S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 30.05.2019 um 10.30 UTC

Ab Wochenbeginn zunehmende Schauer- und Gewittertätigkeit, lokal kräftige Entwicklungen mit Unwettergefahr. Meist sommerliches Temperaturniveau.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 06.06.2019

Zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag liegt über Deutschland eine Hochdruckbrücke, die aber zunehmend Schwachstellen aufweist. Zum einen das Höhentief mit Zentrum über Südosteuropa, das aber kaum mehr Einfluss auf unser Wetter hat. Zum anderen rückt der westeuropäische Trog näher, dessen Achse am Abend von den Britischen Inseln nach Frankreich zeigt. Somit verlagert sich das Bodenhoch bis zum Abend von Deutschland nach Polen. Trogvorderseitig gelangt in der Südwestströmung warme Luft (T850 13 bis 15 Grad) nach Deutschland, so dass bei einem sonnigen Tag die 30 Grad-Marke geknackt werden dürfte.
Zum Montag schwenkt ein Randtrog von den Britischen Inseln in Richtung Norwegische See und das korrespondierende Frontensystem, das zunehmend ins Wellen gerät, nähert sich dem Nordwesten Deutschlands, so dass dort bereits am Morgen erste Schauer aufkommen können. Im weiteren Tagesverlauf lösen trogvorderseitige Hebungsprozesse vor allem in der Westhälfte lokal Schauer und Gewitter aus, vorlaufend könnte sich auch eine Konvergenz entwickeln. Bei ppws bis 30 mm und Cape-Werten zwischen 1000 und 1500 J/kg können diese lokal kräftig
ausfallen und bezüglich Starkregen und Hagel das Unwetterkriterium erreichen. Am Dienstag liegt die Luftmassengrenze über dem Nordwesten Deutschlands, die in 850hPa Temperaturen zwischen 5 Grad über Ostfriesland und 15 Grad in Südostbayern aufweist. Die Luftmassengrenze macht bis zum Abend wieder Boden nach Nordwesten gut. Neuerliche trogvorderseitige Hebungsprozesse bringen im Tagesverlauf die Konvektion wieder in Gang, wobei vor allem in der Nacht zum Mittwoch im Westen durch ein Tief, das an der Luftmassengrenze von Benelux nordwärts läuft, schauerartiger und teils gewittriger Regen ausgelöst wird. Am Mittwoch steilt die Höhenströmung etwas auf, so dass die 850hPa-Temperaturen auf 13 Grad im Norden und bis 20 Grad im Südwesten (00 UTC) ansteigen. Durch eine weitere Tiefentwicklung über Benelux in der Nacht zum Donnerstag kommt im Westen erneut kräftiger und teils gewittriger Regen auf. Rückseitig davon kann am Donnerstag in den Westen vorübergehend deutlich kühlere Luft einfließen (T850hPa 8 Grad). Ansonsten ist am Mittwoch wie auch am Donnerstag weiterhin mit
der Auslöse lokaler Schauer und Gewitter zu rechnen, da sich an der zugrundeliegenden synoptischen Struktur nicht viel ändert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die anfänglich gute Konsistenz der IFS-Modellläufe lässt ab Montag immer mehr nach. Der zunächst noch vorherrschende Hochdruckeinfluss wird am Montag durch einen Trog über Westeuropa abgebaut, der allerdings langsamer vorankommt als in den Vorläufen. Auch die zugehörige wellende Kaltfront dringt etwas zögerlicher in den Nordwesten Deutschlands ein. Größere Unterschiede ergeben sich ab Dienstag, wo das bisherige Tief über dem nahen Ostatlantik sich aufgrund der veränderten Trogstruktur gar nicht erst ausbildet sowie am Donnerstag, wo an der
Luftmassengrenze ein Tief von Benelux aus nordwärts abläuft. Insgesamt bleiben aber über die Modellläufe hinweg die Hebungsprozesse vorderseitig des westeuropäischen Troges wetterbestimmend. Dabei dominiert ein sommerliches Temperaturniveau, wenngleich die
Luftmassengrenze mal über dem Nordwesten und Westen Deutschlands liegt, mal aus Deutschland herausgedrängt wird.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Was für die Konsistenz der IFS-Läufe gilt, gilt in ähnlicher Form für den Vergleich mit GFS und ICON. Erste Unterschiede ergeben sich im zeitlichen Ablauf
und im Vorankommen der Luftmassengrenze und somit auch bei den Schauern und Gewittern am Montag. Der westeuropäische Trog ist nach GFS nach Süden hin stärker ausgeprägt, was in einer steileren, südwestlichen bis südlichen Höhenströmung resultiert. Dabei ist die Trogachse auch weiter im Osten zu finden
als in den anderen Modellen, was zum Ende der Mittelfrist auch ein deutlich niedrigeres Temperaturniveau zur Folge hätte. Etwas ähnlicher auf einem „südwestlicheren Weg“ sind sich da ICON und IFS. Am Dienstag wird von ICON weiterhin eine Tiefdruckentwicklung über dem nahen Ostatlantik gestützt (wie in den Vorläufen von IFS auch), während nach IFS eher Tiefentwicklungen an der Luftmassengrenze ablaufen. Somit wird das Wetter durch die in die Südwestströmung eingelagerten
Hebungsprozesse bestimmt. Richtung erweiterte Mittelfrist ergeben sich weitere Unsicherheiten, je nachdem wo der Trog zu liegen kommt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des EZMWF liefert für den ersten Zeitraum 72h…96h 3 Cluster, wobei der deterministische und der Kontrolllauf in Cluster 1 mit 22 Mitglieder zu finden ist. Das zweite Cluster umfasst 19, das dritte Cluster 10 Mitglieder. Daraus lassen sich für Mitteleuropa in der vorherrschenden Südwestströmung kaum prognoserelevante Unterschiede erkennen. Im Zeitraum 120…168h sowie 192…240h gibt es je ein Cluster, die den beständigen Trog über Westeuropa zeigen. Die Rauchfahne von Offenbach zeigt bis einschließlich Montag einen recht geringen Spread in Temperatur und Geopotential. Nachfolgend nimmt die Streuung zu, wobei sich der Hauptlauf eher im oberen Drittel ansiedelt. Das Geopotential nimmt leicht ab, die Niederschlagssignale ab Montag zu. So untermauern die Ensembles die Unwägbarkeiten aus dem Modellvergleich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Gewitter: Ab Montag lokal kräftige Gewitter, wobei durch Starkregen und Hagel Unwetterkriterien erreicht werden können. Diese Entwicklung ist im EFI Cape und im EFI cape shear lediglich zum Ende des
Mittelfristzeitraums schwach zu erkennen. Ab Dienstag lassen sich in den EPS Verfahren (Cosmo-LEPS und EZ-EPS) schwache Hinweise auf warnwürdige Niederschlagsmengen von mehr als 30 l/qm in 24h Stunden finden. Temperatur: Der Efi gibt über den gesamten Zeitraum hinweg Hinweise auf höhere Temperaturen als normal.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-Mix, EZMWF, EZMWF-EPS, ICON, GFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peggy Hofheinz