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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Montag, den 05.08.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz/SWz. Heute zunächst nur vereinzelt, ab Dienstag vermehrt Schauer und teils
kräftige Gewitter. Vor allem im Süden lokale Unwetter aufgrund von Starkregen,
Hagel und Sturmböen wahrscheinlich. Über der Mitte gebietsweise mehrstündiger
Starkregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC

Montag… gelangt Deutschland zunehmend auf die diffluente Vorderseite eines
breiten, aber recht flachen Höhentroges mit Drehzentrum nordwestlich der Britischen Inseln. Dabei ist die westliche bis südwestliche Strömung über Deutschland zwar zunächst im Bereich eines flachen ostwärts wandernden Höhenrückens noch leicht antizyklonal gekrümmt, ein darin eingelagerter Kurzwellentrog sorgt aber bereits für leichte Hebungsvorgänge. Mit der südwestlichen Strömung gelangt wieder wärmere, aber auch feuchtere Luft zu uns.
Die 850 hPa Temperaturen liegen um 9 Grad im Norden Schleswig-Holsteins und um
16 Grad im äußersten Süden. Somit werden heute recht verbreitet Höchstwerte zwischen 26 und 31 Grad erwartet, mit den höchsten Werten im Südwesten. Etwas
kühler bleibt es im Norden bei 22 bis 25 Grad.

Korrespondierend zu dem Höhentrog befindet sich im Bodendruckfeld nahezu achsensenkrecht ein Tief mit Kern nordwestlich bzw. nördlich von Irland. Ausgehend von diesem Tief greift aktuell eine Okklusion auf Deutschland über und
verlagert sich im Tagesverlauf langsam über den Norden und die Mitte Deutschlands hinweg ostwärts. Ein nennenswerter Luftmassenwechsel ist damit nicht verbunden. Allerdings kommt es im Bereich der Front zu schauerartigen und
aufgrund nur geringer Scherung wenig organisierten Niederschlägen, die in der
labileren Luftmasse auch von einzelnen Gewittern begleitet sind (CAPE erreicht
etwa 800 J/kg). PPW steigt zwar verbreitet auf Werte von 30 bis 35 mm an, dennoch ist unwetterartiger Starkregen unwahrscheinlich, da sich mit der verstärkenden Höhenströmung auch die Verlagerungsgeschwindigkeit der konvektiven
Zellen erhöht. Dadurch nimmt allerdings auch die Gefahr für Böen Bft 7 bis 8 als
Begleiterscheinung zu. Hagel spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Während
rückseitig der Front von Westen eine vorübergehende Stabilisierung einsetzt,
können sich auch vorderseitig der Front einzelne Schauer und Gewitter entwickeln, da die Auslösetemperatur von etwa 26 Grad leicht erreicht wird. Ausgangspunkt sollten dabei die Mittelgebirge sein.

Richtung Süden dominiert zunächst noch leichter Hochdruckeinfluss, dennoch ist
nicht ausgeschlossen, dass sich mithilfe der Orographie auch dort vornehmlich im
Bergland einzelne Schauer und Gewitter entwickeln mit ähnlichen Begleiterscheinungen. Allerdings sollte dies nicht so verbreitet der Fall sein,
wie in den anderen Landesteilen, da auch das Kondensationsniveau relativ hoch
liegt (>2000 m).

In der Nacht zum Dienstag zieht die Okklusion über den Nordosten hinweg ab, sodass die Niederschläge insgesamt zunächst nachlassen. Allerdings greift ein
weiteres Frontensystem, genauer gesagt die Kaltfront des sich kaum verlagernden
Bodentiefs von Nordwesten auf Deutschland über und überquert diesen weitgehend
bis in die Frühstunden. Die anderen Landesteile verbleiben präfrontal, da die
Front arg rückläufig wird und somit aufgrund der strömungsparallelen Ausrichtung
kaum vorankommt. Kurzum wird sie Dienstagfrüh etwa von der Ostsee über Ostniedersachsen bis zum Niederrhein verlaufen. Im Bereich der Kaltfront kommt
es in der Nacht insbesondere im Küstenumfeld zu weiteren Schauern und Gewittern,
die lokal auch mit Starkregen verbunden sein können. Sonst zeigt die Front zunächst nur wenig Wetterwirksamkeit.

Dafür nimmt die Schauer- und Gewitteraktivität im äußersten Süden und Südosten
zu. Zum einen wird dorthin feuchtere Luft advehiert, auch reichlich MU-CAPE ist
noch vorhanden, zum anderen sorgt ein weiterer, in der Höhenströmung kaum auszumachender Kurzwellentrog für dynamische Hebung. Insofern ist auch dort in
der Nacht ausgehend von den Alpen lokal mit Starkregen zu rechnen, der aber im
markanten Bereich bleiben sollte. Seitens des C-D2 EPS gibt es dort keine Signale für warnwürdigen Starkregen.

Dienstag… kommt die Kaltfront des allmählich Richtung Schottland ziehenden
Tiefs über dem Norden weiter ostwärts voran. Postfrontal fließt dort etwas kühlere Luft ein mit 850 hPa Temperaturen um 9 Grad. Sonst tut sich an der Lage
der Front wenig, sodass weite Teile des Landes präfrontal in der zunehmend feuchteren und vor allem im Süden weiter labilisierenden Luftmasse verbleiben.
Im Bereich der schleifenden Front über der Mitte kommt es, teils gestützt durch
kurzwellige Anteile und somit dynamischer Hebung gebietsweise zu schauerartig
verstärkten und mitunter gewittrigen Regenfällen. Die Signale hierfür sind im
Westen am größten, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass auch mal das mehrstündige Starkregenkriterium erreicht wird.

Im Süden steigt CAPE teils bis auf 2000 J/kg an. Hinzu kommen PPW Werte bis 38
mm und zunehmende hochreichende Scherung. Insofern muss dort häufiger mit organisierten und mitunter langlebigeren Strukturen hochreichender Konvektion
sprich auch einzelnen Superzellen gerechnet werden, die auch heftigen Starkregen, größeren Hagel sowie Sturmböen evtl. sogar schwere Sturmböen mit
sich bringen können. Letzteres auch aufgrund der in den Prognosetemps teils vorhandenen inversen V-Struktur in der Grundschicht. Für rotierende Strukturen
scheint allerdings aus jetziger Sicht die Richtungsscherung noch nicht ausreichend zu sein, auch die Wolkenbasis ist noch vergleichsweise hoch. Zusammengefasst muss für den morgigen Tag die Ausgabe einer
Vorabinformation für
den Süden in Erwägung gezogen werden.

Die Höchstwerte liegen meist zwischen 26 und 29, im Südwesten örtlich 30 Grad.
Im Norden und Nordwesten zwischen 22 und 25 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der Höhentrog langsam weiter nach Osten voran,
sodass dessen Achse etwa von Großbritannien über die Bretagne und die Biskaya
bis nach Spanien verläuft. Vorderseitig steilt die südwestliche Höhenströmung
etwas auf, wodurch das Vorankommen der Kaltfront Richtung Süden weiter verzögert
wird und sie sogar leicht ins Wellen gerät. Insofern ändert sich an der Verteilung der Luftmassen wenig. In die Höhenströmung eingelagerte kurzwellige
Anteile sorgen weiterhin für leichte dynamische Hebung. Insofern kommt es im
Frontbereich sowie präfrontal zu weiterem schauerartigen und teils gewittrigem
Regen, der insbesondere im Süden bei weiter zunehmender Scherung auch organisiert auftreten kann. Starkregen bis in den Unwetterbereich sowie Sturmböen bleiben im Süden dabei weiterhin Thema teils in Verbindung mit Superzellen. Sollte es zu einer Wellenbildung im Bereich der Front über der Mitte kommen, wäre auch dort eine Verstärkung der Niederschläge wahrscheinlich.
Diesbezüglich sind die Modelle aber noch sehr zurückhaltend.

Deutlich ruhiger gestaltet sich die Nacht postfrontal in weiten Teilen des Nordens und Nordwestens. Einzig im Küstenumfeld und dort vor allem an der Nordsee sorgt ein Randtrog ebenfalls für rege konvektive Aktivität, wenngleich
dort nicht so kräftige Entwicklungen wie im Süden zu erwarten sind.

Mittwoch… schwenkt der Höhentrog weiter ostwärts, sodass dessen Achse schließlich von der Nordsee über Benelux und Ostfrankreich hinweg verläuft. Das
Bodentief erreicht ebenfalls die Nordsee, wobei es sich sogar nochmal etwas vertiefen kann, was aber für unser Wettergeschehen wenig von Bedeutung ist. Mit
Vorankommen des Troges bekommt auch die Kaltfront eine leichte Schubkomponente
Richtung Südosten. Somit verläuft die Front am Abend etwa von Vorpommern über
Thüringen hinweg Richtung Schwarzwald, sodass etwa in diesem Bereich sowie präfrontal weitere Schauer und Gewitter (aufgrund vorhandener Scherung auch organisiert) bzw. schauerartig verstärkter Regen zu erwarten ist. CAPE weist
nicht mehr ganz so hohe Werte auf (bis etwa 1000 J/kg), die PPW Werte nehmen
aber sogar noch etwas zu (bis 40 mm). Insofern besteht trotz ebenfalls weiter
zunehmender Verlagerungsgeschwindigkeit weiterhin die Gefahr von Starkregen bis
in den Unwetterbereich. Auch Hagel und Sturmböen gehören weiterhin zu den Begleiterscheinungen. Im Frontbereich besteht nach wie vor die Möglichkeit mehrstündigen Starkregens, wenngleich es seitens der Modelle weiterhin kaum Signale gibt.

Postfrontal treten im Trogbereich ebenfalls Schauer und Gewitter auf, aber deutlich seltener und weniger kräftig als präfrontal.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Trog weiter ostwärts Richtung Mitteleuropa und Skandinavien. Das Bodentief verlagert sich Richtung Südspitze
Norwegens. Die Kaltfront kommt nun rascher ostwärts voran und hat uns bis in die
Frühstunden weitgehend ostwärts überquert und hängt nur noch an den Alpen zurück. Postfrontal fließt kühlere und stabilere Luft zu uns ein. Somit lässt
die Niederschlagstätigkeit in weiten Teilen des Landes nach. Vor allem von Südbrandenburg bis zu den Alpen muss aber anfangs noch mit kräftigeren Gewittern, teils auch mit mehrstündigem Starkregen gerechnet werden. Auch im
Trogbereich sind insbesondere im Küstenumfeld noch Schauer und Gewitter zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die betrachteten Modelle prognostizieren die Wetterentwicklung in der Kurzfrist
sehr ähnlich. Auch bezüglich der Lage der Front bzw. des Höhentroges haben sich
die Modelle nun weitgehend angepasst.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger