SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 190800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.05.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
TM
Heute und am Montag recht verbreitet, Dienstag vor allem im Osten Gewitter mit Starkregenpotential, örtlich Unwetter durch heftigen Starkregen. Ab Montag von Südosten her Übergang in teils länger anhaltenden und ergiebigen Dauerregen. Vor
allem an den Alpen und im Vorland Unwetter, lokal in Staulagen auch extremes Unwetter. Bis in die mittleren Landesteile hinein markanter Dauerregen.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
Sonntag… erstreckt sich ein breiter, negativ geneigter Trog von Grönland über Westeuropa bis ins westliche Mittelmeer. Unter seiner Vorderseite liegen wir in einer südöstlichen Höhenströmung, in der kurze Wellen nach Nordwesten ablaufen. Am Boden hingegen befindet sich über Mitteleuropa ein flaches Tiefdruckgebiet mit dem niedrigsten Druck über dem Südosten unseres Landes. Der Gradient macht dabei sowohl am Boden als auch in der Höhe nicht viel her, weshalb auch antriebstechnisch aus den kurzen Wellen nicht sonderlich viel zu holen ist.
Allerdings ist die zu uns eingeflossene warme Luftmasse inzwischen recht feucht und potentiell instabil geschichtet. Sie weist bei einem Wassergehalt von 20 bis
25 mm (PPW) und teils recht hoher Grenzschichtfeuchte Temperaturen von 8 bis 12 Grad in 850 hPa auf. Im Tagesverlauf baut sich auch wieder einiges an CAPE auf, im ICON bis 1000 J/kg ML Cape.
Dabei stechen vor allem der Norden und der Südwesten und die Mitte heraus, in den anderen Regionen ist die Labilität, bei etwas weniger Wasser in der Grenzschicht, geringer. Auch der Küstenbereich kann dagegen, was die Gewittertätigkeit betrifft, außen vor bleiben, da hier in unteren Schichten kühle Ostseeluft die Entwicklung von Gewittern verhindert.
Ansonsten werden sich über Teilen des Nordens, dem Westen, Südwesten und der Mitte teils kräftige Gewitter entwickeln, und das häufiger als noch am gestrigen
Samstag. Nur isolierte Gewitter sind in einem Bogen vom nördlichen NRW bis Niederbayern zu erwarten, bedingt durch kompensierendes Absinken und der erwähnten limitierten Labilität. Auch wenn aufgrund nicht vorhandener Scherung die Gewitter nur einen geringen Organisationsgrad aufweisen, so ist aufgrund der
nicht allzu flotten Verlagerung der Konvektionszellen mit Starkregen, vereinzelt
bis hin zu Unwetter zu rechnen. Auch kleinkörniger Hagel sollte nicht ausgeschlossen sein, während es in Sachen Wind bei den Gewittern eher mau zugeht. Das höchste der Gefühle sollten stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen sein. Ganz im Südwesten dürfte es mit der Auslöse von Gewittern schwierig werden, da dort die starke Bewölkung kaum Lücken bekommt. Sonnige Abschnitte sind laut Mos am wahrscheinlichsten im Norden und Osten sowie
im Osten Bayerns. Die Temperaturen steigen meist auf 20 bis 25 Grad. Im Nordosten, wo die Sonne am längsten scheint sind bis 27 Grad drin, ganz im Westen und Südwesten könnte es aus schon erwähnten Gründen auch mit 20 Grad schwierig werden.
In der Nacht zum Montag schwenkt ausgehend vom Zentraltief über dem Löwengolf ein Sekundärtrog mit seiner Achse zu den Alpen. Hierdurch erfasst Hebung den gesamten nördlichen Alpenraum und später auch Süddeutschland. Zudem kristallisieren sich dann zwei Schwerpunkte des tiefen Luftdruckes heraus, einer
über der Schweiz, ein weiterer über Böhmen. Im Norden und in der Mitte kommt die
Konvektion spätestens in der zweiten Nachthälfte zum Erliegen. Bedingt durch die
Hebung dauern die konvektiven Umlagerungen im Süden über die Nacht hinweg weiter
an. Auch Starkregen bleibt auf der Agenda.
Montag… bewegt sich das Höhentief schwerpunktmäßig zum Ostalpengebiet. Das Tiefdruckgebiet im Bodendruckfeld vertieft sich dabei und soll sich nach ICON etwas westwärts verlagern und wird zum Tagesende im Dreiländereck Tschechien, Österreich-Deutschland erwartet. Von dort aus erstreckt sich eine Rinne nach Norden Richtung Lausitz.
An der West- und Nordflanke des Tiefs überlagern sich Warmluftadvektion und positive Vorticityadvektion, was in sehr kräftiger Hebung mündet. Dies bringt im
Osten und im Süden im Tagesverlauf teils länger andauernde Niederschläge mit sich, die aufgrund der nach wie vor labilen Schichtung konvektiv, von Gewittern,
durchsetzt sind. Durch einen Einschub sehr feuchter Luft mit einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser von 30 bis 37 mm nördlich der Rinne zeichnet sich ein Schwerpunkt der Gewittertätigkeit von Thüringen bis Ostsachsen und nach Ostbrandenburg ab.
Ganz im Süden ist die Schichtung weniger labil, so dass dort die Niederschläge später eher skaligen Charakter annehmen. Da durch Stau bedingt die Niederschläge
längere Zeit andauern, ist eine Warnung vor Dauerregen (bis hin zu Unwetter) angebracht. In Hochlagen liegt dort noch einiges an Schnee und bei einer Schneefallgrenze über 2000m ließe sich ab etwa 1500 m eine Tauwetterwarnung darin einbetten. Auch abseits der Regenfälle bilden sich im Tagesverlauf über der Mitte und nach Westen hin teils kräftige Schauer und Gewitter mit örtlichem Starkregen. Trocken
sollte es am ehesten im Norden und äußersten Westen bleiben.
Im Regen Süddeutschlands wird es mit Werten um 15 Grad kühler sein als bisher. Sonst ändern sich die Temperaturen gegenüber Sonntag nur wenig. Der Wind frischt an der Südwestflanke des Tiefs über Süddeutschland auf und es kommt zu starken Böen, exponiert im Bergland auch zu stürmischen Böen oder Sturmböen.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Höhentief nur wenig ostwärts, während das Bodentief über dem Südosten Deutschlands liegen bleibt. Die Warmluftadvektion, geknüpft mit PVA dauern damit weiter an und das Maximum derselben ist in einem Streifen vom Norden bis in den Süden zu finden, wobei die
größten Werte über Süddeutschland liegen, wo dann auch ein
Regenschwerpunkt zu erwarten ist. Ein weiteres Maximum liegt im Alpenraum, wo der Stau andauert. Da die Schichtung stabiler wird, verringert sich die Wahrscheinlichkeit für konvektive Umlagerungen. An den Alpen sollten dann mit den Niederschlägen vom Tag zuvor die Schwellenwerte für Unwetter erreicht werden (teils Tauwetter). Der Westwind ist über dem Süden und Südwesten weiter flott unterwegs mit steifen, im Bergland stürmischen Böen oder Sturmböen.
Dienstag… verlagert sich das Höhentief höchstens geringfügig und auch das Bodentief verlagert sich kaum, allerdings kristallisiert sich ein neuer Schwerpunkt über der Lausitz heraus. An der Westflanke des Bodentiefs dauert die
WLA über weiten Teilen Deutschlands an. Etwas steigender Luftdruck über den Britischen Inseln sorgt für auffrischenden Nordwestwind und so wird in den untersten Schichten Nordseeluft advehiert, was im Tagesverlauf zu einer Stabilisierung sorgt.
So dauern die teils kräftigen Regenfälle in weiten Teilen Deutschlands an, wobei
ICON über dem Südwesten und in Südbayern gebietsweise über 25 mm Regen berechnet
und örtlich auch Unwettermengen über 40 mm innerhalb von 12 Stunden. Im Alpenraum dauert somit die Unwettersituation durch Dauerregen und Tauwetter an. Örtlich, vor allem im Allgäu, werden sogar 48stg. extreme Unwetter-Regenmengen bis 150 mm berechnet (bis Mittwoch 06 UTC) und dazu kommt oberhalb 1500 m noch das Schmelzwasser dazu! Im Osten Deutschlands gibt es wahrscheinlich Lücken in der Wolkendecke
(Mosmix-Sonnenscheindauer teils über 30 Prozent), wodurch hier die Luft labiler geschichtet ist und so entwickeln sich wieder örtlich Schauer und Gewitter mit der Gefahr von Starkregen und kleinem Hagel. Unwetter können auch hier nicht ausgeschlossen werden.
Insgesamt wird es durch den Regen und der kühleren Luftmasse kühler als an den Vortagen mit Werten zwischen
13 Grad bei Dauerregen und 18 Grad bei kurzen Wolkenauflockerungen. Nur im Osten, wo die Wolken auch mal größere Lücken aufweisen, sind 22 oder 23 Grad drin.
Der Wind weht abgesehen von starken bis stürmischen Gewitterböen meist schwach bis mäßig, an der See und im höheren Bergland sowie im Süden und der Mitte auch frisch mit steifen Böen aus Nordwest bis West.
In der Nacht zum Mittwoch lassen die Hebungsvorgänge nach, da die Strömung zwischen dem sich etwas entfernenden Höhentief Tschechien und einem Trog über der Nordsee etwas antizyklonaler wird. Damit lassen die Regenfälle nach, ohne dass sie gänzlich aufhören. Die Gewitter im Nordosten klingen ab und örtlich bildet sich Nebel.
Die Regenmengen im Süden summieren sich gebietsweise, vor allem südlich der Donau auf mehr als 60 mm, im Stau der Alpen auf mehr als 100 mm und vereinzelt wohl an die 150 mm. Daran anschließend erstreckt sich ein Streifen mit hohen Regensummen über Hessen bis zum Harz und ins südliche Niedersachsen wo markante Warnungen, ab der Nacht zum Dienstag fällig werden dürften.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die Entwicklung weitgehend ähnlich. Unterschiede gibt es natürlich in den Detailfragen, wie der Lage des Tiefs am Montag und Dienstag, Schwerpunkte der Konvektion. Auf die kommende
Dauerregenlage haben sich alle Modelle geeinigt, wobei unsicher bleibt, wie die genaue Lage des Regens sein wird und wie die Mengen letztendlich aussehen. ICON simuliert bis Mittwoch früh akkumuliert im Allgäu fast 250 mm, immerhin 100 mm mehr als IFS. Dass die Unwetterschwellen im Süden aber überschritten werden, scheint sicher, auch da alle Ensembleverfahren dies stützen. Daher wurde auch schon eine
Vorabinformation ausgegeben.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner