SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 070800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Dienstag, den 07.05.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL TB
Heute Zwischenhocheinfluss, nachfolgend zunehmender Tiefdruckeinfluss. Am Mittwoch und Donnerstag im Südwesten einzelne starke Gewitter. Am Donnerstag im Süden Wind- und Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
Dienstag… gelangt der Vorhersageraum auf die Vorderseite eines flachen Höhenrückens und damit auch am Boden unter Zwischenhocheinfluss. Im Norden ist allerdings weiterhin Höhenkaltluft wetterwirksam mit 500 hPa Temperaturen bei -30 Grad. Entsprechend sind vor allem im Küstenumfeld im Tagesverlauf noch einzelne Schauer zu erwarten. Daneben zeigt sich aber häufiger die Sonne.
Auch über den zentralen Landesteilen sind noch feuchte Luftmassen aktiv, die sich vor allem in einer Schliere mit höheren Taupunkten zeigen. In den Radiosondenaufstiegen von Meiningen zeigt sich diese Feuchteschliere vor allem in den mittleren und unteren Troposphärenniveaus und wird durch eine Inversion bei etwa 650 hPa (3.5km) abgegrenzt. Neben dichten Wolken werden in diesem Bereich auch noch leichte Niederschläge im Tagesverlauf vorhergesagt, die sich aber vornehmlich auf das Bergland konzentrieren sollten.
Im Süden bleibt es unter dem steigenden Hochdruckeinfluss trocken und die Sonne kann längere Zeit scheinen. Dort ist es im Tagesverlauf auch am wärmsten. Bei 850 hPa Temperaturen im positiven Bereich steigen die Maxima auf bis zu 16 Grad am Oberrhein. Im Rest des Landes sorgen die Reste der eingeflossenen Kaltluft (T850 hPa <0 Grad) für nur 10 bis 14 Grad.
Der zu Tagesbeginn an der Ostseeküste noch teils böige Westwind, schwächt sich im Laufe des Vormittags mit Aufbau des Zwischenhochs rasch ab.
In der Nacht auf Mittwoch zieht der sich weiter abflachende Höhenrücken ostwärts über Deutschland hinweg. Damit gelangt der Vorhersageraum ausgangs der Nacht zunehmend auf die Vorderseite eines sich vom Atlantik nähernden Langwellentroges. Das korrespondierende Bodentief befindet sich noch westlich der Britischen Inseln. Die zugehörige Warmfront befindet sich über Frankreich, die präfrontale wirksame WLA sorgt aber in der zweiten Nachthälfte von Westen und Südwesten für Wolkenverdichtung und in den Morgenstunden fallen im Südwesten erste Tropfen.
Am längsten aufgelockert bewölkt oder klar bleibt es in Richtung Osten und Nordosten. Dort gehen die Tiefstwerte entsprechend auf 4 bis 0 Grad zurück, in höheren Mittelgebirgslagen gibt es leichten Frost. Zudem muss abgesehen von den westlichen Landesteilen, wo bereits rasch Bewölkung aufzieht vielerorts, mit Bodenfrost zwischen 0 und -5 Grad gerechnet werden.
An den Alpen baut sich allmählich eine vorübergehende Föhnlage auf, sodass ausgangs der Nacht auf den Alpengipfeln einzelne Sturmböen auftreten können.
Mittwoch… erreicht der Langewellentrog mit seiner Achse die Biskaya. Damit steilt vorderseitig die Höhenströmung auf. Deutschland gelangt vollends auf die diffluente Trogvorderseite in eine südwestliche Höhenströmung. Damit verstärkt sich die Zufuhr feuchtwarmer Luftmassen. Dies lässt sich gut in einem sprunghaften Anstieg der spezifischen Feuchte erkennen. Gleichzeitig ist mit dem Warmluftvorschub weiterhin kräftige WLA wirksam. Die zugehörige Warmfront überquert Deutschland in Richtung Nordosten.
Nach einer vorübergehenden Regenpause nach Durchzug der Warmfront, sorgen die anhaltende WLA und die angesprochene diffluente Trogvorderseite für weitere Hebungsprozesse, sodass in der zweiten Tageshälfte von Westen neue länger anhaltende Warmfrontniederschläge übergreifen. Am längsten sonnig bleibt es vom Bayerischen Wald über Ostsachsen bis nach Ostvorpommern. Aufgrund des angesprochenen Warmluftschubs (T850 zwischen 0 und +5 Grad) steigen die Werte in den Sonnengebieten bis 20 Grad.
An den Alpen verstärkt sich mit der sich verstärkenden Südkomponente zudem der Föhn, sodass dort die Maxima bis 22 Grad steigen können. Vor allem auf den Alpengipfeln sind dann Sturmböen und einzelne schwere Sturmböen zu erwarten. Ein Ausgreifen des Föhns in die Täler wird von den Modellen nicht gezeigt. Die liegt wohl vor allem auch daran, dass es sich nur um ein kurzzeitiges Föhnereignis handelt und sich damit der Föhn nicht richtig aufbauen kann.
So folgt von Westen bereits in der zweiten Tageshälfte die Kaltfront nach, die sich vor allem im Süden durch eine recht kräftige Druckanstiegswelle bemerkbar macht, die den Föhn in den späten Abendstunden von Westen her wieder beendet.
Die Kaltfront selbst zeichnet sich durch ein konvektiv durchsetztes Niederschlagsband aus. Gewitter werden an der Front nicht vorhergesagt, was dem Mangel an Labilität geschuldet ist. Allerdings zeigen die Prognosen im Süden recht kräftige Niederschläge. Von einzelnen EPS-Verfahren werden in Richtung Schwarzwald erhöhte Wahrscheinlichkeiten für 6stündigen Starkregen gezeigt. Insgesamt sollte die Gefahr für Starkregen aber eher gering sein.
Postfrontal sorgt Kaltluftadvekion im Westen für eine Zunahme des vertikalen Temperaturgradienten und damit einem Anstieg der Lapse Rates. In Kombination mit den weiterhin vorhanden recht hohen Werten an spezifischer Feuchte wird entsprechend etwas MUCAPE (wenige 100 J/kg) berechnet. Die verschiedenen hochauflösenden Modelle zeigen ein Band mit linienhaft organisierten Gewittern, das in den Abendstunden den Westen erreicht und langsam ostwärts vorankommt. Möglicherweise hängt dies mit einem kurzwelligen Anteil auf der Vorderseite des Haupttroges zusammen.
Da gleichzeitig die hochreichende Scherung mit mehr als 15 m/s noch recht ansprechend ist, lässt sich auch der Organisationgrad erklären. Zudem wird die Linie durch einen horizontalen Windsprung in den Bodenwinden gekennzeichnet. Aufgrund der recht raschen Zuggeschwindigkeit kann am ehesten der Wind für das Auftreten von markanten Gewittern sorgen. So werden die 850 hPa Wind zwischen 30 und 40 kn vorhergesagt, wobei EURO4 stärker aufgestellt ist, als ICON. Bei beiden Modellen lässt sich dieses kurzzeitige Maximum gekoppelt an die konvektive Line aber finden.
In der Nacht auf Donnerstag verbleibt Deutschland noch vorderseitig der Haupttrogachse über Frankreich. Ein erster Kurzwellentrog zieht nordostwärts über Deutschland ab. Die konvektive Linie vom Abend schwächt sich bei ihrem weiteren Vorankommen nach Osten im Laufe der ersten Nachthälfte aufgrund des Herauslaufens aus dem dynamischen Antrieb rasch ab. Anfänglich können aber noch Windböen und stürmische Böen auftreten. Die frontalen Niederschläge ziehen sich in die östlichen Landesteile zurück und auch am östlichen Alpenrand kann es noch längere Zeit regnen.
An die Haupttrogachse ist zudem ein Bodentrog gekoppelt, welcher das ehemalige Hauptbodentief markiert. Damit in Verbindung steht ein Feuchtband, das sich als Rest der herumgeholten Okklusion interpretieren lässt und sich vorderseitig durch WLA auszeichnet. Dieses WLA Gebiet greift ausgangs der Nacht auf den Westen und Südwesten über und sorgt für erste Niederschläge.
Durch die dichten Wolken im Osten verbleibt die Temperatur im zweistelligen Bereich.
Donnerstag… greift der Haupttrog auf Deutschland über. Der daran gekoppelte Bodentrog, an der Südflanke des Tiefs über der Nordsee, greift auf Deutschland über und zieht unter Abschwächung nordostwärts. Damit in Verbindung stehen schauerartige Niederschläge. Vor allem in Richtung Norden und Nordosten können Feuchte und Labilität ausreichend miteinander kombinieren um auch das ein oder andere kurze Gewitter auszulösen. Fehlende Scherung und eher schwache Höhenwind belassen die Gewitter aber wohl im gelben Bereich. Dahinter folgt ein Gebiet mit einem markanten Rückgang der spezifischen Feuchte nach, sodass die Schauertätigkeit vorübergehend zum Erliegen kommt. In der zweiten Tageshälfte verstärkt sich die Feuchtezufuhr im Westen und Südwesten nochmals. Grund dafür ist wohl ein weiterer Kurzwellentrog, der von Westen her übergreift und sich sowohl in 500, als auch in 300 hPa abzeichnet. Diffluenz auf der Vorderseite und damit verbunden Hebungsimpulse sorgen dann erneut für ein Aufleben der Schauertätigkeit. Die Labilität sollte trotz eher geringer CAPE Werte ausreichend sein, um auch ein paar Gewitter auszulösen. Da von Südwesten auch die hochreichende Scherung ansteigt, können diese durchaus auch etwas besser organisiert sein. Vor allem der Wind steht dann wieder im Fokus, sodass auch markante Gewitter denkbar sind.
Der Wind ist auch skalig ein Thema. So baut sich auf der Südflanke des Troges ein recht scharfer Luftdruckgradient auf. Dies betrifft dann vor allem die Südhälfte, wo die verschiedenen deterministischen Modelle und Ensembleverfahren Böen bis in den markanten Bereich vorhersagen. Vor allem EZ sticht mit recht hohen Wahrscheinlichkeiten für Bft 8 deutlich heraus. Bei MOS werden für das Flachland hingegen nur Windböen angedacht. Zudem bestehen noch Modelldifferenzen dahingehend, wie weit das Windfeld nach Norden ausgreifen soll. Bei EZ werden auch die mittleren Landesteile mit Wahrscheinlichkeiten für 8er Böen versehen, während das ICON EPS diese eher auf den Süden beschränkt.
In der Nacht auf Freitag schwenkt der Trog dann nordostwärts, sodass die Niederschläge sich in Richtung Osten und Nordosten verlagern. Auch am Alpenrand fällt noch Regen. Nachfolgend kann sich postfrontal leichtes Absinken durchsetzen, sodass die Niederschläge im Rest des Landes nachlassen und die Wolken auflockern. Auch der Wind lässt deutlich nach und weht nur in den höheren Mittelgebirgslagen anfangs noch stürmisch.
Modellvergleich und -einschätzung
Insgesamt wird kurzfristige Wetterentwicklung recht einheitlich prognostiziert. Zum Donnerstag bestehen allerdings noch Unsicherheiten, wie weit die Bodentrogachse nach Süden ausgreifen kann. Daran gekoppelt ist auch die Windentwicklung und die Frage, wie weit Windböen und mögliche stürmische Böen nach Norden ausgreifen können.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer