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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.05.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
W z

Im Süden windig, teilweise stürmische Böen, im Bergland Sturmböen. Dort auch Gewitter mit Sturmböen nicht ausgeschlossen. Am Samstag noch unsichere Entwicklung, aber von Südwesten her erneut Regen und Gewitter. Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC

Donnerstag… greift von Westen her ein Trog über, der in Verbindung steht mit einem komplexer strukturierten Tief über der Nordsee, Südengland und Frankreich.
Dabei gelangt von Südwesten feuchte und tendenziell leicht instabile Meeresluft nach Deutschland. Der Trog schwenkt dabei nach Osten durch, nachfolgend zonalisiert die Höhenströmung. Das Bodentief dagegen entwickelt einen Schwerpunkt über der Nordsee, während ein nach Süden gerichteter Bodentrog, in den auch ein kleines Tief eingelagert ist, unter Abschwächung nach Osten schwenkt und aktuell von Frankreich her auf den Südwesten Deutschlands übergreift.
Damit verbunden kommen schauerartige Regenfälle auf, die im Tagesverlauf mehr und mehr konvektiven Charakter annehmen und von Gewittern begleitet sein können.
Sie breiten sich über den Süden und die südliche Mitte nach Osten aus. Bei Oberwinden von 40 bis 50 kt in 850 hPa und zumindest nach Westen auch einigermaßen Scherung sind die Gewitter dann teilweise linienhaft organisiert mit stürmischen Böen oder Sturmböen. Starkregen und Hagel sind zwar auch nicht ausgeschlossen, aber weniger wahrscheinlich, weil die Zutaten diesbezüglich nicht gerade den Rahmen sprengen und die Zellen zügig unterwegs sind. Aber auch abseits der Konvektion legt der Wind im Süden zu. Mit dem zunehmenden Gradienten
an der Südflanke des Bodentroges kommen von Westen her Windböen oder stürmische Böen auf, im Bergland teilweise Sturmböen oder schwere Sturmböen, die sich über den Süden ostwärts ausbreiten. Allerdings mit abschwächender Tendenz, so dass nach Osten hin die stürmischen Böen in tiefen Lagen eher seltener werden und mit
Windwarnungen abgefangen werden können.

In den anderen Landesteilen geht es ruhiger zu; es ist aber auch nicht so, dass nichts passiert. Die Luftmasse ist nach Norden hin einigermaßen labil und es bilden sich einzelne Schauer und Gewitter. Es handelt sich dann aber eher um Einzelzellen, die vielleicht mal von Windböen begleitet sind, und darüber hinaus
kaum markantes Potential aufweisen.
Die Temperaturen liegen nachmittags zwischen 14 Grad bei starker Bewölkung im Südwesten und teilweise fast 20 Grad im Norden und Osten, wo längere Zeit die Sonne die scheint.

In der Nacht zum Freitag füllt sich das Tief über der Nordsee langsam weiter auf, wir verbleben an dessen Rand im Zustrom feuchter Luftmassen, wobei sich über die Nordsee die Vordergrenze etwas kälterer Meeresluft nähert. Der Tagesgang führt zum Nachlassen der Schauer, weitere kurze Wellen in der Strömung
dafür, dass sie nicht wirklich und überall abklingen, sondern teilweise auch über die Nacht hinweg aktiv bleiben. Gewitter sind vor allem in der ersten Nachthälfte noch möglich. Auch der Gradient geht zurück und ausgangs der Nacht sind nur noch die Berglagen im Süden und der Mitte von Böen Bft 7 bis 8 betroffen.
Freitag… schwächt sich die westliche Höhenströmung etwas ab und der Schwerpunkt des tiefen Druckes am Boden verlagert sich nach
Südskandinavien. Den
leicht steigenden Bodendruck als Zwischenhocheinfluss zu bezeichnen, wäre aber schon fast geprahlt, da der wechselhafte Wettercharakter überwiegt. Bei geringen
Druckunterschieden wird nämlich mit einer eher schwachen westlichen bis nordwestlichen Strömung feuchte, weiter tendenziell leicht instabile Meeresluft über Westeuropa und die Nordsee zu uns transportiert. Über Deutschland stellt sich dabei ein leichtes Süd-Nord
Temperaturgefälle ein mit um +5 Grad in 850 hPa über dem Süden und etwas unter 0 Grad im Norden. Die Vordergrenze der kälteren Luft wird markiert von einer schwachen Kaltfront und kommt über Norddeutschland mehr nach Osten als nach Süden voran. An ihr und davor sowie über Süddeutschland baut sich im Tagesverlauf wieder etwas (wenig) Cape auf und es bilden sich Schauer und einzelne kurze Gewitter, angesichts der Begleitumstände eher der Marke gelb mit Windböen.
Postfrontal der Kaltfront im Nordwesten und in einem Streifen von Rheinland-Pfalz bis in die Oberpfalz passiert konvektiv und auch sonst niederschlagstechnisch nicht so viel. Der Wind lebt im Tagesverlauf wieder etwas
auf, vor allem im südöstlichen Bergland sind einzelne 7er, vielleicht exponiert auch 8er Böen nicht ausgeschlossen. Auch ganz im Norden, nahe dem Tiefkern, langt der Gradient dazu ein paar steife Böen auszulösen, sonst wird er nicht warnrelevant.
Im Nordwesten sind lediglich 10 bis 14 Grad zu erwarten, sonst stehen 15 bis 19 Grad auf der Karte.

In der Nacht zum Samstag nähert sich in der westlichen Strömung ein zunehmend schärfer ausgeprägter Kurzwellentrog, der unter seiner Vorderseite ein kleinräumiges Tief induziert, das zum Morgen über Belgien ankommt.
Da sich vorderseitig positive Vorticityadvektion und Warmluftadvektion überlagern, kommt im Südwesten kräftige Hebung auf, die in der feuchten Luftmasse entsprechende Regenfälle auslöst. Sonst klingen im Verlauf der Nacht die Schauer ab und die Bewölkung lockert gebietsweise stärker auf. In der recht feuchten Luft kann sich gebietsweise Nebel bilden. Der Wind frischt mit Annäherung des Tiefs zunächst in Hochlagen des Südwestens stärker auf mit ersten 7er bis 8er Böen.

Samstag… werden die Unsicherheiten größer angesichts zunehmender Modellunterschiede, auch wenn schon eine Annäherung zwischen den Modellen stattgefunden hat. Trog und Tief schwenken ostwärts, wobei das Bodentief nach ICON Lesart im Tagesverlauf über Südhessen, Nordbayern ostwärts zieht. IFS und GFS haben eine etwas nördlichere Bahn im Programm.

Südlich des Tiefs frischt der Südwestwind auf mit starken bis (exponiert) stürmischen Böen, im höheren Bergland mit einzelnen Sturmböen. Auch an der Nordsee sind einzelne starke Böen aus West bis Nordwest auf der Agenda.
Der Regen breitet sich über die Mitte nach Norden aus, ob bis nach Norddeutschland muss abgewartet werden. Nach Passage des Regenbandes, lockert die Bewölkung vor allem im Süden wieder auf, es labilisiert aber zusehends und dann entwickeln sich Schauer und Gewitter. Scherung und Oberwinde um 40 kt lassen organisierte Strukturen, wie linienhafte Gewitter und dabei Sturmböen möglich erscheinen. Hagel und Starkregen sollten eher wieder eine eher untergeordnete Rolle spielen. Die Zutaten sprechen aber wiederum nicht für die ganz große „Gewitternummer“, dennoch sind zumindest markante Entwicklungen alles
andere als unwahrscheinlich.
Die Frage ist zudem wie weit sich der Regen nach Norden ausbreitet und wie progressiv sich das Ganze verhält. Im Regenstreifen über der Mitte (bzw. Norden,
je nach Modell) sind Stark- und/oder Dauerregenmengen nicht
ausgeschlossen. Auch
in Staulagen des Südens sind mehrstündiger Starkregen, bzw. Dauerregen denkbar.

Am meisten Sonnenschein gibt es in jedem Fall Richtung Küste und im küstennahen Binnenland. Die Temperaturen liegen im Nordwesten zwischen 10 und 15 Grad, sonst
meist bei 14 bis 19 Grad.
In der Nacht zum Sonntag tropft der Trog nach Oberitalien ab. Der leichte Geopotentialanstieg und Kaltluftadvektion führen im Nordwesten und Norden zu Absinken, sonst kommt es zu weiteren schauerartigen Regenfällen, anfangs zu Schauern und Gewittern mit lokalem
Starkregenpotential, ein- oder mehrstündig.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis Freitag sind die Unsicherheiten überschaubar und beschränken sich im Wesentlichen auf die Niederschläge und Konvektion. Die Unsicherheiten am Samstag
sind im Text erwähnt, hier gilt es die nächsten Modellläufe zu monitoren.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner