SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Freitag, den 19.07.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Heute vor allem im Nordosten und an den Alpen Gewitter. Samstag gebietsweise
kräftige Gewitter mit Unwettergefahr. Am Sonntag im Osten und Südosten noch Gewitter, sonst Wetterberuhigung

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… Über dem östlichen Atlantik liegt ein hochreichender Tiefkomplex, der
heute durch eine Randtrog in seine Rückseite regeneriert wird. Dadurch dehnt
sich ein Trog weiter nach Süden aus mit der Folge, dass die Strömung bei uns auf
Südwest dreht. Mit der dann einsetzenden südwestlichen Strömung wird recht warme
Luft zu uns geführt und aufgrund der WLA bildet sich über Frankreich ein flacher
Keil aus, der am Abend mit seiner Achse den Westen Deutschlands erreicht. Am
Boden hat uns die weitgehend okkludierte Front eines Tiefs bei Schottland erreicht. Die Front überquert uns bis zum Abend und löst sich dabei auf. Auch in der unteren Troposphäre wird wärmere Luft zu uns geführt was die Temperatur in 850 hPa im Tagesverlauf im Süden von 12 auf 16 Grad ansteigen lässt. Dem entsprechend ist heute mit Tageshöchstwerten zwischen 22 und 29 Grad
zu rechnen.
Insgesamt zeigt sich heute ein recht gemischter Wettercharakter. Im Osten, dort
wo noch die Reste der labilen Luftmasse liegen, gibt es Schauer und einzelne
Gewitter, meist verbunden mit Starkregen. Sonst überwiegen viele Wolken und vor
allem am Vormittag gibt es teilweise etwas Regen. Am Abend greift dann die Warmfront eines flachen Tiefs bei Irland auf den Nordwesten über wobei es erneut
Regen oder Regenschauer geben kann. Ansonsten dominiert eine Mischung aus Wolken
und Sonne und es bleibt in der zweiten Tageshälfte trocken.
Neben dem Osten und Nordosten liegt auch am im Südosten, am Alpenrand und im
südöstlichen Bergland noch die feucht-labile Luft und von daher sind dort ebenfalls Schauer und Gewitter möglich. Sie ziehen recht langsam und somit ist
bei PPW Werte bis zu 30 mm vor allem Starkregen das beherrschende Thema.

In der Nacht zum Samstag erreicht der Trog im Westen dann schon den europäischen
Kontinent. Sein Hebungsantrieb sorgt vor allem im Bereich der wellenden Kaltfront in Westeuropa für kräftige Regenfälle. Davon kriegen wir leider nichts
ab, die Warmfront des Frontensystems streift nur den Norden, wo es im Bereich
der deutschen Bucht zu schauerartigem Regen kommt. Die Mengen sind allerdings
nicht der Rede wert.
Ansonsten sorgt der flache Keil über dem Süden Deutschlands noch für Absinken.
Dadurch lockern die Wolken im Süden auf und auch die Konvektion im äußersten
Süden bricht rasch zusammen. Die Nacht bleibt bei Tiefstwerten zwischen 17 und
12 Grad warnfrei.

Samstag… greift der Randtrog auf den Westen über und überquert Deutschland in
der Nacht zum Sonntag in Richtung Nordosten. Am Boden befindet sich weiterhin
eine Tiefdruckzone, die sich von der südwestlichen Nordsee bis nach Island erstreckt. Sie spaltet sich bis zum Abend in zwei Tiefdruckgebiete, wobei für
uns das südlichere interessant wird. Dessen Warmfront überquert weite Teile des
Nordens bis zum Mittag und die Kaltfront erreicht am Nachmittag den Westen. In
deren Vorfeld wird weiterhin warme und feuchte Luft zu uns geführt. Die T850
steigt weiter an und wird bis zum Abend auf Werte zwischen 11 Grad im Norden und
knapp 20 Grad im Süden prognostiziert. Bei insgesamt labiler Schichtung, hoher
Feuchte mit PPW-Werte von über 35 mm, CAPE-ML Werten bis 1000 J/kg und zusätzlich noch recht kräftiger Scherung kommt es vor allem im Norden und der
nördlichen Mitte zu kräftigen Gewittern mit Starkregen, Hagel und Sturmböen,
teilweise bis in den Unwetterbereich. Aufgrund der Scherung ist auch eine Organisierung in Form einer Konvergenz wahrscheinlich. Jedenfalls liefern die
hochaufgelösten Modelle C-D2 und EURO4 sogar Orkanböen an einer der Kaltfront
vorlaufenden Konvergenz. Somit ist bereits am Abend mit einer Vorabinformation
zu rechnen.

Ein weiterer Gewitterschwerpunkt ist vor allem im Süden, in Alpennähe, zu erkennen, wobei dort vor allem der Starkregen im Fokus steht. Dazwischen, in
etwa vom Main bis an die Donau, sowie bis zum Abend im äußersten Osten bleibt es
trocken.
Die Höchsttemperaturen steigen in der Südosthälfte Deutschlands auf über 30 Grad, sonst auf 27 bis 30 Grad und nur an den Küsten bleibt es etwas kühler.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Trog über den Norden hinweg in Richtung
Nordosten. Die Kaltfront liegt am Morgen über dem Süden und dem Osten des Landes. Die Schauer- und Gewittertätigkeit schwächt sich ab, über dem Nordosten
und im Süden kann sie aber die ganze Nacht über andauern. Hinter der Kaltfront
stabilisiert die Schichtung im Westen zusehends und die Wolken lockern teilweise
auf. Hinter der Kaltfront fließt etwas frischere Luft in den Westen. Die Temperaturen gehen auf 18 bis 15 Grad zurück.

Sonntag… Hinter dem nach Nordosten abgewanderten Trog stellte sich eine westliche Höhenströmung ein, in der sich über den Britischen Inseln ein flacher
Keil aufbaut. Das stützt den Druckanstieg im Westen. Die Kaltfront überquert den
Osten, wird allerdings an den Alpen zurückgehalten. Dadurch gibt es an den Alpen
sowie im Bereich der östlichen Mittelgebirge weiterhin Schauer und Gewitter, die
angesichts der dort noch vorhandenen Luftmasse mit hoher Feuchte, Labilität und
CAPEs bis über 1000 J/kg auch recht kräftig mit Starkregen und Hagel ausfallen
können. Auch unwetterartige Entwicklungen sind nicht auszuschließen. Im restlichen Land dagegen setzt sich kurzfristig etwas frischere Luft durch und
die Tageshöchstwerte steigen noch auf 22 bis 28 Grad. Lediglich am Oberrhein
sind noch Höchstwerte über 30 Grad vorstellbar.

In der Nacht zum Montag schiebt sich der Hochkeil von den Britischen Inseln weiter ostwärts und dadurch steigt der Bodendruck bei uns weiter an. In der Folge lassen auch am Alpenrand die Schauer und Gewitter, es bleibt aber vielerorts bedeckt. Wolkenauflockerungen sind vor allem im Süden und Nordosten
zu erwarten. Die Tiefstwerte liegen bei 15 bis 12 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle stimmen im Kurzfristzeitraum recht gut überein. Auch die Niederschlagsprognosen weichen kaum voneinander ab. Die aktuellsten Läufe der
hochauflösenden Modelle lassen die Entwicklung aber etwas schneller ablaufen als
ICON.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich