S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 22.10.2024 um 10.30 UTC

GWL: Übergang von Sa in TrW oder SWz?
Von Westen her wechselhafter, weiterhin mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 29.10.2024

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag befindet sich Deutschland an der
Vorderseite eines Langwellentroges über Westeuropa in einer südlichen Strömung.
Dabei wird feuchte und milde Luft zu uns geführt. Das blockierende Hoch mit
Schwerpunkt über Osteuropa, das von einem Keil gestützt wird, der sich von
Libyen bis nach Finnland erstreckt, verliert zunehmend seine Wirksamkeit auf das
Wetter, so dass die Tiefausläufer von Westen her immer mehr auf Deutschland
übergreifen können.

Ausgehend von einem Tief mit Kern bei den Britischen Inseln nähert sich am
Freitag eine erste schleifende Kaltfront in den Westen des Landes. Präfrontal
ist die Luftmasse feucht und leicht labil geschichtet, so dass im Westen
vereinzelte Schauer und Gewitter auftreten können. Die Starkregengefahr ist aber
sehr gering. Ansonsten verläuft der Tag neben teils zähem Boden- und Hochnebel
freundlich oder komplett sonnig und trocken. Die Temperaturen steigen auf Werte
zwischen 11 Grad bei Dauernebel und knapp 20 Grad im Südwesten an. Der Wind weht
meist schwach bis mäßig aus Südost.

Aufgrund der Blockierung im Osten beginnt der Langwellentrog in der Nacht zum
Samstag über Ostspanien abzutropfen. Auch die Kaltfront hat dann kaum
Schubkomponente, da sie quasi parallel zur Höheströmung liegt, so dass sie über
Westdeutschland hängen bleibt. Dabei überwiegt im Westen der wechselhafte
Charakter mit zeitweiligen Regen. Nennenswerte Mengen werden jedoch nicht
erwartet, mangels großräumiger Hebungsvorgänge. Im Rest des Landes verläuft die
Nacht teils hochnebelartig bedeckt/mit dichtem Bodennebel oder klar, bei
Tiefstwerten zwischen 12 Grad im Westen und 5 Grad im Südosten. Der Wind weht
meist schwach aus Südost bis Südwest.

Am Samstag tropft ein Teil des Troges über Ostspanien ab, der Haupttrog schwenkt
nach Skandinavien durch und sorgt dafür, dass die Front mehr Schub bekommt.
Somit erreicht sie am Abend die Mitte des Landes. Die Kaltfront ist mit der
Unterstützung des Troges im Nordwesten aktiver als im Süden, dort bring sie kaum
Regen. Zudem stellt sich an den Alpen vorübergehend leichter Südföhn ein und in
den Niederungen halten sich zähe Nebel- und Hochnebelfelder. Dort bleibt es
schwachwindig, ansonsten frischt der Wind (vor allem im Nordwesten) leicht auf.
An der Nordsee sind dann steifen Böen möglich, bei Höchstwerten zwischen 12 und
18 Grad.

Am Sonntag bleibt das Strömungsmuster im Norden leicht zykonal. Dabei zeigt sich
das Wetter wechselhaft mit vereinzelten Schauern und lebhaftem Wind, wobei die
steifen Böen nur an der Nordsee auftreten. Der Süden liegt hingegen zwischen dem
Cut-off im westlichen Mittelmeerraum und der Trog im Norden im Niemandsland. So
präsentiert sich auch das Wetter „langweilig“: teils wolkig, teils stark
bewölkt. Temperaturmäßig gibt es kaum Änderung, da kaum kältere Luft hinter der
Front geführt wird.

Zu Wochenbeginn schwenkt der nächste Trog über Norddeutschland mit einer neuen
markanteren Kaltfront (die 850 hPa-Werte sinken unter 0 Grad) eines Tiefs über
Skandinavien hinweg. Das Frontensystem bringt vor allem dort Regen, wobei die
Mengen unter der Warnschwellen bleiben. Der Südwestwind frischt dort erneut auf,
mit steifen, vorübergehend auch stürmischen Böen (vor allem an den Küsten). Der
Brocken bekommt auch seine obligatorischen Sturmböen. Im Süden bleibt es vom
Hauptwettergeschehen außenvor.

In der erweiterten Mittelfrist sollte von Westen her ein Keil folgen und der
Hochdruckeinfluss nimmt überall wieder zu und das ruhige Herbstwetter kann mit
der Grenzschichtproblematik fortgesetzt werden. Dabei gibt es keine große
Änderung bezüglich der Temperatur. Diese Prognose ist mit Unsicherheiten
behaftet, denn es gibt auch deutlich wechselhaftere und kältere Lösungen. Diese
sind noch eine Minderheit.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten IFS-Modellläufe ist zu Beginn der Mittelfrist recht
gut. Dabei findet ein Abtropfprozess eines Langwellentroges über Spanien statt.
Deutschland liegt an der Vorderseite des abtropfenden Troges in einer südlichen
Höhenströmung, indem erneut sehr milde und feuchte Luft geführt wird. Gegenüber
steht ein blockierendes Hoch mit Schwerpunkt über Osteuropa, das von einem
kräftigen Keil gestützt wird. Die Blockierung des Hochs östlich von uns verliert
allerdings zunehmend seine Wirkung und Tiefausläufer mit den zugehörigen
Regengebieten greifen von Westen immer mehr auf Deutschland über.

Zu Beginn der neuen Woche zieht der abgetropfte Trog (Cut-off) in den westlichen
Mittelmeerraum und über Deutschland schwenkt dann der restliche Trog durch.
Dahinter folgen weitere Tröge und sorgen zusammen mit den korrespondierenden
Tiefdruckgebieten vor allem im Norden des Landes für wechselhafteres und
windiges Wetter. Diese Entwicklung ist mit keinen Einschränkungen in den Details
relativ sicher.

In der erweiterten Mittelfrist (ab dem 29./30.) nehmen die Diskrepanzen deutlich
zu. Der neuste Lauf zeigt die Rückkehr des ruhiges Herbstwetter durch einen
kräftigen Keil aus Westen, während die älteren Läufe eher einen markanten
Kaltluftvorstoß von Norden her in Verbindung mit einem Trog zeigen, der sich von
Skandinavien bis ins Mittelmeer erstreckt

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Globalmodelle sehen die Wetterentwicklung ähnlich. Immer wieder gibt
es Versuche, in einen wechselhafteren Wettercharakter zu wechseln. Diese
Versuche sind aber bis jetzt immer gescheitert, so dass das ruhige Herbstwetter
(Hochdruckeinfluss) überwiegt. In der erweiterten Mittelfrist/Langfrist kann man
aber erste Kaltluftvorstoße erahnen (Wetterumstellung).

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne verschiedener Städte sind zu Beginn der Mittelfrist gebündelt
(26./27.), danach gehen sie auseinander. Dies deutet auf einer mögliche
Wetterumstellung hin. Die meisten Member zeigen aber die Fortsetzung der eher
antizyklonal geprägten und milde Wetterlage. Wenn eine wechselhaftere Phase
kommt, wie am Wochenende und anfangs nächster Woche, ist dann nur für kurze
Zeit. Es gibt auch Lösungen, die einen markanten Kaltluftvorstoß zeigen, diese
sind aber bis jetzt in der Minderheit.

Die Clusteranalyse zeigt für den Zeitraum bis t+96h vier Cluster mit dem Haupt-
und Kontrolllauf im Cluster 1. Alle Cluster zeigen den Trogvorstoß im
Westeuropa, die Blockierung im Osteuropa und Deutschland dazwischen in einer
südlichen Strömung. Im Zeitraum bis t+168h sind zwei Cluster zu Verfügung. Sie
zeigen den Abtropfprozess im westlichen Mittelmeerraum und Deutschland
vorübergehend in einem zyklonal-geprägten Strömungsmuster. Bis t+240h gibt es
dann 6 Cluster. Einigen weisen auf einer Blockierung im Atlantik hin. D. h. eine
mehr oder weniger zyklonalen Nordlage in Deutschland (kalte und unbeständige
Lösungen). Anderen weisen auf einer High-over-low-Lage hin, mit dem Hoch über
Mitteleuropa und einem Höhentief über dem zentralen Mittelmeerraum. Haupt- und
Kontrolllauf liegen in diesem Muster.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im ganzen Zeitraum werden voraussichtlich keine markanten Wettererscheinungen
erwartet.

Eine kleine Ausnahme gibt es für den Norden (Nordsee), wo vor allem am Montag
stürmischen Böen (Bft 8) aus Südwest auftreten können und für den Brocken, wo
Sturmböen (Bft 9) möglich sind. Am Freitag besteht zudem eine geringe
Gewitterneigung im äußersten Westen Deutschlands.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, ICON, GEFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta