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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.05.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL TrM
Heute noch Dauerregen, am Alpenrand bis Mittwoch anhaltend uns teils extrem. Von
Nordbayern bis nach Schlewig-Holstein Gewitter mir Starkregen, lokal Unwetter. Ab Dienstag Wetterberuhigung und voraussichtlich keine markanten Wettergefahren mehr.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC

Dienstag… liegt ein eigenständiges Höhentief mit Zentrum östlich von Deutschland und wird sich im Tagesverlauf weiter nach Osten verschieben und sich
dabei abschwächen. Das dazugehörige Bodentief befindet über Polen. Der Vorhersageraum befindet sich an seiner Westflanke. Der dortige Luftdruckgegensatz sorgt für einen lebhaften West- bis Nordwestwind. So werden aktuell gebietsweise im Westen und Süden Windböen gemessen, die sich vornehmlich
auf das Bergland konzentrieren, aber im Süden vereinzelt auch in tiefen Lagen auftreten. In exponierten Lagen gibt es stürmische Böen und einzelne Sturmböen, auf den Alpengipfeln schwere Sturmböen.

Den verschiedenen deterministischen und probabilistischen Vorhersagen folgend wird sich bis zum Abend an der Windsituation nichts Wesentliches ändern. In der Nacht auf Mittwoch schwächt sich der Nordwestwind ab, sodass nur noch in Gipfellagen warnwürdige Böen auftreten.

Viel wichtiger als der Wind sind auch weiterhin die teils kräftigen und länger andauernden Niederschläge. Die Radiosondenaufstiege im Westen zeigen eine lebhafte nordwestliche Anströmung in der unteren und mittleren Troposphäre (bis etwa 600 hPa hinauf). Darüber dreht der Wind nach rechts auf nördliche Richtungen. Gleichzeitig wird das Feuchtefeld in Form einer Okklusion um das Bodentief herumgeholt. Die Folge sind kräftige Dauerniederschläge, die in den Nordweststaulagen der Mittelgebirge und natürlich der Alpen zusätzlich verstärkt
werden. So zeigen die Messwerte zum Teil Stundensummen um 15 l/qm. Das Hauptniederschlagsband hat sich dabei von der Mitte in die westlichen Landesteile verschoben.

Mit Abschwächung und Ostverschiebung des Bodentiefs beginnen sich die Niederschläge im Tagesverlauf von Norden her allmählich abzuschwächen. Die 6h Summen sind dem CD2 EPS folgend in der ersten Tageshälfte noch zum Teil im warnwürdigen Bereich, am Nachmittag sind diese dann aber nicht mehr warnwürdig, sodass die bestehenden Warnungen im Verlauf sukzessive abgebaut werden können.

Im Süden halten die Dauerniederschläge vor allem staubedingt noch den ganzen Tag
an, wobei sich die intensivsten Niederschläge zum Abend in Richtung Alpenrand verlagern. Über 24 Stunden werden vor allem im Nordweststau der Schwäbischen Alb
und des Schwarzwaldes sowie an den Alpen Mengen zwischen 30 und 60 l/qm vorhergesagt. Direkt an den Alpen liegen die Niederschlagssummen in den Prognosen zwischen 50 und 80 l/qm.

Diese Mengen sind zwar immer noch hoch, im Vergleich zu den 24 h Niederschlagsmengen bis heute Morgen ist aber schon ein Rückgang festzustellen. Diese Abnahmetendenz setzt sich auch in der Nacht auf Mittwoch fort. Dann ziehen
sich die Niederschläge immer mehr in Richtung Alpenrand zurück, um sich dann in der zweiten Nachthälfte auf das Berchtesgadener Land zu konzentrieren.

Neben Regen und Wind stehen noch Gewitter auf der Tagesordnung. So lässt sich in
den Bodenwerten eine Feuchteschliere erkennen, die etwa vom nördlichen Bayerischen Wald, über Thüringen und das östliche Niedersachsen bis nach Hamburg
reicht. Dort liegen die Taupunkte im Bereich um 14 Grad. Das ist auch die Region
wo die Radiosondenaufstiege die höchsten ppw-Werte zeigen. Die Labilität ist im Vergleich zum Vortrag nicht mehr so ausgeprägt. So lässt sich in den Aufstiegen keine so ausgeprägte abgehobene Mischungsschicht mehr finden. Dennoch reicht dies für einige wenige Hundert J/kg in den Nachmittagsstunden. Entsprechend können sich am Nachmittag Schauer und Gewitter entwickeln. Der Fokus liegt auf dem Starkregen. Es werden immerhin noch 25 bis lokal 30 mm an ppw vorhergesagt. Gleichzeitig sind die östlichen Winde in 500 hPa mit 5 bis 15 kn eher schwach. Als Folge kann nicht ausgeschlossen werden, dass vereinzelt auch wieder die Unwetterschwelle gerissen wird.

Die Modelle machen den Schwerpunkt vor allem von Nordthüringen bis nach Bayern und über Schleswig-Holstein, während dazwischen wohl aufgrund fehlender Labilität über Niedersachsen eine Lücke besteht. Ganz klar scheint die Region mit Konvektion auch noch nicht zu sein. So zeigt Arome die konvektive Aktivität weiter östlich, was aber nicht zur aktuellen Lage der Feuchteschliere passt und auch bei anderen hochauflösenden Modellen nicht zu finden ist.

In der Nacht auf Mittwoch gibt es Andeutungen, dass Gewitter von Polen kommend nochmal die Regionen rund um Oder/Neiße mit Starkregen erreichen. Dies ist aber noch unsicher und es ist gut möglich, dass davon Deutschland gar nicht mit tangiert wird. Klar ist, dass die Staueffekte mit der nordwestlichen Anströmung in den Nachtstunden zunehmen. Vom COSMO-D2 Ensemble gibt es gewisse Wahrscheinlichkeiten, dass die markante Warnschwelle gerissen wird. Das stellt aber im Vergleich zu anderen Modellen eine klare Ausnahme dar. Entsprechend ist die Gefahr derzeit noch als gering wahrscheinlich einzustufen.

Letzter Punkt Nebel. Die verschiedenen Prognosemodelle zeigen insbesondere für die hohen Berglagen aufliegende Wolken. Zudem soll sich der tagsüber im Nordosten lichtende Nebel im Laufe der Nacht wieder verdichten.

Mittwoch… gelangt Deutschland in den Einflussbereich eines schwachen Höhenkeils. Damit kann sich auch am Boden ein schwaches Zwischenhoch durchsetzen. Der Osten und Südosten bleibt noch längere Zeit im Einflussbereich von Boden- und Höhentief und damit der langsam ostwärts abgedrängten feuchten Luftmassen. Vor allem im Stau des Erzgebirges und des östlichen Alpenrandes regnet es noch längere Zeit. Warnrelevant sind diese Mengen aber nicht mehr.
Weiter nach Westen ist es trocken und im Tagesverlauf kann sich verstärkt die Sonne durchsetzen, sodass am Rhein die Höchstwerte wieder über 20 Grad ansteigen. Der vor allem noch Norden und Osten in der ersten Tageshälfte noch lebhafte Nordwestwind, wird sich am Nachmittag deutlich abschwächen. Zunächst sind aber in Teilen von Schlewig-Holstein noch Windwarnungen denkbar. Andere Ensembleverfahren zeigen zudem erhöhte Wahrscheinlichkeiten auch weiter südostwärs bis nach Sachsen-Anhalt.

Darüber hinaus besteht tagsüber keine weitere Warnrelevanz.

In der Nacht auf Donnerstag ist weiterhin der Höhenkeil wirksam und sorgt vielerorts für Absinken. Entsprechend ist die Bewölkung häufig aufgelockert, teils ist es auch klar. Vor allem von der Lausitz bis zum Allgäu halten sich noch länger dichte Wolken und im Berchtesgadener Land fällt auch noch ein wenig Regen.

Der Wind ist nicht mehr warnrelevant. Bleibt nur noch der Nebel. Dieser kann im Süden, wo es stärker auflockert, vereinzelt warnwürdig ausfallen. Donnerstag… sorgen Höhenkeil und Bodenhoch für einen antizyklonal geprägten und ruhigen Wettertag. Trockene Luftmassen breiten sich vom Norden bis in die mittleren Landesteile aus, was man zum Beispiel an dem deutlichen Rückgang der spezifischen Feuchte sieht. Die Folge sind längere sonnige Abschnitte und trockenes Wetter.

Im Süden können sich noch Reste der feuchten Luftmasse der Vortage halten. Dort können sich im Tagesverlauf einige Quellwolken bilden. Mögliche Schauer verbleiben aber wohl inneralpin. Auf den
nordfriesischen Inseln sind einzelne Windböen nicht ausgeschlossen. Sonst verläuft der Tag voraussichtlich warnfrei.

Die Temperatur steigt im Tagesverlauf auf warme 18 bis 23 Grad, mit den höchsten
Werten am Rhein.

In der Nacht auf Freitag ändert sich nichts Wesentliches. Häufig ist es nur gering bewölkt, teils klar. Nur vorübergehend können mittelhohe Wolkenfelder durchziehen. Vor allem in Richtung Lausitz und im Süden liegen die Tiefstwerte am Boden nahe am Frostbereich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle zeigen eine gute Übereinstimmung im kurzfristigen Vorhersagebereich.
Unsicherheiten bestehen noch bezüglich von Polen übergreifender Konvektion in den Abend- und Nachtstunden auf Mittwoch. Auch bleibt die Frage, ob im Erzgebirgsstau die markante Warnschwelle in der Nacht auf Mittwoch überschritten
wird.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer