SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 13.06.2019 um 10.30 UTC
Übergang zu GWL-Muster SWa (Südwest antizyklonal) mit zyklonalen Perturbationen – meint sommerlich warm, aber auch wechselhaft mit Gewittern.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 20.06.2019
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines hochreichenden Tiefs mit Kern knapp südwestlich der Grünen Insel. Es induziert bei uns eine zyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung, in der ein Sekundärtrog nord-nordostwärts gesteuert wird, der durchaus für etwas dynamische Hebung zu gebrauchen ist. Allerdings stößt diese nicht überall auf fruchtbaren Boden, gelangt doch in Teile des Landes – insbesondere in den Norden und Westen – eine nur mäßig temperierte Meeresluft (T850 7/8°C), die nur bedingt für Regen oder gar noch mehr zu gebrauchen ist und sogar für den Aufbau einer sich von Frankreich und der Biscaya bis nach Mitteleuropa vorschiebenden Hochdruckzone verantwortlich zeichnet. Okay, ein paar Schauer im Nordwesten, wo man dem Höhentief am nächsten ist, aber sonst? Gut, dass im Süden und Südosten sowie in der östlichen Mitte noch Reste wärmerer (T850 um 10°C) und labilerer Luftmassen liegen, die gerne gehoben werden, um dabei schauerartige Regenfälle und Gewitter zu produzieren. Zwar ist es – Achtung, meteorologischer Standardsatz – für Details noch zu früh,
Hauptbegleitelement bei den Gewittern dürfte aber Starkregen sein. Ob es für lokale Unwetter reicht, ist noch offen, aber was sind schon 25 l/qm innert 1 h?
Am Montag kräftig sich die brückenartige Hochdruckzone, wobei sich eine eigenständige Parzelle abspaltet (etwas über 1020 hPa, zu mehr reicht es nicht),
die ihren Schwerpunkt relativ zügig gen polnische Ostseeküste verlagert. Da auch
die Höhenströmung am Rande eines abgeschlossenen Höhenhochs über dem östlichen Mitteleuropa zunehmend (wenn auch nur leichte) antizyklonale Züge annimmt, sinkt
die Regen- und Gewitterwahrscheinlichkeit gen… nein, nicht gen null. Die Luftmasse, die sich vor allem niedertroposphärisch wieder leicht erwärmt (T850 10 bis 14°C am Abend), ist leidlich labil geschichtet, vor allem im Süden und Osten. Von daher ist es nachvollziehbar, dass IFS dort einzelne, vornehmlich orografisch getriggerte Schauer und Gewitter anbietet. Ob es allerdings auch für
die simulierten schlappen Schauer an der Nordsee reichen wird, bleibt abzuwarten.
Am Dienstag ändert sich nicht allzu viel an der Konstellation. Zwar fällt der Luftdruck bereits wieder, so dass sich im Tagesverlauf von Frankreich her eine flache Rinne in das ohnehin nicht gerade opulent aufgestellte Bodenhoch bohren kann. Allzu viel bewirken soll das aus numerischer Sicht aber noch nicht. Tatsache aber ist, dass sich die Luft adiabatisch noch etwas erwärmt und die potenzielle Instabilität erhalten bleibt. Kurzum, auch am Dienstag kann im Süden
und Osten sowie im Mittelgebirgsraum nach vorheriger Einstrahlung der eine Schauer oder das andere Gewitter ausgelöst werden. Im weiteren Verlauf der Woche wird das gesamte Strömungssetup wieder zyklonaler. Zwischen Irland/Schottland und Island tritt ein neues Höhentief auf den Plan, das seinen Wirkungsradius relativ problemlos bis zu uns ausdehnen kann, weil sich o.e. Höhenhoch Richtung Osten aus dem Staub macht. Die südwestliche Höhenströmung bekommt mehr und mehr eine zyklonale Krümmung, während am Mittwoch
ein flaches Bodentief über die Nordsee hinweg in Richtung
Südskandinavien zieht.
Es lenkt zum Donnerstag hin wieder etwas weniger warme, aber nicht wirklich kühle Meeresluft in den Nordwesten (T850 um 8°C vs. Rund 15°C im Südosten). Dabei nimmt die Niederschlags- und Gewitterneigung im ganzen Land wieder zu. Für die erweiterte Mittelfrist ab Freitag deutet sich eine Fortdauer des warmen bis sehr warmen (im Süden und Südosten auch heißen) und eher unbeständigen Wetters mit schauerartigen Regenfällen und Gewittern an.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der jüngsten Läufe von IFS kann als gut eingeschätzt werden. Eine
grundlegende Änderung des laufenden Vorhersagekonzepts ist von daher nicht erforderlich.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die anderen, an dieser Stelle von der Stiftung Warentest für gewöhnlich geprüften Globalmodelle – namentlich ICON, GFS, GEM und UKMO – liefern keine substanziell abweichenden Lösungen zum IFS-Szenario. Am ehesten offenbaren sich gewisse Unterschiede beim Niederschlag respektive der Konvektion, was fast schon
als erwartungsgemäß abgestempelt werden muss. So fällt z.B. auf, dass „Kanadier“
(GEM) und „Deutsche“ (ICON) hinsichtlich der Schauer und Gewitter am Montag und Dienstag deutlich zurückhaltender agieren als „Europäer“ (IFS) und „Amerikaner“ (GFS) – offensichtlich eine Folge des etwas antizyklonaler ausgerichteten Potenzialfeldes.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Sowohl die IFS- als auch die GFS-EPS-Rauchfahnen weisen einen gutmütigen Verlauf
auf. Bis in die kommende Woche hinein (meist bis Mittwoch, im Westen und Norden teilweise bis Dienstag) liegen die Kurven sehr dicht beieinander. Demnach folgt dem Temperaturmaximum am Freitag/Samstag ein „Absturz“ nicht ins Bodenlose aber zumindest ins Gemäßigte am Sonntag. Danach wird es peu a peu wieder wärmer, ehe sich am Donnerstag – bei aufspreizendem Kurvenverlauf – der nächste Rückgang andeutet. Nachvollziehbar erscheint auch die Entwicklung des Niederschlags, die am Wochenende (je nach Region Samstag oder Sonntag) ein Maximum zeigt, bevor zwei bis drei Tage mit weniger und auch schwächeren Signalen kommen. In der zweiten Wochenhälfte nimmt die Signaldichte der RR-Peaks wieder zu.
Angesichts der geschilderten Rauchfahnencharakteristik verwundert es nicht, dass
die gesamte IFS-EPS-Clusterung von T+72…240 h jeweils nur eine einzige Schublade
aufmacht. Demnach (und natürlich auch deterministisch) wird die stehende Welle bestehend aus dem Trog/Höhentief über UK/Irland respektive dem nahen Ostatlantik
und dem vom zentralen Mittelmeer bis zum östlichen Mitteleuropa reichenden Rücken allmählich in Marsch gesetzt oder sagen wir besser „abgehobelt“ (gemeint ist eine Amplitudenverringerung). Bei uns führt das zu einer mal mehr antizyklonal, mal mehr zyklonal geprägten südwestlichen Höhenströmung, was in der vierteiligen
IFS-EPS-Klimaregimeskala mit dem Attribut „NAO positiv“ quittiert wird.
FAZIT: Sowohl probabilistisch als auch deterministisch spricht alles für eine sommerlich geprägte, warme bis sehr warme, aber selten heiße Phase mit zeitweiligen Regenfällen und Gewittern. Dabei deutet sich zu Wochenbeginn ein Niederschlagsminimum an.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Mittelfristig stehen als signifikanter Wetterparameter eigentlich nur Gewitter auf der Karte: am Sonntag vor allem mit Starkregengefahr (lokale Unwetter) im Süden und Südosten sowie im Mittelgebirgsraum. Am Montag und Dienstag nimmt die Gewitterneigung vorübergehend ab, ohne aber ganz zu verschwinden (am ehesten südliches und östliches Bergland als Quellgebiet). Ab Mittwoch steigt die Gewitterwahrscheinlichkeit wieder an.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann