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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.05.2019 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Zunächst meist ruhiges, kühles Wetter mit Nachtfrostgefahr. Ab Mittwoch Umstellung zu einer milderen zyklonalen Westlage mit Regen und Wind.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC

Aktuell … befindet sich ein umfangreicher Höhentiefkomplex über Skandinavien, an dessen Südflanke ein Kurzwellentrog über den Norden Deutschlands ostwärts schwenkt. Der Hebungsantrieb durch PVA wird ein Stück weit durch Kaltluftadvektion kompensiert, dennoch reicht sie aus, ein schmales Band mit schauerartigen Regenfällen zu stützen. Da die Labilität nicht überbordend groß ausfällt und die labile Schicht auch nur bis etwa 600 hPa reicht (dort Temperaturen nur wenig unter -15 Grad), fallen die Schauer nicht allzu kräftig aus und auch Gewitter sind wohl eher die Ausnahme. Da der Trog recht flach „reinkommt“, verlagert sich das Niederschlagsgebiet nur langsam vom Norden bis zur
Mittelgebirgsschwelle. Dahinter setzt sich von Norden trockenere Luft durch (spezifische Feuchte in den
unteren 200 m sinkt von rund 5 auf Werte unter 4 g/kg), sodass der nachrückende thermische Trog nicht mehr viel anrichten kann (von Schauern über See durch diabatische Effekte mal abgesehen). In der Mitte und im Süden hat sich zwischen dem Skandinavientrog und dem in Richtung Adria abgetropften Höhentief ein flacher Rücken von Westeuropa hereingeschoben, der am Boden einen Hochdruckkeil stützt. Die Wetterwirksamkeit hält sich aber ziemlich in Grenzen, denn aus der feucht-instabilen Grundschicht kam im Tagesverlauf schwache Konvektion in Gang, die aber im Gegensatz zum Norden nicht ganz so hoch hinauf reicht. Im Süden schafft sie es immerhin bis 700 hPa (dort unter -10 Grad), sodass zumindest schwache Schauer auftreten, die an den Alpen noch etwas „stauen“ und oberhalb rund 1000 m zu geringen Neuschneemengen führen. Über der Mitte rutschte die Absinkinversion bis auf 750 hPa, womit dort kaum mehr Niederschlagsprozesse angeregt werden, die flachen Cu aber zu Sc Cu gen „breitlaufen“.
Als warnwüriges Element tritt noch der Wind auf. An der Südflanke des vom Skandinavientrog gestützten Bodentief mit Kern über Schweden konnte sich der Gradient vorübergehend verschärfen, sodass im Küstenumfeld Windböen, exponiert einzelne stürmische Böen auftreten. Im Binnenland beschränken sich vereinzelte Windböen auf die Schauer. Der Gradient ist aber bereits dabei von Westen aufzufächern, womit der Höhepunkt der Windentwicklung wohl schon erreicht ist.
In der Nacht zum Dienstag zieht der Kurzwellentrog ostwärts ab und auch die Achse des flachen Rückens über dem Süden verabschiedet sich gen Osten. Das Resultat ist eine recht flache westnordwestliche
Höhenströmung, die für keine nennenswerten Antriebe sorgt. Damit sollte die Aktivität am konvektiven Niederschlagsband mit dem Tagesgang insgesamt zurückgehen. Allerdings bleibt ein
Feuchtemaximum zurück, dass bis Dienstagfrüh etwa bis zu einer Linie Rheinland-Lausitz vorankommt, und dort für dichte Bewölkung und ein paar Spritzer Regen, in den höchsten Lagen auch für die ein oder andere nasse Flocke sorgt. Immerhin führt dies dazu, dass die Frostgefahr dort geringer ausfällt. Temperaturen unter 0 Grad bleiben den Kammlagen der Mittelgebirge vorbehalten. Somit sollte (warnwürdige) Glätte ebenfalls kein Thema sein.
Im Norden kann es in der trockenen Luft etwas großflächiger auflockern oder gar aufklaren, womit hier Frost bevorzugt im Nordwesten (hier ist es am längsten klar) gebietsweise auftreten wird. Davon ausgenommen ist das unmittelbare Küstenumfeld, wo unter der höhenkälteren Luft und mit Unterstützung diabatischer
Effekte eine gewisse Schauerneigung bestehen bleibt. Da das
Zeitintervall mit Frost aber wohl ziemlich kurz ausfällt und die Beläge bis dahin abgetrocknet sein sollten, ist Glätte auch dort nicht sonderlich wahrscheinlich.
Im Süden fallen die Schauer mit dem Tagesgang und unter schwachem Hochdruckeinfluss (es bildet sich dort eine kleine abgeschlossene Hochdruckzelle) rasch in sich zusammen, sodass auch dort bei Aufklaren Frost zu erwarten ist. Glätte tritt am ehesten an den Alpen auf, wo es am schnellsten unter den Gefrierpunkt geht.
Der Gradient im Norden fächert noch geringfügig auf, einzelne Windböen sind aber
bevorzugt im Ostseeumfeld weiterhin drin.

Dienstag … beginnt sich die Großwetterlage hin zu einer mehr zonaleren Ausrichtung umzustellen. Zum einen geht der Höhentrog über Nordeuropa immer mehr
in die Breite, zum anderen wird ein weiteres Höhentief westlich der Britischen Inseln mehr und mehr integriert. Über Deutschland resultiert daraus eine westliche Höhenströmung, in der kurzwellige Troganteile eingelagert sind. Am Boden zieht das Zwischenhoch mit seinem Schwerpunkt ins östliche Mitteleuropa, womit die (schwache) Bodenströmung mehr auf Süd dreht. Nur im Nordosten wird an der Südflanke des nach Finnland abziehenden Tiefs noch eine westliche Strömung aufrechterhalten. Der Gradient fächert aber immer mehr auf, sodass nur anfangs an der Ostsee noch einzelne Windböen zu erwarten sind.
Die o.e. kurzwelligen Troganteile „aktivieren“ das Feuchtemaximum über der Mitte
etwas, sodass wieder mit einem leichten Aufleben der
Niederschlagsaktivität zu rechnen ist. Die Konvektion reicht aus der labilen Grundschicht nur bis etwa 700
bis 600 hPa, sodass die Schauer eher der Marke „schwach und ungewittrig“ sein dürften. Nördlich und südlich davon schließen sich freundlichere und überwiegend
trockene Wetterzonen an, wenn man die einzelnen Schauer an der See geflissentlich übersieht. Ob die Sonne wirklich so häufig scheint, wie das MOSMIX andeutet, bleibt aber abzuwarten. Denn flache Konvektion dürfte an der zwischen 700 und 800 hPa befindlichen Inversion gerne wieder breitlaufen.
Das Temperaturniveau steigt zögerlich an (850er zwischen -4 Grad im Norden und +3 Grad im Süden). Zweistellige Höchsttemperaturen sollten damit wieder leicht möglich sein, am Oberrhein sogar um oder knapp über 15 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch steilt die Strömung auf der Vorderseite der Austrogung
über Westeuropa auf. Die südwestliche Höhenströmung ist zwar leicht antizyklonal
gekrümmt, der flache Rücken wird aber von WLA überlaufen. Entsprechend driftet im Nachtverlauf von Südwesten mehrschichtige Bewölkung rein, ganz im Südwesten beginnt es in der zweiten Nachthälfte sogar schon zu regnen. Der Osten und Nordosten bleibt davon noch unberührt, bei teils geringer Bewölkung tritt gebietsweise nochmal Frost und Bodenfrost auf. Auf der Vorderseite eines vertiablen Sturmtiefs vor den Toren Westeuropas sorgt die WLA für ordentlich Luftdruckfall und eine Verschärfung des Gradienten. In den Niederungen dürfte sich das in der entkoppelten Grundschicht aber nicht bemerkbar machen, wenngleich die Strömung weiter auf Südost rückdreht. Auf den Bergen allerdings zieht der Wind dann doch spürbar an, warnwürdige Böen beschränken sich aber wohl auf exponierte Gipfel des Schwarzwaldes (Feldberg Bft
8) und die Alpen (Zugspitze Bft 8 bis 9), wo sich als Folge der sich verstärkenden Südwestströmung eine Föhnsituation einstellt.

Mittwoch … erreicht der Trog Westeuropa, das korrespondierende Bodentief mit Kerndruck immerhin unter 990 hPa die Bretagne, in der Nacht zum Donnerstag den Raum Paris. Am Okklusionspunkt bildet sich ein Teiltief, das über England zur mittleren Nordsee zieht. Für Deutschland bedeutet dies eine sich noch etwas intensivierende südwestliche Höhenströmung, in der kurzwellige Troganteile nach Nordosten gesteuert werden, und zumindest Mittwoch tagsüber weiterhin kräftige WLA. Am Boden greift das okkludierende Frontensystem des erwähnten Sturmtiefs von Westen über und erreicht in der Nacht den äußersten Osten. Tröge, WLA, Fronten – keine Frage, es wird ein nasser Tag. Wie nass, ist die Frage. Alle Modelle simulieren recht verbreitet 5 bis 10 mm in 24 Stunden. Ein Schwerpunkt kristallisiert sich für den Südwesten heraus, wo gebietsweise 10 bis 20 mm wahrscheinlich sind. Am meisten fällt wohl im Schwarzwald und im Schwarzwälder Hochwald. Das Überschreiten von Dauerregenwarnschwellen scheint nach jetzigem Stand aber eher unwahrscheinlich, auch wenn das (bekanntlich eher zu Übertreibung neigende COSMO-LEPS) deutliche Signale (bis 80% für den Hochschwarzwald) liefert. Viel wahrscheinlicher ist dagegen, dass der Wind etwas verbreiteter in den warnwürdigen Bereich rutscht. Es ist vor allem das zur Nordsee ziehenden Teiltief, das für eine weitere
Gradientverschärfung sorgt. Für das Bergland und prädestinierte Leelagen stehen somit Böen Bft 7, exponiert 8, für den Hochschwarzwald und die Alpen (anhaltende Föhnlage) Böen der Stärke 9, vielleicht sogar 10 auf dem Programm.
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Charakter der Niederschläge von Westen zunehmend schauerartig wird (Labilisierung durch sich annähernden Trog). Auch Gewitter sind abends im Westen gut möglich, resultieren Feuchte (PPW 17 bis 20 mm) und Instabilität nämlich in 100 bis 200 J/kg CAPE. Alles sehr ungemütlich also. Aber wenigstens wird eine deutlich mildere Luftmasse advehiert (850er zwischen 0 im Norden und 8 Grad im Süden, an den Alpen durch Föhn um 10 Grad). Die Höchstwerte liegen zwischen 11 Grad in der verregneten Eifel und immerhin 18 Grad mit letzten Sonnenstrahlen vor der Front im Osten. Obs mit Föhnunterstützung am östlichen Alpenrand für wieder fast biergartentaugliche 20 Grad reicht, bleibt aber abzuwarten.
Donnerstag … greift die Achse des Troges langsam aber sicher von Westen her über, wobei dahingehend noch gewisse Timingunsicherheiten bestehen. Am Boden zieht das südliche Drehzentrum des dipolartigen Tiefdruckkomplexes von Frankreich her voraussichtlich über die Mitte nach Nordosten. Es füllt sich dabei zwar langsam auf, könnte aber zumindest nach Lesart von ICON und IFS noch längere Zeit einen eigenständigen Kern bilden und dem Süden einen windigen oder gar stürmischen Tag bescheren, während der Gradient an der Nordflanke über der Mitte und dem Norden auffächert. Da in der unteren Troposphäre weiterhin recht milde Luft advehiert wird, die sich durch die gute Durchmischung auch am Boden gut durchsetzen kann (Tmax 15 bis 20 Grad), es sich gleichzeitig in der mittleren und oberen Troposphäre im Trogbereich aber abkühlt, wird die Schichtung insgesamt deutlich labiler. Zwar werden allenfalls nur wenige Hundert J/kg CAPE generiert, allerdings dürfte mäßige Scherung dieses „CAPE-Defizit“ in gewisser Hinsicht kompensieren, sodass man organisierte Konvektion in Form von Schauerstaffeln sowie einzelnen Gewittern mit stürmischen Böen und kleinem Hagel ins Kalkül ziehen sollte.

Modellvergleich und -einschätzung

Alle Modelle simulieren die Entwicklung der Großwetterlage sehr ähnlich und konsistent. Unsicher wird es erst ab Mittwoch, insbesondere am Donnerstag (Timing des übergreifenden Troges und die damit verbundene Bodentiefentwicklung). Die Möglichkeit einer Sturmentwicklung im Süden am Donnerstag sollte man auf jeden Fall im Auge behalten. Die Probabilistik liefert
dahingehend schon recht deutliche Signale (ICON-EPS, IFS-EPS im Speziellen).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser