S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T

ausgegeben am Freitag, den 07.06.2019 um 10.30 UTC

Im Süden und Osten schwül-warm bis heiß und teils kräftige Schauer und Gewitter.
Im Nordwesten kühler und zeitweise Regen.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 14.06.2019

Am Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag liegen wir auf der Vorderseite eines Höhentroges über Westeuropa, dessen Achse sich von Großbritannien nach Spanien erstreckt. Die Vorderseite des Troges über uns ist recht glatt konturiert, dennoch besteht das Potential für flache eingelagerte Kurzwellentröge. Mit der Südwestströmung wird recht warme Luft zu uns geführt und die 10-Grad-Isotherme in 850 hPa erreicht auch den Norden. Im Südosten werden sogar 20 Grad simuliert. Am Boden bildet sich über der Osthälfte ein Tief. Daran können sich im Tagesverlauf kräftige Gewitter bilden, die mit Starkregen bis an die Unwetterschwelle verbunden sein können. Im Anbetracht der simulierten CAPEs muss auch mit Hagel gerechnet werden. Nach Westen zu ist es etwas stabiler, aber auch dort gibt es Schauer oder skaligen Regen. Am Dienstag wird über der Bretagne im Bereich des Troges ein Cut-Off simuliert, an der Lage des gesamten Troges ändert sich allerdings nicht allzu viel. Weiterhin liegt über dem Süden Deutschlands ein Bodentief und daher ist im Tagesverlauf in der Mitte und im Osten wieder mit kräftigen Gewittern zu rechnen, Unwettergefahr durch Starkregen und teilweise Hagel nicht ausgeschlossen.

Der Cut-Off verlagert sich am Mittwoch retrograd etwas nach Westen und findet sein Drehzentrum knapp westlich der Bretagne. Dabei bleibt die südwestliche bis südliche Höhenströmung bei uns erhalten, wobei vor allem in die Osthälfte weiter
WLA advehiert wird, während der Westen schon in den Einflussbereich der höhenkalten Luft im Bereich des Höhentiefs kommt. Von daher ist weiterhin im Südosten und Osten das Potential für hochreichende Konvektion gegeben mit Starkregen und Hagel teilweise bis in den Unwetterbereich. Bis Donnerstag wandert das Höhentief weiter retrograd in Richtung Westen bis in den Ostatlantik westlich von Irland. Dadurch wird auch in den Westen wieder wärmere Luft mit einer T850 von über 10 Grad geführt. Das Potential für schwere Gewitter ist am ehesten im äußersten Südosten sowie in Sachsen vorhanden. Dort besteht dann weiterhin die Gefahr von Gewittern mit Starkregen bis in den Unwetterbereich. Am Freitag sorgt ein Keil, der vom Mittelmeer in Richtung östliches Mitteleuropa
vorstößt in der Osthälfte für Stabilisierung. Gewitter sind aber vor allem durch
orografische Triggerung im südlichen und östlichen Bergland weiterhin möglich, die Unwettergefahr ist allerdings geringer als an den Vortagen. Auf den Westen greift ein Frontensystem über und daran werden teilweise kräftige Niederschläge simuliert. Es gibt sogar Signale für markante Niederschlagsmengen.
Noch eine Bemerkung zur Temperatur. Deutschland zeigt sich die ganze Woche über zweigeteilt, in der Nordwesthälfte meist nur mäßig warm mit Tageshöchstwerten von 21 bis 24 Grad, in der Südosthälfte meist mit Werten über 25 Grad, im äußersten Südosten und Osten auch teilweise mit heißen Tage über 30 Grad.
In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag schwenkt ein Randtrog über den Westen und Norden hinweg ostwärts, wobei in unserem äußersten Westen kräftige Niederschläge simuliert werden. Für den Süden und Osten werden Gewitter prognostiziert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Donnerstag besteht eine gute Übereinstimmung zwischen dem aktuellen Lauf und
dem gestrigen 12-UTC-Lauf. Der gestrige 00UTC-Lauf zeigt schon ab Dienstag ein etwas anderes Verhalten des Cut-Offs. Danach simuliert der aktuelle Lauf die Verlagerung des Cut-Offs deutlich retrograder als der Vorlauf. In der erweiterten Mittelfrist gibt es dann allerdings markanten Unterschied zwischen den Läufen, wobei sich in den letzten beiden Läufen ein zyklonaler Witterungsverlauf abzeichnet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Donnerstag liegen die anderen globalen Modelle auf der Linie des IFS. Danach
unterscheiden sich vor allem die Simulation des Cut-Off Tiefs im Westen. Bei GFS
liegt es deutlich weiter im Osten, über Frankreich und bildet mit einem Trog über Skandinavien eine Potentialrinne aus. Bei ICON dissipiert das Cut-Off fast vollständig über dem Ostatlantik und wird dann von einem Trog westlich von Skandinavien eingefangen. Auch der Keil, der laut IFS am Freitag für etwas Beruhigung sorgt, wird bei ICON und GFS mit einer progressiv geneigten Achse weiter östlich simuliert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusterszenarien für Montag und Dienstag berechnen 5 Cluster, wobei sowohl der Referenzlauf aus auch der deterministische Lauf in Cluster 1 liegen. Die übrigen Cluster unterscheiden sich bei uns kaum von dem ersten Cluster. Im anschließenden Zeitraum von Mittwoch bis Freitag werden nur 2 Cluster berechnet,
wobei sich bei sich vor allem am Freitag die Lage des retrograden Cut-Offs zwischen den Clusterlösungen deutlich unterscheidet. Der aktuelle Lauf des IFS wurde dabei dem Cluster 2 zugeordnet.
Die Meteogramme zeigen bei der 850 hPa Temperatur einen deutlichen Anstieg am Sonntag und danach im mittelfristigen Vorhersagebereich eine deutliche Streuung.
Das Maximum der Einzellösung verbleibt allerdings bis Freitag im Bereich um 10 Grad, danach erfolgt aber ein leichter Temperaturrückgang. Die Niederschlagsprognosen zeigen eine deutliche Spreizung der Ordinate bis annähernd 60 mm/6h. Einzellösungen erreichen dieses Niveau, was als Hinweis auf kräftige konvektive Umlagerungen verstanden werden kann. Nach GEFS Ensembles liegen die Temperaturen des Ensemble-Mittels über dem Mittel
1981-2010.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der Extreme Forecast Index (EFI) gibt von Mittwoch bis Freitag im Osten Signale für einen warmen, am Donnerstag sogar für einen sehr warmen Witterungsabschnitt.

Niederschlag:
Für Montag gibt es im Südwesten schwache Signale für über 30 mm Niederschlag in 24h. Am Dienstag sind die Signale deutlicher und betreffen weite Teile des Südens und der Mitte. In der Folgezeit gibt es immer wieder schwache Signale für
ein Niederschlagsereignis, die aufgrund der heterogenen Verteilung der Felder voraussichtlich von Schauern und Gewittern herrühren. Gewitter
Die Modellinterpretation gibt nächste Woche von Montag bis Mittwoch recht deutliche Signale für Gewitter, zumeist in der Südosthälfte. Am Montag und Dienstag simulieren die Ensembles für den Südosten (etwa vom Bodensee bis in die
Lausitz) höhere Wahrscheinlichkeiten für CAPEs über 1000 J/kg. An den Folgetagen
gibt es vor allem an den Alpen, dem Bayerischen Wald und am Erzgebirge Signale für Gewitter und höhere CAPEs.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich