SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.05.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M, Übergang zu W z
Dauerregen im Südosten, an den Alpen ergiebig (Unwetter), erst im Laufe des Donnerstags nachlassend. Zudem von Westen her kurze Gewitter, dabei Gefahr von Starkregen und stürmischen Böen. Am Donnerstag in Nordfriesland einzelne stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC

Dienstag… liegt Deutschland an der Vorderseite eines sich über Frankreich nach
Süden ausweitenden Troges. Dessen Achse erreicht bis zum Abend den Nordwesten und Westen Deutschlands. Vorderseitige Hebung, die im Wesentlichen aus positiver
Vorticityadvektion resultiert, sorgt für Niederschläge, die zusehends (infolge der Annäherung des Troges) einen schauerartigen Charakter annehmen. Auch kurze Gewitter können eingelagert sein, dabei sind Starkregen (um 15 l innerhalb kurzer Zeit) und stürmische Böen nicht ganz auszuschließen. Immerhin wird etwas CPAE generiert; auch leichte hochreichende Scherung ist vorhanden.
Im Süden sind Reste des südlich der Alpen liegenden Höhentiefs wetterwirksam, das von dem sich nach Süden ausweitenden Trog einbezogen wird und als solches aufhört zu existieren. Hebung, die zum einen aus Stau und zum anderen aus herumgeholter Warmluft resultiert, lässt im Süden die Niederschläge längere Zeit
andauern, wobei an den Alpen sowie in deren Vorland zu den bereits gefallenen Niederschlagssummen bis heute Abend weitere 15 bis 30, in Staulagen auch um 40 mm hinzukommen.
Auflockerungen sind am ehesten im Norden und dort zur Küste hin vorstellbar. Ansonsten hält sich meist starke mehrschichtige Bewölkung, so dass als Temperaturmaxima 14 bis 19 und im Dauerregen ganz im Süden kaum mehr als 11 Grad
anzusetzen sind.
In der Nacht zum Mittwoch tropft der Trog nach Oberitalien aus, der Resttrog kommt bis zur Mitte Deutschlands voran, büßt aber dabei an Wetterwirksamkeit ein, so dass die Konvektion alsbald in sich zusammenbricht. Kaltluftadvektion bewirkt das Ausgreifen eines Bodenhochkeils nach Norddeutschland. Damit geht eine leichte Gradientzunahme einher, so dass es an einigen Küstenabschnitten (zunächst an der Nordsee, später Ostseeküste) für ein paar Windböen reichen kann. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch gering. Im Süden lässt das südlich der Alpen liegende Höhentief die Regenfälle andauern, so dass bis Mittwochfrüh weitere 15 bis über 30 mm Regen zu erwarten sind. Dabei liegt die Schneefallgrenze zwischen 1400 und 1800 Metern. Im Norden und Westen kann es gebietsweise aufklaren, wobei sich vor allem in den
westlichen Landesteilen Nebelfelder bilden können. In ungünstigen Lagen Nordwestdeutschlands kann leichter Bodenfrost nicht ganz ausgeschlossen werden.

Mittwoch… kräftigt sich der mit der Achse über dem Norden Deutschlands liegende Hochkeil noch etwas, so dass sich eine schwachgradientige Lage ergibt. Der Wind dürfte daher im Norden rasch wieder abflauen. Absinken lässt die Auflockerungen und Aufheiterungen vom Nordwesten auf den gesamten Norden, Westen
und Teile der Mitte übergreifen, so dass es in diesen Gebieten niederschlagsfrei
bleibt.
Nach Südwesten hin ist die Luftmasse etwas labiler, zudem liefert der Resttrog ein wenig Hebung, so dass sich über dem südwestdeutschen Bergland mit orografischer Unterstützung einzelne Gewitter entwickeln können.
Im Süden und Südosten hält sich der Einfluss des dann über Mittelitalien liegenden Höhentiefs, was dort die Regenfälle andauern lässt. Aufgrund der Südverlagerung dieses Tiefs zeigen sich jedoch
Abschwächungstendenzen, aber bis zum Abend sollte es für weitere 10 bis 20 mm Niederschlag reichen.
Aufgrund der mit dem Trog eingeflossenen Kaltluft dürfte sich gegenüber heute trotz teils kräftiger Einstrahlung keine wesentliche
Temperaturänderung ergeben.

In der Nacht zum Donnerstag bleibt im Norden eine zyklonale Westströmung bestehen. In dieser wird eine Warmfrontwelle nach Osten gesteuert, deren Niederschlagsfeld ausgangs der Nacht den äußersten Nordwesten erreicht. Zudem frischt an der Nordsee der Wind wieder auf und wird warnrelevant. Im Nordosten und im Osten kann es dagegen längere Zeit aufklaren, so dass in ungünstigen Lagen leichter Bodenfrost nicht ganz ausgeschlossen werden kann.
Das über Südeuropa liegende Höhentief verlagert sich zur mittleren Adria, bringt
aber einen Trog ins Wettergeschehen ein, der zur Ungarischen Tiefebene gerichtet
ist. Die kräftigsten Niederschläge setzen hierdurch weiter östlich an, dennoch kommen an den Alpen noch einmal 5 bis etwa 10 mm Niederschlag hinzu.
Donnerstag… stößt, gestützt durch Warmluftadvektion an dessen Nordflanke, von der Biskaya her ein Keil nach Mitteleuropa vor, der den Bodenkeil, der über Deutschland liegt, stützt. Dieser weitet sich im Tagesverlauf bis nach Nordwestrussland aus. Allein die Druck- und Geopotentialverteilung sollte Indiz für längere sonnige Abschnitte oder zumindest größere Auflockerungen sein. Allerdings wird das
Feiertagswetter durch eine auf den Nordwesten und Westen Deutschlands übergreifende Warmfront beeinflusst. Auch wenn es mit dieser Front nur für wenige Millimeter Regen reicht (wobei das meiste hiervon in Nordseenähe fällt), so dominiert doch in diesen Gebieten mehrschichtige Bewölkung, was die Temperaturen entsprechend dämpft. Zudem treten in Nordseenähe Windböen auf. Größere Auflockerungen sind dagegen im Osten und im Süden (aber deutlich abseits
der Alpen) zu erwarten. An den Alpen halten sich noch Restwolkenfelder, aber auch dort sollten die Niederschläge im Tagesverlauf allmählich nachlassen.
Gegenüber den Vortagen ist ein leichter Temperaturanstieg auf Maxima zwischen 17
und 22 Grad zu erwarten. An der Nordsee und unmittelbar an den Alpen werden kaum
mehr als 14 Grad erreicht.
In der Nacht zum Freitag erfolgt keine nennenswerte Druck- und Geopotentialänderung. Die über Deutschland liegende Warmfront dringt, ohne nennenswerte Niederschläge zu bringen, in den Süden Deutschlands vor. Aufgrund der Nähe zur Frontalzone kann im Küstenbereich etwas Regen fallen. Der Gradient fächert aber soweit wieder auf, so dass der Wind dann auch an der Küste wahrscheinlich nicht mehr warnrelevant ist. In der Mitte und im Süden kann es gebietsweise aufklaren und in den Frühstunden des Freitags ein paar flache Nebelfelder geben.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ableiten. Auch hinsichtlich der am Alpenrand noch zu erwartenden Niederschläge ergeben sich ähnliche Auffassungen. Bis Donnerstagfrüh können am Alpenrand zu den bereits gefallenen Regenmengen noch einmal 60 bis (an den Berchtesgadener Alpen) ca. 100 mm hinzukommen. Dabei wird die Schneefallgrenze erst am Donnerstag, wenn die Niederschläge nachlassen, von 1400 bis 1800 auf über 2000 m steigen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann