S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.10.2019 um 10.30 UTC

Vielfach goldener Oktober, im Norden und Nordwesten wechselhafter. Mitte
nächster Woche überall wieder wechselhafter und kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 16.10.2019

Am kommenden Samstag liegt Deutschland auf der warmen Seite der Frontalzone in
einer immer mehr von West auf Südwest kippenden Höhenströmung. Ausgehend vom
kräftigen Rücken über dem Balkan sind die Isohypsen bei uns schwach antizyklonal
gekrümmt und laufen mit den Isothermen halbwegs parallel. Folglich herrschen
zwar keine nennenswerten Advektionsprozesse ab, dumm nur, dass über
Norddeutschland aber noch eine schleifende Front eingelagert ist. Mit maximal 5
l/qm binnen 6 Stunden sind die Niederschläge aber aufgrund des schwachen
dynamischen Absinkens limitiert. Etwa südlich einer Linie
Ruhrgebiet-Magdeburg-Berlin wird es ein freundlicher Oktobertag mit viel
Sonnenschein. Bei 850 hPa Temperaturen zwischen 10 und 14 Grad gelangt aus
Südwesten zunehmend warme Subtropikluft zu uns, in der die Temperaturen auf über
20 Grad ansteigen. Nicht ausgeschlossen, dass im Alpenvorland sowie am Oberrhein
nochmal ein Sommertag mit mehr als 25 Grad registriert wird. Im Dauerregen sind
es dagegen nur rund 15 Grad. Auf den Bergan und auf den Inseln reicht der
Gradient für starke bis stürmische Böen aus.

Am Sonntag schwenkt ein ostatlantischer Trog mit seiner Achse langsam ostwärts
zur Biskaya. Auf dessen Vorderseite zieht ein Wellentief mit breitem Warmsektor
zur Doggerbank. Dadurch steilt die Strömung über Mitteleuropa weiter auf,
wodurch die 10 Grad Isotherme in 850 hPa zur Dänischen Grenze vorankommt. Durch
die föhnige Überströmung der Alpen steigt die Temperatur auf der Alpennordseite
in 850 hPa auf Werte bis 16 Grad an, was sich aber bei nur schwachem
Druckgradienten am Boden mit geringer Durchmischung nur mäßig bis zum Boden
durchschlägt (eher schwacher Ostwind). Nach Norden zu ist der Gradient stärker,
weshalb die Gebiete auf der Nordseite der zentralen Mittelgebirge prädestiniert
für das Erreichen der 25 Grad-Marke erscheint.
Im Nordwesten, in der Nähe des Tiefkerns, ist die Atmosphäre potentiell
feucht-labil geschichtet mit (leicht-gedeckeltem) CAPE von wenigen 100 J/kg,
Gehalt an niederschlagbarem Wasser um 35 mm und hochreichender
(Geschwindigkeits-)Scherung von rund 20 m/s. Dadurch sollte es (isoliert) im
Tagesverlauf zwischen Niederrhein und Schleswig zu einzelnen Schauern und
Gewittern kommen, die durchaus linienhaft organisiert und mit Sturmböen und
Starkregen verbunden sein können. Abseits davon fällt auch im Norden vermehrt
die 20 Grad-Marke bei mäßigem südlichen Wind.

Am Montag setzt stromaufwärts über dem Atlantik massive WLA ein. Dadurch wird
die Wellenlänge des Troges stark verkürzt, da auch dessen Progression ostwärts
durch den umfassenden Rücken über Südosteuropa weiterhin blockiert wird. Somit
verbleibt Deutschland noch in einer warmen südlichen Strömung. Im Nordwesten und
Norden ist weiterhin die schleifende Frontalzone wetterwirksam, wobei die
küstennahen Gebiete nach Abzug des Nordseetiefs nordostwärts vorübergehend auf
die kalte Seite gelangen (Höchstwerte um 15 Grad). Der große Rest des Landes
profitiert weiterhin von goldenem Oktoberwetter bei Höchstwerten zwischen 20 und
25 Grad.

Am Dienstag und Mittwoch greift der Trog allmählich auf Mitteleuropa über.
Mithin überquert uns auch am Boden eine Kaltfront, hinter der wieder kühlere,
obschon erwärmte, Atlantikluft einfließt mit 850 hPa Temperaturen unter 5 Grad.
Genaue Zeitliche und räumliche Details sind dabei noch sehr unsicher. Sollte die
Trogspitze noch bis zum Golf von Genua reichen und dort ein Tief über
Norditalien induzieren, ist durch das „Zurückhalten“ der Frontpassage an den
Alpen Dauerregen möglich bei gleichzeitig sinkender Schneefallgrenze auf etwa
1500 Meter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS-Hauptlaufes ist einigermaßen zufriedenstellend. Die
größten Unsicherheiten beginnen primär mit dem Übergreifen des Troges zum
Dienstag hin, wo die Art dessen Ausprägung sowie das genaue Timing och unklar
ist. Während der gestrige 12z Lauf noch deutlich schneller war mit
Kaltfrontdurchgang am Montagabend/Nacht zum Dienstag und am Dienstag selbst
schon wieder Zwischenhocheinfluss simulierte, ist der aktuelle Lauf um fast eine
Tageslänge langsamer. Die Trogausprägung ist zudem schärfer und südlicher
gerechnet, was insbesondere für die Frage nach Dauerregen an den Alpen relevant
werden könnte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch beim Modellvergleich können wir uns auf die Unsicherheiten in der kommenden
Woche beschränken, bis dahin simulieren die gängigen Globalmodelle die kommende
Entwicklung sehr ähnlich. Obwohl IFS zeitlich schon deutlich zurückgerudert ist
(siehe Konsistenzbetrachtung), ist es im internationalen Modellvergleich immer
noch am progressivsten aufgestellt, was die Kaltfrontverlagerung anbelangt. Die
Mehrzahl der Globalmodelle belassen (wie exemplarisch das GFS und ICON) große
Teile Süd- und Ostdeutschlands am Dienstag noch länger im Warmsektor fernab
jedweder Niederschläge. GEM lässt den Trog ins Mittelmeerabtropfen und ein
schwaches Residuum im Norden durchschwenken. Dadurch würden Regenfälle im Süden
Deutschlands komplett ausbleiben.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen zeigen recht einheitlich den Peak am kommenden Sonntag mit rund
15 Grad in 850 hPa (im Norden etwas über 10 Grad), weshalb der Höhepunkt des
Goldenen Oktoberwetters dann recht sicher ist. Danach ist die Streuung wirklich
enorm. Sie erstreckt sich über Spreads von 15 Kelvin mit starken Varianzen
zwischen den Membern, aber auch dem deterministischen und Kontrolllauf.
Letzterer verfolgt dabei noch die Linie des gestrigen det. 12z Laufs mit
schnellerem Kaltfrontdurchgang. Anhand des Medians ist das wahrscheinlichste
Szenario des Durchgangs am Dienstagabend/Nacht zum Mittwoch.

In den Clustern im Zeitraum +120-168h (Mo-Mi) ist tatsächlich die Abtropflösung
vom GEM im Cluster 2 (von 2) vertreten und mit 20 Membern nur weniger stark
repräsentiert als die Lösung der meisten anderen Globalmodelle. Insofern kann
man diese Variante nicht einfach so als Außenseiterlösung abtun.

FAZIT:
Der Goldene Oktober hält Einzug in Deutschland. Bei viel Sonnenschein steigen
die Temperaturen am Wochenende verbreitet auf Höchstwerte zwischen 20 und 25
Grad. Einschränkungen gibt es lediglich im Norden und Nordwesten, wo eine
schleifende Front zeitweise für Niederschläge und vereinzelt auch kurze Gewitter
sorgt. Am Dienstag, spätestens zum Mittwoch greift von Westen eine Kaltfront auf
Deutschland über und bringt wieder wechselhafteres und kühleres Wetter mit sich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STURM:
Speziell am Samstag treten an exponierten Küstenabschnitten sowie im höheren
Bergland Sturmböen aus Südwest auf. Laut den probabilistischen verfahren liegt
die Wahrscheinlichkeit hierfür vor allem in der ersten Tageshälfte noch bei
immerhin 40 bis 60%. Ein überregionales Sturmereignis ist nicht absehbar.

GEWITTER:
Speziell am Sonntag im Nordwesten einzelne Gewitter. Zutaten und teils markante
Begleiterscheinungen wurden im Text erwähnt.

DAUERREGEN:
Sollte die Trogspitze nach Süden zu scharf genug sein und sich über Norditalien
ein Tief bilden, das die Front zurückhält, sind am Dienstag und Mittwoch
kräftige Regenfälle an den Alpen zu erwarten. Nennenswerte Hinweise für die
Überschreitung von Warnschwellen gibt es bisher aber noch keine.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen