SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Mittwoch, den 19.06.2019 um 10.30 UTC
Samstag in der Südhälfte teils kräftige Gewitter, Sonntag
Wetterberuhigung, mäßig warm. Zu Beginn kommender Woche Hitzewelle, dabei ab Wochenmitte ganz vereinzelte Gewitter mit Unwetterpotenzial.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 26.06.2019
Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Samstag, befinden sich weite Teile Deutschlands im Einflussbereich eines flachen Höhenrückens, der sich von den mittleren Landesteilen allmählich nach Norddeutschland verlagert und sich ein wenig verstärkt.
Ein mit dem Rücken korrespondierendes Bodenhoch über der Nordsee kann sich ebenfalls etwas kräftigen und verschiebt seinen Schwerpunkt geringfügig nach Osten. An dessen Südflanke gelangt von Nordosten her trockene und mäßig warme Festlandsluft (T 850 hPa zwischen 5 und 9 Grad) in den Norden und in die Mitte Deutschlands.
Die Südhälfte befindet sich noch im Einflussbereich feuchterer und wärmerer Luftmassen (T 850 hPa: 10 bis 13 Grad). Dabei verlagert sich ein Höhentief von Zentralfrankreich bis Sonntag, 00 UTC nach Norditalien. An dessen Ost- und Nordflanke wird Hebung generiert, die auch Süddeutschland beeinflusst, so dass es dort im Tagesverlauf Schauer und teils kräftige Gewitter gibt. Unwetter sind in erster Linie aufgrund von Starkregen nicht ausgeschlossen, sollten angesichts
der limitierten Luftmasse aber eher die Ausnahme darstellen. Am Sonntag kann sich der Höhenrücken über Norddeutschland aufgrund von WLA vorderseitig eines kräftigen Höhentroges über dem nahen Ostatlantik weiter verstärken, das Höhentief über Norditalien zieht Richtung Südosteuropa ab.
Auch im Bodenfeld steigt der Luftdruck über Deutschland und die feuchtwarme Luftmasse über Süddeutschland wird allmählich durch trockene Festlandsluft ersetzt. Absinken bewirkt vor allem über Norddeutschland eine niedertroposphärische Erwärmung, die Temperatur in 850 hPa erreicht am Montag, 00 UTC Werte zwischen 9 Grad über der Nordsee und 15 Grad im Südwesten. Somit steht – von vereinzelten Gewittern an den Alpen bzw. im Schwarzwald abgesehen – ein recht sonniger und warmer, im Südwesten bereits sehr warmer Tag ins Haus.
Zu Wochenbeginn verstärkt sich aufgrund beständiger Warmluftadvektion vorderseitig des nahezu quasistationären Höhentroges westlich der Britischen Inseln der inzwischen breit angelegte und nach Mitteleuropa gerichtete Höhenrücken weiter, wobei sich zeitweise eine eigenständige Höhenantizyklone über dem Norden bzw. der Mitte Deutschlands etabliert mit einem sehr hohen Geopotenzial von über 594 gpdam (und einer Temperatur von knapp über -8 Grad). Das Bodenhoch verstärkt sich ebenfalls und verlagert seinen Schwerpunkt nach Skandinavien bzw. zur mittleren Ostsee. Im Laufe des Dienstags kippt die Achse des Rückens etwas in die Zonale und kommt mehr und mehr nach Südosten voran, Mittwoch, 00 UTC verläuft sie vom westlichen Mittelmeer kommend über den Alpenraum und Süddeutschland bis ins östliche Mitteleuropa. Damit kann sich die WLA auch niedertroposphärisch deutlich verstärken, bis Mittwoch, 00 UTC steigt die Temperatur in 850 hPa nach Lesart des aktuellen IFS-Laufes auf Werte zwischen 15 Grad auf Rügen und 23 Grad am Bodensee. Innerhalb des Rückens beschränkt sich konvektive Aktivität – soweit überhaupt vorhanden – wohl nur auf
einige Mittelgebirgsregion bzw. auf den Alpenrand. Ansonsten scheint bei nur wenigen Wolken die Sonne und es wird sehr warm bis heiß, am Dienstag vor allem im Süden auch sehr heiß mit Höchstwerten eventuell weit jenseits der 35 Grad.
Am Mittwoch ändert sich an der großräumigen Verteilung der
Geopotenzialgebilde nur wenig, der nach Mitteleuropa gerichtete Höhenrücken kann sich immer wieder regenerieren. Im Bodenfeld verstärkt sich über dem Vorhersagegebiet allerdings von Südwesten her der Druckfall, das Hoch verlagert seinen Schwerpunkt ins Baltikum. Vor allem in den Westen und Nordwesten des Landes gelangen somit zunehmend potenziell instabile Luftmassen. Zwar dürfte der Deckel aufgrund der weiterhin kräftigen niedertroposphärischen WLA recht markant ausgeprägt sein, allerdings könnten schwache Hebungsimpulse, die von eventuell um den Höhenrücken
herumgeführten kurzwelligen Troganteilen ausgehen, zur Auslöse reichen. Die vereinzelt auftretenden (und aktuell noch nicht wirklich simulierten) Gewitter weisen dann durchaus Unwetterpotenzial auf. Ansonsten ändert sich nur wenig am sonnigen und heißen Wetter, vor allem in der Mitte und im Süden werden wohl recht verbreitet Werte über 35 Grad erreicht (nach Lesart des GFS – mit Werten bis 27 Grad in 850 hPa – rücken auch die 40 Grad durchaus in den Fokus). Für den Nordosten und Osten simuliert in erster Linie IFS im Einflussbereich nicht ganz so heißer, vom Baltikum und über die Ostsee dorthin geführter Festlandsluft etwas angenehmere Temperaturen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Im Großen und Ganzen kann dem aktuellen Lauf des IFS eine sehr gute Konsistenz zu seinen Vorgängern bescheinigt werden.
Der gestrige 00 UTC-Lauf simulierte das Höhentief am Samstag/Nacht zu Sonntag etwas weiter nördlicher und langsamer nach Osten verlagernd als die beiden aktuellen Läufe, was eine vor allem über der Westhälfte ebenfalls erhöhte Schauer- und Gewittertätigkeit zur Folge hätte. Den kräftigen, nach Mitteleuropa gerichteten Höhenrücken zu Beginn kommender Woche zeigen alle drei deterministischen IFS-Läufe. Die beiden gestrigen Läufe simulierten dessen Achse allerdings etwas weiter südöstlich, was einerseits noch
etwas höhere Temperaturen in 850 hPa über Süddeutschland (bis an die 26 Grad nach gestrigem 00 UTC-Lauf) zur Folge hätte, andererseits aber auch ein leicht erhöhtes Gewitterpotenzial im Westen/Nordwesten.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
GFS lässt – ähnlich wie der gestrige 00 UTC-Lauf des IFS – die Gewittertätigkeit
am Samstag etwas weiter nach Norden ausgreifen als die anderen vorliegenden Globalmodelle. Ähnliches – wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau (Gewitter nur noch vereinzelt auftretend) – gilt auch für den Sonntag.
Die Hitzewelle zu Beginn kommender Woche haben alle Modelle auf der Karte. Den markantesten Rücken und somit auch die stärksten
Absinkprozesse bzw. die intensivste niedertroposphärische Erwärmung simuliert dabei nach wie vor das GFS
mit Werten bis etwa 27 Grad in 850 hPa im Südwesten und im äußersten Süden. ICON
und GEM simulieren bis 25 Grad, IFS bleibt mit maximal 23 (Donnerstag, 00 UTC 24
Grad im Westen) noch am wenigsten heiß. Die Advektion nicht ganz so heißer Luftmassen in den Osten und Nordosten des Landes am Mittwoch hat auch nur IFS so
im Programm.
GEM simuliert für den Westen/Nordwesten die im Vergleich zu den anderen Modellen
am markantesten ausgeprägte Tiefdruckrinne und somit auch eine etwas höhere Gewitterwahrscheinlichkeit.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die 49 Ensemblemitglieder, Haupt- und Kontrolllauf verteilen sich im Mittelfristzeitraum, bis Mittwoch, 00 UTC, auf nur einen Cluster. Dieser zeigt auch den vom deterministischen Lauf simulierten Aufbau eines markanten Höhenrückens über Mitteleuropa zu Beginn kommender Woche und stützt die vorhergesagte Hitzewelle.
Erst in der erweiterten Mittelfrist werden die Unterschiede zwischen den Einzelmembern größer, so dass sich für den Zeitraum T+192…240 h drei Cluster ergeben. Cluster 1 (inklusive Kontrolllauf) hat einen Trogdurchgang über Nordostdeutschland auf der Agenda, der am Donnerstag, spätestens am Freitag die Hitze jäh beenden würde.
Cluster 2 und 3 simulieren weiterhin einen nach Mitteleuropa gerichteten Höhenrücken, wobei dessen Achse nach Cluster 2 (inklusive Hauptlauf; das deutet sich ja schon am Mittwoch an) eher über dem westlichen Mitteleuropa simuliert wird, wodurch von Nordosten her nicht ganz so heiße Luftmassen nach Mitteleuropa
geführt werden würden. Lediglich Cluster 3 (immerhin 17 Member, wie die anderen beiden Cluster auch) zeigt die Andauer der Hitzewelle mit allerdings etwas erhöhter Gewitterwahrscheinlichkeit im Westen. Die Rauchfahne für den Gitterpunkt Offenbach zeigt von Samstag bis Montag bei steigender Tendenz einen relativ engen Spread der 850 hPa-Temperatur, dazu haben
einige wenige Member für den Samstag Niederschlagssignale auf der Karte (das sieht für die süddeutschen Gitterpunkte natürlich ganz anders aus, während in Norddeutschland keine Niederschlagssignale auftauchen). Am Dienstag und Mittwoch steigen die Temperaturen bei breiter werdenden Spread dann noch weiter an, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf eher im unteren Bereich bewegen. Vor allem am Mittwoch gehen einige Member bis auf 25 Grad in 850 hPa (Raum Offenbach, weiter südwestlich geht’s sogar bis nahe 27 Grad). Die ENS des GFS zeigen einen ähnlichen Verlauf, wobei sich der Hauptlauf – im Gegensatz zum IFS – temperaturtechnisch im oberen Bereich der Member angesiedelt ist.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Samstag bzw. der Nacht zum Sonntag gibt es in der Südhälfte recht verbreitet Schauer und teils kräftige Gewitter. Als markante Begleiterscheinung kommt in erster Linie der Starkregen in Frage, lokal eng begrenzte Unwetter nicht ausgeschlossen. Alle probabilistischen Modelle zeigen geringe Wahrscheinlichkeiten (COSMO-LEPS bis über 25%, sonst unter 15%) für Stark- bzw. Dauerregen vor allem im äußersten Süden/Südosten Deutschlands.
Danach rückt die Hitze in den Fokus. Bis Montag zeigt EFI noch keine Auffälligkeiten, ab Dienstag dann aber deutlich erhöhte
Wahrscheinlichkeiten (0,8 und mehr) für sehr hohe, teilweise auch extrem hohe Temperaturen. Mit einer
starken, eventuell auch extremen Wärmebelastung ist im Südwesten wohl schon ab Montag, ansonsten aber auf jeden Fall ab Dienstag zu rechnen.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX (allerdings etwas zu niedrige Tmaxe ab Dienstag), IFS-Hauptlauf, ECMWF-ENS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff