S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 21.07.2019 um 10.30 UTC

Heiß bis sehr heiß, nur geringe Niederschlagsneigung, einzelne Hitzegewitter
aber nicht ausgeschlossen. Erst am Wochenende häufiger Gewitter, dann mit Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 28.07.2019

Am Mittwoch liegt Deutschland unter einem Höhenrücken, der sich bis Donnerstag
in ein abgeschlossenes Höhenhoch umwandelt und auch am Freitag noch Bestand hat.
Von diesem weitet sich ein Keil bis ins Nordmeer aus. Das korrespondierende Bodenhoch etabliert sich über der Ostsee und Polen. Vom nahen Ostatlantik greift
ein Trog bis Freitag auf die Iberische Halbinsel und die Biskaya über. Vorderseitig wird mit einer aufsteilenden südwestlichen Strömung Subtropikluft
nach Westeuropa geführt. Der dort einsetzende Druckfall lässt eine flache Tiefdruckrinne entstehen. Zwischen dieser und dem Bodenhoch über der Ostsee und
Polen gelangt mit einer bodennahen südlichen bis südöstlichen Strömung trocken-heiße Luft in das Vorhersagegebiet. Großräumiges Absinken lässt dabei
keine nennenswerte Wolkenbildung zu. Deutschlandweit sind
Höchsttemperaturen
zwischen 30 und 36, in tieferen Lagen West- und Südwestdeutschlands bis 38 Grad
zu erwarten. In Ballungsgebieten stehen Tropennächte mit
Temperaturminima über
20 Grad ins Haus.
Am Samstag greift die flache Tiefdruckrinne auf Deutschland über. In deren Bereich können sich im Westen und Süden sowie zum Teil auch über dem Mittelgebirgsraum einzelne und zum Teil heftige Gewitter mit Unwettergefahr entwickeln. Der dann bis nach Nordfrankreich vorankommende Trog liefert den hierfür erforderlichen Hebungsantrieb. Die Gewitter erfassen zum Sonntag hin
auch auf die östlichen Landesteile. Rückseitig fließt eine etwas gemäßigtere
Luftmasse ein, so dass im Norden und Westen zumindest am Sonntag die 30 Grad-Marke wahrscheinlich nicht mehr erreicht wird.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wölbt sich erneut ein Keil
über Mitteleuropa auf, dessen Achse bis Mittwochfrüh Polen erreicht. Dies lässt
die Temperaturen auch im Norden wieder deutlich über die 30 Grad-Marke und im
Süden bis weit über 35 Grad steigen. Mit dem Übergreifen eines Troges auf die
Biskaya werden ab Dienstag im Westen und Südwesten und danach auch in den anderen Gebieten Gewitter wieder wahrscheinlicher.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den gestrigen
beiden Simulationen weitgehend konsistent. Am Sonntag deuten nach Abzug der o.g.
Tiefdruckrinne der aktuelle wie auch der gestrige 12 UTC-Lauf einen leichten,
nach Nordwesten hin einen etwas ausgeprägteren Temperaturrückgang an, den der 00
UTC-Lauf des Vortages noch nicht im Programm hatte.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt ein erneuter Temperaturanstieg in Gang, der nach den beiden gestrigen Modellläufen etwas ausgeprägter war als nach der aktuellen Modellrechnung.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag sind keine prognoserelevanten Unterschiede zwischen den verfügbaren Modellen erkennbar. Am Freitag ergeben sich hinsichtlich der von Westen nähernden Tiefdruckrinne unterschiedliche Ergebnisse. EZMW zeigt diese Struktur am weitesten westlich, d.h. noch über Frankreich. Nach ICON und nach dem kanadischen Modell dürfte diese Rinne bereits
auf Deutschland übergreifen; GFS hingegen zeigt diese Struktur bereits über dem
Osten Deutschlands. Diese Unterschiede setzen sich am Wochenende fort. GFS lässt
dann sogar nach Norddeutschland einen Trog austropfen, was nicht nur eine rege
Niederschlagstätigkeit, sondern auch einen markanten Temperaturrückgang auf etwa
20 bis 25 Grad und im Nordwesten auf Werte unter 20 Grad zur Folge hätte. Diese
Version wird von keinem weiteren Modell mitgetragen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgt nach GFS eine Zonalisierung mit eher gemäßigten Temperaturen, wogegen EZMW wie auch das kanadische Modell eine Blockierung über Nordosteuropa in Gang bringen. Ein erneuter Temperaturanstieg wäre demnach die Folge, was die
wahrscheinlichere
Variante sein dürfte.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt bis einschließlich Sonntag die Variante des hauseigenen
deterministischen Modells, entwickelt aber zu Wochenbeginn ebenfalls eine Blockierung, die weiter nördlich ansetzt als nach EZMW und nach dem kanadischen
Modell, so dass sich südlich davon, d.h. über Mitteleuropa, wenngleich in schwacher Ausprägung, die Frontalzone durchsetzen kann. Diese Blockierung ist
beim aktuellen Lauf ausgeprägter als bei weiter zurückliegenden Modellläufen.
Der deterministische Lauf ist hinsichtlich der Temperaturen ab Freitag am unteren Rand der Verteilung der Einzellösungen zu finden, d.h. das EPS des GFS
zeigt den Temperaturrückgang mit Passage der Tiefdruckrinne bei Weitem nicht so
ausgeprägt. Da aber sich auch nach dem EPS eine schwache und leicht mäandrierende Strömung durchsetzen dürfte und zudem bei einer ausgeprägten Nord-Süd-Staffelung der Temperaturen das Temperaturniveau insgesamt höher ist,
wäre im Süden in Verbindung mit kurzwelligen Keil-Trog-Strukturen eine rege Gewittertätigkeit die Folge.
Das EPS des EZMW stützt ebenfalls die Version einer Blockierung, lässt diese
aber nicht so weit nördlich ansetzen wie das EPS des GFS, so dass die Frontalzone keine Chance hat, sich über Mitteleuropa durchzusetzen. Die Version
des GFS (mit dem am Sonntag nach Norddeutschland austropfenden Trog) wird nur
von dem mit 4 Einzelläufen am schwächsten besetzten Cluster gestützt. Die Einzellösungen divergieren ab Samstag stark, wobei die Spannweite dann von
„kaum einem Temperaturrückgang nach Passage der Tiefdruckrinne“ bis hin zur GFS-Variante (diese nur mit 1 oder 2 Einzellösungen) reicht. Die beiden ungestörten Modelläufe lassen im Norden und in der Mitte ebenfalls vorübergehend
eine gemäßigtere Luftmasse erwarten, wogegen im Süden sich zwar nach der Mehrzahl der EPS-Member, nicht aber nach dem deterministischen Lauf nicht mehr
so warme Luft (von kühler Luft kann hier keine Rede sein) durchsetzt. Ausgeprägte Niederschlagssignale sind nur bei einzelnen EPS-Läufen zu sehen. Im
weitaus größten Teil Deutschlands dürfte daher die Trockenheit andauern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis Freitag nimmt die Wärmebelastung erneut zu und erreicht im Westen und Südwesten extreme Werte. Dabei bleibt es durchweg trocken. Erst am Freitag nimmt
im Westen und Südwesten die Gewitterneigung zu. Am Samstag sind dann Gewitter
wahrscheinlicher, die bis Sonntag dann auch die östlichen Landesteile erfassen
können. Unwetter durch heftigen Starkregen und / oder größeren Hagel können nicht ausgeschlossen werden. Im weitaus größten Teil Deutschlands dürfte es jedoch niederschlagsfrei bleiben und die Trockenheit andauern.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS mit höherer Wichtung des EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann