S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.01.2020 um 10.30 UTC

Anfangs an den Alpen noch Schnee. Sonst vorübergehend Hochdruckeinfluss. Am
Dienstag aber im Norden schon wieder Durchgang einer schwachen Kaltfront und am
Mittwoch in einer Nordwestströmung einzelne Schauer, im Bergland als Schnee. Am
Donnerstag wahrscheinlich Übergreifen der Frontalzone und dabei vor allem im
Norden und Osten Milderung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 23.01.2020

Der nordosteuropäische Höhentrog hat Mitteleuropa erreicht und tropft im
Tagesverlauf nach Tschechien ab. Dahinter schwenkt der kräftige Höhenkeil der
hochreichenden Antizyklone westsüdwestlich von Irland nach Südskandinavien.
Niedertroposphärisch ist die eingeströmte Polarluft wetterwirksam. Lediglich in
den Nordwesten gelangt von der Nordsee her etwas mildere Luft.
Am Montag zieht das Cut-Off-Tief als Kaltlufttropfen nach Südwestfrankreich.
Gleichzeitig schwenkt der Höhenkeil bis Tagesende nach Norddeutschland und
stützt die über Mitteleuropa bis zum nördlichen Balkan reichende Hochdruckzone.
Durch Absinken steigen bis Tagesende in 850 hPa die Temperaturen auf Werte um 0
Grad und im Nordwesten steigen die Werte gar bis 4 Grad.
Am Dienstag erreicht der Höhenkeil des weiterhin westlich von Irland liegenden
hochreichenden Hochs Südwestdeutschland und an seiner Nordflanke ziehet ein
flacher Höhentrog von der nördlichen Nordsee südostwärts und streift den
Nordosten. Daran gekoppelt ist eine schwache Kaltfront, die bis Tagesende fast
die Main-Linie erreicht. Insgesamt fällt aber meist weniger als 1 mm
Niederschlag bei Frontdurchgang und postfrontal heitert es auch rasch von der
Nordsee her wieder auf. Die einströmende Luftmasse ist aber nicht besonders
kalt, da sie über die Nordsee strömt (0 bis -3 Grad in 850 hPa).
Am Mittwoch verstärkt sich ein breiter Höhenkeil im Seegebiet südöstlich von
Island und entsprechend dreht die Höhenströmung nach Nordwest.
Niedertroposphärisch gelangt vorübergehend kältere Luft nach Deutschland mit
850-hPa-Temperaturn zwischen -4 und -7 Grad. Nur der Südwesten bleibt
ausgespart. Die Schaueraktivität hält sich aber auch sonst in Grenzen.
Am Donnerstag schwenkt der breite Keil nach Dänemark und wird von
Warmluftadvektion überlaufen. So kann am Nordrand des nach Süddeutschland
schwenkenden Bodenhochdruckkeiles eine Warmfront mit Bewölkung auf den Norden
und Osten übergreifen. Nachfolgend kommen Niederschläge auf, die abends die
zentralen Mittelgebirge erreichen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue Modelllauf vom EZMW simuliert die Entwicklung ähnlich wie die beiden
Modell-Runs von gestern.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Modelle einschließlich ICON sehen die Entwicklung bis Mittwoch recht
ähnlich.
ICON zeigt am Donnerstag über Deutschland eine zyklonalere Variante mit einem
stärkeren Gradienten, aber ebenso mit der Zufuhr milderer Luft aus Westen und
Nordwesten.
GFS ist noch zyklonaler aufgestellt: Hier zieht ein Sturmtief über Dänemark
südostwärts und sein Frontensystem überquert Deutschland von Nordwesten her
kommend. Dabei würde es vor allem im höheren Bergland zu Schneefällen kommen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse zeigt heute vier Cluster, die aber allesamt zum Donnerstag
die Nordwestlage mit einer Milderung zumindest in Bodennähe simulieren. Der 4.
Cluster mit nur 6 Modellläufen ähnelt dabei der GFS Lösung, bei der bald wieder
maritime Polarluft nach Mitteleuropa gelangt.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt zunächst recht niedrige 850-hPa-Temperaturen
bei -6 Grad (polare Meeresluft). Bis Dienstag steigt die Temperatur dank
Hochdruckeinfluss im Mittel knapp über den Gefrierpunkt, ehe am Mittwoch
ungefähr 70 Prozent der Runs wieder unter null Grad absinken. Am Donnerstag und
Freitag steigt die Temperatur wieder an auf Werte um 0 Grad bei zunehmender
Regenwahrscheinlichkeit (Übergreifen der Frontalzone). In der erweiterten
Mittelfrist (Freitag/Samstag) ist sogar der Einfluss von höhenkalter Luft
möglich. Dies passiert in rund 15 Prozent der Modellläufe und ist am niedrigen
Geopotential zu sehen.

Die EPS-Meteogramme zeigen ab Sonntag Höchsttemperaturen im Bereich der
Normalwerte, im Nordosten sogar noch leicht darüber, im Südwesten eher darunter.
Die Nachtwerte liegen dann in der Mitte und im Süden im Frostbereich und im
Norden bei oder etwas über null Grad.
Die Temperaturen steigen im Norden und Osten bereits am Dienstag, im Süden erste
am Freitag etwas an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist von Sonntag
bis Donnerstag in den meisten Gebieten nur gering.
Im Alpenraum könnte sich die markante Schneelage von Samstag mit geringer
Wahrscheinlichkeit noch in den Sonntag hinziehen.
Am Dienstag und Mittwoch steigt an der See und auf den Gipfeln der nördlichen
und östlichen Mittelgebirge die Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen an. Im
Mittelgebirgsraum ist vorübergehend Schneefall möglich, wobei die
Neuschneemengen aber meist unter 5 cm innerhalb von 12 Stunden verbleiben.
Die Wahrscheinlichkeit von strengem Frost ist im Süden über Schnee in der Nacht
zum Dienstag und Mittwoch leicht erhöht.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden