S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.01.2020 um 10.30 UTC

Anfangs an den Alpen Schnee, in die nächste Woche hinein Hochdruckeinfluss und
insgesamt ruhiges Wetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 22.01.2020

Am Samstag liegt Deutschland unter einem Höhentrog in 500 hPa, der vom Nordmeer
bis nach Oberitalien reicht. Seine Achse verläuft zu Tagesbeginn von Nord nach
Süd über Benelux, sie kommt aber am Tage und in der Nacht zum Sonntag nach Osten
voran, so dass am Sonntagmorgen praktisch ganz Deutschland Rückseitig der
Trogachse zu finden ist. Damit dreht in der Höhe die Strömung zunehmend auf
Nordwest und die 500er Temperaturen sinken in der Osthälfte von etwa -26 auf -31
Grad und im Westen moderat von etwa -32 auf -36 Grad. Die damit verbundene
Labilisierug sorgt im Tages- und Nachtverlauf von West nach Ost voranschreitend
für leichte Schauertätigkeit, wobei die zu erwartenden Niederschlagsmengen sehr
moderat ausfallen. Dem Trog läuft ein Frontensystem voraus, welches sich
weitestgehend okkludiert präsentiert und am Samstagmorgen insbesondere noch den
Osten und Süden beeinflusst. Dort zeigen sich viele Wolken und es fallen
verbreitet leichte Niederschläge, die im Osten zum Abend aufhören, an den Alpen
aber bis zum Sonntagmorgen anhalten. Da die Strömung nicht nur mittel-, sondern
auch niedertroposphärisch auf Nordwest dreht, wird auch bodennah und in 850 hPa
kältere Luft advehiert (T850 Samstagmorgen null bis -4 Grad, Sonntagmorgen -5
bis -8 Grad). Damit sinkt die Schneefallgrenze bis in tiefste Lagen, wobei sich
die Neuschneemengen, abgesehen vom Alpenraum, in engen Grenzen halten sollten
(in Stau- und Gipfellagen der Mittelgebirge einige wenige cm). An den Alpen
dagegen baut sich vorderseitig eines kräftigen Hochs, welches vom Atlantik zur
keltischen See zieht, ein Staukeil auf, und die nördliche bis nordwestliche
Anströmung sorgt dort für 5 bis 15, lokal auch bis zu 25 mm Niederschlag, was
dann meist 5 bis 20, in Staulagen um 35 cm Neuschnee bedeuten dürfte. Dabei
liegen die Höchstwerte im Süden um 3, im Norden um 7 Grad, nachts bleibt es im
Nordosten frostfrei, sonst liegen die Minima meist bei null bis -3 Grad.

Am Sonntag bleibt uns der Trog in der Höhe erhalten, er zeigt dabei eine nur
moderate progressive Verlagerung. Insbesondere über dem Norden Deutschlands und
über der Ostsee steigt das Geopotential und der Trog wird dort zunehmend
abgeschnürt, was vor allem einem Höhenrücken geschuldet ist, der sich vom nahen
Ostatlantik zum Nordmeer erstreckt. Als Residuum bleibt über Oberitalien ein
abgeschlossenes, sich aber weiter abschwächendes Höhentief erhalten und
insbesondere über dem Westen ist die Höhenkaltluft, die mehr und mehr die Form
eines Kaltlufttropfens annimmt, weiter wetterwirksam. Das Hoch bei den
Britischen Inseln verlagert sich zwar nur sehr zögerlich nach Osten, aber das
Absinken in seinem Bereich (vorderseitig des Rückens) sorgt für eine Kräftigung,
so dass der Kerndruck auf deutlich über 1045 hPa steigt. Im Süden bleibt dabei
die an den Alpen zu beobachtende Staukomponente erhalten, der Staukeil kräftigt
sich weiter und bildet zunehmend eine nach Ost- bzw. Südosteuropa gerichtete
Hochdruckbrücke aus. Die Schneefälle dort lassen mit dem Übergreifen des
Absinkens allmählich nach, trotzdem sind bis zum Abend nochmals bis 5, in
Staulagen bis 10 cm Neuschnee möglich. Auch im Westen sind durch die
Höhenkaltluft noch ein paar schwache Schauer unterwegs, die im insgesamt kühlen
bzw. kalten Umfeld (850er Temperaturen meist zwischen -5 und -9 Grad) bis in
mittlere, teils auch bis in tiefe Lagen als Schnee oder Schneeregen fallen. In
der Nacht zum Montag kippt der Rücken weiter nach Südosten und Deutschland gerät
noch stärker unter seinen Einfluss. Die Niederschläge hören, auch an den Alpen,
auf, abgesehen von den Küsten wird es sehr verbreitet frostig.

Am Montag nähert sich der Rücken von Norden her noch weiter an, in der Nacht zum
Dienstag erreicht seine Achse nach dem aktuellen EZMW-Hauptlauf
Schleswig-Holstein. Das vorderseitige Absinken lässt über der Mitte Deutschlands
den Druck steigen. Da zusätzlich die Staukomponente an den Alpen nachlässt,
nimmt die Hochdruckbrücke eine Lage ein, die von West nach Ost über der Mitte
Deutschlands verlauft, wobei sich innerhalb der Brücke zwei Schwerpunkte
abzeichnen, ein Hoch über dem Böhmischen Becken und eines über dem nahen
Ostatlantik. An der Nordflanke des Hochs wird Warmluft advehiert, so dass die
850er Temperaturen über dem Norden allmählich wieder über null Grad ansteigen,
während sie über dem Süden im negativen Bereich verbleiben. Das Wetter gestaltet
sich dabei wechselhaft, teils ist es länger neblig trüb, teils aber auch sonnig,
aber allgemein trocken.

Am Dienstag und Mittwoch bleiben hohes Geopotential und die Hochdruckbrücke
weiter wetterbestimmend, wobei sich die Brücken zögerlich nach Süden verlagert.
Am Rande eines kräftigen Skandinavientroges läuft in der Nacht zum Mittwoch eine
schwache Front von Norden in die frontolytischen Bedingungen der
Hochdruckbrücke. Sie bringt im Norden ein paar Wolken, aber allenfalls
homöopatische Niederschläge. Im Süden bleibt das Wetter insgesamt ruhig, teils
ist es dort freundlich, teils länger neblig.

Im weiteren Verlauf ist keine durchgreifende Änderung der synoptischen
Bedingungen zu erkennen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Am Samstag zeigen der aktuelle EZMW-Lauf und seine Vorläufe zwar auf dem
Atlantik recht deutliche Unterschiede in der Druckverteilung, die sich
allerdings nicht auf die Situation im Mitteleuropa auswirken. Dort wird recht
einheitlich eine Hochdruckbrücke über Süddeutschland simuliert, und auch die
Modelllaufübergreifende Streuung des Drucks über Norddeutschland, wo sich ein
Skandinavientief bemerkbar macht, ist sehr gering. Im 500-hPa-Niveau greifen die
simulierten Langwellentröge im aktuellen und im gestrigen 12-UTC-Lauf weiter
nach Süden aus als dies vom gestrigen 00-UTC-Lauf noch angedacht war, der sich
auch in der Form noch deutlich von seinen Nachfolgern unterschied. Die
niederschlagsrelevanten Feuchtefelder zeigen über Deutschland ebenfalls keine
nennenswerten Unterschiede.

Am Sonntag haben sich die Druckmuster über dem nahen Atlantik angeglichen, ein
kräftiges Hoch über der Keltischen See bzw. in ihrer Nähe zeigen der aktuelle
Lauf wie auch seine Vorläufe. Gleiches gilt für die vom Hoch ausgehende und über
Süddeutschland verlaufende Hochdruckbrücke. Im Geopotentialfeld wird ebenso
einheitlich ein Rücken vom nahen Ostatlantik bis nach Skandinavien und ins
südliche Nordmeer errechnet. Das heißt insgesamt: Daumen hoch für die
Konsistenz!

Dies gilt auch für den Montag, wo die Streuung auf niedrigem Niveau etwas größer
wird. Ein deutlicheres Auseinanderlaufen des aktuellen Laufs und der Vorläufe
zeigt sich dann erst am Dienstag und auch nur im Geopotentialfeld. Während die
Vorläufe den Höhenkeil bis zum Dienstagmittag bis nach Süddeutschland
durchschwenken ließen, kommt der Keil nach dem aktuellen Lauf zögerlicher nach
Süden voran. Bezüglich des Bodendrucks zeigt sich aber weiterhin eine recht
bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen den Modellläufen, die auch am Mittwoch noch
wiederzufinden ist, dann aber deutlich diffuser wird.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der internationale Vergleich zeigt ebenfalls eine beeindruckende Übereinstimmung
bzw. Ähnlichkeit der Simulationen. Beispielsweise liegt der Schwerpunkt des Hoch
bei den Britischen Inseln am Sonntagmittag bei ICON, EZMW und GFS nur 200 km
auseinander, ICON und EZMW simulieren diesen sogar fast deckungsgleich! Die
Achse des Höhenrückens simulieren die genannten Modelle zu diesem Zeitpunkt alle
knapp nordwestlich von Irland und Schottland.

Auch am Montag (12 UTC) zeigt sich ein Bild recht großer Einigkeit. Die Achse
der (sich ausbildenden) Hochdruckbrücke verläuft bei allen drei Modellen von
Südengland über das Ruhrgebiet bis zum Böhmischen Becken, die Rückenachse liegt
zu diesem Zeitpunkt im englisch-schottischen Grenzgebiet. Unterschiede? Ja, die
an der 700er Feuchte erkennbare, von Norden hereinschwenkende Front simuliert
ICON schneller als EZMW oder GFS.

Ab Dienstag (12 UTC9 werden die Unterschiede größer, die Hochdruckbrücken wird
bei ICON schneller nach Süden gedrückt als bei GFS oder EZMW. Gleiches gilt für
den Höhenrücken, wobei GFS bezüglich des Geopotentials einen Sonderweg geht, hat
dieses Modell doch ein abgeschlossenes Höhenhoch über England zu bieten,
verglichen mit dem Keil von ICON oder EZMW.

Insgesamt ist die Übereinstimmung der Modelle aber sehr gut.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die EZMWF-Rauchfahnen für Offenbach zeigen eine sehr geringe Streuung bis in den
Beginn der kommenden Woche hinein. Dabei schwankt die 850er Temperatur anfangs
nur moderat, sie sinkt dann aber ab Freitag deutlich ab, ohne dass dabei die
Streuung signifikant zunimmt. Zum Beginn der kommenden Woche steigt die 850er
Temperatur dann wieder an, und erst dann ist auch eine, wenngleich immer noch
und insbesondere für den Vorhersagezeitraum geringe, Zunahme der Streuung zu
erkennen, wobei Haupt- und Kontrolllauf etwas unterdurchschnittliche
Temperaturen anbieten. Auch bezüglich des Geopotential ist die Streuung des
EZMW-Ensembles bis weit in die kommende Woche hinein sehr gering.

Das GFS-Ensemble stützt die Einschätzung des EZMW-Ensembles.

Das EZMW-Ensemble simuliert für den Zeitraum +72 bis +96 Stunden 2 Cluster,
wobei der mit 33 membern größere durchgehend in der Kategorie „Blocking“ liegt,
der zweite dagegen von der Kategorie „Positive NAO“ in die Kategorie „Blocking“
wechselt. Dabei befinden sich der Haupt- und Kontrolllauf im größeren Cluster.
Insbesondere zum Ende des Zeitraums zeigt sich die Streuung des 500er
Geopotentials zwischen den zwei Clustern und auch zwischen den Mitgliedern der
einzelnen Cluster als recht gering.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 4 Cluster berechnet, die zwischen 16
und 11 member haben und damit etwa gleich groß sind. Der Haupt- und Kontrolllauf
befinden sich dabei in Cluster 2, der als einziger durchgehend in der
Blockierungslage verharrt. Die drei anderen Cluster wechseln in die Lage
„Atlantischer Rücken“. Es zeigt sich aber bei allen Clustern ein Höhenkeil der
von Westen nach Mitteleuropa und nach Deutschland gerichtet ist. Dieser Keil
liegt beim letzten Cluster recht weit südlich und eher in Richtung Oberitalien
als nach Süddeutschland gerichtet. Dies zeigt sich entsprechend in den Mustern
des Bodendrucks. Während Deutschland bei den Clustern eins bis drei auch zum
Ende des Zeitraums noch unter der Hochdruckbrücke verharrt, verläuft diese im
4ten Cluster weiter südlich.

Im Zeitraum +192 bis +240 Stunden werden 5 Cluster simuliert. Der mit fünf
Mitgliedern kleinste wechselt aus der Lage „Atlantischer Rücken“ in eine
„Negative NAO“-Lage, die deutliche Züge der Wetterlage Wz oder SWz trägt. Recht
ähnlich sind die Muster bei den mit 13 und 12 Mitgliedern größten Cluster. Sie
zeigen bis zum Ende des Zeitraums den atlantischen Rücken, wobei die
antizyklonale Höhenströmung im größeren Cluster noch weiter nach Osten ausgreift
als beim etwas kleineren. Der ebenfalls 12 Mitglieder starke dritte Cluster
bietet zum Ende des Zeitfensters eine stramme Westlage an, der mit 8 membern an
vierter Position geführte einen mitteleuropäischen Rücken.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Dem EFI ist es verglichen mit dem klimatologischen Mittel zeit- und gebietsweise
zu warm, sonst hat er nix zu monieren.

COSMO-LEPS liefert an den Alpen am Samstag Wahrscheinlichkeiten von bis zu 40%
für mehr als 10mm Schneeäquivalent in 12 Stunden. In der Nacht zum Sonntag sind
die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten mit bis zu 20% zwar geringer, aber immer
noch vorhanden.

Darüber hinaus liefert COSMO-LEPS Signale für Windböen im Küstenumfeld und in
einzelnen exponierten Gipfellagen am Samstag und Sonntag mit
Wahrscheinlichkeiten von bis zu 50%.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas