SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 22.08.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: BM
Meist ruhiges und sommerlich warmes Hochdruckwetter; heute nur an den Alpen
(eher inneralpin), Freitag und Samstag auch in den südostdeutschen
Mittelgebirgen einzelne Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC

Donnerstag… befindet sich Deutschland am Südrand der leicht mäandrierenden,
etwas schwächelnden Frontalzone, die über den Nordatlantik und die Nordsee
hinweg nach Skandinavien verläuft und über Nordwestrussland dann in einen sich
über Osteuropa hinweg nach Norden aufwölbenden Höhenkeil mündet. Ein aus dieser
Frontalzone abgetropftes Cut-Off-Tief über dem Löwengolf zeichnet sich durch
eine nicht allzu große Verlagerungsgeschwindigkeit aus und kommt allmählich
Richtung Korsika voran. Der breit angelegte und nur flache „Resttrog“ überquert
Deutschland heute ohne Wetterwirksamkeit ostwärts, dahinter führt schwache WLA
zum Aufbau einer flachen Potenzialbrücke über Frankreich und später auch
Süddeutschland.
Ausgehend vom Cut-Off-Tief verlagert sich ein flacher kurzwelliger Anteil
nordostwärts Richtung Ostalpen und kann dort vorderseitig etwas Hebung
induzieren. Wettertechnisch wirkt sich das aber lediglich wohl auf den Südalpen-
bzw. inneralpinen Raum aus. Dort labilisiert die Luftmasse, es kann trotz vieler
Wolken durch Einstrahlung etwas Cape generiert werden und somit kommt im Laufe
des Nachmittags Konvektion in Gang. Ob diese auch das österreichisch deutsche
Grenzgebiet überschreitet, ist noch unsicher, am ehesten könnte das in den
Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen der Fall sein. Die Konvektion zulassenden
Modelle lassen die Gewitter allerdings nicht bis dorthin vorankommen, somit ist
die Wahrscheinlichkeit dafür wohl nur als sehr gering einzustufen. Sollte es
doch passieren, so steht neben kleinkörnigem Hagel und stürmischen Böen aufgrund
der geringen Zuggeschwindigkeit vor allem der Starkregen als Begleiterscheinung
im Fokus.
Im großen Rest des Landes dominiert dagegen Hochdruckeinfluss. Eine durchaus
kompetente Hochdruckbrücke erstreckt sich dabei vom Seegebiet östlich der Azoren
über Nordfrankreich und Deutschland hinweg bis weit nach Osteuropa. Diese wird
gestützt durch die sich nähernde Potenzialbrücke und schwächt sich kaum ab.
Somit scheint in weiten Teilen des Landes neben lockerer, nicht allzu hoch
reichender Quellbewölkung die Sonne. Ausnahme sind einerseits der Südosten, wo
sich unter der recht kräftigen Absinkinversion (in etwa 800 hPa) vermehrt
Quellbewölkung ausbreiten kann, sowie der Norden, wo dünne WLA-Cirren
(vielleicht auch mal ein paar mittelhohe Wolkenfelder) die Sonneneinstrahlung
allerdings nur wenig dämpfen. Sowohl advektiv (T850 hPa steigt bis zum Abend auf
8 Grad an der dänischen Grenze und 12 Grad an den Alpen) als auch diabatisch
erwärmt sich die Luftmasse, somit sind Höchstwerte zwischen 22 Grad Richtung
Alpen bzw. bei auflandigem Wind im Nordseeumfeld und 28 Grad mit viel Sonne im
Südwesten bzw. in den mittleren Landesteilen zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag kann sich die Potenzialbrücke über Süddeutschland noch
etwas verstärken und ein flacher Höhenkeil wölbt sich nordwärts bis ins
nördliche Mitteleuropa auf. Das nach wie vor träge Höhentief im westlichen
Mittelmeer erreicht nun Korsika. Es kann sich ein Stück weiter nach Norden,
Richtung Alpen, ausweiten.
Die Hochdruckbrücke verlagert zusammen mit ihrem Pendant in der Höhe ihren
Schwerpunkt Richtung Osteuropa, wo sie sich noch etwas verstärkt (1030 hPa
Kernisobare über Weißrussland). Für das Vorhersagegebiet steht somit eine
wettertechnisch ruhige Nacht ins Haus. Die recht feuchte Grundschicht im
Südosten des Landes macht sich vor allem Richtung Alpen anhand gebietsweise
dichterer hochnebelartiger Wolkenfelder bemerkbar (Obergrenze bei etwa 850 hPa),
sonst verläuft die Nacht überwiegend klar oder gering bewölkt (nach wie vor
WLA-Cirren im Nordseeumfeld). In den Nordwesten kann bodennah eventuell etwas
feuchtere Nordseeluft einsickern, was sich dort in Form einer erhöhten
Nebelwahrscheinlichkeit bemerkbar macht, auch sonst kann es angesichts der schon
fortgeschrittenen Jahreszeit hier und da flache Nebelfelder geben. Es kühlt –
ähnlich, wie in der vergangenen Nacht – auf recht frische 14 bis 6 Grad ab, an
den Küsten bleibt es gebietsweise milder.

Freitag… verlagert sich der aus der Potenzialbrücke hervorgehende flache
Höhenrücken ins östliche Mitteleuropa, insgesamt bleibt das Geopotenzialfeld
über Deutschland aber antizyklonal konturiert. Ausgehend vom nach wie vor trägen
Höhentief bei Korsika kann sich ein Randtrog über die Alpen hinweg nordwärts bis
nach Süddeutschland ausweiten. Dadurch schwächt sich die Hochdruckbrücke in
ihrem Westteil etwas ab und auch in Südwestdeutschland bzw. im Alpenraum wird
der tagesgangbedingte Druckfall dadurch ein wenig verstärkt. Die nach wie vor im
Alpenraum lagernde potenziell instabile Luftmasse kann dadurch eventuell etwas
weiter nach Norden schwappen als am Vortag. Vor allem SuperHD simuliert (ähnlich
wie GFS an den Alpen und im Alpenvorland bis knapp über 500 J/kg ML-Cape und hat
dort am Nachmittag und Abend auch einzelne Gewitter auf der Agenda. C-D2 und
auch Arome agieren dagegen noch sehr zurückhaltend und beschränken die Gewitter

  • wenn überhaupt – auf den unmittelbaren Alpenbereich. C-D2 und ICON-EU
    simulieren sogar noch eine Absinkinversion in etwa 850 bis 800 hPa bis fast an
    die Alpen heran, die Konvektion weitgehend verhindern sollte. Im Falle des
    Auftretens einiger Gewitter steht als Begleiterscheinung erneut der Starkregen
    im Fokus. Die Grundschicht feuchtet mehr und mehr an (10 bis 13 g/kg spezifische
    Feuchte in 200 m), die PPW-Werte steigen auf über 30 mm. Da ist bei langsam
    ziehenden Zellen schnell mal das Unwetter-Starkregenkriterium erreicht.
    Im übrigen Land dominiert nach wie vor ruhiges Hochdruckwetter. Vor allem
    südlich der Donau bildet sich wieder vermehrt Quellbewölkung und hemmt dort die
    Einstrahlung, ansonsten hält sich die Wolkenbildung in Grenzen. Über den Norden
    ziehen weiterhin zeitweise dünne Cirren-, vielleicht auch Altocumulusfelder, die
    der schwachen WLA geschuldet sind.
    Die Erwärmung macht weitere Fortschritte, die Temperatur in 850 hPa steigt auf
    10 bis 14 Grad, somit sind Höchstwerte zwischen 23 und 29 Grad (mit ganz viel
    Sonne an den „kritischen“ Stationen – in dem Fall mal nicht Lingen, sondern
    Bernburg an der Saale – vielleicht auch 30 Grad) zu erwarten, an
    Küstenabschnitten mit auflandigem Wind wird es nicht ganz so warm.

In der Nacht zum Samstag weitet sich der Trog vom westlichen Mittelmeerraum
weiter nach Norden, bis ins Vorhersagegebiet, aus, dessen Drehzentrum bleibt
aber knapp westlich der Toskana. Die Potenzialbrücke, respektive der Höhenrücken
wird dadurch etwas nach Osten abgedrängt. Trotz leicht zyklonaler Kontur im
Geopotenzialfeld bei nur sehr geringen Potenzialgegensätzen über dem
Vorhersagegebiet kaum bis keine dynamische Hebung generiert werden. Im Bodenfeld
wird der nach Norddeutschland gerichtete Keil des Hochdruckgebietes über
Osteuropa ein wenig nach Norden abgedrängt und die potenziell instabile
Luftmasse im äußersten Süden des Landes kann sich allmählich etwas weiter nach
Norden ausweiten. Konvektion ist dabei angesichts der ungünstigen Tageszeit wohl
kaum zu erwarten (lediglich Euro4 hat schwache Signale in Südostbayern auf der
Karte), allerdings kann sich unterhalb der etwas schwächer werdenden
Absinkinversion (in etwa 800 hPa) dichtere Sc-Bewölkung wohl über das
Alpenvorland hinaus etwas nach Norden ausweiten (Donauraum, vielleicht auch
etwas nördlich davon), dort, wo es mal stärker auflockert, kann sich auch
Bodennebel bilden. Im Norden und in der Mitte bleibt es dagegen meist gering
bewölkt oder klar, hier und da bilden sich flache Nebelfelder. Die Nacht fällt
mit Tiefstwerten zwischen 16 und 8 Grad etwas milder aus als die Vornächte.

Samstag… tropft aus dem vom Seegebiet östlich Korsikas inzwischen fast bis zur
Mitte Deutschlands reichenden Höhentrogkomplex ein zweites Höhentief über
Süddeutschland ab, so dass das ganze Konstrukt Dipolstruktur annimmt. Östlich
davon befindet sich nach wie vor der Höhenrücken, der sich vom Marmarameer bis
zur Ukraine bzw. nach Weißrussland erstreckt und von dem ausgehend ein Keil nach
Norddeutschland reicht. Insgesamt bleiben die Potenzialgegensätze gering, so
dass sich der dynamische Hebungsantrieb nach wie vor in Grenzen hält, am ehesten
kann noch auf der Vorderseite des Höhentiefs über dem Osten Österreichs,
Tschechien sowie dem ostbayerischen Mittelgebirgsraum aufgrund von schwacher
PVA, die von WLA unterstützt wird, etwas Hebung generiert werden (zumindest nach
Lesart des ICON-EU).
Im Bodenfeld wird der tagesgangbedingte schwache Druckfall durch die Vorgänge in
der Höhe kaum unterstützt, dennoch reicht es für eine flache Tiefdruckrinne über
Süddeutschland. Die potenziell instabile Luftmasse kommt dadurch vor allem über
dem Osten Deutschlands etwas nach Norden voran und erfasst dann auch den
ostdeutschen Mittelgebirgsraum, Sachsen und eventuell auch noch Südbrandenburg.
Am weitesten kommt sie erneut nach SuperHD nordwärts voran, etwa südöstlich
einer Linie Oderbruch – Nordbaden werden mehrere 100 J/kg ML-Cape simuliert, im
Osten und Süden Bayerns gebietsweise auch bis an die 1000 J/kg. Die PPW-Werte
steigen dabei auf 25 bis 35 mm. Die dynamische Komponente als Trigger für
Konvektion wirkt noch am ehesten (wie oben beschrieben) im ostbayerischen
Mittelgebirgsraum, vor allem aber über Tschechien und genau dort simuliert
SuperHD als einziges so weit in die Zukunft rechnendes Konvektion erlaubendes
Modell bereits aus der Nacht heraus gewittrige Regenfälle. Mit dem Tagesgang
schwächen sich diese am Vormittag vielleicht mal vorübergehend ab, mittags und
nachmittags lebt die Konvektion aber wieder auf, wobei dann neben der
Topographie auch Outflow Boundaries als Trigger fungieren könnten. Aus aktueller
(Modell)sicht besteht die größte Gewitterwahrscheinlichkeit im ostbayerischen
Mittelgebirgsraum sowie im Zittauer und Erzgebirge. Auch aus den Alpen heraus
sollten einzelne Gewitter ins Vorland ziehen. Ob es auch im südwestdeutschen
Mittelgebirgsraum und vielleicht noch im Thüringer Wald für Gewitter reicht, ist
noch sehr unsicher; vor allem im Südwesten kann auf der Rückseite des Höhentiefs
eventuell schwaches Absinken konvektiven Bemühungen den Garaus machen, zumindest
werden dort auch deutlich niedrigere PPW-Werte als weiter östlich simuliert.
Wo auch immer Gewitter entstehen – diese zeichnen sich durch eine nicht allzu
hohe Zuggeschwindigkeit aus und zusammen mit den hohen PPW-Werten bedeutet das
punktuell wieder unwetterartigen Starkregen. Auch kleiner Hagel (angesichts der
limitierten Cape wohl kaum größer als 2 cm) und stürmische Böen (mit
Unterstützung durch die Verdunstungsabkühlung, Stichwort: D-Cape, vielleicht
auch deutlich mehr) müssen als Begleiterscheinung ins Kalkül gezogen werden.
Im Norden, Westen und wohl meist auch in den mittleren Landesteilen bekommt man
von dem Ganzen kaum etwas mit. Dort dominiert weiterhin Hochdruckeinfluss und
neben flacher Quellbewölkung bzw. zeitweise von Südosten her durchziehenden
hohen/mittelhohen Wolkenfeldern scheint die Sonne. Die Temperatur in 850 hPa
steigt noch um 1 bis 2 Grad an und entsprechend sind Höchstwerte zwischen 25 und
31 Grad zu erwarten, an den Küsten wird es gebietsweise nicht ganz so warm.

In der Nacht zum Sonntag zieht der nördliche Dipol des Höhentroges als
eigenständiges Höhentief allmählich nach Ostvorpommern und kann mit etwas
trogvorderseitiger Hebung vor allem nach Lesart des ICON-EU über dem äußersten
Osten des Landes (Ostsachsen, Brandenburg, Ostvorpommern) die Konvektion noch
länger aufrechterhalten. Eventuell reicht es auch für einen MCS, der über die
Osthälfte nach Norden zieht. GFS beschränkt die (konvektive)
Niederschlagstätigkeit dagegen eher auf das östliche und ostbayerische Bergland.

Die Höhentief folgt von Westen her ein flacher Höhenrücken, der sich von
Frankreich her Südwestdeutschland annähert. Somit klingen eventuell Gewitter im
Süden/Südwesten des Landes wohl recht rasch ab. Vor allem dort kann sich Nebel
bilden. Im Norden und Westen sowie oft auch in den mittleren Landesteilen bleibt
es unter weiterhin schwachem Hochdruckeinfluss meist gering bewölkt oder
wolkenlos und nur vereinzelt bildet sich flacher Bodennebel. Während die
Temperaturen im Osten und Südosten des Landes im Einflussbereich der
feuchtwarmen Luftmasse bei oft bewölktem Himmel nur auf 18 bis 13 Grad
zurückgehen, wird es im Norden und Westen mit 15 bis 9 Grad etwas frischer.

Modellvergleich und -einschätzung

Alle vorliegenden Modelle haben im Kurzfristzeitraum ein ähnliches Szenario auf
der Agenda. Bezüglich der Konvektion gibt’s noch leichte Unschärfen, vor allem,
was den Samstag betrifft, aber das wäre auch sehr erstaunlich, wenn es nicht der
Fall wäre.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff