SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 020800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Dienstag, den 02.07.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a
Heute an den Küsten und auf höheren Berggipfeln stürmische Böen. Aktuell vor
allem südlich der Donau, im Tagesverlauf unmittelbar an und in den Alpen einzelne kräftige Gewitter, aber kaum noch Unwetter. Am Mittwoch und Donnerstag
wahrscheinlich nur noch inneralpin einzelne Gewitter. An exponierten Küstenabschnitten dann weiterhin Gefahr stürmischer Böen. In der Nacht zum Freitag an der Ostsee Böen bis Sturmstärke nicht auszuschließen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
Dienstag… liegt Deutschland an der Südflanke eines breiten Troges, der von
einem Höhentief über der Norwegischen See ausgeht. Die kaum definierte Achse
dieses breiten Troges schwenkt bereits über Polen hinweg ostwärts, so dass sich
über dem Vorhersagegebiet eine zyklonale nordwestliche Strömung ergibt. Dabei
liegt der Norden und Nordosten in der Nähe der Frontalzone, wodurch diese Gebiete von Wolkenfeldern gestreift werden. Kaltluftadvektion und hieraus resultierendes Absinken lässt einen Hochkeil, der von einem Hoch westlich von
Irland ausgeht, nach Deutschland ausgreifen. Eine Inversion, die zwischen 700
und 800 hPa liegt, dürfte im Norden und Nordosten die Schauertätigkeit unterbinden. Allerdings frischt der Wind auf, bis ins nördliche und nordöstliche
Binnenland kommen, gestützt durch den Tagesgang, Windböen auf, an der Küste und
vielleicht auch im küstennahen Binnenland sind stürmische Böen zu erwarten, was
auch für exponierte Berggipfel gilt.
Die Kaltfront des mittlerweile nach Karelien abgezogenen Tiefs hat Deutschland
noch nicht vollständig überquert, so dass die Gebiete unmittelbar am Alpenrand
in der feuchtwarmen Luft verbleiben. Entrainment trockenerer Luft hat jedoch den
Gehalt an niederschlagbarem Wasser auf 25 bis 30 mm zurückgehen lassen; auch
CAPE liegt kaum noch oberhalb 500 J/kg. Dabei dürfte sich die Gewittertätigkeit
im Tagesverlauf auf den unmittelbaren Alpenrand und den inneralpinen Bereich
beschränken, wo Unwetter eher unwahrscheinlich sind. Die
Tageshöchsttemperaturen
sind, wie in der Nähe der Frontalzone üblich, von Nord nach Süd gestaffelt und
erreichen im Norden 16 bis 21, in der Mitte 21 bis 25 und im Süden 25 bis 30
Grad.
In der Nacht zum Mittwoch schiebt sich über die Mitte Deutschlands hinweg der
Bodenhochkeil weiter nach Osten vor. Absinken sollte den letzten Gewittern an
und in den Alpen alsbald den Garaus machen. Absinken lässt es verbreitet aufklaren, so dass im Norden und in der Mitte einstellige
Temperaturminima zu
erwarten sind.
Mittwoch… schiebt sich nach Schottland ein Höhenkeil, was die nordwestliche
Strömung über Mitteleuropa ein wenig aufsteilen lässt. Hierdurch werden die Reste feuchtlabiler Luft an die Alpen gedrückt, so dass inneralpin noch einmal
die Chance für einzelne Gewitter gegeben ist. Ansonsten leistet der Bodenhochkeil, der über Deutschland hinweg zur Ukraine gerichtet ist, ganze Arbeit, d.h. Absinken unterdrückt meist nennenswerte Wolkenbildung. Allenfalls
im Nordosten, wo sich die Zyklonalität der Strömung am ehesten bemerkbar macht,
kann es für ein paar „Sprühregenschauer“ reichen, die oberhalb von 700 hPa gedeckelt sind. Zudem dürfte im Nordosten der Wind erneut auffrischen, für warnrelevante Böen sollte es jedoch nur unmittelbar an der Küste und im küstennahen nordöstlichen Binnenland reichen. Die
Tageshöchsttemperaturen ändern
sich gegenüber heute nur unwesentlich.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das o.g. Höhentief (von welchem der
über Polen liegende Trog ausgeht) ein wenig nach Südosten, was die Frontalzone
über Polen ein wenig nach Süden drückt und letztendlich auch über dem Norden und
Nordosten Deutschlands eine leichte Gradientzunahme bewirkt. Folglich kommt der
Wind an der Küste und ganz im Nordosten nicht so recht zur Ruhe und dürfte die
Nacht hindurch zumindest an der Ostseeküste weiterhin warnrelevant bleiben. Ansonsten klart es verbreitet auf. Dort, wo es zuvor viel geregnet hat (das sind
allenfalls ein paar Stellen im Süden) können sich flache Nebelfelder bilden.
Donnerstag… verlagert sich das in dem breiten Trog eingelagerte Höhentief nach
Mittelschweden. An der nordwestlichen Strömung ändert sich daher nicht allzu
viel, auch der nach Norden und Nordosten hin kräftige Gradient bleibt bestehen,
so dass sich eine ähnliche Böensituation wie heute ergibt. An der Küste muss mit
stürmischen Böen, bis ins nördliche und nordöstliche Binnenland hinein mit Windböen gerechnet werden. Zudem können an Nord- und Ostsee sowie im ostseenahen
Binnenland einzelne leichte Schauer nicht ausgeschlossen werden. Im Gegensatz zu
den Vortagen erfolgt jedoch kaum noch Absinken, so dass der Norden und Nordosten
Deutschlands von teils mehrschichtiger Bewölkung gestreift wird. An der Südflanke des nunmehr zum Schwarzmeergebiet gerichteten Bodenkeils arbeitet sich die trockenere und stabilere Luft bis zu den Alpen vor, so dass
sich dann die Gewittertätigkeit auf den Alpenhauptkamm und die Gebiete südlich
davon beschränken dürfte. Absinken im Bereich des Bodenkeils lässt keine nennenswerte Wolkenbildung zu. Da die Verteilung der Luftmassen nahezu unverändert bleibt, bleibt auch die weiter oben aufgeführte
Temperaturstaffelung
bestehen.
In der Nacht zum Freitag erfolgt über Mittelschweden, getriggert von dem o.g.
Trog, eine Zyklogenese. Das resultierende Tief verlagert sich in Richtung Estland, dessen Kaltfront erreicht leicht schleifend den Küstenbereich und lässt
dort wie auch im nördlichen und nordöstlichen Binnenland die Niederschlagstätigkeit aufleben, ohne dass Warnschwellen erreicht werden. Zudem
ist die Schichtung im Frontbereich stabil. Mit der Annäherung der Front ist die
tagesgangsbedingte Abschwächung des Windes im Küstenbereich aufgehoben, vielmehr
legt der Wind vor allem mit Frontpassage an der Ostsee noch etwas zu, so dass
auch einzelne Böen bis Sturmstärke nicht auszuschließen sind. Weiter in Binnenland sollte der Wind aber nach wie vor nicht warnrelevant sein. Der bisher wetterbestimmende Keil wird unter beginnender Abschwächung nach Süden
gedrückt und verbleibt dann knapp nördlich der Alpen. Daher dürfte sich mehrschichtige Bewölkung bis zu den Mittelgebirgen vorarbeiten, wogegen es im
Südwesten und Süden im Bereich des Bodenkeils noch einmal aufklart.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann