S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Montag, den 29.07.2019 um 10.30 UTC

Im Norden oft wechselhaft mit Schauern und Gewittern, dort anfangs auch stark
böiger Wind, im Süden insgesamt freundlicher und nur anfangs gewittrig.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 05.08.2019

Am Donnerstag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines flachen, aber mit einer recht großen Wellenlänge ausgestatteten Troges in 500 hPa, dessen Achse am
Tage von der Nordsee (abgeschlossenes Höhentief) über den Ärmelkanal und die
Biskaya zur Iberischen Halbinsel reicht und die im Tagesverlauf nur wenig Boden
nach Osten gutmacht. In den Vormittagsstunden simuliert der
deterministische
Lauf von EZMW noch ein eigenständiges Höhentief über der Biskaya, das allerdings
schon im Laufe des Tages aufgefüllt wird, so dass seine Struktur am Abend nur
noch als kräftiger kurzwelliger Troganteil auszumachen ist. Auf der Vorderseite
des Troges ist die Höhenströmung über Deutschland zu Tagesbeginn leicht zyklonal
geprägt, im Laufe des Tages glättet sie durch um zum Abend eine eher (wenn auch
schwach ausgeprägt) antizyklonale Krümmung aufzuweisen. Mit dem Trog korrespondiert über der Nordsee ein kleinräumiges Tief mit Kerndruck unter 1010
hPa, von dessen Zirkulation vor allem der Norden und Nordwesten beeinflusst werden, wo der Wind mitunter auch mal böig auffrischt (eventuell mal ne Bft 7
?), während sich der Rest des Landes gradientschwach präsentiert. So zeigen sich
dort nicht nur vergleichsweise viele Wolken, sondern es kann dort auch zu leichten Regenfällen kommen, und bei 850er Temperaturen von knapp unter 10 Grad
sollten die Höchstwerte nicht über 25 Grad steigen. Im Süden liegt dagegen wärmere Luft (T 850 bis 15 Grad), wodurch dort nicht nur leicht höhere Höchsttemperaturen bis 28 Grad zu erwarten sind, die dort im Bereich einer an
den Alpen liegenden Luftmassengrenze höhere Labilität kann in und an den Alpen
auch zur Auslöse einzelner Gewitter führen.

In der Nacht zu Freitag greift der Trog unter weiterer Abflachung auf Deutschland über. Das abgeschlossene Höhentief verschmilzt mit einem großräumigen Trog über Nordosteuropa, so dass über der Ostsee ein weitgehend von
Ost nach West orientierter Trog entsteht, und der aus dem ehemals abgeschlossenen Höhentief resultierende markante kurzwellige Anteil soll bis zum
Morgen etwa die Schweiz erreichen. Die auf seiner Vorderseite induzierte Hebung
sorgt dafür, dass die Gewitter an und in den Alpen auch in der Nacht nicht zum
Erliegen kommen. Da das Nordseetief weder bezüglich seiner Lage noch bezüglich
seines Kerndrucks markante Änderungen erfährt, bleibt es im Norden und Nordwesten tendenziell wolkig mit etwas Regen, in einem breiten Streifen vom
Südwesten bis in den Nordosten dagegen trocken. An den 850er Temperaturen ändert
sich in der Nacht nichts Wesentliches.

Am Freitag zieht der kurzwellige Troganteil nach Osten ab, in der Nacht zu Samstag erreicht er die Ukraine. Auf seiner Rückseite kann sich über dem Süden
ein flacher Rücken etablieren. Der Norden verbleibt dagegen unter tiefem Geopotential, welches sich von Nordosteuropa über die Ostsee zur Nordsee erstreckt, wobei in dessen Verlängerung über dem Atlantik noch ein weiterer markanter Trog zu erkennen ist, der sich westlich von Irland in südwestlicher
Richtung verlagert. Somit lassen unter dem Rücken im Süden die Schauer und Gewitter im Tagesverlauf nach, teils zeigt sich auch die Sonne. Im Norden zieht
dagegen das kleinräumige Tief zögerlich von der Nordsee in die Deutsche Bucht
und damit greifen die mit ihm verbundenen Schauer bis etwa zur Mittelgebirgsschwelle aus, im Nordseeumfeld kann es bis in die Nacht zu Samstag
auch länger anhaltend und kräftig regnen, wobei der Druckgradient und damit verbunden die Windentwicklung durchaus als verhalten bezeichnet werden kann.
Eine durchgreifende Änderung der 850er Temperaturen ist am Tage nicht zu erkennen, in der Nacht gehen diese aber etwas zurück.

Am Samstag schwenk der von Nordosteuropa zur Nordsee reichende Trog nach Südosten, er überläuft dabei das Bodentief, welches sich in der Folge deutlich
abschwächt. Vorderseitig des atlantischen Troges stützt
Warmluftadvektion den
flachen Rücken, der sich in der Folge etwas aufwölbt und beginnt, allmählich bis
nach Nordfrankreich auszugreifen. Da in der Nacht der Nordosteuropatrog in die
Vorderseite des Rückens hineinläuft, der Atlantiktrog dagegen in dessen Rückseite, verkürzt sich die Wellenlänge des Rückens, ohne dass sich an seiner
Amplitude merkliche Änderungen ergeben. Dadurch präsentiert sich der Süden insgesamt sowohl am Tag als auch in der Nacht zu Sonntag unter Absinken ruhig
und gebietsweise freundlich, der Norden dagegen wechselhafter, und bis zur Mainlinie kann es mitunter schauerartig verstärkte Regenfälle oder auch mal ein
Gewitter geben, wobei sich die Regenfälle in der Nacht nach Osten verlagern, so
dass es dann im Nordwesten schon wieder trocken sein sollte. An den Temperaturen
ändert sich nichts Durchgreifendes.

Am Sonntag kann es an Oder und Neiße im Einflussbereich des Troges noch etwas
regnen, der große Rest des Landes liegt unter vorderseitig des Höhenrückens unter Absinken, wobei der Rücken sich zögerlich nach Deutschland verlagert. Seine Achse erreicht zum Abend den Neckar, am Montagmorgen dann Sachsen. Durch
den Rücken wird in den Südwesten etwas wärmere Luft eingesteuert, so dass die
850er Temperaturen bis zum Abend am Hochrhein über 18 Grad steigen. Im Süden
liegen diese dann durchweg über 15 Grad, während sich im Norden am Temperaturniveau kaum etwas ändert. Die Druckgegensätze sind schwach, da der
Rücken aber insbesondere in der Nacht zu Montag auf seiner Rückseite durch den
Atlantiktrog abgebaut wird, können dessen Hebungsprozesse und ein mit ihm in
Verbindung stehendes Tief in der zweiten Nachthälfte auf den Südwesten übergreifen, so dass es dort laut dem deterministischen Lauf des EZMW zu regen
beginnt.

Am Montag greift der Trog von Westen auf ganz Deutschland über, das zugehörige
Tief zieht von England nach Norddeutschland. Verbreitet kommt es dabei zu Regenfällen, teils schauerartig und gewitterig. Die warme Luft wird aus dem Süden wieder herausgedrückt, zum Dienstagmorgen liegt das 850er Temperaturniveau
zwischen 9 und 12 Grad.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum bis Mittwoch liegt Deutschland unter tiefem
Geopotential und es ist gebietsweise regnerisch, erst zum Ende des erweiterten
Mittelfristzeitraums nähert sich von Westen erneut ein Höhenrücken mit entsprechender Wetterberuhigung
__

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis zum Donnerstag (Vergleichstermin jeweils 12 UTC) zeigt sich der aktuelle
Lauf in guter Übereinstimmung mit den Vorläufen, wenngleich sich schon kleiner
Abweichungen, beispielsweise bezüglich der Lage des kleinräumigen Tiefs über der
Nordsee, erkennen lassen.
Ab Freitag zeigen sich erste deutliche Unterschiede, beispielsweise in der Struktur des von Ost nach West orientierten Höhentroges über der Ostsee. Während
der gestrige 00-UTC-Lauf noch ein eigenständiges Höhentief über dem Emsland und
davon abgesetzt einen kräftigen Trog über Nordwestrussland simulierte, sehen die
jüngeren Läufe kein eigenständiges Höhentief mehr. Untersiede zeigen sich auch
über der Nordsee, wo der aktuelle Lauf ein
kleinräumiges Tief prognostiziert, das die Vorläufe nicht im Programm haben, und
wenn, dann allenfalls als sehr flachen mehrkernigen Tiefdrucksumpf über der Nordsee und Nordwestdeutschland.

Am Samstag werden die Unterschiede dann noch deutlicher. Während der aktuelle
Lauf und der gestrige 12-UTC-Lauf über Frankreich einen flachen Rücken sehen,
bietet der gestrige 00-UTC-Lauf einen bis zur Nordsee ausgreifenden Rücken an.
Auf dem Atlantik nahen Ostatlantik liefern die letzten Berechnungen ein abgeschlossenes, großräumiges Höhentief mit Kern südwestlich von Irland, wogegen
die Vorläufe dort einen Langwellentrog ohne großräumigen Kern konstruierten, die
auch weniger weit nach Süden ausgriffen und insgesamt von ihrer Kontur flacher
verliefen.

Am Sonntag zeigen sich dann sogar teils gegenläufige Muster, insbesondere im
Seegebiet westlich von England, wo der aktuelle Lauf ein großräumiges Tief vorhersagt, während die Vorläufe jeweils Hochkeile simulierten. Der zu diesem
Zeitpunkt über Deutschland/Mitteleuropa befindliche Höhenrücken wird vom aktuellen Lauf deutlich markanter gesehen als dies die Vorläufe mit ihren flach
verlaufenden Pendants getan haben.

Im Weiteren ist kein Konvergieren der Modellläufe zu erkennen. __

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis zum Freitag zeigen die betrachteten Globalmodelle (EZMW, GFS, ICON, GEM)
eine sehr gute Übereinstimmung bezüglich des Geopotentials, insbesondere aber
auch bezüglich der 850er Temperaturen. Deutlichere Unterschiede sind im Bodendruckfeld zu erkennen, wo GFS das mit dem Ostseetrog
korrespondierende Tief
schon über der Lübecker Bucht sieht, während dieses bei ICON oder EZMW noch über
der Nordsee erkennbar ist (bei ICON im Gegensatz zu EZMW etwas weiter südlich).

Am Samstag sind sich die Modelle bezüglich tiefen Geopotentials über dem nahen
Ostatlantik einig, die Lage und die Form der Tröge differiert aber deutlich.
Über Nordosteuropa haben aber alle Modelle eine großräumige Trogstruktur im Programm. Im Bodendruckfeld lässt sich bei allen Modellen eine nordwestliche
Strömung über Norddeutschland erkennen, wobei die Reste des Nordseetiefs sich
bei EZMW noch deutlich im Druckfeld widerspiegeln, während bei GFS, ICON oder
GEM das kleiräumige Tief weitestgehend verschwunden ist. Bemerkenswert ist aber
die weiterhin gute Übereinstimmung bezüglich der 850er Temperaturen, wo bei allen hier betrachteten Modelle die 10-Grad-Isotherme von Nordfrankreich über
die Mainregion nach Südpolen verläuft.

Am Sonntag laufen die Modelle bezüglich des Geopotentials sogar wieder etwas
zusammen, alle Frankreich und Deutschland einen flachen Rücken im Angebot, wobei
gewisse Phasenunterschiede, wie sie das langsamere GFS im Vergleich zu beispielsweise ICON oder EZMW zeigt, als normal zu bezeichnen sind. Im Druckfeld
zeigen alle Modelle über oder südlich der Britischen Inseln tiefen Druck, auch
hier sind über das betrachtete Zeitfenster der Prognose Unterschiede aber unvermeidbar. Darüber hinaus laufen jetzt auch die Temperaturprognosen deutlicher auseinander (GFS eher kühl, ICON oder auch EZMW etwas wärmer).

Am Montag deutet GFS dann eine Nordströmung über Deutschland an, ICON und GFS
dagegen von Westen hereinziehende Tiefs, wobei das ICON-Tief deutlich langsamer
ist als das EZMW-Tief.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die EZMW-Ensembles liefern im Zeitraum +72 bis +96 Stunden drei Cluster (24,22
und 5 member), wobei der Kontrolllauf im Cluster 1, der deterministische dagegen
in Cluster 2 liegt. Alle drei Cluster liegen allerdings in der gleichen Wetterlagenkategorie „Negative NAO“. Insbesondere über Mitteleuropa zeigen die
Cluster bezüglich des 500 hPa Geopotentials nur wenig Unterschiede.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden wird nur ein Cluster aus der Kategorie „Negative NAO“ angeboten, was sich im Zeitfenster +192 bis +240 weder bezüglich
der Clusterzahl noch bezüglich der Wetterlagenkategorie ändert.

Die Rauchfahnen der EZMW-Ensembles zeigen für Offenbach von Donnerstag bis Samstag eine recht konstante Streuung der 850er Temperaturen meist zwischen 8
bis 13 Grad, am Sonntag zeigt sich in Verbindung mit dem hereinziehenden Rücken
ein kurzzeitiger Anstieg der 850er Temperaturen und der Streuung. Im Weiteren
gehen die Temperaturen dann unter nochmaliger Zunahme der Streuung wieder zurück.

Den Rauchfahnen des GFS fehlt in Vergleich zu denen des EZMW der Erwärmungspeak
am Sonntag (4.8.). Das darauffolgende Absinken der 850er Temperaturen haben dann
auch die GFS-Ensembles im Programm.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt keine Anzeichen für signifikante Wettererscheinungen.

COSMO-LEPS zeigt am Donnerstag und Freitag im Nordosten und an den Alpen sehr
geringe Signale (Wahrscheinlichkeiten max. 10%) für Starkregen von mehr als 20
l/qm in 6 Stunden. Des Weiteren liefert COSMO-LEPS am Donnerstag im Nordwesten
erhöhte Signale (um 40%) für steifen Böen Bft 7. Im übrigen
Mittelfristzeitraum
zeigt COSMO-LEPS nur sehr verhaltene Signale (bis max. 20%) für steife Böen im
Norden und lokal auch im Süden.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas