SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 14.07.2019 um 10.30 UTC
Vielerorts sommerlich warm, Richtung Wochenende allmählich unbeständiger mit
teils kräftigen Gewittern.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 21.07.2019
Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Mittwoch, befindet sich Deutschland im
Einflussbereich eines breit angelegten Höhenrückens, der das Vorhersagegebiet
allmählich ostwärts überquert und sich dabei nordwärts, Richtung Skandinavien,
ausweitet. Der Rücken wird über Norddeutschland von einem flachen Kurzwellentrog
überlaufen, der dort aber nur wenig Hebungsantrieb bietet.
Im Bodenfeld erstreckt sich eine flache Hochdruckbrücke bis nach Westdeutschland. Diese wird im Tagesverlauf allmählich abgebaut und verlagert
ihre Achse ein wenig nach Norden. Somit schwächt sich die Zufuhr bodennah recht
kühler und wolkenreicher Nordseeluft nach Nordwestdeutschland zögernd ab, die
recht kompakte Sc-Bewölkung bekommt bei zunehmend schwachen
Luftdruckgegensätzen
aber nur zögernd Lücken, vor allem in einem breiten Streifen von der Deutschen
Bucht bis ins südöstliche Niedersachsen/Nordhessen bleibt es noch meist stark
bewölkt. Vereinzelt kann es dort auch etwas nieseln.
Im übrigen Land dominiert schwaches Absinken und vor allem im Süden/Südwesten,
aber auch an der Ostsee scheint häufig die Sonne. Meist bleibt es trocken, am
ehesten kann an den Alpen mal ein Gewitter nicht ausgeschlossen werden. Durch
Absinken und Einstrahlung kann sich die Luftmasse niedertroposphärisch zögernd
erwärmen, die Temperatur in 850 hPa erreicht Werte zwischen 8 Grad im Norden und
15 Grad in Südbaden.
Am Donnerstag kommt der Rücken unter Amplitudengewinn nach Osten voran und das
Vorhersagegebiet gerät an die Südostflanke eines umfangreichen Langwellentroges
über dem Nordostatlantik mit Drehzentrum südlich von Island. Dabei stellt sich
eine noch leicht antizyklonal konturierte westliche Höhenströmung ein. Im Bodenfeld greift die Kaltfront des mit dem Trog korrespondierenden Tiefs südlich von Island auf die westliche Nordsee über, schwächt sich dabei aber ab.
Bei schwachen Luftdruckgegensätzen gelangen von Südwesten her allmählich wärmere, aber auch recht feuchte und potenziell instabile Luftmassen ins Vorhersagegebiet, innerhalb derer sich im Tagesverlauf bevorzugt im Westen und
Süden sowie im zentralen Mittelgebirgsraum einzelne Schauer und Gewitter entwickeln können. Ansonsten dominiert aber ein Mix aus Sonne und lockerer Quellbewölkung bei vor allem im Süden und Westen sommerlichen Höchstwerten. Am Freitag kann sich durch sich verstärkende WLA ein flacher Höhenrücken über
Mitteleuropa aufwölben und kommt mit seiner Achse vor allem über Norddeutschland
etwas nach Osten voran, so dass sich dort eine schwache südwestliche Höhenströmung einstellt. Über Nord- und Osteuropa steigt der Bodendruck etwas
an, somit kann mit der sich einstellenden schwachen südsüdöstlichen Grundströmung allmählich wärmere Luft subtropischen Ursprungs vor allem in den
Süden und die Mitte des Landes vordringen. Die Temperatur in 850 hPa steigt bis
Samstag, 00 UTC auf 10 Grad in Nordfriesland und bis auf 17 Grad in Südbaden.
Nach wie vor ist die Luftmasse potenziell instabil geschichtet, so dass sich
bevorzugt in der Mitte und im Süden einige, teils kräftige Gewitter (mit Starkregen und Hagel) entwickeln könnten, allerdings sollte der Keil dämpfend
wirken, so dass diese wohl nicht verbreitet auftreten dürften. Am Samstag schwenkt der Höhenrücken weiter ostwärts, nach Osteuropa, weitet sich
dort nach Norden aus und das gesamte Vorhersagegebiet gerät auf die Vorderseite
des umfangreichen nordostatlantischen Langwellentroges. Die südwestliche Höhenströmung bleibt aber noch relativ glatt konturiert, ein markanter Kurzwellentrog ist nicht auszumachen.
Im Bodenfeld setzt sich die Advektion sehr warmer und potenziell instabiler Luftmassen subtropischen Ursprungs vor allem in den Süden und in die Mitte des
Landes weiter fort (T850 hpa am Samstagabend zwischen 12 Grad an der Nordsee und
knapp 20 Grad in Südbaden). Dabei weitet sich eine flache Tiefdruckrinne allmählich bis nach Südwestdeutschland aus. Vor allem dort sowie im Bergland
können sich wieder einzelne, teils kräftige Gewitter (durchaus mit Unwetterpotenzial) entwickeln. Der Norden und Nordwesten werden dagegen zeitweise von dichterer WLA-Bewölkung überquert.
Am Sonntag greift ein Kurzwellentrog auf die Nordsee und später auf das nördliche Mitteleuropa über, schwächt sich aber beim Anlaufen gegen den umfangreichen, über Ost- bis weit nach Nordeuropa reichenden Höhenrücken ab. An
der Südflanke des Troges verstärkt sich die WLA und stützt eine von der Biskaya
über Mitteleuropa hinweg bis nach Nordosteuropa reichende flache Hochdruckzone.
Innerhalb der instabilen Luftmasse über dem Vorhersagegebiet können sich im Tagesverlauf erneut einzelne, teils kräftige Gewitter (mit
Unwetterpotenzial)
bilden, dabei bleibt es sommerlich warm, im Süden und Südwesten wird es heiß.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Freitag hat sich, die Wetterentwicklung über Mitteleuropa
betreffend, mit dem aktuellen IFS-Lauf gegenüber den Vorläufen kaum etwas geändert.
Zum Wochenende hin zeigt der aktuelle Lauf aber eine von seinen Vorgängern etwas
abweichende Entwicklung. Sowohl der gestrige 12 UTC- als auch der gestrige 00
UTC-Lauf simulierten am Wochenende einen recht markanten Trog über Westeuropa
(Schwerpunkt am Sonntag, 12 UTC im 00 UTC-Lauf knapp westlich von Schottland, im
12 UTC-Lauf über der westlichen Nordsee), während der aktuelle Lauf lediglich
einen flachen, rasch ostwärts schwenkenden Kurzwellentrog auf der Agenda hat.
Mit dem markanten Trog geht in den beiden Vorläufen auch eine kräftige Bodentiefentwicklung über den Britischen Inseln bzw. der Nordsee einher. Die
Kaltfront des Tiefs sollte nach Lesart des gestrigen 12 UTC-Laufes bereits bis
Sonntagfrüh weite Teile des Vorhersagegebietes überquert und die subtropische
Luftmasse verdrängt haben, während sie im 00 UTC-Lauf von gestern über Süddeutschland verwellen soll.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Donnerstag simulieren alle vorliegenden Globalmodelle die
Wetterentwicklung relativ einheitlich.
Danach haben vor allem ICON, aber auch GEM eine markante Austrogung über Westeuropa auf der Karte. Während der Trog nach Lesart des ICON – ähnlich wie
die gestrigen IFS-Läufe – bereits am Samstag auf die Nordsee übergreift, inklusive Kaltfrontpassage über dem Vorhersagegebiet, greift der markante Trog
nach GEM erst im Laufe des Sonntags auf Mitteleuropa über.
GFS ähnelt dagegen eher der IFS-Variante, wobei die Achse des Höhenrückens auch
am Sonntag noch etwas weiter westlich bleibt und sich über Mittel- nach Nordeuropa erstreckt. Somit stellt sich eine sehr gradientschwache Potenzialverteilung über dem Vorhersagegebiet ein. Eine typische Sumpflage: Schwachgradientig sowohl am Boden als auch in der Höhe, dazu gesellt sich eine
potenziell instabile Luftmasse subtropischen Ursprungs, teils kräftige Gewitter
(mit Unwetterpotenzial aufgrund von Starkregen) sind die Folge.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die 49 Ensemblemitglieder, der Haupt- und Kontrolllauf verteilen sich im Zeitraum T 72…96 Stunden auf 3 Cluster, die sich, die
Wetterentwicklung in
Mitteleuropa betreffend, kaum unterscheiden.
Im nächstfolgenden Zeitraum (120…168 h) wird nur ein Cluster generiert, der die
vom Hauptlauf apostrophierte Entwicklung mit einem umfangreichen, vom östlichen
Mitteleuropa bis weit nach Nordeuropa reichenden Höhenrücken am Sonntag gut widerspiegelt.
In der erweiterten Mittelfrist (T 192…240 Stunden) verteilen sich die Läufe auf
drei Cluster (jeweils 18, 17 und 16 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster
1). Nach Lesart von Cluster 1 und 2 wird der Höhenrücken über Ost- und Nordeuropa von Westen her wieder regeneriert und somit das Blocking-Muster aufrechterhalten. Nach Cluster 3 wird der Höhenrücken rasch abgebaut und von
Westen her kann die Frontalzone bis nach Mitteleuropa vordringen. Die Rauchfahnen zeigen bis Freitag einem in einem relativ engen Spread verlaufenden allmählichen Anstieg der 850 hPa Temperatur, wobei nur wenige Läufe
Niederschlagssignale auf der Agenda haben, am ehesten noch am Donnerstag. Am Wochenende wird der Spread größer; während der Haupt- und Kontrollauf weiterhin steigende 850 hPa-Temperaturen zeigen, ist im Mittel aller Member am
Sonntag sogar ein leichter Rückgang auszumachen, so dass sich beide dann im oberen Teil aller Member befinden. Vor allem am Sonntag nehmen die Niederschlagssignale dann deutlich zu. Offensichtlich sind somit innerhalb der
Einzelmember mehr oder weniger alle von den externen Modellen gezeigten Varianten vorhanden.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI gibt keine Hinweise auf außergewöhnliche Wettererscheinungen. Großräumigere
signifikante Sturm- und Niederschlagsereignisse sind ebenfalls nicht zu erwarten.
Allerdings nimmt ab Donnerstag die Gewitterneigung zu. Dann sind innerhalb der
potenziell instabilen Luftmasse lokal eng begrenzt Starkregen und Hagel möglich,
bis in den Unwetterbereich.
Ob sich zum Wochenende hin eventuell mit Annäherung des Troges eine dynamischere
Gewitterlage einstellt (ICON und vor allem GEM deuten zumindest Potenzial in
diese Richtung an) oder eher eine „Sumpflage“ (GFS), muss noch abgewartet werden.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, IFS, EZ-ENS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff