SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.05.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Am Alpenrand bis Donnerstagfrüh abklingender Dauerregen, im Südwesten heute tagsüber örtlich Gewitter. In der Nacht zum Donnerstag über der östlichen Mitte und dem Nordosten Frost in Bodennähe, lokal in ungünstigen Lagen auch Luftfrost.
Im Süden gebietsweise Nebel. Am Donnerstag und Freitag im Umfeld der Deutschen Bucht böiger Süd- bis Südwestwind.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch… liegt ein umfangreicher Höhentrog mit seiner Achse direkt über Deutschland. Dieser Trog weist zu Beginn eine Einschnürung in seinem südlichen Ende auf, was den Versuch eines Abschnür-Prozesses südlich der Alpen darstellt. Im remote-sensing Verfahren wird dies durch einen umfangreichen Wolkenwirbel über Italien dargestellt, auf dessen Vorderseite sich durch mäßige PVA/WLA ein großräumiger Aufgleitschirm entwickelt hat, der besonders den Südosten und Osten
Deutschlands erfasst. Im weiteren Tagesverlauf weitet sich der Trog insgesamt deutlich auf bzw. füllt sich fortwährend auf und auch der in den Trog eingebundene Höhenwirbel über Italien driftet unter Abschwächung ostwärts in Richtung Adria. Allerdings verbleiben der Südosten und Osten Deutschlands bis in
die Abendstunden, wenn nicht sogar bis in die Nacht zum Donnerstag auf der Vorderseite der immer diffuser werdenden Trogachse und somit weiterhin im Hebungsbereich.
Daher verwundert es nicht, dass heute tagsüber die Dauerregenfälle am Alpenrand das Hauptthema darstellen. Bisher sind in den Regionen mit Dauerregen 25 bis 60 l/qm Niederschlag gefallen. Durch die mäßige und sich insgesamt abschwächende Hebung sowie fehlenden Feuchteinput aus Nordost bis Ost verbleiben die Regenraten heute allerdings im leichten, zeitweise auch im mäßigen Bereich. Allerdings findet im Tagesverlauf eine geringfügige Labilisierung unterhalb von 650 bis 600 hPa statt, sodass die vormittags noch eher stratiform geprägten Niederschläge zunehmend einen schauerartigen, örtlich gar gewittrigen Charakter annehmen. Dies treibt die Regenraten vorübergehend nochmals nach oben, sodass strichweise erneut höhere Niederschlagsmengen auftreten können. Am direkten Alpenrand stauen sich die Schauer zudem, sodass dort die höchsten Niederschläge erwartet werden. Dabei zeigen die Modelle recht übereinstimmend einen Niederschlagsschwerpunkt der 12-std. Menge im Berchtesgadener Land, wo 15 bis 25
l/qm Niederschlag erwartet wird. Ansonsten werden bis nach München ausgreifend im Alpenvorland 12-std. Mengen von 5 bis 10 l/qm erwartet und wenn wir bis zur Donau schauen, fallen die Mengen dort sogar noch geringer aus. Allerdings zeigen
besonders die konvektionsauflösenden Modelle, dass innerhalb der Schauer- und Gewitterstraßen strichweise deutlich höhere Mengen fallen können. Summa summarum
werden jetzt in der Fläche nicht mehr die großen Niederschlagsmengen erwartet, jedoch in Verbindung mit den bereits gefallenen Mengen laufen die aktuell gültigen markanten und Unwetterwarnungen vor Dauerregen am Alpenrand und entlang
des südlichen Bayerischen Waldes weiter bzw. werden die nördlichen markanten Warnungen etwas eingekürzt.
Im übrigen Deutschland sorgt ein von Benelux zur südlichen Ostsee wanderndes Zwischenhoch für eine deutliche Wetterberuhigung. Vielerorts überwiegt der Sonnenschein und die sich im Tagesverlauf entwickelnde Cumulusbewölkung im Einflussbereich der noch kühlen Höhentrogluft sorgt im Norden und Westen nur örtlich für einen Schauer. Im Südwesten entwickeln sich bei etwas mehr Labilität
wiederholt teils kräftige und lokal auch gewittrige Schauer. Die Höchstwerte verbleiben im Dauerregen im südlichen Ober- und Niederbayern bei 11 bis 13 Grad.
Ansonsten werden Werten von 14 bis 18 Grad, entlang des Oberrheins bis 20 Grad erwartet. Der Wind weht meist schwach um das Bodenhoch herum und kommt somit im Süden aus Nordost und im Osten aus Ost. Auf der Nordseite sorgt ein etwas stärkere Gradient für einen über Norddeutschland im Nachmittagsverlauf zeitweise
leicht auffrischenden West- bis Südwestwind mit einzelnen Böen 7 Bft im Umfeld der Deutschen Bucht und einzelnen Böen 8 Bft auf dem Brocken.
In der Nacht zum Donnerstag füllt sich der Höhentrog über Deutschland weiter auf
bzw. tropft ein schwaches Höhentief über dem nördlichen Balkan ab, sodass sich das Wetter deutschlandweit immer weiter beruhigt. Die Schauer im Süden fallen im
Verlauf der ersten Nachthälfte in sich zusammen und auch die Stauniederschläge im direkten Alpenrand klingen spätestens ausgangs der Nacht endgültig ab. Mit 12-std. Niederschlagsmengen von 5 bis 10 l/qm im Berchtesgadener Land und sonst geringeren Mengen kann man insgesamt von einem unbedeutenden Niederschlagsinput ausgehen und die Warnungen können planmäßig auslaufen.
Ansonsten verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig und besonders vom Schwarzwald
bis zur Oder bzw. Ostsee vielerorts klar. In der feuchten Grundschicht kann sich
strahlungsbedingt über dem Süden gebietsweise dichter Nebel bilden. Im Verlauf der zweiten Nachthälfte verdichtet sich die Bewölkung im Zuge einer Warmfrontannäherung aus Nordwest erneut und ausgangs der Nacht können erste Regentropfen vom Niederrhein bis zu den Ostfriesischen Inseln nicht ausgeschlossen werden. Die Tiefstwerte liegen im Nordwesten und am Alpenrand unter den Wolken um 10 Grad. Sonst kühlt es mit 7 bis 2 Grad deutlich ab und besonders im Osten und Nordosten sowie der östlichen Mitte kann leichter Frost in Bodennähe, örtlich auch Luftfrost auftreten.
Donnerstag… steht bereits im Zeichen eines sich von Frankreich und Spanien in Richtung Deutschland aufwölbenden Keils. Allerdings verbleibt der Norden noch im
Bereich einer leicht zyklonal geprägten Höhenströmung, in die eine Warmfront eingebettet unter Abschwächung den Westen und Norden Deutschlands erfasst. Allerdings stehen die Zeichen mit einem weiter aufweichenden frontnormalen Temperaturgradienten und einem sich von Südwesten erneut erstarkenden Bodenhoch auf Frontolyse. Der Tag verläuft im gesamten Westen und Norden stark bewölkt bis
bedeckt und zeitweise regnet es leicht. Die 12-std. Niederschlagsmengen liegen bei wenigen Litern pro Quadratmeter. Ansonsten lockert die Bewölkung besonders vom Bodensee bis zum Erzgebirge für längere Zeit auf und in diesen Regionen bleibt es trocken. Bleibt dann noch der Alpenrand übrig, wo die Dauerniederschläge zwar in der Früh endgültig abklingen, jedoch können sich im Tagesverlauf erneut zahlreiche Schauer entwickeln, die jedoch bezüglich ihrer Intensität immer schwächer werden. Die Bewölkungsverteilung spiegelt sich auch bei den Höchstwerten wider, die im Westen, Nordwesten und Südosten bei 13 bis 17
Grad verbleiben und von Südwest bis Nordosten bei Sonnenschein zwischen 19 und 23 Grad liegen. Der Westwind frischt im gesamten Norden zeitweise stärker auf mit Böen im Umfeld der Deuchten Bucht.
In der Nacht zum Freitag erfasst die Warmfront zunehmend die gesamte Mitte und den Osten, allerdings beschränkt sich ihre Wetteraktivität auf dichte Wolkenfelder, aus denen nur noch hier und da ein Tropfen fallen kann. Etwas nasser sieht es im Umfeld von Nord- und Ostsee aus, wo ein schleifendes Frontensystem zeitweise leichten Regen bringt. Die 12-std. Niederschlagsmengen fallen jedoch mit 1 bis 5 l/qm gering aus. Im restlichen Land ist es teils hochnebelartig, teils aufgelockert bewölkt und besonders dort, wo es effektiv ausstrahlt kann sich gebietsweise Nebel bilden – dies betrifft besonders den Süden und die Mitte. Die Tiefstwerte liegen je nach Bewölkung zwischen 15 und 8 Grad. Freitag… dominiert in der Höhe zwar ein schwacher Keil, allerdings gelingt es diesem nicht ein schleifendes/wellendes Frontensystem über der Nord- und Ostsee soweit auf Distanz zu halten, dass die
Niederschläge im Norden abklingen können.
Daher verläuft der gesamte Tag in Schleswig-Holstein und
Mecklenburg-Vorpommern bedeckt und zeitweise regnet es leicht. Die Niederschläge klingen dabei erst gegen Abend zögernd von Westen ab. Erneut fallen die Regenmengen mit wenigen Litern gering aus. Aber auch sonst weist der Tag in Deutschland trotz des Keils zunächst kaum Sonnenschein auf, da viel Feuchte unter den Keil einfließen konnte und dort in Form hochnebelartiger Bewölkung an mehreren schwachen Inversion breitläuft. Allerdings lockert die Bewölkung im Tagesverlauf zunehmend auf, sodass sich die Sonne immer besser durchsetzen kann. Die Schauerneigung fällt im
Süden und Osten im Vergleich zu den Vortagen deutlich schwächer aus. Der West- bis Südwestwind frischt im Umfeld der Deutschen Bucht zeitweise böig auf, sonst weht er schwach aus Süd bis Südost. Die Höchstwerte liegen zwischen 19 und 24 Grad.
In der Nacht zum Samstag lockert die Bewölkung immer weiter auf und abgesehen vom Alpenrand und den Küsten verläuft die Nacht teils klar, teils locker bewölkt
und trocken. Ein letzter Schauer kann noch am direkten Alpenrand auftreten. In der feuchten Luft bildet sich im Süden und über der Mitte gebietsweise Nebel und
das bei Tiefstwerten zwischen 13 und 9 Grad.
Modellvergleich und -einschätzung
Es treten keine größeren Modelldiskrepanzen auf.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy