Wechselhaft mit wiederholten Niederschlägen. Nach kurzer Milderung zum Wochenende erneut kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.05.2019

Am kommenden Mittwoch, dem Beginn des aktuellen Mittefristzeitraums befindet sich Deutschland inmitten einer zyklonalen Südwestlage auf der Vorderseite eines
ausgeprägten, aber nicht stark amplifizierten Troges über den Britischen Inseln respektive Nordfrankreich. Es korrespondiert bodennah mit einem dipolartigen Tief mit Kernen über England (12z etwas unter 995 hPa) sowie einem kräftigeren, warmen Kern westlich der Bretagne (unter 990 hPa). Letztere trägt damit durchaus
Züge eines ehemaligen tropischen Systems mit abgehobener Warmluft in Zentrumsnähe. Wie auch immer, letztlich ein weitgehend okkludiertes Frontensystems aus Südwesten auf Deutschland über und bringt flächendeckend schauerartig verstärkte Regenfälle. In der feucht-labilen Schichtung kann ganz im Westen auch ein eingelagertes Gewitter nicht gänzlich ausgeschlossen werden, was weniger den Luftmasseneigenschaften sondern mehr dem starken PVA-bedingten Hebungsantrieb geschuldet ist. Bereits präfrontal wird die 0 Grad-Isotherme in 850 hPa zu den Küsten zurückgedrängt und durch gemäßigte Atlantikluft mit Temperaturen um 5 Grad ersetzt. Dementsprechend steigen die Höchstwerte trotz der Niederschläge mit 13 bis 18 Grad im Vergleich zu den Vortagen etwas an. Präfrontal reagieren zunächst die Berglagen auf die Gradientzunahme mit Sturmböen auf den Gipfeln (kurzer Südföhn an den Alpen). Mit Frontpassage sind auch im Südwesten einzelne Windböen aus Südwest zu erwarten.

Am Donnerstag verläuft die gut ausgeprägte Frontalzone zonal vom Seegebiet nördlich der Azoren über die Biskaya bis nach Korsika. An dessen Nordrand verlagert sich die Achse des breit angelegten Troges nach Mitteleuropa. Unter nur geringen Geopotential- und
Temperaturgegensätzen schwächt sich das Bodentief
mit nur noch einem Kern über der Nordsee etwas ab. Frontale Strukturen über Ostdeutschland verwaschen dabei immer mehr. Letztlich bleibt es aber wechselhaft
mit schauerartigen Regenfällen, die teilweise aufgrund der Nähe zum Tiefkern (Nordwesten), abziehende Frontenreste (Osten, Südosten) sowie Hebungsantriebe im
linken Jetausgang (Süden, Südwesten) resultieren und damit mehr oder minder alle
Landesteile betreffen. Auch einzelne kurze Gewitter sind weiterhin nicht auszuschließen. Die 24h Niederschläge erreichen – wie übrigens auch am Mittwoch – dabei in der Regel großräumig keine Warnschwellen, sind aber mit rund 5 bis 10
l/qm (im Südwesten etwas darüber, im Osten etwas darunter) ein Segen für Flora und Fauna. Für den Süden deutet sich am Vormittag eine ostwärts durchschwenkende
Druckwelle an mit starken bis stürmischen Böen.
Am Freitag schwenkt der o.e. Trog in seinen Südteil ostwärts weiter zum Balkan. Im Nordteil bleibt er am Rande des steuernden Zentrums bei den Färöer mit seiner
Achse über Norddeutschland hängen. Dadurch steigt der Druck auf dessen Rückseite
über dem Südwesten des Landes zwar etwas an, der Bodenkeil bleibt aber sehr flach. Zudem bleibt die Troposphäre im Trogbereich gerade in tiefen Schichten leidlich labil geschichtet, weshalb (gedeckelt) immer noch einzelne Schauer unterwegs sind. Aus Westen strömt dabei erwärmte Subpolarluft zu uns mit 850 hPa
Temperaturen zwischen 0 Grad im Nordwesten und +4 Grad im Südosten. Das führt im
Endeffekt bei guter Durchmischung zu Höchstwerten zwischen 12 und 15 Grad in Nordseenähe und 14 bis 18 Grad im Rest des Landes.

Am kommenden Wochenende wird der Trog über Mitteleuropa durch einen von Westen einlaufenden Randtrog regeneriert. Das dazugehörige Bodentief zieht dabei mit teils kräftigen regenfällen einmal über Deutschland hinweg ostwärts und ist am Sonntag mit seinen Zentrum über Polen zu verorten. Rückseitig wölbt sich über den Britischen Inseln ein steiler Höhenrücken auf, weshalb mit einer auf Nordwest drehenden Strömung Meereskaltluft zu uns. Diese nimmt einen weiten Umweg und über den Atlantik und besitzt daher nicht ganz die Qualität des aktuellen Kaltlufteinbruchs. Mit 850 hPa Temperaturen zwischen -1 und -4 Grad bleibt es aber zu kühl für die Jahreszeit und in den Kammlagen der Mittelgebirge
fällt zeitweise Schnee.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen EZ-Laufes ist im Wesentlichen als gut zu bewerten. Aufgrund der zyklonal geprägten Wetterlage sind geringe Phasenverschiebungen im Übergreifen der schauerartigen Niederschläge normal und kaum prognoserelevant.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Am allgemeinen Fahrplan mit einer zyklonal geprägten Westwetterlage (anfangs normal, zum Wochenende unterdurchschnittlich temperiert) halten auch die anderen
gängigen Globalmodelle fest. Zum Wochenende sticht das ICON etwas heraus, das einen recht scharfen Gradienten am Südrand des Tiefs simuliert, der verbreitet Sturmböen über der Südhälfte Deutschlands zur Folge hätte. Die anderen Modelle rechnen das Tief zeitlich und räumlich ähnlich, aber nicht ganz so intensiv. Von
der Hand zu weisen ist diese Entwicklung daher nicht und auf der Rückseite sind zumindest flächendeckend steife Böen (Bft 7) wahrscheinlich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die aktuellen Rauchfahnen des EZ 00z Laufs sind aus Forecastersicht fast schon traumhaft gebündelt und erhöhen somit die Vorhersagesicherheit. So werden sowohl
die wiederholt wiederkehrenden Niederschlagssignal (Minimum am Freitag mit schwachem Zwischenhoch) als auch der erneute Rückfall der 850 hPa Temperaturen auf negative Werte zum Wochenende vom EPS gezeigt. Ein Bereich größerer Streuung
lässt sich bei Letzgenanntem aber noch am Freitag/Samstag über Süddeutschland ausmachen, der durch die neue Zyklogenese (Timing, Intensität – siehe Modellvergleich) zu erklären ist.

Entsprechen der geringen Bandbreite an Lösungen gibt es sowohl im Cluster 120-168h (Fr-So) als auch im nachfolgenden Zeitraum der erweiterten Mittelfrist (Mo-Mi übernächster Woche) nur eine dargebotene Lösung. Diese betont zunächst den troglastigen Tiefdruckeinfluss (eher zonal ausgeprägt), um zum Wochenwechsel
auf niedrigem Temperaturniveau den Trend zu einem Hoch über Mitteleuropa anzuzeigen (eher meridional ausgeprägt).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Am Mittwoch baut sich am Nachmittag westlich des Rheins nach ICON immerhin etwas
CAPE bis 200 J/kg bei PPW’s um 20 mm und ganz anständiger
Geschwindigkeitsscherung auf. Die Wahrscheinlichkeiten für Gewitter steigen nach
MosMix auf 20 bis 30%, was angesichts des (vergleichsweise langen) Vorhersagezeitraums als deutliches Signal zu werten ist.
Am Donnerstag können mit geringer Wahrscheinlichkeit (nach MosMix 10 bis 30%) im
gesamten Vorhersagegebiet einzelne Gewitter auftreten. Die
Voraussetzungen für kleinkörnigen hagel und Starkregen sind im Nordosten (CAPE um 500 J/kg und PPW’s
um 20 mm) am günstigsten.
STURMBÖEN: Insbesondere in den Hochlagen von Schwarzwald und Alpen sind am Mittwoch und Donnerstag doch Sturmböen aus Süd, später aus West wahrscheinlich. Die Hinweise aus der Probabilistik sind mit
Wahrscheinlichkeiten über 50% deutlich erhöht. Auf dem Fichtelberg muss mit schweren Sturmböen gerechnet werden. Unterstützend wirkt hier auch ein schwaches EFI-Signal (>0.7 bei positiver SOT), das von Frankreich bis in den Südwesten Deutschlands ausgreift. Für das Auftreten von Sturmböen auch in tiefen Lagen im Zusammenhang mit der Druckwelle am Donnerstag sind die Anzeichen aktuell noch sehr dünn (ICON-EPS 20%, EZ-EPS 30%).
DAUERREGEN:
Aus der Deterministik kommt lediglich das GFS an warnwürdige Mengen heran. Dafür
springt das COSMO-LEPS mit Wahrscheinlichkeiten von 50% für mehr als 30 l/qm bis
Donnerstag Früh an. 20 bis 30 l/qm erscheinen aus heutiger Sicht am realistischsten zu sein.
Inwieweit Schnee am kommenden Wochenende insbesondere für die Alpen wieder ein Thema wird, bleibt noch abzuwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen