SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Samstag, den 20.07.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a
Heute im Tagesverlauf im Norden und in der Mitte von West und am Abend und in
der Nacht zum Sonntag nach Ost übergreifend Gewitter, Unwettergefahr durch schwere Sturm- und orkanartige Böen und Hagel. Außerdem auch weiter im Süden
einzelne und zum Teil heftige Gewitter.
Am Sonntag im Süden und Südosten erneut Gewitter, Unwetter durch größeren Hagel
und heftigen Starkregen nicht ausgeschlossen. Danach Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC

Samstag… liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges, der von den Britischen Inseln bis in die Nordsee vorankommt. Vorderseitig gelangt feuchtlabil geschichtete Warmluft aus Südfrankreich nach Mitteleuropa. Mit der
Annäherung des Troges setzt kräftige Hebung ein, die hauptsächlich durch positive Vorticityadvektion generiert wird. Hierdurch greifen im Tagesverlauf
staffelartig organisierte Gewitter auf das Vorhersagegebiet über. Während CAPE
relativ großflächig 1000 bis 1500 J/kg erreicht, erfasst der maximale Feuchteeinschub (mit einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser bis knapp über 40
mm) den Westen und Nordwesten. Dort ist auch die kräftigste Scherung (sowohl
niedertroposphärisch als auch bis in mittlere Troposphärenschichten hinaufreichend) zu finden. In Verbindung mit einem Oberwind, der im 700 hPa-Niveau 45 kt erreicht, sind in Verbindung mit den staffelartig auftretenden
Gewittern schwere Sturmböen vorstellbar; orkanartige Böen können nicht ausgeschlossen werden. Auch größerer Hagel kann auftreten. Starkregen sollte als
Unwetterkriterium eher eine untergeordnete Rolle spielen. Am gefährdetsten ist
zunächst der Nordwesten und Westen, weil dort alle beschriebenen Zutaten gegeben
sind. Am Abend und in der Nacht zum Sonntag werden diese Gewitter über die (nördliche) Mitte ostwärts und auch den Süden übergreifen und in den Frühstunden
des Sonntags die Oder sowie die Alpen erreichen. Für die gefährdetsten Regionen
wird daher eine Unwetter-Vorabinformation ausgegeben.
Einzelne und zum Teil heftige Gewitter können aber auch weiter südlich auftreten, wobei dort die Orografie und später die übergreifende Kaltfront des
mit dem o.g. Trog korrespondierenden Tiefs eher zur Auslösung beitragen dürfte.
Aufgrund der geringeren Verlagerungsgeschwindigkeit ist in diesen Gebieten Starkregen eher vorstellbar. Auch größerer Hagel ist möglich. Unwetter sind aber
deutlich weniger wahrscheinlich als in den oben beschriebenen Regionen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 26 bis 31, in tieferen Lagen Süddeutschlands
bis 33 Grad.
In der Nacht zum Sonntag greift die Gewittertätigkeit auf den Nordosten und ausgangs der Nacht auf den östlichen Mittelgebirgsraum und, bedingt durch die in
ihrem südlichen Teil zurückhängende Trogachse, auf den Südosten über. Kaltluftadvektion, die auf die Trogvorderseite vordringt, dämpft die Wetterwirksamkeit des Troges. Folglich dürfte sich die Gewittertätigkeit dann in
den östlichen Gebieten allmählich abschwächen, wobei bis weit in die Nacht hinein unwetterartige Entwicklungen möglich sind.

Sonntag… kommt der o.g. Trog bis Polen voran, nachfolgend zonalisiert sich die
Strömung antizyklonal. Kaltluftadvektion bewirkt die Ausweitung eines Keils, der
von einem Hoch südlich der Azoren ausgeht, bis ins östliche Mitteleuropa. Hierdurch nimmt im Norden der Gradient vorübergehend zu, so dass bis ins nördliche Binnenland hinein Windböen auftreten können und an der See in exponierten Lagen einzelne stürmische Böen möglich sind.
Das mit dem Trog korrespondierende Tief erreicht Südnorwegen. Dessen Kaltfront,
die unter antizyklonalen Einfluss gelangt, überquert schleifend den Mittelgebirgsraum. Hierdurch verbleibt der Süden und Südosten, etwa vom Schwarzwald bis zum Bayerischen Wald und zu den Alpen, unter der oben beschriebenen feuchtlabilen Luftmasse. In diesen Gebieten ist das Potential für
unwetterträchtige konvektive Umlagerungen erneut gegeben. Allerdings leistet
hierzu die Dynamik keinen nennenswerten Beitrag mehr, so dass die Auslösung im
Wesentlichen an die Orografie gekoppelt ist. Unwetter, vielmehr durch größeren
Hagel und/oder heftigen Starkregen und weniger durch schwere Sturm- oder orkanartige Böen können demnach nicht ausgeschlossen werden. Die anderen Regionen dürften in den Genuss einer Wetterberuhigung kommen. In der
dann einfließenden gemäßigten Luftmasse werden 24 bis 29 Grad erreicht. Am Oberrhein sind noch einmal um 30 Grad möglich, wogegen im Küstenbereich nur Maxima um 20 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Montag beginnt sich über Westeuropa ein breiter Rücken aufzuwölben. Hierdurch kräftigt sich der über Mitteleuropa liegende Hochkeil,
wobei sich ein Bodenhoch mit Schwerpunkt über dem Alpenraum ausbildet. Dies sollte der Gewittertätigkeit auch über Süddeutschland alsbald den Garaus machen.
Dort, wo es zuvor viel geregnet hat, können sich flache Nebelfelder bilden.

Montag… führt relativ weit nördlich ansetzende Warmluftadvektion zu einem weiteren Geopotentialgewinn, was eine Kräftigung des nunmehr bis nach Ostfrankreich und in die Nordsee vorankommenden Höhenrückens bewirkt. Über dem
Norden und Nordosten Deutschlands bleibt vorderseitig (des Rückens) eine nordwestliche Strömung bestehen. In diese wird eine schwache Warmfront eingesteuert, so dass dort in Verbindung mit mehrschichtiger Bewölkung etwas
Niederschlag (maximal 10 mm innerhalb von 12 Stunden und diese am ehesten an der
Nordsee) zu erwarten sind. Zudem können an der See ein paar Windböen nicht ganz
ausgeschlossen werden.
Das über Mitteleuropa liegende Bodenhoch ändert seine Lage nur wenig. Großräumiges Absinken sorgt im Westen und Süden für längere sonnige Abschnitte.
Allenfalls hohe Wolkenfelder dämpfen dort etwas die Einstrahlung. Dabei steigt
die Temperatur dann wieder auf 26 bis 32 Grad, wogegen im Norden und Nordosten
20 bis 25 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Dienstag wandelt sich der Rücken in ein abgeschlossenes Höhenhoch mit Schwerpunkt über dem Westalpenraum um. Von diesem ist ein Keil
über den Westen Deutschlands hinweg nach Südskandinavien gerichtet. Das Bodenhoch ändert dagegen seine Lage nur wenig. Aufgrund der Nähe zur Frontalzone
können geringe Niederschläge noch im Nordosten auftreten. Ansonsten klart es
verbreitet auf. Da kein nennenswerter Gradient vorhanden ist, können sich flache
Nebelfelder bilden.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ableiten. Auch in Bezug auf weiter zurückliegende Modellläufe ergeben sich keine
signifikanten Abweichungen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann