SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Samstag, den 29.06.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
HM – Übergang zu NWa
Nach heißem Wochenende am Montag aufkommende starke Gewitter.
Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
Samstag… kommt der Rücken dann weiter nach Osten voran, verkürzt dabei seine
Amplitude und schwächt sich dabei auch ab. Seine Ache liegt am Tagesende etwa
über der Mitte Deutschlands. Auch der Bodenhochdruck schwächt sich ab und verliert an Kontur und somit verbleibt eine flache Zone erhöhten Druckes über
dem östlichen Mitteleuropa. Über Westeuropa bildet sich eine flache Tiefdruckrinne aus, eine Konvergenz wird daran allerdings nicht mehr analysiert.
Die nachfolgende Kaltfront liegt rückseitig davon am Rande des Kontinents. Bei uns dominiert aber weiterhin Absinken und damit fast bundesweit ein wolkenfreier Himmel. Von Südwesten her wird die heiße Luft aus Frankreich zu uns
geführt. Sie ist allerdings nicht mehr warm wie gestern über Frankreich, aber
bis Tagesende steigt die Temperatur in 850 hPa auch im Nordosten auf 20 Grad, im
Südwesten und Süden teilweise bis auf 23 Grad. Aufgrund des Absinkens ist es
fast überall wolkenlos und die Temperaturen steigen außer in Küstennähe über 30
Grad an. Die Höchstwerte sind im Südwesten bis 36 Grad zu erwarten. Die Wärmebelastung nimmt wieder zu. Entsprechende Warnungen betreffen sind herausgegeben und betreffen den Ober- und Hochrhein.
In der Folge ist es auch in der Nacht zum Sonntag wieder deutlich wärmer als in
den Vornächten und vor allem in den größeren Städten im Westen ist wieder mit
einer tropischen Nacht zu rechnen. Dagegen sinken im Südosten und Süden die nächtlichen Minima auf 14 bis 11 Grad. Warntechnisch ist bei meist klarem Himmel
nichts zu erwarten.
Sonntag… liegt der Süden und der Osten im Einflussbereich des allmählich nach
Osten wegkippenden Höhenrückens. Der Rest des Landes gelangt aber auf die Vorderseite eines Langwellentroges, der vom Seegebiet östlich von Island bis
nach Irland reicht. In der sich dadurch einstellenden südwestlichen Strömung
wird weiterhin heiße bis sehr heiße Luft nach Deutschland geführt: Die Temperaturen im 850-hPa-Niveau liegen zum Mittagstermin zwischen knapp 20°C an
der dänischen Grenze und 23 Grad am Alpenrand. Allerdings nimmt ab Mittag im
Nordwesten die Bewölkung zu. Ursache ist das Übergreifen der Kaltfront eines
Tiefs über dem mittleren Norwegen. Bis zum Abend erreicht die Kaltfront und die
sich daran befindliche Bewölkung in etwa eine Linie von Rügen bis zur Eifel. Die
Kaltfront wird allerdings von KLA überlaufen und auch von der Dynamik ist keine
Unterstützung zu erwarten. Daher sind Niederschläge an der Front bis zum Abend
nicht zu erkennen. Lediglich bei GFS gibt es leichte
Niederschlagssignale im
Westen, das scheint allerdings dem bekannten Feuchte-Bias des Modells geschuldet. Postfrontal sinkt die Temperatur in 850 hPa bis zum Abend im Nordwesten von 20 auf 10 Grad ab.
Deutlich ist die Windzunahme im Zusammenhang mit der Kaltfront. Vor allem in der
Nordhälfte frischt der Wind mit Frontannäherung böig auf und dreht von Südwest
auf Nordwest. Dabei gibt es bis in tiefe Lagen steife, an der Küste auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8).
Die Temperaturen in zwei Metern über Grund abgesehen vom Küstenbereich verbreitet auf über 30 °C, meist sogar auf über 35 °C. Lokale Spitzen bis 39°C
werden von MOSMix im Rhein-Main-Gebiet sowie im Osten, von der Saale bis zur
Neiße simuliert.
In der Nacht zum Montag kommt die wellende Front nur langsam weiter südwärts
voran. Gleichzeitig nähert sich der Trog dem europäischen Kontinent. Zwar dominiert noch KLA über dem Norden und der Mitte. Andererseits wird auf über
Deutschland PVA simuliert. Wahrscheinlich ist das der Grund, weswegen ICON über
der Mitte Niederschlagssignale bringt, weil dort die Front aktiviert wird. Über
Süddeutschland gibt es in der zweiten Nachthälfte Signale für Gewitter, nach dem
Super HD sogar in Form einer Gewitterlinie, die vom Elsass kommend über BW und
Bayern ostwärts zieht. Auch COSMO-D2 im gibt für eine Linie vom Odenwald bis in
den Thüringer Wald Signale für Gewitter, IFS weiter östlich im Erzgebirge. Weiterhin geben die Modelle fast alle zumindest Niederschlagssignale für das
Bergland der westlichen Mitte, Ausnahme das EURO4.
Die Zutaten für kräftige Gewitter sind vorhanden mit CAPEs teilweise über 2000
J/kg (allerdings auch gedeckelt!), Labilität und durch die Kaltfront ist niedertroposphärisch die Feuchte angestiegen. Immerhin werden von ICON PPW Werte
bis fast 30 mm simuliert. Zwar fehlt im Süden die Scherung, wenn allerdings,
auch mit orografischer Unterstützung, der Deckel durchstoßen wird, kann es Gewitter mit Starkregen und Hagel bis in den Unwetterbereich geben. Ansonsten gibt es in der Nacht vor allem in der Mitte und im Süden mehr Wolken.
Die Temperaturen gehen in der Nordhälfte auf 15 bis 13 Grad, im Süden auf 18 bis
15 Grad zurück. In den Städten im Südwesten kann es nochmals eine tropische Nacht geben.
Montag… schwenkt der breite Trog von Westen her in unseren Vorhersageraum. Das
aktiviert die Front, die mittlerweile wellend über Süddeutschland liegt und vor
allem südliche der Donau muss spätestens ab den Mittagsstunden mit kräftigen
Gewittern gerechnet werden. Dabei sind bei weiterhin hohen CAPEs von über 2000
J/kg, PPW-Werte bis 40 mm und der vorhandenen Labilität schwere Gewitter bis in
den Unwetterbereich durch Starkregen und Hagel zu erwarten.
Im Norden gibt es vor allem im Küstenbereich Schauer. Weiterhin führt der kräftige Druckgradient zwischen dem Tief über Skandinavien und dem Hoch über dem
östlichen Atlantik in Norddeutschland bis weit ins Binnenland zu steifen Windböen (Bft 7). Direkt an der Küste und in exponierten Lagen der Berge sind
auch stürmische Böen wahrscheinlich.
Während im Norden und im Süden wechselnde bis starke Bewölkung vorherrscht, kann
es in der Mitte in einem Streifen vom Saarland bis nach Brandenburg meist trocken und freundlich.
Wie schon erwähnt sinkt die T850 rückseitig der Kaltfront ab und am Abend konzentriert sich die mittlerweile schwül-warme Luft vor allem auf die Bereiche
südlich der Donau. Hier liegt die T850 weiterhin bei fast 20 Grad. Im Norden
dagegen sind es nur 5 Grad. Folglich gibt es auch einen ordentlichen Kontrast
bei den Höchstwerten, im Süden Richtung Alpen weiterhin über 30 Grad, in der
Mitte 25 bis 28 Grad und im Norden 19 bis 24 Grad.
In der Nacht zum Dienstag lassen die Gewitter im Süden nur langsam nach. Der
Wind bleibt im Küstenbereich steif bis stürmisch und die nächtlichen Minima gehen auf 16 Grad im Südosten und 11 im Mittelgebirgsraum zurück.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Basisfelder der Modelle unterscheiden sich nur unwesentlich voneinander.
Unsicher ist noch, ob die Gewittertätigkeit schon in der Nacht zu Montag im Mittelgebirgsraum beginnt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich