S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.02.2020 um 10.30 UTC

Unbeständiges und windig bis stürmisches Wetter bleibt weiter Trumpf!

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 21.02.2020

Über dem gesamten mittelfristigen Zeitraum dominiert nach derzeitigen
Modellberechnungen weiter eine Westwetterlage, die überwiegend auch zyklonal
geprägt ist. Erst nach Wochenmitte der kommenden Woche gibt es im Ensemble
vorübergehend zaghafte Versuche einer vorübergehenden Blockierung mit
Hochdruckeinfluss.

Im Detail startet der mittelfristige Zeitraum am kommenden Montag mit einer
zonal ausgerichteten Grundströmung, die über den Britischen Inseln einen
Kurzwellentrog aufweist, der wiederum in der Nacht über Deutschland hinwegzieht.
Tagsüber würde Deutschland demnach auf der Vorderseite dieses Troges und
zugleich zunehmend rückseitig einer südostwärts durchziehenden Kaltfront liegen,
hinter der von Westen Meeresluft polaren Ursprungs mit Temperaturen auf 850 hPa
zwischen 0 und -6 Grad einfließt. Vor allem im Süden sorgt die an den Alpen
schleifende Front dabei für teils länger anhaltende Niederschläge. Der
Trogdurchgang selber generiert dann in der Nacht bevorzugt in der Nordhälfte
schauerartige, teils gewittrige Regenfälle.

Am Dienstag und Mittwoch befindet sich Deutschland weiter im Bereich eines
Langwellentroges, der mit diversen kurzwelligen Anteilen gespickt ist. In der
polaren Meeresluft mit Temperaturen in 850 hPa weiter zwischen 0 und -6 Grad
sorgen diese Kurzwellentröge gepaart mit Höhenkaltluft um -33 Grad in 500 hPa
für wiederholt auftretende, teils kräftige schauerartige, teils gewittrige
Niederschläge, die im höheren Bergland als Schnee fallen.

Erst in der Nacht zum Donnerstag deutet sich zumindest vorübergehend
Wetterberuhigung an, indem sich ein Rücken mit seiner Achse von Frankreich her
ostwärts verlagert und Deutschland im Laufe des Freitags überquert. Die
Stauniederschläge an den Alpen, induziert durch die nordwestliche Strömung auf
der Vorderseite der Rückenachse, klingen am Freitag ebenfalls weitgehend ab.

Da der Rücken nach Leseart des IFS in der zonalen Grundströmung recht schnell
von einem nachstoßenden Kurzwellentrog abgehobelt und südostwärts weitergereicht
wird, ist der Zwischenhocheinfluss nicht nachhaltig. Stattdessen soll das Land
schon in der Nacht zum Freitag von einem markanten Trog dominiert werden, der im
Bodendruckfeld wohl mit einer okkludierten Front einhergeht. Entsprechend muss
in der Nacht sowie am Freitag selber erneut mit schauerartigen Niederschlägen
gerechnet werden.

In der erweiterten Mittelfist ab Samstag deutet der Hauptlauf des EZMW einen
Abschnürungsprozess des Kurzwellentroges in den zentralen Mittelmeerraum an.
Dabei soll das Höhentief über Italien und Sizilien bis vor die Küste Afrikas
wandern. Gleichzeitig soll sich ein kräftiger Rücken vom Ostatlantik bis in den
Südwesten Deutschlands schieben. Diese Konstellation würde dazu führen, dass die
stramme zonale Grundströmung und somit die Frontalzone nach Norden gedrückt wird
und etwa über Dänemark hinweg verlaufen würde. Inwieweit diese Modellvariante
über Signifikanz verfügt, wird später nochmals genauer unter die Lupe genommen.

Zusammenfassend ist der mittelfristige Zeitraum von einer zyklonal geprägten
Westwetterlage dominiert, die überwiegend mit einem unbeständigen, windigen und
meist milden Wettercharakter einhergeht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufes ist bezüglich der großskaligen
Strukturen als gut bis Mittwoch sogar als sehr gut zu bezeichnen. Ab Mittwoch
gibt es jedoch auch nur geringe Unterschiede bei der Verlagerungsgeschwindigkeit
der durchschwenkenden Trog-Rücken-Strukturen, was wiederum geringe zeitliche
Unterschiede beim Durchzug möglicher Niederschlagsfelder zur Folge hat.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch andere Globalmodelle führender Wetterdienste (GFS, ICON, GEM, etc.)
simulieren die großskaligen Entwicklungen ähnlich zum IFS. Mit der
Vorhersagezeit sind allenfalls geringe Unterschiede in der
Verlagerungsgeschwindigkeit sowie Ausprägung der Trog-Rücken-Strukturen zu
erkennen, die wiederum aber kaum Einfluss auf das prognostizierte Wetter haben.

Das GFS und das ICON zeigen vergleichbar zum IFS auch den Abschnürungsprozess
zum Ende des mittelfristigen Zeitraums und zu Beginn der erweiterten
Mittelfrist, während beim GEM der Trog recht schwach ausgeprägt ist und von der
Zonalströmung nur ostwärts durchgereicht wird. Von einer möglichen Blockierung
oder Hochdruckeinfluss ist beim GEM nichts zu sehen. Das UKMO simuliert den Trog
im Vergleich zum ICON, GFS und IFS noch markanter und lässt ihn mit großer
Amplitude über den Ostatlantik weit nach Süden reichen. Damit wird auf der
Vorderseite der Rücken gestützt, der am Boden mit einem kräftigen Hoch von der
Iberischen Halbinsel bis nach Deutschland einhergeht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen bezüglich der
Temperatur in 850 hPa bis einschließlich Mittwoch aufgrund eines recht geringen
Spread eine gute Vorhersagegüte. Erst ab Donnerstag spreizt sich das Ensemble
weiter auf, was in Verbindung mit dem Trogdurchgang in der Nacht zum Freitag
steht. Die Member simulieren dabei die Amplitude sowie aufgrund der
Verlagerungsgeschwindigkeit auch die zeitliche Einordnung leicht
unterschiedlich. Beim Geopotential ist ein ähnliches Bild zu verzeichnen. Dort
liegt bis Mittwoch ebenfalls eine gute Vorhersagegüte vor. Erst wenn ab
Donnerstag etwas mehr Schwung in die Zirkulation kommt und die Unsicherheiten
bei den Trog-Rücken-Strukturen zunehmen, bildet sich dieses auch in den
Rauchfahnen entsprechend ab. Die Meteogramme stützen die Aussagen der
Rauchfahnen.

Bei der Clusteranalyse werden die Unsicherheiten des Ensembles im Zeitraum von
+72 bis +96h durch insgesamt vier Cluster hinreichend beschrieben. Dabei sind
alle Cluster dem Schema einer positiven NAO zugeordnet, die wiederum typisch für
eine zonale Grundströmung mit stark ausgeprägten Tiefdruckkomplex über dem
Nordatlantik ist. Die Unterschiede der vier Cluster beziehen sich überwiegend
auf die Amplitude und das Timing kurzwelliger Randtröge, die mit der Strömung
ostwärts geführt werden. Cluster 1 und Cluster 2 sind dabei etwa gleichverteilt.
Haupt- und Kontrolllauf sind im Cluster 2 eingeordnet.
Im Zeitraum von +120 bis +168h wird vom Ensemble übereinstimmend weiter eine
meist zyklonal geprägte Westlage gezeigt, bei der die Trog-rücken-Strukturen nun
jedoch größere Amplituden und entsprechend größere Meridional-Komponenten
aufweisen. Die Unterschiede bei der Verlagerungsgeschwindigkeit und Ausprägung
der Strukturen führt schließlich dazu, dass insgesamt fünf Cluster zur
Beschreibung der Unsicherheiten nötig sind. Dabei sind vor allem Cluster 1 bis 4
nahezu gleichverteilt. Die Cluster 1 und 2 verfügen dabei über vergleichbare
Strukturen. Bei Cluster 1, das auch den Haupt- sowie Kontrolllauf enthält, wird
der rücken über Westeuropa etwas stärker gezeigt, während bei Cluster 2 der
Rücken über den Atlantik intensiver gerechnet wird. Die weiteren Cluster weichen
von den Erstgenannten vor allem durch Unterschiede bei der Lage sowie der
Verlagerungsgeschwindigkeit ab. Bei der Intensität der verschiedenen
Geopotentialfelder ähnelt Cluster 3 dem ersten Cluster und Cluster 4 dem zweiten
Cluster. Das Cluster 5 zeichnet sich durch eher schwache Amplituden der
Geopotentialgebilde aus, sodass dort im Grunde bis Freitag eine stramme
Zonalströmung dominiert.

In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192 bis +240h bleibt die
zyklonale Westwetterlage und somit das Schema einer positiven NAO über alle
Cluster erhalten. Die geringen Abweichungen im Luftdruck- und Geopotentialfeld
werden dabei durch vier Cluster beschrieben. Vor allem Cluster 1 und 2 sowie 4
zeigen wieder zunehmend eine starke Westdröhnung ohne Tröge/Rücken nennenswerter
Amplitude. Je nach Cluster ist allerdings die Frontalzone weiter nach Norden
oder Süden verschoben. Bei Cluster 1 und 2, die jeweils mit 17 Mitgliedern
gleichverteilt sind, würde die Frontalzone erneut direkt über der Nordhälfte
Deutschlands verlaufen. Diese Variante wird durch den Kontrolllauf in Cluster 2
gestützt. Bei Cluster 4 würde sich ein kräftiger und großräumiger Rücken weiter
nach Norden schieben und die Frontalzone ins südliche Skandinavien schicken.
Cluster 3 mit dem Hauptlauf zeigt einen kräftigen Rücken, der sich von West-
bzw. Südwesteuropa bis nach Russland erstreckt, den nachfolgenden Langwellentrog
blockiert und schließlich eine starke südwestliche Grundströmung produziert.

Zusammenfassend bleibt also die zyklonale Westwetterlage auch nach Betrachtung
der Cluster Trumpf. Während sich die Geopotential- und Luftdruckgebilde in der
Mittelfrist etwas variabler zeigen und durch eine größere Amplitude an
Meridional-Komponente zunehmen, scheint in der erweiterten Mittelfrist wieder
stramm West vorzuherrschen.

Um nochmals auf den Abschnürungsprozess über dem östlichen Mitteleuropa zum Ende
der Mittelfrist zurückzukommen, so lässt sich auch nach Betrachtung der Cluster
feststellen, dass dieser von nahezu allen ENS-Mitgliedern gezeigt wird, aber
keinen nachhaltigen Einfluss auf die weiteren Entwicklungen hat.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Aus Sicht der Probabilistik gibt es vor allem am Sonntag und Montag hinreichend
Signale für überdurchschnittliche Witterungsbedingungen.

Der EFI zeigt für Sonntag nördlich von Mosel und Main überdurchschnittliche
Windgeschwindigkeiten im Nordwesten zudem übernormale Regenmengen im
24-stündigen Bezugszeitraum. Dazu werden im Vergleich zur Referenzperiode des
Modellklimas landesweit stark überdurchschnittliche Temperaturen erwartet. Am
Montag zeichnet der EFI ein ähnliches Bild, wobei überdurchschnittliche
Windspitzen bevorzugt im Norden und an der Kaltfront und vergleichsweise hohe
Regensummen im Südwesten gezeigt werden. Auch die Temperaturanomalie soll sich
etwas abschwächen. Auch der Dienstag steht beim EFI noch im Zeichen des Windes
mit im Vergleich zum Modellklima höheren Geschwindigkeiten in der Nordhälfte. Im
weiteren Verlauf der Mittelfrist legt der EFI eine Pause ein und hat für den
deutschen Raum keinen Hinweis für signifikant vom Modellklima abweichende
Wetterbedingungen.

Von den ENS gibt es am Montag vor allem im Norden und Westen höhere
Wahrscheinlichkeiten zwischen 25 und 90%, im Küstenumfeld bis 100% für
stürmische Böen oder Sturmböen. Weiter nach Süden stützen nur 0 bis 25%
stürmische Böen, südlich der Donau gibt es gar keine Hinweise für markante Böen.
Für orkanartige Böen gibt es im Nordseeumfeld von den ENS (EZ-EPS, ICON-EPS,
CLEPS) Signale zwischen 5 und 15%. Neben dem Wind soll es regional auch länger
anhaltend und kräftig regnen. Entsprechend gibt es für den Schwarzwald geringe
Wahrscheinlichkeiten für das Erreichen Dauerregenschwelle von 30 l/qm/24h.

Am Dienstag bleibt es weiter windig bis stürmisch. An der Küste sowie im
Bergland werden dabei stürmische Böen oder Sturmböen von Wahrscheinlichkeiten
zwischen 45 und 75% gestützt. Im Binnenland, etwa bis zur Mittelgebirgsschwelle,
sind noch in 10 bis 25% der Member einzelne stürmische Böen zu verzeichnen,
wobei das EZ-EPS noch etwas höhere Werte als CLEPS und ICON-EPS zeigt. Sonst
bleibt es weiter unbeständig, ohne aber markante Regenmengen zu erreichen.

Am Mittwoch simulieren die Läufe des ENS (ICON-EPS und CLEPS) nur noch im
direkten Küstenumfeld und in den Hochlagen mit Wahrscheinlichkeiten von 20 bis
40% stürmische Böen oder Sturmböen. Das EZ-EPS ist mit Werten bis 50% an der
Küste und bis 30% in Teilen Ostdeutschlands etwas stärker ausgeprägt. Mit Zufuhr
kühlere Meeresluft polaren Ursprungs sinkt die Schneefallgrenze in der Nacht zum
Mittwoch ab. Dabei gibt es für Alpen und den Bayerischen Wald ab Dienstagabend
geringe Hinweise von 5 bis 25, exponiert bis 50%, dass etwa oberhalb von 700 bis
1000 Meter Neuschneemengen über 10 cm in 12 Stunden auftreten. Im Schwarzwald
und im Erzgebirge stützen noch 5 bis 10% diese Mengen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, det. EZ, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel