S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Dienstag, den 09.08.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.08.2022 um 10.30 UTC
Bis zum Wochenende dominierendes Hochdruckwetter. Anfang nächster Woche wird es
zunehmend zyklonaler.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 16.08.2022
Zu Beginn des Mittelfristbereichs am Freitag befindet sich Mitteleuropa im
Einflussbereich einer zonal orientierten Hochdruckzone, die sich von den
britischen Inseln bis nach Nordwestrussland erstreckt. An dessen Nordflanke
befindet sich eine Luftmassengrenze, an der immer wieder Wellenentwicklungen zu
Deformationen der Hochdruckzone führen. Da Absinken in der Hochdruckzone
dominierend ist, wird mit 850 hPa Temperaturen zwischen 11 und 15 Grad wieder
ein verbreitet sommerlich warmer/heißer und trockener Tag erwartet.
Über Südosteuropa befindet sich derweil ein umfangreicher Höhentiefkomplex mit
mehren Drehzentren. Ein Höhentief ist Freitag 00 UTC über Ungarn zu finden,
ausgehend von diesem Höhentief können im Südosten von Deutschland einige Wolken
ziehen, die vielleicht auch den einen oder anderen Schauer oder Gewitter
bringen.
Von Nordwestafrika wölbt sich an der Westflanke des Höhentiefkomplex ein
Höhenrücken bis nach Frankreich auf, dieser blockiert das Übergreifen des
Höhentiefkomplexes nach Westeuropa. Ein weiteres Höhentief befindet sich
westlich des Rückens vor der Westküste Portugals. Dabei werden sehr heiße und
durch das Mittelmeer angefeuchtete Luftmassen nach Frankreich geführt.
Am Samstag ändert sich an dieser Konstellation kaum etwas, um den Rücken herum
werden noch etwas wärmere und feuchtere Luftmassen herangeführt, so dass nun
verbreitet über Deutschland in 850 hPa die 15 Grad zu finden ist. Abgesehen von
dem Südosten bleibt das Absinken innerhalb der Hochdruckzone bestehen.
Am Sonntag formiert sich ausgehend von Grönland ein ausgeprägter Langwellentrog,
der rasch auf Westeuropa übergreift. Dort verbindet er sich mit dem Höhentief
westlich von Portugal, wobei sich das Höhentief an dessen Vorderseite
Nordostwärts in Richtung Biskaya verlagert. Dabei wird der Höhenrücken leicht
nach Osten verdrängt und auch das Höhentief über Ungarn zieht sich in Richtung
Griechenland zurück. Über Deutschland hält sich aber noch der überwiegend
sonnige und trockene Hochdruckeinfluss, wobei sich die Hochdruckzone immer mehr
nach Nordosteuropa verlagert.
Am Montag greift das nun hochreichende Höhentief auf Frankreich über, wobei sich
an dessen Ostflanke eine Konvergenz (Tiefdruckrinne) ausprägt, die zu kräftigen
Hebungsprozessen führt. Innerhalb dieser Konvergenz befindet sich eine Zunge mit
sehr feuchten und heißen Luftmassen, in der sich auch heftige und
unwetterträchtige Gewitter bilden können. Diese Konvergenz greift im Laufe des
Tages auch auf Deutschland über. Die Hochdruckzone verabschiedet sich nach Osten
und Deutschland ist nun gänzlich zyklonal geprägt.
Am Dienstag greift der Langwellentrog von Westeuropa langsam auch auf
Mitteleuropa über, an dessen Westflanke strömen recht kühle Luftmassen aus der
Irmingersee in Richtung Spanien. Über Mitteleuropa bleibt anfangs der Zustrom
warmer und feuchter Luftmassen aus dem westlichen Mittelmeerraum bestehen, wobei
zum Mittwoch hin allmählich kühlere und trockenere Luftmassen um den Trog herum
nach Deutschland gelangen. Vor allem in der Osthälfte sollen nach dem aktuellen
IFS Lauf noch von kräftigeren Gewittern heimgesucht werden. Am Alpenrand könnte
sich eine Schleifzone mit anhaltenden Niederschlägen entwickeln.
In der erweiterten Mittelfrist soll die Troglage über West bzw. Mitteleuropa
bestehen bleiben, wobei der Trog sich zunehmend zonal ausrichtet. Ab Mitte
nächster Woche soll eine deutlich kühlere Luftmasse dominieren und
Randtiefentwicklungen für etwas Regen oder auch Gewitter sorgen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis kommenden Sonntag sind die Prognosen des aktuellen IFS recht ähnlich zu dem
der Vorläufe, nachfolgend gibt es einige Unsicherheiten wie sich ein
atlantischer Trog bzw. ein Höhentief von der Biskaya aus auf Mitteleuropa
auswirkt. Im aktuellen Lauf, soll der Trog Mitte nächste Woche auf Deutschland
übergreifen, in der Vorläufen gibt es auch Versionen, bei denen wir auf dessen
Vorderseite bleiben und die Warmluftzufuhr weiter andauert.
Das Wetter wird sicherlich deutlich unbeständiger mit Schauern und bestimmt auch
heftigen Gewitterentwicklungen, evtl. ist auch eine Dauerregenlage am Alpenrand
denkbar. Allerdings gibt es auch große Temperaturunterschiede zwischen den
Läufen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis zum Wochenende simulieren die verschiedenen betrachteten Globalmodelle ein
ähnliches Bild. Ab Sonntag/Montag jedoch wird das Übergreifen des Troges jeweils
etwas anders simuliert.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Bis zum Wochenende ist in den Rauchfahren ein relativ enger Spread und ein hohes
Geopotenzial in 500 hPa zuerkennen. Auch bleibt es bis Montag niederschlagsfrei
und die Temperaturen in 850 hPa steigen kontinuierlich bis auf 18 Grad an. Ab
Montag öffnet sich der Spread jedoch sehr stark und das Potenzial fällt nahezu
bei allen Membern, jedoch gibt es auch Lösungen bei dem der Trog nicht durchgeht
und es zwar wechselhaft aber auch sehr warm bleibt. Quasi dasselbe Bild ist auch
im Ensemble von GFS zu finden.
In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es 3 verschiedene Cluster, die aber alle
das Blocking über Nord bzw. Nordosteuropa enthalten. Die Trogentwicklung ab dem
kommenden Wochenende wird indes jeweils etwas anders dargestellt und ist sehr
unsicher in der Prognose.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Bis einschließlich Sonntag bleibt es verbreitet sommerlich heiß und
niederschlagsfrei. Am Wochenende erhöht sich die Wärmebelastung.
Am Samstag und Sonntag gibt es ein sehr geringes Risiko vor kräftigen Gewittern
mit Starkregen im Südosten des Landes.
Am Montag und/oder Dienstag könnte eine großräumige Schwergewitterlage in
Deutschland bevorstehen. Die Vorhersage ist aktuell aber noch extrem unsicher!
Am Dienstag nächster Woche gibt es Signale, dass am Alpenrand länger anhaltende
und teils gewittrige Niederschläge auftreten. Strichweise ist Dauerregen nicht
ausgeschlossen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher