auszumachen. Dabei
kommen die schauerartigen Regenfälle ebenfalls zögernd nach Nordosten voran,
erreichen aber grade noch so die Region um Weser und Werra. Vor allem vom
Niederrhein bzw. Münsterland bis ins westliche Niedersachsen können gebietsweise
mehr als 10 mm in 12 Stunden fallen, ansonsten werden kaum mehr als 5 mm
simuliert.
Ganz im Nordosten fällt anfangs im Einflussbereich der abziehenden Okklusion
ebenfalls noch etwas Regen, ansonsten lockern die Wolken vor allem nordöstlich
der Elbe auf, so dass sich in der feuchten Luft dort Nebel bilden kann.
Rückseitig des Randtroges greift ein flacher Rücken auf Benelux und morgens auf
Westdeutschland über. Dieser wird aber bereits überlaufen von kräftiger WLA
vorderseitig des nun quasistationären Höhentroges mit Drehzentrum über dem
Seegebiet nordwestlich von Schottland. Das Frontensystem des mit dem Trog
korrespondierenden und nahezu achsensenkrecht unterhalb des Höhentiefs gelegenen
Bodentiefs überquert die Britischen Inseln, die Warmfront greift morgens auf den
Westen des Vorhersagegebietes über. Gedämpft durch den flachen Rücken erweist
sie sich als nicht allzu wetterwirksam, im Bereich einer flachen Warmfrontwelle
simuliert in erster Linie ICON-EU im Südschwarzwald allerdings im Laufe der
zweiten Nachthälfte mehr als 10 mm in sechs Stunden, in Staulagen auch mehr als
15 mm. C-D2 hat dort punktuell sogar mehr als 20 mm auf der Agenda, was dann das
Starkregenkriterium erfüllen würde. Allerdings ziehen die anderen vorliegenden
Modelle, auch die hochauflösenden, da nicht wirklich mit.
Der Wind weht in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen
weiterhin lebhaft aus Südwest, nimmt allerdings ein wenig ab, stürmische Böen
treten wohl nur noch ganz vereinzelt auf wirklich exponierten Gipfeln auf.
Insgesamt verläuft die Nacht mit Tiefstwerten zwischen 14 Grad im Westen und 7
Grad bei gebietsweise geringer Bewölkung im Nordosten bzw. in Südbayern mild.

Donnerstag… kommt das zentralsteuernde und hochreichende Tiefdrucksystem
nordwestlich von Schottland weiterhin nur sehr zögernd ostwärts voran. Somit ist
über weiten Teilen Deutschlands auf dessen Vorderseite WLA wirksam, der
Höhenrücken verlagert sich allmählich über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts
und kann sich sogar noch ein wenig aufwölben.
Im Bodenfeld kommt das Frontensystem aufgrund der Blockadewirkung durch den
Höhenrücken über Skandinavien ebenfalls nur zögernd nach Osten voran. Die
Warmfront erreicht bis zum Abend erst in etwa die Elbe, die Kaltfront greift
dann auf den Nordwesten des Landes über. Entsprechend kommen auch die
Niederschläge nur schleppend nordostwärts voran, vom Erzgebirge (zumindest von
dessen Ostteil) bis nach Mecklenburg sowie in Ostholstein bleibt es bis zum
Abend sogar noch weitestgehend trocken. Die höchsten RR-Mengen werden im Bereich
des Okklusionspunktes über Nordwestdeutschland simuliert, vor allem nach Lesart
des ICON-EU kann dort auf der diffluenten Trogvorderseite auch PVA-generierte
Hebung unterstützend wirken, so dass dort gebietsweise mehr als 10 mm in 12
Stunden zusammenkommen. Auch der aktuelle GFS-Lauf hat im Weser-Ems-Gebiet
örtlich nahe 10 mm auf der Agenda, die anderen Modelle aber eher weniger.
Ein zweites Maximum zeigt ICON-EU am Alpenrand, vor allem im Allgäu im Bereich
der weiter oben angesprochenen, aber fraglichen Warmfrontwelle, wobei dort der
Stau unterstützend wirken kann. Im westlichen Oberallgäu werden gebietsweise
mehr als 25 mm in 12 Stunden simuliert, allerdings auch nach Lesart des ICON-EU
nur in exponierten Staulagen. Die anderen Modelle ziehen da allerdings nach wie
vor nicht mit. Im Gegenteil – GFS und IFS deuten sogar einen leichten
Lee-Effekt im Alpenvorland an und simulieren dort nur geringe Niederschläge.
Mit Annäherung des Frontensystems verschärft sich zwar der Gradient wieder ein
wenig, allerdings bleibt die Schichtung im Warmsektor stabil. Warnrelevante Böen
(Bft 8 bis 9) aus Südwest treten wohl nur auf exponierten Gipfeln auf. Eventuell
reicht es gegen Abend an der Nordsee nach Kaltfrontpassage für einzelne steife
Böen, allerdings fächert dann der Gradient bereits wieder auf.
In den Warmsektor wird sehr milde Biskayaluft eingesteuert, die Temperatur in
850 hPa steigt auf 9 bis 11 Grad. Allerdings zeichnet sich die Luftmasse durch
einen hohen Gehalt an spezifischer Feuchte aus, die PPW-Werte steigen auf über
30, teils auf über 35 mm. So überwiegt dichte Bewölkung. Die Sonne zeigt sich am
ehesten noch im Nordosten und vielleicht noch (die Wiesnbesucher sollten sich
aber jetzt nicht allzu viel Hoffnung machen) gebietsweise durch Lee-Effekte im
Alpenvorland. Mild wird es aber überall, die Höchstwerte liegen zwischen 15 und
19 Grad, mit etwas Sonne bei 21 Grad.

In der Nacht zum Freitag verliert der markante Höhenrücken über Skandinavien
etwas an Kontur, bleibt aber wetterwirksam und wirkt weiterhin blockierend. Der
flache Höhenrücken über dem Vorhersagegebiet verlagert sich ins östliche
Mitteleuropa, so dass sich das zentralsteuernde Tief mit Drehzentrum knapp
nordwestlich von Schottland allmählich Richtung Mitteleuropa ausweiten kann.
Das Frontensystem kommt über Deutschland nach wie vor nur schleppend ostwärts
voran, die Warmfront erreicht morgens Polen bzw. Tschechien. Die Kaltfront gerät
über der Mitte Deutschlands ins Schleifen. In ihrem Einflussbereich wird die
frontale Hebung verstärkt durch PVA unterstützt, dämpfend wirkt allerdings
zunehmende KLA im Frontbereich. Dennoch reicht es gebietsweise für Niederschläge
mäßiger Intensität. Etwa vom westlichen über den zentralen Mittelgebirgsraum bis
zum Harz bzw. Thüringer Wald werden 5 bis gebietsweise über 10 mm in 12 Stunden
simuliert, ICON-EU hat erneut die Nase vorn mit gebietsweise über 25 mm in
einigen Weststaulagen (Westerwald, Vogelsberg). ICON-EU-EPS gibt allerdings so
gut wie keine Signale in punkto Dauerregen.
Postfrontal gelangt zunehmend höhenkalte Luft in den Nordwesten Deutschlands.
Die 500 hPa-Temperatur sinkt morgens auf nahe -20 Grad bei +6 Grad in 850 hPa.
Zwar geht der Wasserdampfgehalt der Luftmasse wieder deutlich zurück, dennoch
werden über der Nordsee etwa 100 bis 300 J/kg ML-Cape simuliert. Die Luftmasse
ist bis etwa 500 hPa hinauf leicht labil geschichtet. Das könnte für einzelne
kurze Gewitter reichen, ICON-EU hat auch einzelne auf der Agenda.
Anzusprechen bleibt noch der Wind. Am schärfsten ist der Gradient im Vorfeld der
Kaltfront ausgeprägt, in den Hochlagen des Schwarzwaldes, eventuell auf dem
Brocken und auf exponierten Alpengipfeln dürfte das für einzelne Böen Bft 8 bis
9 aus Südwest reichen. Unter den meist dichten Wolken verläuft die Nacht mit
Tiefstwerten zwischen 14 und 9 Grad sehr mild.

Freitag… deutet sich der Übergang zu einer zyklonalen West- bis Südwestlage
an. Der Höhenrücken über Osteuropa bzw. Skandinavien wird mehr und mehr
abgebaut, das zentralsteuernde Höhentief verlagert sein Drehzentrum nach
Schottland. Dabei gerät Deutschland unterhalb einer kräftigen westsüdwestlichen
Höhenströmung, innerhalb derer ein Kurzwellentrog das Vorhersagegebiet rasch
ostwärts überquert.
Höhenströmungsparallel eingebettet, kommt die Kaltfront über der Mitte des
Landes weiterhin nur zögernd südostwärts voran, wobei vor allem ICON-EU über
Sachsen-Anhalt und Brandenburg eine flache Welle andeutet, die bis zum Abend
nach Polen zieht. Dort werden gebietsweise mehr als 10 mm in 12 Stunden
simuliert, nördlich von Berlin gar knapp über 20 mm. Erneut haben die externen
Modelle geringere Mengen auf der Agenda. Bis zum Abend erreicht die Kaltfront in
etwa die Donau. Südlich davon wird noch einmal ein Schwall warmer Luft aus
Südwesteuropa eingesteuert, die Temperatur in 850 hPa steigt im Alpenvorland auf
10 bis 13 Grad. Dabei stellt sich dort leichter Westföhn ein und die Wolken
lockern auf, so dass die Temperaturen auf 20 bis örtlich 25 Grad steigen können.

Postfrontal gelangt subpolare Meeresluft in den Norden und die Mitte des Landes
(T 850 hPa um 6 Grad, T 500 hPa um -19 Grad). Diese ist bis etwa 500 hPa leicht
labil geschichtet, dabei können gebietsweise 100 bis 300 J/kg ML-Cape generiert
werden. Das reicht für einzelne Schauer, kurze Gewitter mit Böen Bft 7 bis 8
sind vor allem Richtung Küsten nicht ausgeschlossen. Der Wind spielt nach wie
vor warntechnisch außer in Schauer- und Gewitternähe wohl nur in den Gipfellagen
der Mittelgebirge und der Alpen eine Rolle, wo es stürmische Böen oder Sturmböen
aus Südwest geben kann. Es bleibt auch postfrontal mit Höchstwerten zwischen 15
und 20 Grad mild.

In der Nacht zum Samstag erreicht das Zentraltief mit seinem Drehzentrum die
nördliche Nordsee. Die Kaltfront überquert bis Samstagfrüh mit schauerartigen,
aber nicht sonderlich ergiebigen Regenfällen zögernd die Alpen. Über
Norddeutschland kann sich mit Trogannäherung allmählich höhenkältere Luft
breitmachen, die Temperatur in 500 hPa sinkt auf knapp unter -20 Grad. Mit
Annäherung des Bodentroges lebt im Nordwesten die Schauertätigkeit im Laufe der
Nacht sogar noch ein wenig auf, auch einzelne Gewitter können dabei sein. Auch
im Rest des Landes kann es hier und da noch einmal einen kurzen Schauer geben,
vielerorts bleibt es aber auch trocken.
Im Bereich des Bodentroges verschärft sich der Gradient vor allem im Nordwesten
des Landes, im Nordseeumfeld treten auch außerhalb der Schauer vermehrt Böen Bft
7 aus Südwest auf. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen
gibt es weiterhin stürmische Böen oder Sturmböen.
Erneut verläuft die Nacht mit Tiefstwerten zwischen 13 und 8 Grad relativ mild.

Modellvergleich und -einschätzung

Die großräumige Wetterentwicklung im Kurzfristzeitraum ist unstrittig.
Differenzen ergeben sich am ehesten bzgl. der Niederschlagsprognosen, wobei
ICON-EU fast immer die Nase vorn hat und in Weststaulagen durchaus mal Mengen
nahe der Warnschwellen für Dauer- bzw. Starkregen auf der Karte hat. Die
probabilistischen Verfahren ziehen aber nicht mit und auch angesichts der meist
relativ trockenen Vorgeschichte kann der Ball diesbezüglich flach gehalten
werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff