S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Freitag, den 26.07.2019 um 10.30 UTC

In der nächsten Woche wechselhaft mit zeitweiligen Regenfällen und Gewittern auf
moderat-sommerlichem Temperaturniveau.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 02.08.2019

Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Montag befindet
sich Deutschland zwischen zwei Höhentrögen, die mit verschiedenen Drehzentren
ausgestattet sind. Der westliche Trog reicht vom Süden Grönlands bis zur Biscaya, wo sich eines der besagten Drehzentren etabliert. Numero zwo befindet
sich südwestlich Islands. Der östliche Trog erstreckt sich von Nordwestrussland
(wo sich ebenfalls ein abgeschlossenes Höhentief befindet) bis zum Balkan. Zwischen den Trögen liegt ein relatives Potenzialmaximum, das schlauchartig vom
westlichen Mittelmeer bis hoch zum Europäischen Nordmeer verläuft und ein Relikt
des für unsere Hitzerekorde mitverantwortlichen Höhenrückens darstellt. Viel
Information für wenig Wirkung, spielt doch die Dynamik aufgrund schwacher Potenzialgegensätze nur eine untergeordnete Rolle.
Beim Blick auf Bodendruck und Luftmasse fällt auf, dass die
Tiefdruckrinne, die
uns am Wochenende viel Arbeit bescheren wird, zusehends an Kontur verliert und
dabei nach Nordosten „rausgedrückt“ wird. Angefüllt mit potenziell instabil geschichteter Warmluft (T850 um 14°C) reicht es aber noch, um vornehmlich im
Norden und Osten schauerartige Regenfälle und teils kräftige Gewitter zu induzieren. In den übrigen Landesteilen sorgt leichter Druckanstieg für die Bildung eines Hochkeils, der niederschlagsdämpfend wirkt. Unterstützt wird er
von einer etwas weniger warmen (T850 9-12°C) und trockeneren Luftmasse, die ihren Weg – zum Glück – zu uns gefunden hat.

Am Dienstag zieht das Höhentief von der Biscaya via Ärmelkanal gen Benelux, wobei sich zunehmend ein korrespondierendes Bodentief in den Vorhersagen abbildet. Vorderseitige WLA sorgt vorübergehend für eine leichte Kräftigung des
schmalen Höhenrückens, der aber sukzessive nach Osten abgedrängt wird. Trotzdem
sorgt er in weiten Teilen des Landes für einen weitgehend trockenen Tag, da die
zum hochreichenden Tief gehörigen Regenfälle (und Gewitter) erst spät, wahrscheinlich sogar erst in der Nacht zum Mittwoch auf den Westen Deutschlands
übergreifen sollen. Auf der anderen Seite kann es im Nordosten im Bereich der
extrem zähen Rinne noch zu Schauern und Gewittern kommen, auch wenn IFS die Hauptaktivität außerhalb des Bundesgebiets sieht. Vorderseitig des Tiefs geht es
mit der Temperatur wieder etwas nach oben auf 12 bis 17°C in 850 hPa.

Am Mittwoch greift das hochreichende Tief von Westen her auf Deutschland über.
Es zieht ostwärts über den Norden des Landes hinweg und erreicht zum Datumswechsel die Grenze von Vorpommern zu Polen. Wichtiger als das ist allerdings die Tatsache, dass weite Teile des Vorhersageraums (am wenigsten im
Süden) mit schauerartigen Regenfällen und Gewittern versorgt werden, lokaler
Starkregen inclusive. Rückseitig des Tiefs gelangt ein Schwall erwärmter Meeresluft zu uns, in der die 850-hPa-Temperatur auf 10 bis 7°C zurückgeht. In der Folge zieht das Tief zwar nach Osten ab, da der nachfolgende Höhenrücken
aber auf sich warten lässt und lieber über UK verharrt – ja, ja, der Johnson
spuckt nicht nur große Töne, er kann sogar das Wetter beeinflussen -, bleibt die
west-nordwestliche Höhenströmung deutlich zyklonal konturiert. Da nutzt es auch
nicht viel, dass sich ein schwacher Bodenhochkeil bis zu den Alpen ausweitet.
Das Wetter bleibt wechselhaft mit zeitweiligem Regen und Gewittern, wobei die
850-hPa-Temperatur bis Freitag auf 10 bis 5°C zurückgeht.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag deutet sich eine
Wetterberuhigung bei
deutlich steigenden Temperaturen an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Auch wenn die Basisfelder der jüngsten Modellläufe von IFS (ECMF) nicht immer
kongruent sind, sprich, kleine Abweichungen offenbaren, kann die Konsistenz im
Großen und Ganzen als gut angesehen werden. So zeichnet sich für die nächste
Woche nach wie vor ein wechselhafter Witterungsabschnitt (mit Regenfällen und
Gewittern) auf sommerlichem, aber bei Weitem nicht mehr so exorbitant hohem Temperaturniveau wie aktuell ab. Der gestern für Donnerstag von West-Südwest
apostrophierte zunehmende Hochdruckeinfluss scheint sich zu verzögern. __

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Betrachtet man die verschiedenen Globalmodelle im Hinblick auf die von ihnen
simulierten grundlegenden Muster, erkennt man diese in allen Modellen wieder.
Allerdings hapert es mit der Kongruenz, wobei vor allem das o.e., von der Biscaya ostwärts ziehende Tief Schwierigkeiten bereitet. Während das kanadische
GEM etwa auf Linie von IFS liegt, zeigt sich GFS besonders progressiv. Dagegen
sind ICON und auch UKMO sehr defensiv und belassen das Tief im Bereich UK/Irland
– mit einem stärkeren vorlaufenden Rücken (durch WLA) und einem insgesamt höheren Temperaturniveau.

FAZIT: Es scheint einigermaßen sicher, dass sich nächste Woche ein eher wechselhafter Witterungsabschnitt einstellt. Allerdings sind die genauen Phasen
der kurzen Wellen ebenso unsicher wie die genaue Temperatur- und Niederschlagsverteilung (incl. Gewitter).

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte von IFS-EPS zeigen besonders bei
T850 einen vergleichsweise homogenen Verlauf ohne überbordenden Spread. Demnach
kann der Absturz bis Montag als sicher eingetütet werden, was für viele eine
gute Nachricht sein dürfte. Es folgt noch mal ein kurzes Aufflackern auf niedrigerem Niveau am Dienstag (im Westen und Süden etwas stärker als im Osten
und Norden), bevor sich die Temperaturen auf ein moderates und gleichbleibendes
Level (überwiegend zwischen 6 und 12°C) einpendeln. Beim Potenzial nimmt die die
Streuung ab Dienstag zu, ohne dass ein klarer Trend erkennbar wäre. Auffallend
sind die nach einem relativen Minimum zu Wochenbeginn wiederholt auftretenden,
in ihre Stärke unterschiedlich ausgeprägten RR-Peaks. Sie bestätigen ebenso eindrucksvoll den wechselhaften Wettercharakter wie die Clusterung, die für den
Zeitraum von Mittwoch bis Freitag (T+120…168 h) vier Cluster aufbietet (22 Fälle
+ HL/KL, 14, 8, 7). Fast alle zeigen eine schwache westliche Grundströmung mit
eingelagerten kurzen Wellen, die aber phasenverschoben sind (passt zur zunehmenden Streuung bei Pot500). CL 3 unterscheidet sich insofern, als dass
sich über Mitteleuropa ein neuer Höhenrücken aufwölbt. Ab Samstag (T+192…240 h)
reduziert sich Anzahl der Cluster auf eins, der weiterhin die Passage kurzer
Wellen andeutet.

FAZIT: Wechselhaftes Sommerwetter auf moderatem Temperaturniveau (selten über
30°C) scheint für nächste Woche vorprogrammiert. Der genaue Fahrplan ist noch
nicht so verlässlich, aber warum sollte es beim Wetter anders sein als bei vielen Verkehrsbetrieben.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Zwar sind die Signale seitens der Probabilistik überschaubar, trotzdem kann man
davon ausgehen, dass nächste Woche immer mal wieder ein paar kräftige Gewitter
am Start sind. Und auch gewittriger oder nicht-gewittriger Starkregen kann durchaus mal auftreten, es gilt aber die gleiche Aussage wie oben: die zeit-räumliche Verteilung ist noch offen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-IFS mit IFS-EPS.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann