SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.03.2020 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
NE a
Heute noch keine markanten Wettergefahren. In der Nacht zum Sonntag im Norden
auffrischender Wind, an der Küste aufkommend Sturmböen Bft 8/9. Am Sonntag im
gesamten Norden, Westen und in Teilen der Mitte bis in tiefe Lagen stürmische
Böen, an der Küste und auf höheren Berggipfeln Sturmböen bis Bft 9. In der Nacht
zum Montag in höheren Berglagen Süddeutschlands Sturmböen bis Bft 9. An den
Alpen Schneefall, in Staulagen mehr als 10 cm Schnee innerhalb von 12 Stunden.
Außerdem wieder durchweg leichter bis mäßiger Frost.
Am Montag an den Alpen weitere Schneefälle, erneut in Staulagen um 10 cm
Neuschnee möglich. In der Nacht zum Dienstag leichter bis mäßiger, in
Erdbodennähe im Osten und Süden Deutschlands zum Teil strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC

Samstag… liegt Deutschland anfangs noch unter einer Brücke hohen
Geopotentials, die eine Verbindung zwischen dem blockierenden Hoch nordwestlich
von Schottland und dem Höhenrücken über der unteren Wolga darstellt. Diese
Brücke weist in ihrem mittleren Teil, d.h. über der Nordsee und Mitteleuropa,
eine schwache Stelle auf. In diese stößt vom Nordmeer ein Trog herein, der zuvor
arktische Polarluft aus dem ostgrönländischen Raum anzapfen konnte. Dieser Trog
weitet sich bis zum Abend bis in die südliche Nordsee aus.
Südwestlich von Island hat sich ein kräftiges Bodenhoch (Mehr als 1050 hPa)
etabliert. Zwischen diesem Hoch und einem Tief über dem Weißen Meer und einer
sich daran anschließenden, bis nach Südosteuropa reichenden flachen
Tiefdruckrinne wird der Weg frei für arktische Polarluft, die nach Mitteleuropa
vorstößt. Dies geschieht in Form einer Kaltfront, die etwa ab dem Abend auf den
Nordwesten Deutschlands übergreift und bis zum Abend bereits den
Mittelgebirgsraum erreicht. Diese Front weist einen stabilen aktiven Charakter
auf, bereits präfrontal dreht der Wind auf Nord und frischt auf, aber für
warnrelevante Böen sollte es nur in Nordseenähe (auf den Inseln bis Bft 8)
reichen. Ansonsten beschränkt sich die Wetterwirksamkeit der Front auf ein paar
Wolkenfelder.
Bei ansonsten nahezu ungehinderter Sonneneinstrahlung sind präfrontal noch
einmal Höchstwerte zwischen 15 und 19 Grad zu erwarten, wogegen nach Passage der
Kaltfront ein Temperaturrückgang auf 6 bis 11 Grad erfolgt.
In der Nacht zum Sonntag greift der Trog auf den Nordwesten Deutschlands über.
Dabei hängt dessen Achse in höheren Troposphärenschichten etwas zurück.
Vorderseitige Hebung lässt im Norden schauerartige Niederschläge aufkommen, die
bis in tiefe Lagen als Schnee fallen. Dabei besteht Glättegefahr durch
Schneematsch.
Ausgehend von dem o.g. Bodenhoch schiebt sich ein kräftiger Keil nach
Südskandinavien. An dessen Südostflanke legt der Gradient zu, so dass im Norden
bis weit ins Binnenland hinein bei einem aus Nordost auffrischenden Wind
Windböen und an der gesamten Küste Sturmböen bis Bft 9 aufkommen. In exponierten
Küstenlagen an der Ostsee sind auch schwere Sturmböen bis Bft 10 nicht
auszuschließen.
In der Mitte und im Süden ist die Gradientzunahme nicht so ausgeprägt, so dass
es für warnrelevante Böen (bis Bft 8) wahrscheinlich nur auf exponierten
Berggipfeln reicht. Leichter Frost sollte dabei auf das Bergland beschränkt
bleiben. Aufgrund möglicher Niederschläge zuvor kann in Berglagen Glätte nicht
ganz ausgeschlossen werden.

Sonntag… dringt der Trog bis in die Mitte Deutschlands vor. Mit diesem Trog
setzen auch in den mittleren Teilen Deutschlands schauerartige Niederschläge
ein. Bei 850-er Temperaturen, die auf -7 bis -10 Grad sinken, gehen diese
Niederschläge bis in Lagen von 200 bis 400 m in Schnee über, der oberhalb von
etwa 600 m liegen bleibt. Im Oberharz können mehr als 10 cm innerhalb von 12
Stunden zusammenkommen. Im Süden trifft die Kaltfront auf die Alpen und wird
hierdurch aktiviert, wodurch ebenfalls zeitweise Niederschläge zu erwarten sind.
Allerdings liegt ganz im Süden die Schneefallgrenze zunächst noch höher und
sinkt erst zum Abend hin in Lagen unterhalb von 1000 m ab. Kräftige
Kaltluftadvektion und hieraus resultierendes Absinken lässt im Tagesverlauf von
Norden und Nordwesten her die Wolken alsbald auflockern.
Mit dem nunmehr auf die Ostsee übergreifenden Bodenkeil frischt im gesamten
Norden, Westen und in Teilen der Mitte der Wind aus Nord bis Nordost auf, so
dass Windböen und gestützt durch den Tagesgang stürmische Böen bis Bft 8
auftreten. An der See und auf höheren Berggipfeln muss mit Sturmböen bis Bft 9
gerechnet werden. Relativ windschwach bleibt es dagegen im Süden und Südosten
Deutschlands.
Mit Temperaturen zwischen 4 und 9 Grad wird es spürbar kühler als bisher.
Oberhalb von etwa 800 m stellt sich leichter Dauerfrost ein.
In der Nacht zum Montag schwenkt der o.g. Trog in den Südosten Deutschlands.
Kräftige Kaltluftadvektion bewirkt ein Schwenken des Bodenkeils in die Mitte
Deutschlands hinein. Im Bereich dieses Keils erfolgt eine Wetterberuhigung. An
dessen Südflanke legt jedoch der Gradient zu, so dass im süddeutschen und
anfangs auch im östlichen Bergland Wind- und stürmische Böen bis Bft 8 und auf
exponierten Gipfeln Sturmböen bis Bft 9 auftreten. Außerdem verstärken sich
staubedingt die Schneefälle an den Nordseiten der östlichen Mittelgebirge und an
den Alpen. Während es in den Mittelgebirgen nur für wenige Zentimeter Schnee
reicht, können an den Alpen durchaus deutlich mehr als 10 cm Schnee innerhalb
von 12 Stunden zusammenkommen. Ausgangs der Nacht lässt jedoch Warmluftadvektion
von der Nordsee her erneut Niederschläge aufkommen, die weiter landeinwärts
durchweg als Schnee fallen und für Glätte sorgen können. Flächendeckend ist
wieder leichter bis mäßiger Frost zu erwarten. Aufgrund vorheriger Niederschläge
besteht gebietsweise Glättegefahr.

Montag… schwenkt der wetterbestimmende Trog zu den Alpen. Nachfolgend gelangt
Deutschland unter eine nördliche bis nordöstliche, leicht antizyklonal gekrümmte
Strömung. Die aus der Warmluftadvektion resultierenden Niederschläge, die an ein
schwaches, mittlerweile okkludiertes Frontensystem gekoppelt sind, greifen unter
Abschwächung auf den gesamten Norden, Westen und die mittleren Teile
Deutschlands über. Dabei fällt bis in tiefe Lagen Schnee. Allerdings bleibt
hiervon kaum etwas liegen. An den Alpen lassen hingegen die Schneefälle im
Tagesverlauf nach. Bis dahin können dort in Staulagen noch einmal um 10 cm
Neuschnee zusammenkommen.
Im weitaus größten Teil Deutschlands ist der von dem kräftigen Hoch westlich der
Britischen Inseln ausgehende Keil wetterwirksam, in dessen Bereich sich über
Mitteleuropa geringe Luftdruckgegensätze abzeichnen. Abgesehen vom Nordwesten,
Westen, Süden und Südosten Deutschlands sind daher längere sonnige Abschnitte zu
erwarten. In der eingeflossenen arktischen Polarluft erreichen die
Tageshöchsttemperaturen jedoch nur noch 3 bis 8 Grad. Oberhalb von etwa 800 m
hält sich leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Dienstag lassen die Niederschläge auch über den mittleren
Teilen Deutschlands vollends nach. Absinken im Bereich des o.g. Bodenhochkeils
lässt den Himmel verbreitet aufklaren, so dass durchweg leichter bis mäßiger
Frost zu erwarten ist. Im Osten, ganz im Süden sowie im östlichen
Mittelgebirgsraum ist in Erdbodennähe durchaus auch strenger Frost möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann